Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Der Mann, der aus dem 3D-Drucker kam

(Autor)

Buch | Hardcover
208 Seiten
2023 | 2. Auflage
Heller Verlag
978-3-929403-72-5 (ISBN)
CHF 25,90 inkl. MwSt
2059: Der verwitwete und vergessene Schauspieler Walter Fabricius (69) ist des Lebens müde und will es selbstbestimmt beenden. Da erfährt er von der Möglichkeit, eine jüngere Version seiner selbst um zahlreiche Makel bereinigt, mit frischer Potenz ausgestattet, krankheitsresistenter und widerstandsfähiger als sein alter Körper, mit einem 3D-Drucker produzieren zu lassen. Doch beim Drucken geschieht ein Fehler, der alles auf den Kopf stellt.
München, 2059: Walter Fabricius, einst gefeierter, nun vergessener und verwitweter Schauspieler, ist entschlossen, sein Leben an seinem 70. Geburtstag im Kreise seiner Kinder zu beenden. Bei den Vorbereitungen für seinen Abgang erfährt er von einer fast unglaublichen Möglichkeit: Eine mysteriöse Schweizer Firma bietet an, eine jüngere, optimierte Version von sich selbst mithilfe eines 3D-Bio-Druckers in Asien zu produzieren. Walter zögert nicht lang. Er lässt sich in Zürich einscannen und um 35 Jahre verjüngt in Bangkok ausdrucken. Dabei geschieht ein verhängnisvoller Fehler, der alles auf den Kopf stellt und sein junges Alter Ego auf einen atemlosen Trip durch ein Thailand der Zukunft und zu Walter selbst führt.

Max Claro hat mehr als zehn Berufe erlernt und ausgeübt. Er war u.a. Postbote, Schlafwagenschaffner, Krankenpfleger, Rettungssanitäter, Journalist, Hubschrauberpilot und Agent für die CIA und den Bundesnachrichtendienst. Sein Roman "Der Rausholer" wurde zum Bestseller.

Den kalten Lauf einer Smith & Wesson Model 29 im Mund, Hahn gespannt und langsam den Abzug gezogen, bis der Hammer auf das Zündhütchen der 44er-Magnum-Patrone schlägt, das explodierende Pulver die Kugel mit rund 1.500 km/h durch das Stammhirn treibt, einen scheußlichen Krater beim Austritt aus der Schädeldecke hinterlässt und reichlich Hirnmasse an die Wohnzimmerwände schleudert. Kurz und schmerzlos. Sobald der Schuss bricht, ist man tot und hört nicht einmal mehr den Knall. So stelle ich mir einen selbstbestimmten Tod vor. Meinen Tod. Allerdings hätte ich in dieser schwersten Stunde, seit meine Frau gestorben ist, sehr gerne meine geliebten, inzwischen erwachsenen Kinder Carola und Ben bei mir. Und damit fängt das Malheur schon an. Weder Carola noch Ben möchte ich zumuten, Reste meines Hirns von den Wänden zu kratzen. Auch sollten sie einen besseren letzten Eindruck von mir bewahren. Es musste einen anderen Weg geben. Also machte ich mich auf die Suche.

Leseprobe 1 Als das Endprodukt, ein weißes, kristallines Salz zum Vorschein kam, zog Urs die unbequeme Maske ab und wies mich an, es in einem Mörser zu zerkleinern. Vorher musste ich Latexhandschuhe und Mundschutz anlegen, denn der feine Zyankalistaub könnte, über Haut und Atemwege aufgenommen, zu schwersten Gesundheitsschäden führen. Ich zerrieb das grobkörnige Salz zu einem feinen Pulver, das mein Körper schneller aufnehmen würde, und schüttete es vorsichtig auf eine Milchglasplatte in der Größe eines Brotzeitbrettls. Plötzlich pochte es heftig an die Tür: „Aufmachen, Polizei! Wenn Sie nicht sofort öffnen, trete ich die Tür ein!“ „Kommen Sie einfach herein. Es ist nicht abgeschlossen“, antwortete Urs gelassen, während er zu mir schaute und mit den Augen rollte. Ein beleibter Mittfünfziger mit kantigem Gesicht und nach hinten gekämmtem dunklem Haar, das sich im Nacken kräuselte, polterte in die Hütte, im Schlepptau einen gut zehn Jahre jüngeren, schlanken Kollegen mit verwegenem Schnauzer. Beide trugen Anzug und Krawatte. „Mein Name ist Hutterli von der Kantonspolizei Zürich“, stellte sich der ältere der beiden vor, hielt mir seinen Dienstausweis unter die Nase und hob sein breites Kinn in Richtung seines Begleiters, „und das ist mein Kollege Orelli. Wir haben einen Tipp bekommen und wollen uns hier mal umsehen.“ Dann ging alles sehr schnell, zu schnell, viel zu schnell. Der Dicke sah das weiße Pulver auf der Milchglasplatte, leckte seinen rechten Zeigefinger an, tauchte ihn in das Pulver und leckte ihn ab. „Nein!“, rief Urs entsetzt. „Tun Sie das nicht!“ Der Dicke strafte ihn nur mit einem verächtlichen Grinsen, leckte nochmal kräftig seinen rechten Zeigefinger an, nahm eine weitere Probe und sagte zu seinem Kompagnon: „Also, ich weiß nicht, so richtig nach Koks schmeckt das Zeug nicht. Probier du doch mal, Felix!“ Felix Orelli ließ sich nicht lange bitten, probierte aber, genau wie sein Chef, zweimal, weil der den Geschmack des Pulvers nicht so recht einordnen konnte. „Was ist das?“, fragte Hutterli. Urs‘ Gesichtsfarbe wechselte von Fahlgrau zu Schneeweiß, als er mit einem kaum hörbaren Zittern in der Stimme antwortete: „Setzen Sie sich, meine Herren, und trinken Sie erst mal ein Glas Wasser, bevor ich Ihnen antworte.“ ***** Leseprobe 2 Alles, was ich am Körper trug, war das Exoskelett und ein weites, hinten offenes Flügelhemd, wie man es typischerweise in Krankenhäusern bekam. Allerdings war mein Flügelhemd nicht weiß, wie in Deutschland üblich, sondern kanariengelb und mit vielen kleinen blauen Elefanten bedruckt. Es reichte vorne bis zu den Knien, ließ aber den Blick auf meinen Po frei, sodass ich mich immer mal wieder umdrehte und es mit einer Hand zusammenhielt, sobald mir Menschen von hinten zu nahe kamen. Alles in allem musste ich ein befremdliches Bild abgeben. Doch ich scherte mich nicht weiter darum, denn endlich einmal war ich außerhalb des Krankenhauses unterwegs. Ich schlenderte die Sukhumvit Road entlang Richtung Südosten. In dieser wichtigen Verkehrsader Bangkoks reihten sich Hunderte von Geschäften, Restaurants, Hotels, Friseur-, Pediküre- und Massage-Salons, Apotheken, Bürogebäude und Wohnhäuser aneinander. Dazwischen Schuster, Scheiderinnen, Obst-, Gemüse- und Straßenhändler. Ein wahrhaft buntes Treiben. Wer hier kein Hemd und keine Hose bekam, bekam sie nirgendwo in der Stadt. Es stellte sich allerdings als außerordentlich schwierig heraus ein Hemd zu finden, das groß genug war, um über das Exoskelett zu passen und eine entsprechende Hose hätte wohl erst geschneidert werden müssen. Im dritten Laden wurde ich schließlich doch fündig. Ich erklärte der Geschäftsinhaberin, ich sei schwerbehindert und ausgeraubt worden und bekniete sie mir das Hemd zu geben, das ich irgendwann später bezahlen würde. Die Frau hatte Mitleid mit mir, bot mir einen kräftigen Discount an und hätte mir das Hemd für nur einen Cryptasia überlassen. Obwohl der Cryptasia zuletzt gut zehn Prozent wertvoller war als der Crypteuro, war das ein super Preis, für den ich in München nach dem letzten Stand meiner Erinnerung nicht mal einen Apfel hätte kaufen können. Dennoch war es zu viel für einen nahezu nackten, mittellosen Mann. Wiederum drei Läden weiter fand ich erneut ein 5XL-Hemd, das mir passte, königsblau mit vielen gelben Elefanten, das perfekte Gegenstück zu meinem Flügelhemd! Der geschäftstüchtige Inhaber diskutierte nicht lange, musterte mich grinsend von Kopf bis Fuß und meinte, wenn ich mich so, wie ich jetzt aussah, mitten auf den Gehweg der Sukhumvit Road vor seinen Laden stellte, mit einer Hand mein Flügelhemd hinten zuhielt und mit der anderen Passanten in seinen Laden winkte, bekäme ich nach dem dreißigsten Menschen, der sich bei ihm umsah, das Hemd geschenkt. Der Deal klang fair, zumal er nicht davon abhing, ob die potenziellen Kunden wirklich etwas kauften. Nach eineinhalb Stunden hatte ich mir das königsblaue Giga-Hemd, das mir über den Allerwertesten bis fast in die Kniekehlen hing, verdient. So konnte ich mich sehen lassen!

Erscheinungsdatum
Verlagsort Taufkirchen
Sprache deutsch
Maße 132 x 215 mm
Gewicht 330 g
Einbandart Leinen
Themenwelt Literatur
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Chirurgie
Schlagworte Alter • Bioprinting • Cyborg • Dystopie • exoskelett • Hirnforschung • KI • Klimawandel • Künstliche Intelligenz • Neuralink • Spannung • Thailand
ISBN-10 3-929403-72-2 / 3929403722
ISBN-13 978-3-929403-72-5 / 9783929403725
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Mehr entdecken
aus dem Bereich