Der Tod als Reflexionsgegenstand oder Teil des Lebens. Sterbende als Lehrende im Hospiz
Diplomica Verlag
978-3-96146-944-4 (ISBN)
Anja Herzog (1981), in Lauchhammer geboren, durfte eine Ausbildung zur Pflegenden absolvieren. Als Pflegende konzentriert sie sich auf die salutogenetische Perspektive der palliativen Begleitung. Mit den persönlichen Erfahrungen einer seltenen Krebserkrankung intensivierte sich ihre Perspektive. Am Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft an der Charité in Berlin (2019) sowie im Studiengang zur Berufspädagogik für Gesundheitsberufe an der B-TU in Cottbus/Senftenberg (2022) vertiefte sie ihre Perspektiven. Seit 2019 begleitet sie einerseits als Dozentin im Modul der Palliativen Patientenversorgung an der Akkon Hochschule in Berlin die Studierenden, andererseits als Lehrende in der generalistischen Ausbildung an Pflegeschulen. Sowohl in Projekten wie den 30GedankenZumTod als auch in gegenwärtigen Publikationen wie "Eine Krise: Die Kunst besteht darin zu lesen" (2022) lädt sie zu einem Dialog ein, mit ausgelöst durch die Erfahrungen der Menschen, die sie im Hospiz mit begleiten durfte und darf, die sie gleichermaßen mit begleiteten/begleiten und ggf. begleiten werden.
Textprobe:Kapitel 3.3. Lebenswelt in der palliativen Praxis: (stationäres) Hospiz:Das Mosaik der palliativen Lebenswelten (Abb. 1) gewinnt stetig an Farbe, belebt durch einen Dialog zwischen den beteiligten Akteuren der jeweiligen Lebenswelten. Doch was verbirgt sich hinter dem Terminus Hospiz?Die Lebenswelt des Hospizes entsprießt 1879 in Dublin, ausgehend von Mary Aikenhead, dem sich 14 Jahre später Howard Barrett anschließt, in dem er das St. Luke´s Home for the dying Poor ins Leben ruft. Erst 74 Jahre später gründete Cicely Saunders (1967) das St. Christopherus Hospiz in London. Mit dem Hospiz-Konzept verband sie die Idee, sich an die christlichen Aspekte zurück zu erinnern (Saunders 1999: 14). Sie legte drei Prinzipien zugrunde: Offenheit; Ganzheit: Einheit von Herz und Verstand; und die geistige Freiheit (von Musil 2011: 14). Die stationären Hospize in Deutschland sind kleine eigenständige Einrichtungen mit einem Versorgungsauftrag, charakterisiert durch eine familiäre Atmosphäre (DHPV 2017: 3; Feichtner 2018: 32 & vgl. Radbruch et al. 2022: 42), deren Aufnahme durch medizinische Indikationen bescheinigt wird. Der Anspruch für die Aufnahme in ein stationäres Hospiz resultiert einerseits aus der Symptomkomplexität, andererseits ausgehend von den erschöpften und verzweifelten Nahestehenden, verbunden mit dem Fakt, dass sich die Menschen im primären familiären Umfeld nicht mehr gut begleitet fühlen (vgl. Seeger et al. 2018: 135). Allein die Zahl derer, die an einem Ort der Sterbebegleitung betreut werden möchten, stieg bundesweit an, was die Studie in Köln unterstreicht (CoRe-Net 2021: 16), so dass die Zahl der stationären mittlerweile von 221 stationären Erwachsenen-Hospize (2016) (DHPV 2016: 4) auf 250 stationäre Hospize (2022) anstieg (DHPV 2022). Dort werden Menschen im Sterbeprozess durch ein interprofessionelles Team begleitet (DHPV 2017: 8-10), wie durch die Pflegenden.3.4 Pflegende in der palliativen Praxis:Es sticht hervor, dass die Pflegenden (Abb. 1) die Versorgung sowie die Begleitung der dyadischen Einheit der Sterbenden und Nahestehenden rund um die Uhr bei ständiger Präsenz gewährleisten (DHPV 2017: 9). Um dies zu dürfen, setzt es voraus, dass es den verantwortlichen Pflegenden erlaubt ist die Berufsbezeichnung zu tragen ( 1 Absatz 1. 1.1 KrPflG (buzer a 2019) und 1 PflBG (buzer b 2021)). Seit 2003 erwerben sie mit der Ausbildung die Kompetenz Menschen in der Auseinandersetzung mit Gesundheit sowie Krankheit zu unterstützen nach 3 Absatz 2.1c KrPfBG (buzer c 2019) und zu stärken, was laut 5 Absatz 3, Satz 1f PflBG (buzer d 2021) gleichermaßen mit anklingt. Damit sind sie befähigt eigenverantwortlich die Versorgung und Begleitung der Menschen aller Altersgruppen, Familien, Lebensgemeinschaften in allen Lebenssituationen zu übernehmen (vgl. Hommel & Koch 2017: 134, vgl. DBfK 2016: 6; DBfK 2021: 28) und sicher zu stellen ( 69 SGB XI) (buzer e 2022).Nachdem Ausflug in die Praxis mit Blick auf die dyadische Einheit sowie den der Pflegenden richtet sich das Augenmerk auf die Bedürfnisse. Auch wenn Bedürfnisse ein inhärenter existentieller Bestandteil der Menschen sind, sei der Forscherin an dieser Stelle gestattet, diese noch einmal losgelöst zu betrachten, wirken sich diese sowohl auf das Mosaik der Lebenswelten als auch auf die Forschung sowie auf die Konzepte aus (Abb. 1). 3.5 Deskriptive Bedürfnisse Sterbender:Universelle Bedürfnisse (Abb.1) definieren die der lebensnotwendigen nach Sicherheit, nach sozialen Kontakten, den individuellen wie Anerkennung und Wertschätzung sowie nach Selbstverwirklichung (Maslow) (Bosley & Kasten 2018: 27) deren Priorisierung sich im Laufe des Lebens verschiebt, final begünstigt durch einen fortschreitenden Krankheitsverlauf (vgl. Roller 2018: 12). Bedürfnisse sind durch einen Mangel oder Belastungszustand gekennzeichnet (DKG et al. 2020: 35), erlebend als Gefühl, was auf Befriedigung abzielt (Mägdefrau 2007: 26). Das grenzt sie klar von der normativ charakteristis
Erscheinungsdatum | 11.03.2023 |
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Sprache | deutsch |
Maße | 155 x 220 mm |
Gewicht | 197 g |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Pflege ► Palliativpflege / Sterbebegleitung |
Schlagworte | death literacy • emotionales Erleben • Ethnografie • Palliative Care • Pflege • Reflexive Grounded Theory • Salutogenese • Sterben |
ISBN-10 | 3-96146-944-X / 396146944X |
ISBN-13 | 978-3-96146-944-4 / 9783961469444 |
Zustand | Neuware |
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