Mangelernährung bei alten und pflegebedürftigen Menschen
Schlütersche (Verlag)
978-3-89993-110-5 (ISBN)
In diesem Buch wird zunächst auf die physiologischen Zusammenhänge sowie auf Risikofaktoren für eine Mangelernährung im Alter eingegangen. Weiterhin werden die erforderliche Pflegekompetenz sowie Möglichkeiten und Grenzen der Prävention von Mangelernährung als pflegerische Maßnahmen beschrieben. Schließlich werden verschiedene Möglichkeiten von Assessments dargestellt und zudem der Bedarf sowie eine Auswahl von Themen für die Pflegeforschung aufgezeigt.
Die Arbeit ist das Ergebnis einer umfangreichen Literaturanalyse, die als Basis der Entwicklung eines Expertenstandards für die Pflege nach den Maßstäben des DNQP (Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege) zur Prävention von Mangelernährung im Alter dienen sollte und durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wurde.
Die Herausgeber
Die "Wittener Schriften" verbinden eine Reihe von Publikationen aus den Arbeitsschwerpunkten des Institutes für Pflegewissenschaft an der Universität Witten/ Herdecke.
Mangelernährung ist gerade bei alten und pflegebedürftigen Menschen ein großes Problem. Pflegekräften eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten, Risiken rechtzeitig zu erkennen und adäquate Maßnahmen zu ergreifen oder zu veranlassen. Die Autorinnen gehen zunächst auf die physiologischen Zusammenhänge und Risikofaktoren für eine Mangelernährung im Alter ein. Im Folgenden beschreiben sie die erforderliche Pflegekompetenz sowie die Möglichkeiten und Grenzen bei der Prävention von Mangelernährung als pflegerische Leistung. Alle grundlegenden Erkenntnisse stellen sie in umfassender und übersichtlicher Weise dar. Damit ermöglichen sie einen raschen Einstieg in die Thematik für Wissenschaftler, Lehrende und Praktiker der Pflege.
Prof. Dr. Sabine Bartholomeyczik ist Lehrstuhlinhaberin "Epidemiologie und Pflegewissenschaft", Institut für Pflegewissenschaft der Universität Witten-Herdecke.
1;Inhalt;6
2;1 Einführung;8
2.1;1.1 Vorgehen und Methode;9
2.2;1.2 Bewertungsmatrix;12
2.2.1;1.2.1 Grundlegendes zu "Evidenz" bzw. wissensbasierten Belegen (evidence based);12
2.2.2;1.2.2 Grundlagen der Bewertungsmatrix;13
2.2.3;1.2.3 Übersicht von Studien in der Bewertungsmatrix;15
2.2.4;1.2.4 Bewertungsmatrix;23
2.3;1.3 Klassifizierung von Mangelernährung;23
2.3.1;1.3.1 Differenzierung von Begriffen für Ernährungsdefizite;23
2.3.2;1.3.2 Besondere Formen der Mangelernährung;24
2.3.3;1.3.3 Begünstigende Faktoren für eine Mangelernährung;26
2.3.4;1.3.4 Flüssigkeitsdefizit;28
2.4;1.4 Alter und Mangelernährung;29
2.5;1.5 Prävalenz von Mangelernährung;30
2.6;1.6 Pflegerische Relevanz der Thematik;31
3;2 Risikoaspekte als pflegerelevantes Präventionsfeld;33
3.1;2.1 Altersphysiologische Aspekte;33
3.2;2.2 Ernährungswissenschaftliche Aspekte;37
3.2.1;2.2.1 Veränderte Körperzusammensetzung im Alter;37
3.2.2;2.2.2 Veränderte Stoffwechselfunktionen im Alter;39
3.2.3;2.2.3 Nährstoffdichte der Nahrungsmittel;41
3.3;2.3 Ernährungsmedizinische und pathologische Aspekte;42
3.3.1;2.3.1 Mangelernährung als Folge von Krankheiten und Beeinträchtigungen;42
3.3.2;2.3.2 Mangelernährung als Risiko für die Entstehung von Krankheiten;45
3.4;2.4 Soziologische und ökonomische Aspekte;46
3.5;2.5 Pflegerische Aspekte;47
4;3 Empirische Untersuchungen zu Maßnahmen in der Pflege;51
4.1;3.1 Einflussfaktoren bei der Unterstützung der Nahrungsaufnahme;51
4.1.1;3.1.1 Unterstützungsqualität und Stellenwert der Nahrungseingabe;51
4.1.2;3.1.2 Erfassung von Unterstützungsbedarf, Förderung von Fähigkeiten und Esskultur im Altenheim;53
4.1.3;3.1.3 Auswirkungen der pflegerischen Beziehungsgestaltung und Primary Nursing;55
4.1.4;3.1.4 Nahrungsverweigerung und Reaktionen der Pflegefachkräfte;58
4.1.5;3.1.5 Auswirkungen von verschiedenen Servierformen und Arten der Verzehrmengenerfassung;59
4.1.6;3.1.7 Zusammenfassung;62
4.2;3.2 Konzepte zur Verbesserung der Ernährung;63
4.2.1;3.2.1 Wohnküchenkonzepte;63
4.2.2;3.2.2 Wahrnehmungsförderung: Fingerfood, Basale Stimulation, Aktivitas-Pflege;64
4.2.3;3.2.3 Unterstützung der Nahrungsaufnahme bei Dysphagie;65
4.2.4;3.2.4 Berücksichtigung von Mund- und Zahnstatus;66
4.2.5;3.2.5 Zusammenfassung;67
4.3;3.3 Flüssigkeitsmangel;67
4.3.1;3.3.1 Zusammenfassung;68
4.4;3.4 Einfluss von Rolle und Qualifikation der Pflegefachkräfte auf Interventionsmöglichkeiten;68
4.4.1;3.4.1 Rolle und Kompetenz der Pflegefachkräfte bei der Ernährung;68
4.4.2;3.4.2 Unzureichende Qualifikation und Mangel an qualifizierten Pflegefachkräften;69
4.4.3;3.4.3 Zusammenfassung;72
4.5;3.5 Qualifizierungsmaßnahmen;73
4.5.1;3.5.1 Auswirkungen von Schulungsprogrammen für den stationären und ambulanten Pflegebereich;73
4.5.2;3.5.2 Einstellung gegenüber Interventionsempfehlungen anderer Disziplinen;75
4.5.3;3.5.3 Zusammenfassung;75
5;4 Assessment von Mangelernährung und Risiken;76
5.1;4.1 Grundlegende Anforderungen an Assessment-Instrumente;76
5.2;4.2 In der Pflege eingesetzte Assessment-Instrumente;79
5.3;4.3 Ergänzende spezifische Assessment-Instrumente;82
6;5 Forschungsrelevanz und Forschungsbedarf;85
6.1;5.1 Themenbereich Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme;85
6.2;5.2 Themenbereich Assessment;90
7;6 Schlussfolgerungen;92
8;Anhang: Mikronährstoffe;100
9;Glossar;103
10;Literatur;109
11;Register;124
2 Risikoaspekte als pflegerelevantes Präventionsfeld (S. 32-33)
Mit dem Thema der Mangelernährung im Alter befassen sich unterschiedliche Disziplinen mit unterschiedlichen Schwerpunkten, die auch disziplinübergreifend von Bedeutung sein können. Eine strikte Abgrenzung der disziplinspezifischen Bereiche ist nicht immer möglich und auch nicht immer sinnvoll.
Alle Bereiche beinhalten körperliche, psychische und soziale Komponenten des alternden Menschen in seinem jeweiligen Umfeld und in seiner jeweiligen Verfassung.
Es erscheint daher sinnvoll, eine Einteilung nach Bereichen vorzunehmen, die für sich alleine, aber auch teilweise in gegenseitiger Abhängigkeit, Aspekte mit einem Risikopotenzial für eine Mangelernährung aufzeigen.
Im Folgenden werden die Erkenntnisse zu den Risiken für Mangelernährung, die für die Pflege von Bedeutung sein können, nach ihren Ursprungsdisziplinen aufgeteilt vorgestellt. Dabei wird zwischen altersphysiologischen, ernährungswissenschaftlichen, ernährungsmedizinischen soziologischen/ökonomischen und pflegerischen Aspekten unterschieden.
2.1 Altersphysiologische Aspekte
Der biologische Alterungsprozess betrifft sämtliche Organfunktionen und ist häufig nur schwer von krankheitsbedingten Veränderungen zu unterscheiden. Die offensichtlich multifaktoriell verursachten physiologischen Alterungsprozesse werden zudem von externen Faktoren, wie beispielsweise der Lebensweise, beeinflusst und verlaufen sowohl zwischen den einzelnen Organen als auch zwischen verschiedenen Individuen in unterschiedlicher Geschwindigkeit. Anhand der differierenden Alterungsweisen wird daher von einer intra- und einer interindividuellen Variabilität des funktionalen Alters im Vergleich zum Lebensalter gesprochen (Nikolaus 2000, Volkert 1997).
Zur Erklärung der physiologisch bedingten Alterungsprozesse werden unterschiedliche Theorien verwendet. Nach der Gen-Regulationstheorie sind eine annähernd gleiche Lebensspanne innerhalb einer Spezies und ein gradueller Abfall der Anpassungsfähigkeit an die Umwelt nach dem Erreichen der Geschlechtsreife durch genetische Determinanten erklärt, die sich innerhalb der Familie weitervererben. Inwieweit dabei Alters-Gene oder toxische Schädigungen von Langlebigkeits-Genen verantwortlich sind, ist unklar. Andere theoretische Erklärungsansätze machen die zelluläre Schädigung mit längerfristigem funktionellem Rückgang aufgrund der bei Stoffwechselprozessen entstehenden freien Radikalen für das Altern verantwortlich. Dabei wurde festgestellt, dass Gegenregulationsmechanismen durch Enzyme und Vitamine zwar stattfinden, im Alter allerdings rückläufig sind. Auch Ansätze auf der systemischen Ebene, wie die Alterung aufgrund des Verlusts der Komplexität und Anpassungsfä higkeit von Organssystemen oder Organregulationssystemen, werden diskutiert (Nikolaus 2000, Volkert 1997). Den theoretischen Ansätzen gemein ist die Auffassung, dass es sich dabei um einen unterschiedlich relevanten Zusammenhang zwischen internen und externen Faktoren handeln muss.
Die nachweislich verringerte Anpassungsfähigkeit und der Verlust an Komplexität des Organismus mit zunehmendem Alter hat zur Folge, dass der Organismus wesentlich anfälliger für Störungen seines Gleichgewichts (Homöostase) ist und dabei die Fähigkeit zum Ausgleich und zur Kompensation von physiologischem Stress abnimmt (Nikolaus 2000, Volkert 1997). Hinsichtlich einer veränderten Nahrungsaufnahme sind neben vermindertem Appetit (Alters-Anorexie) auch die altersbedingte mangelnde Kompensation von Gewichtsschwankungen und eine rückläufige sensorische Sättigung (zunehmende Sättigung für einen speziellen Geschmackseindruck) von Bedeutung. Eine mangelhafte Kompensation von Gewichtsschwankungen im Alter hat zur Folge, dass ein Gewichtsverlust nach Hungerzeiten oder zeitweise erhöhtem Energieverbrauch keine Gegenregulation durch erhöhten Appetit oder Hunger erf
Reihe/Serie | Pflegebibliothek - Wittener Schriften |
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Sprache | deutsch |
Maße | 173 x 245 mm |
Gewicht | 263 g |
Einbandart | kartoniert |
Themenwelt | Pflege ► Altenpflege ► Allgemeines / Lexika |
Medizin / Pharmazie ► Pflege ► Palliativpflege / Sterbebegleitung | |
Schlagworte | Alter • Assessment-Instrumente • Ernährungsmedizin • Hardcover, Softcover / Medizin/Pflege • HC/Medizin/Allgemeines • HC/Medizin/Pflege • Mangelernährung • Nahrungsaufnahme • Nahrungsverweigerung • Pflege • Schluckstörungen • Verzehrmengenerfassung • Wohnküchenkonzepte |
ISBN-10 | 3-89993-110-6 / 3899931106 |
ISBN-13 | 978-3-89993-110-5 / 9783899931105 |
Zustand | Neuware |
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