Demenz im Film (eBook)
XVI, 278 Seiten
Springer Berlin Heidelberg (Verlag)
978-3-662-66389-9 (ISBN)
Seit der Jahrtausendwende wagen Filmemacher immer häufiger, das gesellschaftlich drängende Thema Demenz in Großproduktionen aufzugreifen - für die große Leinwand mit ihren hochbudgetierten Produktionen war das bis dahin zu brenzlig, kontrovers und für Kassenschlager schlicht ungeeignet. Der Trend setzt sich bis heute fort: Allein 2020 schafften es sechs Großproduktionen um das Thema Demenz, teils mit Hollywoodstars besetzt, in die großen Kinosäle. Das Kino lernt also Vergessen!
Die Autoren begeben sich in diesem Buch auf die Spuren dieser Entwicklung und heben gesellschaftlich und künstlerisch bemerkenswerte Aspekte hervor: Sie skizzieren die Perspektive der Erkrankten, der Angehörigen und die filmische Darstellung von Pflegeeinrichtungen. Filme weiblicher Regisseure und Werke aus anderen Kulturen fügen eine antipatriarchische und internationale Sichtweise auf die Erkrankung hinzu und zeigen Standpunkte jenseits stereotyper Vorstellungen auf. Darüber hinaus stellen die Autoren Filme vor, die das Thema 'Demenz' mit weiteren umstrittenen Themen verbinden, wie z. B. der Homosexualität. Diese nutzen die Kraft der Fiktion, um uns zukünftige Weltentwürfe zu zeigen, in denen z. B. künstliche Intelligenz und futuristische Techniken Dementen das Leben erleichtern.
Das Buch möchte so auf unterhaltsame Weise einen Beitrag zur Aufklärung über Demenz leisten und auch sensibilisieren für die künstlerisch-filmische Aufbereitung einerseits und medizinische Realität andererseits. Es richtet sich an alle kinobegeisterten Leser, ob mit oder ohne medizinisch-fachliche Vorkenntnisse - für unvergessliche Einblicke in das Thema 'Demenz im Film'!
Dennis Henkel, Dr. med., Arzt, Studium der Philosophie, Theater-Film-Fernsehwissenschaften und Kunstgeschichte, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität zu Köln am Institut für Geschichte und Ethik in der Medizin. Buchautor, Herausgeber von Sammelbänden und Verfasser zahlreicher Veröffentlichungen in internationalen medizinischen Fachjournalen zum Thema Darstellung der Medizin im Film. Email: henkel.dennis@outlook.com
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 8
Herausgeber- und Autorenverzeichnis 10
Über die Autoren 10
Autorenverzeichnis 15
1: Einleitung: Anfänge der Demenzdarstellung im Kino – Filme vor dem Jahr 2000 16
Vorspann – Das Jahr 1970 17
Stilistik und Merkmale 18
Darstellung der Symptomatik und der Medizinwelt 19
Chronologie 20
Die 1980er 20
Die 1990er 21
Abspann, oder: Was man nicht vergessen sollte 23
Literatur 25
Teil I: Vom familiären Drama, der häuslich-familiären Pflege und der Endstation Pflegeheim 26
2: Vom familiären Drama in Iris 27
Vorspann 28
Film ab! 29
Ein Lebensbund in den Zeiten von Alzheimer … 29
… und die Vorgeschichte 30
Dramaturgische Facetten 32
Die Protagonisten: Kontraste und Komplementaritäten 32
Die Tragödie des Partners 33
Reality Check – Von der Leinwand in die Praxis 34
Der Beginn der Symptome 34
Mittleres und fortgeschrittenes Stadium 35
Abspann, oder: Was nicht vergessen werden sollte 37
Literatur 38
3: Mein Vater – Ein Ich löst sich auf 39
Vorspann 40
Alzheimer-Demenz – Die erschütternde Diagnose 40
Film ab! 41
Der unaufhaltsame Beginn 42
Vom Unfall zur Diagnose 42
Der geklaute Bus 43
Nachlassende Sozialkompetenz 44
Paranoia und das „Ding im Kopf“ 45
Ein zweiter, letzter Versuch 45
Die Figuren im Zentrum der Tragik 46
Der Erkrankte 46
Die Angehörigen 47
Reality Check – Von der Leinwand in die Praxis 48
Abspann, oder: Was man nicht vergessen sollte 49
Die Wirkung auf den Zuschauer 49
Die Unmöglichkeit der häuslichen Pflege? 49
Zwischen Autonomie und Entmündigung 50
Autonomie bei Demenz? – Ein ethisches Problemthema 50
Literatur 51
4: Wie fühlt es sich wohl an, dement zu werden? Der untypische Genre-Klassiker Still Alice 52
Vorspann 53
Film ab! 54
Plötzliche Desorientierung und die erschütternde Diagnose 55
Rapider Regress 56
Ein in vieler Hinsicht ungewöhnlicher Demenzfilm 56
Verzicht auf biografische Rückschau 58
Fallhöhe statt Symbolik 58
Demenz als Anstoß zu familiärer Annäherung? 58
Die verlorene Tochter 59
Eine bedenkenswerte Rede 59
Reality Check – Von der Leinwand in die Praxis 60
Eindrucksvoll einfühlsam 60
Tabuthema Spätstadium der Demenz 62
Tabuthema Suizid bei Demenz 62
Abspann, oder: Was man nicht vergessen sollte 63
Literatur 64
5: Das Mädchen mit dem Opa, der Honig im Kopf hat 65
Vorspann 66
Film ab! 67
Die Rosenbachs 67
Amandus’ neues Domizil 68
Der Versuch, Amandus ins Familienleben zu integrieren 68
Tilda nimmt die Sache in die Hand 69
Das unvermeidbare Schicksal 70
Demenz in der Praxis versus Demenz im Film 70
Kinematografische Ferndiagnose? 71
Demenz in der ICD 10 71
„Alles verklebt, als hätte man Honig im Kopf“ 71
Tragik und Humor: Kann das gut gehen? 72
Reality Check – Von der Leinwand in die Praxis 73
Tabuthema Sexualität im Alter 73
Sinnfrage im Angesicht der eigenen Vergänglichkeit 73
Religion als Ressource 74
Resonanz, Rezeption und die ambivalente Natur der Komik 74
Doch nicht nur Verharmlosung und Schönmalerei? 75
Genderaspekte, oder: Ist Pflege Frauensache? 76
Abspann, oder: Was man nicht vergessen sollte 76
Literatur 77
6: „Ich verliere meine Blätter“ – Vulnerabilität als Selbsterfahrung des Zuschauers in The Father 78
Vorspann 79
Film ab! 80
Der fremde Mann, die fremde Frau 81
Die neue Betreuerin 82
Annes neuer (wahrer?) Partner 83
Tragisches Finale 83
Verloren in Raum und Zeit: Die Vulnerabilität des Menschen 84
Die Musik 85
Die Räume 86
Die Uhr 86
Das Erschrecken 87
Die Unauflöslichkeit der Beziehung 87
Reality Check – Von der Leinwand in die Praxis 87
Wahrung des Scheins 88
Fürsorge versus Selbstbestimmung 88
Wohnraum 89
Umherirren 89
Trauma 90
Verlust von Raum und Zeit 90
Diebstahl 91
Korrekturen 92
Demütigung 92
Ungerechtigkeit gegenüber den eigenen Kindern 92
Überforderung der Angehörigen 92
Lichte Momente 93
Berührung 93
Abspann, oder: Was man nicht vergessen sollte 93
Literatur 94
7: Je mehr der Geist verblasst, umso heller leuchtet der Hass – Falling ohne Aussicht auf Besserung 96
Vorspann 97
Film ab! 98
Vom Aufeinanderprallen der Wertewelten im Schlaglicht der Demenz 98
Von der Kontinuität der Persönlichkeit 99
Vom langsamen Fallen zum Absturz 100
Der Vater, der Sohn und die Demenz 102
Ein guter Sohn eines bösen Vaters, ein Enkel eines bösen Großvaters 102
Das Heimweh des Vaters und die Sehnsucht des Sohnes 104
Der schleichende Abschied des Geistes 105
Reality Check – Von der Leinwand in die Praxis 105
Abspann, oder: Was man nicht vergessen sollte 107
Literatur 108
Teil II: Genderaspekte: Wie Regisseurinnen die Demenz inszenierten 109
8: Der Bär kletterte über den Berg oder „Die Hürde des Vergessens“ in An ihrer Seite 110
Vorspann 111
Film ab! 112
Eine Liebesgeschichte mutiert zur Angehörigengeschichte 113
Fiona und Grant – „Ich wollte für immer an ihrer Seite bleiben.“ 113
Aubrey, der demente Nebenbuhler 116
Grants Prozess – Veränderung durch Liebe 117
Die Allegorie als Sprache des Existenziellen 118
Reality Check – Von der Leinwand in die Praxis 119
Das Auftreten unbewältigter Konflikte in der Demenz 121
Abspann, oder: Was man nicht vergessen sollte 123
Literatur 123
9: Die Wilden und die Traurigen – Demenz als Krise der Familie mit Die Geschwister Savage 124
Vorspann 125
Film ab! 126
Gegenwärtiges und vergangenes Leid 127
Suche nach Heimat 127
Heimkehr 128
Heilbare Krise trotz unheilbarer Krankheit 129
Wer sind die Savages? 130
Wie feministisch erzählt Tamara Jenkins? 130
Reality Check – Von der Leinwand in die Praxis 132
Krankheitsgeschichte und Symptome 133
Diagnostisches 134
Empathie und Wirklichkeit 135
Abspann, oder: Was man nicht vergessen sollte 135
Literatur 136
10: Der Horror des Hereditären in Relic 138
Vorspann 139
Biografische Inspirationen, Schuldgefühle und Kindheitstraumata 140
Film ab! 140
Spuren des Verfalls 140
Die Rückkehr 141
Geistige Zersetzung und „der Andere“ 141
Drei Generationen – Ein Schicksal 142
Der Weg zur Akzeptanz 143
Realer Schrecken als verstörende Metapher 143
Rezeption 145
Genderaspekte 145
Reality Check – Von der Leinwand in die Praxis 146
Akkuratesse in genrespezifischer Verfremdung 146
Schreckliche Gewissheit 147
Abspann, oder: Was man nicht vergessen sollte 148
Literatur 148
Teil III: Ein Blick über den Tellerrand: Internationale Demenzfilme fernab des Eurozentrismus 150
11: Starke Frauen, marode Gesellschaftsstrukturen und die Flüchtigkeit des Seins in Sommerschnee 151
Vorspann 152
Gesellschaftskritik im Dickicht der heiteren Tragödie 153
Film ab! 153
Der Tod der Großmutter 154
Der steinige Weg zur Diagnose 154
Endstation Pflegeheim? 155
Im Strudel eines melancholisch-optimistischen Finales 156
Filmgeschichte Hongkongs, die Regisseurin Ann Hui und Schnee im Sommer 157
Von komischer Tragik und tragischer Komik 158
Eine Ode an die Frau 159
Analogie zur politischen Unabhängigkeit Hongkongs 160
Reality Check – Von der Leinwand in die Praxis 161
Demenz im fernen China – Zahlen, Fakten und Kontext 161
Von fehlender Empathie und dem Grauen des Pflegeheims 162
Abspann, oder: Was man nicht vergessen sollte 163
Literatur 163
12: Das Streben nach „Ikigai“ und dessen Herausforderungen in Memories of Tomorrow 165
Vorspann 166
Ken Watanabe und das Stanislawski-System 167
Film ab! 168
Die ersten Anzeichen 168
Depression? 168
Mit aller Kraft funktionieren! 169
Heiwa no Aki (Herbst des Friedens) 170
Beruf, Berufung, Leidenschaft und eine Mission – die Suche nach Ikigai im Prozess des Vergessens 171
Zwischen Tradition und Moderne 172
Yamato Nadeshiko? – Die Rolle der Frau in Memories of Tomorrow 173
Der Arzt: hilfloser Zuschauer oder tragischer Held? 173
Reality Check – Von der Leinwand in die Praxis 174
Demenz im Land der aufgehenden Sonne 174
Therapie der Alzheimer-Demenz – Zwischen Tradition und Moderne 175
Abspann, oder: Was man nicht vergessen sollte 175
Literatur 176
13: Die Büchse der Pandora und die Last des Vergessens 177
Vorspann 178
Die Sprache der Demenz – Tsilla Chelton in der Hauptrolle 179
Film ab! 179
Der Schleier lüftet sich – Im Nebel der Konflikte 180
Erinnerungen an die Vergangenheit und ein neues Leben 180
Die endgültige Diagnose und eine Familie in Scherben 181
Zwischenstation Pflegeheim und der Frieden in den Bergen 181
Pandora’s Box: Tradition und der Kontrast zum türkischen Mainstreamfilm 182
Ungleiche Geschwister und das Tabu Pflegeheim 183
Akzeptanz der Demenz und ihre kulturellen Charakteristika in Pandora’s Box 184
Reality Check – Von der Leinwand in die Praxis 186
Demenz unter dem Halbmond 186
Prozess des Vergessens – Eine Sicht vom Standpunkt des Islams 186
Darstellung der Demenz im Film 187
Abspann, oder: Was nicht vergessen werden sollte 188
Literatur 189
14: Ordnung und Verlust in Memoir of a Murderer 190
Vorspann 191
Film ab! 193
Die Gewohnheit des Tötens 193
Die Gesetze der Serie 194
Trügerische Zeichen: Medien, Einsatz, Archiv 195
Erinnerbare Bilder, mediale Träger und Spuren 195
Die Wahrheit der Erzählung 197
Reality Check – Von der Leinwand in die Praxis 198
Abspann, oder: Was man nicht vergessen sollte 199
Literatur 199
Teil IV: Besonderes und Kontroverses: Demenz in gleichgeschlechtlicher Partnerschaft, assistierter Suizid, futuristische Therapieansätze und die musikalische Begleitung des Demenzfilms 201
15: Demenz und Digitalisierung – Die Zukunft der Pflege mit Robot & Frank
Vorspann 203
Melange der vermeintlichen Gegensätze 204
Film ab! 204
Der Eindringling 206
Raub mit Komplizenschaft 207
Endstation Pflegeheim 207
Eine ungleiche Freundschaft, ein ethisches Dilemma und Zukunftsoptimismus 208
Freund oder Feind? 208
Eine Liebeserklärung an den Futurismus 210
Reality Check – Von der Leinwand in die Praxis 211
Robotik in Forschung und klinischem Alltag 212
Utopie oder Dystopie? 213
Abspann, oder: Was man nicht vergessen sollte 213
Literatur 214
16: Die Auslöschung – das Ende einer bildungsbürgerlichen Liebe 215
Vorspann 216
Die Demenz im Film 216
Film ab! 217
Den „Feind“ kennenlernen 217
Die Protagonisten, dramaturgische Fallhöhe und assistierter Suizid 218
Ernst Lemden, Kunstprofessor, Erkrankter 218
Judith Fuhrmann, Kunstrestauratorin, Angehörige 219
Reality Check – Von der Leinwand in die Praxis 219
Vergessen 220
Abstraktionsfähigkeit 220
Emotionalität und Wahrnehmung 221
Wieder zum Kind werden: Infantilisierung 221
Affektausbrüche 222
Freiheit und Demenz 223
Todeswunsch und Demenz 224
Abspann, oder: Was man nicht vergessen sollte 225
Literatur 226
17: Historisches Vergessen und traumatisches Erinnern in Remember 227
Vorspann 228
Film ab! 229
Die Erinnerungsreise beginnt 229
Auf der Suche nach dem Richtigen: Irrfahrten durch Nordamerika 230
Begegnung mit einem (Neo)Nazi 232
Verkennung der Realität und wahre Erinnerung 233
Wie entstand der Film, und wer war daran beteiligt? 235
Reality Check: Medizinische Einordnung 236
Demenz und Amnesie als Metaphern für Verleugnung des Nationalsozialismus 238
Abspann, oder: Was man nicht vergessen sollte 240
Literatur 241
18: Supernova – ein verglühender Stern 242
Vorspann 243
Film ab! 244
Routine, Vertrautheit und plötzliches Verschwinden 245
Galgenhumor im Angesicht der Tragödie 246
Stille Helden 247
Idealisierung romantischer Liebe? 248
Reality Check – von der Leinwand in die Praxis 249
Sozialer Halt 250
Selbstwirksamkeit 251
Abspann, oder: Was man nicht vergessen sollte 252
Literatur 252
19: Kompositionen des Vergessens – Filmmusikalische Aspekte in Spielfilmen über Alzheimer-Erkrankte 254
Vorwort 255
Ideen zu einer Musik im „modus mentis confusione“ 256
Theoretische Überlegungen zu einer affirmativen und alternativen Musikdramaturgie im Kino des Vergessens 257
Zwischen Affirmation, Negation und Indifferenz 259
Gestalt und Aufgabe der Musik in Filmen, in denen die Darstellung von Alzheimer-Kranken in einer Nebenrolle erfolgt 260
Gestalt und Aufgabe der Musik in Filmen, in denen die Darstellung von Alzheimer-Kranken in einer Hauptrolle erfolgt 263
Kurzes Resümee 268
Literatur 268
20: Demenzfilm – Eine Filmographie 269
Methodik 270
Quellen 270
Chronologische Auflistung internationaler Demenzfilmproduktionen (n=275) 271
Erscheint lt. Verlag | 30.11.2023 |
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Zusatzinfo | XVI, 278 S. 73 Abb. in Farbe. |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete |
Schlagworte | Demenz • demenzfilm • Early-onset-Demenz • Einzelfilmbesprechung • Geistiger Verfall • Hollywood-Produktion • pathologisches Vergessen |
ISBN-10 | 3-662-66389-9 / 3662663899 |
ISBN-13 | 978-3-662-66389-9 / 9783662663899 |
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
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