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Soziale Selbsthilfe und Religion -  Margarete Oppenberg

Soziale Selbsthilfe und Religion (eBook)

Ist Religiosität hilfreich bei der Bewältigung chronischer Erkrankungen?
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
84 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7578-2594-2 (ISBN)
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Hilft mir Religiosität, besser mit meiner chronischen Erkrankung umzugehen? Mit dieser Frage beschäftigt sich dieses Buch. Es werden Begriffe und theoretische Grundlagen ge- bzw. erklärt, Effekte untersucht und verschiedene Bewältigungsstrategien vorgestellt. Es handelt sich um eine Frage, die im ersten Moment sehr einfach beantwortbar zu sein scheint. Bei genauerem Hinsehen finden sich dann aber viele Aspekte, die Einfluss auf die Krankheitsbewältigung haben. Im Fazit findet sich das Ergebnis dieser Untersuchung, dennoch wird die Frage für jeden Menschen individuell zu beantworten sein.

Margarete Oppenberg (geb. 1969) ist Diplom-Gesundheitsökonomin (Universität Köln), Asthma- und COPD-Trainerin sowie Atemberaterin. Seit über 20 Jahren ist sie tätig im Bereich der Patientenschulung, um den Betroffenen neben dem theoretischen Wissen über die Erkrankung praktikable und hilfreiche Tools zur Alltags- bzw. Krankheitsbewältigung an die Hand zu geben. Margarete Oppenberg ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann im Rheinland in der Nähe von Köln.

2.3 Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Religionen


Um noch einmal auf den Begriff zurückzukommen: Das Judentum und der Islam haben beispielsweise keinen adäquaten Begriff für „Religion“. Im Christentum wurde der Begriff vielfach (auch willkürlich) verändert. Daher lässt sich auf diese Weise – über den Begriff – kein unmittelbarer Vergleich durchführen.

Auch über andere Aspekte der einzelnen Religionen lassen sich wenige Gemeinsamkeiten finden. Manche Religionen haben einen Gott, andere zwei oder auch mehrere, wieder andere haben gar keine gottähnliche Leitfigur.11

Auch die Botschaften unterscheiden sich: Während es beispielsweise in der griechischen Mythologie um die Tugenden ging, spricht das Christentum von Glaube, Liebe und Hoffnung und der Buddhismus von der Erlösung. Es lässt sich auch kein gemeinsames Hauptziel feststellen. Im Hinduismus ist oberstes Ziel die Wohlfahrt, im Buddhismus ist es der Eingang ins Nirvana, im Islam das Paradies und im Christentum die Heiligkeit bzw. der Himmel. Des Weiteren unterscheiden sich die Religionen in ihren Riten und Symbolen sowie in ihren Ansichten über die Weltentstehung. Auch die religiöse Lebenseinstellung eines Menschen ist nicht an eine bestimmte Konfession gebunden, jedoch liegen in den verschiedenen Konfessionen unterschiedliche Formen von Spiritualität vor. Die zugehörigen Praktiken können gleich, ähnlich oder auch unterschiedlich sein. Daraus folgt auch eine unterschiedliche Definition und Beschreibung von Gott.12

Das Christentum und der Islam sowie einige Formen des Buddhismus sind missionarisch tätig, um Menschen gleich welcher Nationalität oder Ethnizität zu konvertieren. Der Islam und auch das Christentum erlauben keine weitere Zugehörigkeit zu einer anderen Religionsgemeinschaft, die Buddhisten hingegen sind diesbezüglich tolerant. Im Judentum und Hinduismus ist die missionarische Tätigkeit begrenzt.

Die folgende Übersicht bzw. der Vergleich zwischen den USA und Deutschland verdeutlicht, dass es auch kulturelle Unterschiede bezüglich der Wertigkeit von Religion für den Einzelnen sowie auch der Ausübung religiöser Praktiken oder Aktivitäten gibt.

Tabelle 1: Bedeutung von Religion in den USA

Anteil in der
Bevölkerung in %
Fester Glaube an Gott oder ein höheres Wesen 95,00 %
Zugehörigkeit zu einer religiösen Gemeinschaft 66,00 %
Regelmäßiger Besuch (mind. einmal wöchentlich) eines
Gottesdienstes
44,00 %
Religion ist „sehr wichtig“ im Leben 55,00 %

Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Klein und Albani (2007), S. e3.

Tabelle 2: Religionszugehörigkeit in der BRD

Religions- und
Konfessions- gemeinschaften
Mitglieder*
% der
Bevölke- rung
% der religiös
gebundenen
Bevölkerung
Großkirchen 52 001 000 63,00 % 89,28 %
römisch-katholische 26 165 000 31,70 % 44,92 %
Kirche 25 836 000 31,30 % 44,36 %
evangelische
Landeskirchen
weitere Kirchen** 1 711 000 2,07 % 2,94 %
übrige Weltreligionen 3 702 000 4,49 % 6,35 %
Islam 3 172 000 3,84 % 5,45 %
Buddhismus 245 000 0,30 % 0,42 %
Judentum 189 000 0,23 % 0,32 %
Hinduismus 95 000 0,12 % 0,16 %
andere religiöse und
weltanschauliche Gemeinschaften***
829 000 1,01 % 1,43 %
mit religiöser
Zugehörigkeit
insgesamt
58 243 000 70,57 % 100,00 %
ohne religiöse Zugehörigkeit
24 289 000 29,43 %
insgesamt 82 532 000 100,00 %

* Die Angaben beziehen sich auf die Zahlen des Statistischen Bundesamts sowie die Zahlen des Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienstes e.V.

** Orthodoxe und orientalische sowie Freikirchen (Adventisten, Baptisten, Methodisten, Mennoniten, Pfingstgemeinden u. a.), sofern sie Mitglieder oder Gastmitglieder im Ökumenischen Rat der Kirchen, in Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen oder in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen sind.

*** Hierzu gehören sowohl Gemeinschaften mit christlichem Hintergrund (Christengemeinschaft, Mormonen, Neuapostolische Kirche, Zeugen Jehovas), die mit über 700 000 Anhängern den überwiegenden Teil ausmachen, als auch sonstige religiöse und weltanschauliche Gemeinschaften; darunter so unterschiedliche Gruppierungen wie Baha’i, freireligiöse Gemeinden und Scientology. Insgesamt handelt es sich um neuere religiöse Bewegungen

Quelle: Klein und Albani (2007), S. e4.

Die Religionszugehörigkeit sagt noch nichts über die Bedeutung aus, die Religion bzw. Religiosität für den Einzelnen hat. Obwohl 63 % der Gesamtbevölkerung Deutschlands einer Großkirche angehören, besuchen nur 15 % der Katholiken und 4 % der evangelischen Kirche Zugehörigen in Deutschland regelmäßig wöchentlich eine Kirche. Für etwa 55 % der US-Amerikaner, jedoch nur für 20 % der Deutschen ist der Glaube der wichtigste Wert in ihrem Leben. Insgesamt treten bei den US-Amerikanern die gemeinsamen Glaubensüberzeugungen und Aktivitäten deutlicher zutage als bei den Deutschen.13

Auf dieser Basis lassen sich wenige Gemeinsamkeiten finden. In einem neueren Ansatz der Anthropogeographie nach Hantschel14 gibt eine grafische Darstellung eine Übersicht über die Gesellschaftsebenen und damit eine Hilfestellung bei der Ausarbeitung von Gemeinsamkeiten:

Abbildung 2: Gesellschaftsebenen

Quelle: Hantschel (1984), S. 139.

Übergeordnet findet man die Gesellschaft, die für ein bestimmtes Wissen, Ideen, Werte etc. steht, als Erfahrungs- und Handlungsträger. Innerhalb der Gesellschaft gibt es dann auf der zweiten Ebene bestimmte Institutionen und Organisationen, denen die einzelnen Personen angehören können (einer einzigen Organisation oder auch mehreren). Auf der untersten Ebene ist die individuelle Erfahrungswelt des Einzelnen abgebildet.15

Legt man den aktuellen Stand der Forschung zugrunde und betrachtet Religion als eine soziale Funktion der Gesellschaft, bietet sich eine Annäherung an den Religionsbegriff über die verschiedenen Kulturen an.16 Aus dieser Perspektive heraus findet man in allen Religionen zentral eine Leitidee (oberste Ebene; Gesellschaft), um die herum sich Ideen, Institutionen und Artefakte anordnen (mittlere Ebene; Organisationssysteme), die schließlich insgesamt das ausmachen, was wir als Kultur bezeichnen (unterste Ebene; Interaktionssysteme).

Man kann also die Religionen nicht im Einzelnen betrachten, sondern man muss eine höhere Ebene bzw. einen systemtheoretischen Ansatz wählen, um Gemeinsamkeiten zu finden. In dieser Darstellung ist die gemeinsame Idee der Glaube – gleich welcher Konfession. Als funktionale Organisationen können Kirchen und zugehörige Einrichtungen und Institutionen (z. B. die Kirche selbst oder Räumlichkeiten der angeschlossenen Institutionen wie der Caritas) angesehen werden. In der individuellen Erfahrungswelt füllt jedes Individuum seine Religiosität mit Leben (z. B. Rituale, Kontakte und Netzwerke etc.).

Bezüglich der Funktion von Religiosität in der Gesellschaft lässt sie sich weder allein über das Übernatürliche, mit dem Verstand nicht Fassbare, noch über den zentralen Gedanken einer Göttlichkeit definieren. Man darf vor allem die religiösen Phänomene, die sich in Riten und...

Erscheint lt. Verlag 13.3.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie
ISBN-10 3-7578-2594-2 / 3757825942
ISBN-13 978-3-7578-2594-2 / 9783757825942
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