Kinder mit Autismus fördern (eBook)
147 Seiten
Kohlhammer Verlag
978-3-17-041395-5 (ISBN)
Dr. rer. nat. Vera Bernard-Opitz ist Psychotherapeutin (VT), Board Certified Behavior Analyst-D und als Referentin und Supervisorin in den USA und in Deutschland tätig. Dr. phil. (USA) Anne Häußler ist Pädagogin, Psychologin und als TEACCH® Certified Advanced Consultant und TEACCH® Certified Trainer international in der Fortbildung und Beratung tätig. Beide sind international anerkannte Autismus-Spezialistinnen.
Dr. rer. nat. Vera Bernard-Opitz ist Psychotherapeutin (VT), Board Certified Behavior Analyst-D und als Referentin und Supervisorin in den USA und in Deutschland tätig. Dr. phil. (USA) Anne Häußler ist Pädagogin, Psychologin und als TEACCH® Certified Advanced Consultant und TEACCH® Certified Trainer international in der Fortbildung und Beratung tätig. Beide sind international anerkannte Autismus-Spezialistinnen.
3 Strukturierung der Rahmenbedingungen
Für viele Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen sind eindeutige Rahmenbedingungen wichtig, um verwirrende Situationen zu vermeiden. Sie brauchen klare Informationen darüber, was wo passiert und was von ihnen erwartet wird. Durch strukturierende Maßnahmen wird deutlich, wo Spiel und Freizeit seinen Raum hat und wo Lernen und Arbeiten verlangt wird. Neben räumlichen Zusammenhängen sind sie auch auf klare zeitliche Strukturierung angewiesen. Visuelle Hilfen unterstützen sie darin zu verstehen, wann etwas geschieht und wie lange es dauert. Aber auch für die eigene Arbeits- und Handlungsorganisation benötigen sie oft Unterstützung. Sie profitieren häufig von strukturierenden Routinen und Systemen, die ihnen sagen, wo sie beginnen und wie sie weiter vorgehen sollen, um ihr Arbeitspensum zu erledigen. Im Folgenden stellen wir anhand von Beispielen visuelle Strukturierungsmöglichkeiten vor, die sich bewährt haben, um derartige Unsicherheiten zu verringern.
3.1 Räumliche Strukturierung
Personen mit einer Autismus-Spektrum-Störung fällt es oft schwer, sich in einem Raum zu orientieren und verschiedene Tätigkeitsbereiche zu erkennen. Sie profitieren daher von einfach strukturierten, übersichtlichen Anordnungen und visuellen Hinweisen, wo sich was befindet und welche Bereiche für welche Tätigkeiten vorgesehen sind. Eine klare Strukturierung des Raumes zählt daher zu den grundlegenden Maßnahmen, um selbstständiges und kompetentes Handeln zu unterstützen.
Die Beispiele zur räumlichen Strukturierung beziehen sich auf die Raumgestaltung und Anordnung der Möbel, aber auch auf vielfältige Ideen, wie sich »Wo-Fragen« visuell beantworten lassen. Durch Abgrenzung einzelner Bereiche mithilfe von Regalen und Raumteilern wird leichter nachvollziehbar, wo welche Arten von Aktivitäten stattfinden – und wo man sich daher zu einer gegebenen Zeit aufhalten soll. Unterschiedliche Bodenbeläge können dazu beitragen, räumliche Grenzen zu definieren. Mithilfe farblicher Codierungen lassen sich Plätze markieren und inhaltliche Zusammenhänge verdeutlichen. Bilder und Schilder helfen zu erkennen, welche Orte welche Funktionen haben. Schablonen, Markierungen und Behälter dienen dazu, den Platz für bestimmte Dinge zu kennzeichnen oder zu verdeutlichen, wo der eigene Platz ist.
Abb. 1: Raumaufteilung in der Frühförderung
1. Raumaufteilung in der Frühförderung
Der Raum ist durch Regale in Bereiche zum Spielen und zur Einzelförderung geteilt. Ein Gruppentisch deutet Aktivitäten für mehrere Kinder an. Individuelle Ablaufpläne sind an einer für alle leicht zugänglichen Wand angebracht.
Abb. 2: Fußbodengestaltung
2. Fußbodengestaltung
Arbeits- und Spielbereich sind durch verschiedene Fußböden klar gekennzeichnet. Der Bereich Einzelförderung ermöglicht durch einen niedrigen Rollschemel Arbeit mit Kindern auf Augenhöhe sowie schnelle Beweglichkeit der Bezugsperson.
Abb. 3: Farbliche Kennzeichnung von Platzdeckchen und Ablaufplan
3. Farbliche Kennzeichnung von Platzdeckchen und Ablaufplan
Ein U-förmiger Tisch macht es den Pädagogen einfacher, von der Mitte aus mit einzelnen Kindern zu interagieren. Kinder haben farblich gekennzeichnete Platzdeckchen, die der Farbe ihrer Ablaufpläne entsprechen (im Hintergrund).
Abb. 4: Farbliche Kennzeichnung von Stühlen
4. Farbliche Kennzeichnung von Stühlen
Stühle mit Grundfarben und farblich gleichen Streifen für die Füße geben den Kindern Hinweise, wo sie wie sitzen sollten (z. B. Peter ist immer auf dem roten Stuhl und hat die Füße auf dem Fußboden). Visuelle Pläne deuten an, welche Aktivitäten es heute gibt, welche Lieder beim Singen drankommen können und welche Kinder anwesend sind (von links nach rechts).
Abb. 5: Tisch für Gruppenunterricht
5. Tisch für Gruppenunterricht
Der Platz der Lehrerin ist im Inneren des Nierentisches. So hat sie direkten Zugang zur Tafel und allen Unterrichtsmaterialien. Da sie auf einem Drehstuhl sitzt, kann sie sich jedem Schüler direkt zuwenden.
Abb. 6: Pausenbereich
6. Pausenbereich/»Beruhigungs-Orte«
In diesem Bereich sind Materialien zur Pausenbeschäftigung direkt zugänglich. Ein Igluzelt bietet einen zusätzlichen Rückzugsraum. Der Pausenbereich ist zudem durch einen Teppich gekennzeichnet.
Abb. 7: Blick aus Freizeitecke auf Arbeitsplätze
7. Blick aus Freizeitecke auf Arbeitsplätze
Die Freizeitecke ist innerhalb des Raumes klar abgegrenzt und hat einen eigenen Eingang. Sichtblenden finden Einsatz, wo Konzentration auf die Arbeit notwendig ist.
Abb. 8: Computerarbeitsplatz
8. Computerarbeitsplatz
Durch Stellwände wurde ein abgeschirmter Computerarbeitsplatz geschaffen. Die Stellwand steht auf Rollen und kann nach Bedarf verschoben werden.
Abb. 9: Selbstständiges Arbeiten
9. Selbstständiges Arbeiten
An einem ablenkungsarmen Arbeitsplatz wird durch den bildlichen Hinweis an der Wand signalisiert, dass hier gearbeitet werden soll. Ein Arbeitsplan zeigt dem Kind, in welcher Reihenfolge Aufgaben angegangen werden. Bewältigte Aufgaben werden in die rote »Fertig-Kiste« gelegt.
Abb. 10: Ecke für Partneraktivitäten
10. Ecke für Partneraktivitäten
Neben motivierenden Aktivitäten für gemeinsames Spiel kann es auch hilfreich sein, dieses durch entsprechende räumliche Gestaltung zu unterstützen. Manchmal ist es hilfreich, dem Partnerspiel einen eigenen Raum oder Bereich zuzuordnen.
Abb. 11: Strukturierter Spielbereich
11. Strukturierter Spielbereich
Durch einen Teppich, ein großes Bild von »Spielen« und entsprechendes Spielmaterial wird ein Bereich zum Spiel mit Küchenmaterialien gekennzeichnet. Um ein ruhiges, konstruktives, Spiel zu erleichtern, wird nur eine begrenzte Anzahl von Materialien angeboten.
Abb. 12: Räumliche Gestaltung für eine Spielgruppe
12. Räumliche Gestaltung für eine Spielgruppe
Der Spielteppich ist nochmals durch Möbel begrenzt. Teppichfliesen bzw. Kissen zeigen an, wo man sitzen soll. Der Bereich, in dem das aktuelle Material angeboten und verwendet wird, ist durch den Reifen gekennzeichnet. Ein »Fertig-Korb« steht bereit, in den man die Spielzeuge am Ende einräumen kann.
Abb. 13: Räumliche Gestaltung für Dartwettbewerb
13. Räumliche Gestaltung für Dartwettbewerb
Die Gruppenteilnehmer sitzen auf ihren, durch Namen gekennzeichneten, Stühlen. Wer an der Reihe ist, stellt sich auf den »Standpunkt« (Matte mit Fußabdrücken), von dem aus die Bälle geworfen werden.
Abb. 14: Räumliche Wartehilfen
14. Räumliche Wartehilfen
Warten ist oft schwer, nicht nur für junge Kinder mit ASS. Farbige Fußstapfen verdeutlichen, wo man stehen sollte.
Abb. 15: Einbau von Vorlieben in Wartesituationen
15. Einbau von Vorlieben in Wartesituationen
Individuelle Vorlieben können genutzt werden, um Wartezeiten zu erleichtern. Hier wurde für ein Kind, das von Thomas dem Zug fasziniert war, ein Bild des Zuges und Andeutungen von Gleisen auf den Boden geklebt. Als »Zugführer« fiel ihm das Warten leicht.
Abb. 16: Einchecken für den Garten
16. Einchecken für den Garten
Egal, welche Art von Hinweis ein Kind nutzt, um in den Garten zu gehen – an der Außentür zum Garten befindet sich eine Möglichkeit, ihn abzulegen und sich damit aus dem Haus abzumelden bzw. für den Garten »einzuchecken«.
3.2 Zeitliche Strukturierung
Neben der räumlichen...
Erscheint lt. Verlag | 6.12.2023 |
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Zusatzinfo | 431 Abb., 2 Tab. |
Verlagsort | Stuttgart |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften |
Medizin / Pharmazie | |
Schlagworte | ASS • Lernförderung • visuelles Lernen |
ISBN-10 | 3-17-041395-3 / 3170413953 |
ISBN-13 | 978-3-17-041395-5 / 9783170413955 |
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