Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de
Emanzipationsgeschichte der Logopädie in Deutschland -  Heidrum Macha-Krau,  Dietlinde Schrey-Dern

Emanzipationsgeschichte der Logopädie in Deutschland (eBook)

Wie wir's wurden - wer wir sind
eBook Download: PDF
2021 | 1. Auflage
316 Seiten
Schulz-Kirchner Verlag GmbH
978-3-8248-9927-2 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
39,00 inkl. MwSt
(CHF 38,10)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Die vorliegende Publikation beschreibt die Geschichte der Logopädie in Deutschland, wie sie sich aus den Anfängen in der Antike über die Neuzeit und die Moderne bis in die Gegenwart entwickelt hat. Seit über zweitausend Jahren beschäftigen sich Menschen mit Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen. Zunächst beschrieben historische Persönlichkeiten, die selbst betroffen waren, ihre Probleme und ihre Versuche, sie zu beheben. Therapeutische Ansätze werden erst im 18. Jahrhundert mit Beginn der Aufklärung erkennbar. In Europa entstehen die ersten karitativen Einrichtungen. Aber auch der medizinische Fortschritt beflügelt das Interesse an Sprach- und Sprechstörungen, insbesondere an der Redeflussstörung Stottern. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickeln sich bereits erste sprachtherapeutische Konzepte und auf der Agenda therapeutisch interessierter Mediziner und Taubstummenlehrer steht die Versorgung sprachgestörter Patienten. Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts blühte die Logopädie förmlich auf. Neben sprachtherapeutischen entstehen auch stimmtherapeutische Konzepte. Erste Kliniken und Ambulanzen werden gegründet und internationale Beziehungen aufgebaut - erste Schritte der Logopädie auf dem Weg zu einer Professionalisierung. In Deutschland kommt diese Entwicklung durch den Nationalsozialismus abrupt zum Stillstand. Die Folgen des Dritten Reiches und das damit verbundene unermessliche Leid für Menschen mit einer Sprach- und Sprechstörung, die Vertreibung und Ermordung von jüdischen Therapeut*innen und Ärzt*innen beeinflussen die Logopädie bis heute. Nach dem 2. Weltkrieg vollzieht sich der Neubeginn in der BRD und der DDR systembedingt sehr unterschiedlich. In der BRD wird ein 'medizinischer Hilfsberuf' etabliert, für den 1980 ein Berufsgesetz mit Berufsfachschulstatus verabschiedet wird. In der DDR gibt es unterschiedliche hochschulisch qualifizierte Berufe, die auf Augenhöhe mit Medizinern zusammenarbeiten. Die Wende 1990 hatte eine berufliche Abwertung der in der DDR ausgebildeten Therapeut*innen zur Folge, die bis heute anhält, da auch im Jahre 2021 das Logopädengesetz von 1980 immer noch Geltung hat. Seit Beginn der 1970er-Jahre hat die Berufsgruppe in der BRD die eigene Professionalisierung konsequent vorangetrieben, unterstützt wurde sie dabei auch durch den 1964 gegründeten Berufsverband ZVL/dbl. Die Forderung nach einer hochschulischen Ausbildung für Logopäd*innen, die bereits 1976, noch vor Inkrafttreten des LogopG, seitens der Berufsgruppe artikuliert wurde, ist auch im Jahre 2021 immer noch aktuell. Allem politischen Widerstand zum Trotz hat sich heute eine eigenständige Logopädie etabliert, die sich in unterschiedlichen Berufsbiografien widerspiegelt. In diesen Zeitzeugnissen wird aber auch die Emanzipation eines Frauenberufs deutlich.

Heidrun Macha-Krau studierte Rehabilitationspädagogik und Kommunikationswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie ist staatl. anerk. Logopädin und Diplom-Pädagogin und promovierte an der Universität Bielefeld im Fach Pädagogik. Seit 1976 arbeitet sie als niedergelassene Logopädin in einer Gemeinschaftspraxis. Im Fachbereich Klinische Linguistik der Universität Bielefeld ist sie seit vielen Jahren als Lehrbeauftragte tätig. Von 1991 bis 1995 war sie Mitglied im Vorstand des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie (dbl) und anschließend Arbeitsgruppenleiterin im dbl für die AG Fachhochschule. Heidrun Macha-Krau ist Autorin mehrerer Veröffentlichungen zur Geschichte der Logopädie, der Frauenarbeit und Professionalisierung.

Inhaltsverzeichnis 7
Vorwort 10
Danksagung 14
Gruß an die Leser*innen 16
1 Sprach-, Sprech- und Stimmtherapie in der Antike 18
1.1 Grundsteinlegung: Die Vorläufer der Sprach-, Sprech- undStimmstörungen in alten Hochkulturen 18
1.1.1 Ägypter und Altinder 19
1.1.2 Das antike Griechenland 20
1.1.3 Rhetorik und Stimmbildung 22
1.1.4 Corpus Hippocraticum 23
1.1.5 Die Pathologie der Sprache und des Sprechens 24
1.1.6 Der griechische Philosoph Aristoteles 24
1.2 Das Römische Reich 32
1.3 Die Bibel 36
Literatur 38
2 Sprach-, Sprech- und Stimmtherapie im Mittelalterbis zur Frühen Neuzeit (ca. 6. bis 18. Jahrhundert) 40
2.1 Erste Operationen 40
2.2 Die Renaissance: Neues Wissen beeinflusst Sprache, Sprechen undStimme 42
2.2.1 Anatomische Erkenntnisse 44
2.2.2 Ärzte entdecken Sprachstörungen 44
2.2.3 Die experimentierfreudige Zeit 46
Literatur 48
3 Aufgeklärt: Neue Erkenntnisse für die Sprach-, SprechundStimmheilkunde 48
3.1 Grundlagen der modernen Sprachheilkunde 48
3.2 Samuel Heinicke gründet eine Taubstummenanstalt 50
3.3 Anna Catharina Elisabeth Heinicke: Eine Frau setzt sich durch 52
3.4 Stammeln und Stottern werden getrennt beschrieben 54
3.5 Die medizinischen Therapien 56
3.5.1 Operation des Stotterns und ihre Folgen 56
3.5.2 Elektroschocks und Prothesen 56
3.6 Didaktische Therapien 58
3.7 Beginn der Aphasiologie 62
Literatur 64
4 Der Aufbruch: Die Logopädie schlägt Wurzeln(ca. 1830-1930) 66
4.1 Sprachtherapeutische Konzeptbildungen entstehen 68
4.1.1 Das methodisch geordnete Übungsverfahren nachAlbert Gutzmann 70
4.1.2 Die Einrichtung der Stotterheilkurse 72
4.1.3 Die Ausbildung der Therapeuten 74
4.1.4 Die Frühbehandlung 74
4.2 Versorgung sprachgestörter Menschen 76
4.2.1 Der Beginn der Institutionalisierung 76
4.2.2 Die Berliner und die Wiener Schule 78
4.2.3 Die Logopädin Ernestine Freud gibt Einblicke in ihre Ausbildung 84
4.3 Stimmtherapeutische Konzeptbildungen entstehen 86
4.3.1 Anfänge der Stimmtherapie 86
4.3.2 Anatomie und Physiologie der Stimme 86
4.3.3 Einfluss der Gesangspädagogik und Sprechstimmbildung 88
4.3.4 Einfluss der Reformpädagogik auf die Stimmbildung 93
4.3.5 Die Phonetik beeinflusst die Stimm- und Sprachheilkunde 98
4.4 Die Logopädie erhält ihren Namen 100
Literatur 102
5 Logopädie im Nationalsozialismus 107
5.1 Der Sozialdarwinismus – Wegbereiter einer Vernichtungskampagne 107
5.2 Gesetzgebung im Dritten Reich 110
5.3 Zwangssterilisationen 114
5.3.1 Zwangssterilisationen bei Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten 114
5.3.2 Zwangssterilisationen bei Sprach- und Sprechstörungen 114
5.4 Der Weg zur Euthanasie 126
5.5 Die Vertreibung und Ermordung jüdischer Ärzt*innen undTherapeut*innen 128
5.6 Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die Entwicklung derLogopädie und Sprachheilpädagogik 130
Literatur 132
6 Der Neuanfang :Logopädie in der Bundesrepublik Deutschlandund in der Deutschen Demokratischen Republik 134
6.1 Der Aufbau in der Bundesrepublik 134
6.1.1 Vorläufer der logopädischen Ausbildung 136
6.1.2 Die Gründung der ersten Lehranstalt 140
6.1.3 Die Verberuflichung der Logopädie 144
6.2 Der Aufbau des Sprachheilwesens in der DDR 152
6.2.1 Antifaschistisch-demokratische Schulreform und die Ausbildung von Sonderpädagogen 152
6.2.2 Die sonderpädagogischen Beratungsstellen 154
6.2.3 Das Gesetz über das einheitliche Bildungssystem 154
6.2.4 Früherkennung, Früherfassung und Frühbehandlung 156
6.2.5 Gesellschaftlich-ideologische Forderungen an Sprachheilpädagogen 156
6.2.6 Die wissenschaftliche Entwicklung 158
6.3 Die Wende: Ihre Folgen für die Logopädie 162
6.3.1 Anerkennung der Berufsabschlüsse 162
6.3.2 Berufstätigkeit und Versorgungslage 164
6.3.3 Die Wende im Spiegel von Zeitzeug*innen 168
Literatur 180
7 Vom Hilfsberuf zur Profession 182
7.1 Tätigkeit als Heilhilfsberuf in der BRD 184
7.2 Logopäd*in „Gesundheitsberuf – Gesundheitsfachberuf – Heilberuf“? 188
7.3 Der Weg zur Professionalisierung 196
7.3.1 Systematisierung des Wissens 196
7.3.2 Autonomie, Selbstverwaltung, Interessenvertretung 218
7.3.3 Verbindlicher Ethikkode 220
7.3.4 Hochschulausbildung 226
7.3.5 Hohes Berufsprestige und hohes Einkommen 246
7.3.6 Forschung 250
Literatur 256
8 Professionelles Selbstverständnis und berufliche IdentitätVersuch einer Standortbestimmung 264
8.1 Logopädisches Selbstverständnis und berufliche Identität 264
8.2 Professionelles Selbstverständnis im Spiegel von Berufsbiografien 268
8.2.1 Persönlichkeiten mit Einfluss auf die eigene Berufsbiografie 270
8.2.2 Persönlichkeiten mit Einfluss auf die Professionsentwicklung 288
8.3 Luise Springer – Eine Ausnahmelogopädin 294
Literatur 296
Anhang 298
Abkürzungsverzeichnis 300
Abbildungsverzeichnis 304
Teilstrukturierte Interviews 310
Personenregister 312
EXKURS 1: Die Bedeutung von Stimme und Stimmbildung für das Theater 28
EXKURS 2: Das Ambulatorium fürStimm- und Sprachkrankean der Charité 80
EXKURS 3: Den Opfern ein Gesicht geben 120
EXKURS 4: Behandlergruppen im Bereich Logopädie/Sprachtherapie 190
EXKURS 5: Vom ZVL zum dbl: Etappender Professionalisierung desVerbandes 210
EXKURS 6: CPLOL (Comité Permanent deLiaison des Orthophonistes/Logopèdes): Vive l'Europe! –Long live Europe! 222
EXKURS 7: Berufsgesetz 231

Erscheint lt. Verlag 31.5.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie
ISBN-10 3-8248-9927-2 / 3824899272
ISBN-13 978-3-8248-9927-2 / 9783824899272
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
PDFPDF (Wasserzeichen)
Größe: 7,9 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: PDF (Portable Document Format)
Mit einem festen Seiten­layout eignet sich die PDF besonders für Fach­bücher mit Spalten, Tabellen und Abbild­ungen. Eine PDF kann auf fast allen Geräten ange­zeigt werden, ist aber für kleine Displays (Smart­phone, eReader) nur einge­schränkt geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. den Adobe Reader oder Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. die kostenlose Adobe Digital Editions-App.

Zusätzliches Feature: Online Lesen
Dieses eBook können Sie zusätzlich zum Download auch online im Webbrowser lesen.

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich