Voll im Wind. Geschichten für ältere Menschen mit Problemen wie Sucht, Einsamkeit und Krankhei zum Vorlesen
Mosaicstones (Verlag)
978-3-85580-549-5 (ISBN)
Kurze Geschichten zum Vorlesen erleichtern es Angehörigen und Betreuungspersonen, Probleme des Älterwerdens anzusprechen und anzupacken: von A wie Altersheim bis Z wie Zwetschgenschnaps.
Die Geschichten geben Impulse, Brüche im Leben, Vereinsamung und Krankheiten selbst zu erkennen und zeigen Ideen auf, wie man sich würdevoll, glücklich und zufrieden dem Altern fügen darf.
Grossvater riecht nach Schnaps und Grossmutter lacht nicht mehr. Was ist passiert? «Älterwerden ist kein Spaziergang», erzählen Betroffene – und die Jüngeren nehmen es irritiert zur Kenntnis. Was ist daran so schlimm? Ruth und Fritz haben es doch schön in der Alterswohnung, und Trudi wird im Pflegeheim rund um die Uhr verwöhnt. Was ist daran so schlimm?
Es sind dies die Übergänge und Brüche: vermehrt gilt es, Abschied zu nehmen: vom Haus, vom Partner, vom Velofahren. Das Gehen verändert sich weg von der Selbstverständlichkeit hin zur Übung und Pflicht; das Autofahren ist ohnehin ein Tabu, so wills die Tochter. Ob es da so abwegig ist, den Kopf hängen zu lassen? Sich Pillen verschreiben zu lassen oder ein Glas über den Genuss hinaus zu trinken? Ja, es ist abwegig, weil es auf Abwege führt und nicht zu einem grünen Zweig. Aber wie gewinnen Betroffene unter widrigen Umständen Lebensfreude? Denn das Glas ist nicht halb leer - es ist halb voll.
In den Geschichten von Schweizer Autorinnen und Autoren begegnen wir älteren Menschen, denen der Wind derzeit mit voller Wucht ins Gesicht bläst. Einfache Tipps und weiterführende Adressen sowie Infos bieten den nötigen Windschutz.
Inklusive zwei Geschichten von Franz Hohler.
«Voll im Wind» oder voll gegen den Wind
Auf der Website des Blaukreuz Verlags könnte man das Buch «Voll im Wind» mit 0 bis 5 Sternen bewerten. Aber das ist nicht so einfach, und zwar aus folgenden Gründen:
«Voll im Wind» umfasst 22 Geschichten, von denen einige einigen gefallen oder missfallen. Textstellen können anregen oder kalt lassen, Formulierungen können nerven, herausfordern oder Fragen aufwerfen.
21 Autor*innen
Franz Hohler eröffnet die Textsammlung mit «Die sprechende Kastanie» und schliesst sie ab mit «Die schönste Erinnerung», zwei Texte, beide nicht mal je zwei Seiten lang, aber einmal gelesen, erheitern sie jedes Mal das Gemüt, wenn man sich an sie erinnert … oder rufen bei tieferer Betrachtung andere Emotionen und Erkenntnisse hervor. Die andern 20 Geschichten stammen von 20 Autor*innen. Über den jüngsten, Sven Süss, mit Jahrgang 2001, steht nach seinem Text «Und er bewegt sich doch» der Satz: «Das Letzte, was er vorhat, ist: mit dem Schreiben aufzuhören.» Auch die andern mehr oder weniger bekannten Autor*innen unterschiedlichen Alters werden in wenigen Zeilen kurz skizziert oder es wird auf deren Website verwiesen, so dass man plötzlich mit bis anhin unbemerkten Schriftsteller*innen Bekanntschaft schliessen kann.
Themen
Alle Geschichten handeln von Erfahrungen im Alter, also von einer Zeit, in der man «voll im Wind» sein Leben möglichst selbstbestimmt leben will, aber womöglich von Altersbeschwerden oder persönlichen oder finanziellen Verlusten heimgesucht wird. Man hat plötzlich viel Zeit, wird kreativ, freut sich daran oder vertrödelt Tag um Tag und verfällt der Langeweile oder depressiven Verstimmungen. Eine Lebensphase voller Übergänge, von der Erwerbsphase ins Rentenalter, vom Familienmensch zum Bewohner eines Hauses, wo aus den Kinderzimmern kein Jauchzen, Lachen oder Schreien mehr zu hören ist. Sinnfragen spitzen sich zu: Wie will ich/kann ich meinen Alltag verbringen, mit wem, auf welche Weise, wie lange noch – also Fragen, die auch in andern Lebensphasen bedeutsam sind, aber oft aus dem Hamsterrad herausfallen. Das heisst, auch für Jüngere sind die Themenkreise äusserst anregend.
Lesen oder Vorlesen?
Die gesammelten Geschichten sind als Vorlesetexte gedacht. Sie sind kurz, in maximal einer Viertelstunde vorgelesen, und dann können Vorleser*innen und Zuhörer*innen miteinander ins Gespräch kommen, zu zweit, als Paar, zwischen Vater/Mutter und Sohn/Tochter oder Enkel*in. Auch in einem Erzählcafé können die Geschichten als Eröffnung einer Gedankenreise dienen, im Kreis von Freund*innen oder in einem Pflegeheim.
Die ganze Geschichte vorlesen oder zwischendurch darüber reden?
Beim Vorlesen kann immer unterbrochen werden, beispielsweise wenn jemand «Ameisen füttert», «nicht mehr essen» will, sich den «Schenkelhals gebrochen» hat oder ein Glöcklein am linken Handgelenk trägt, «damit man mich hört.» Unterbrechungen haben Vorrang und was sich aus vorgelesenen Sätzen im Gespräch ergibt, hat Vortritt.
Stimmungen
Alle Geschichten berühren, rufen Emotionen und Assoziationen hervor, laden ein zum Sinnieren oder Lachen und Lächeln, zum Geniessen oder Staunen – all dies wird verstärkt, wenn sie vorgelesen, im Schweigen nachempfunden oder im Gespräch vertieft werden.
Vorwort
In einem kurzen Vorwort macht Susanne Kast vom Institut Alter der Berner Fachhochschule auf die Geschichten neugierig und lädt «Angehörige, Freiwillige, Pflegefachpersonal und Aktivierungsfachleute» zum Vorlesen ein.
Informationsteil
Das Buch wird abgeschlossen durch einen von den Masterstudentinnen Soziale Arbeit, Michelle Bütikofer und Kathy Haas, erstellten Informationsteil zu folgenden Themen, die in den Geschichten aufgegriffen werden: Bewegung und Ernährung; Altersbilder; Veränderung und Einsamkeit; Selbstbestimmung und Hilfe annehmen; Finanzen; Sucht: Alkohol und Medikamente; Depression, Demenz und psychische Gesundheit. Die Informationen werden ergänzt durch Verweise auf weiterführende Websites und unterstützende Institutionen.
Mein Urteil
Von mir erhält der Blaukreuz Verlag für «Voll im Wind» die Maximalpunktzahl, also fünf Sterne, vor allem weil das Buch nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Vorlesen und zur Vertiefung der Themen im Gespräch einlädt. Und dieses Gespräch kann sich «voll gegen den Wind» entwickeln.
Urteilen Sie selbst!
Wenn Sie die Geschichten lesen oder vorlesen, stolpern Sie gelegentlich auch über Vorurteile über das Altern im Text oder in Ihnen selbst. Egal, wo Sie auf Vorurteile stossen – Sie werden gerade durch das Bemerken dieser Vorurteile in den unermesslichen Reichtum des Alterns und des Lebens hineingeführt.
Sollten Sie das Buch jemandem schenken, Freund*innen oder einer Pflegeeinrichtung, weisen Sie beim Schenken darauf hin, dass es ein Buch zum VORLESEN ist und genügend ZEIT für das Gespräch über das Gelesene eingeplant werden sollte.
Beat Steiger, seniorweb.ch
Erscheinungsdatum | 29.11.2020 |
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Verlagsort | Bern |
Sprache | deutsch; Swiss German; Alemannic |
Maße | 120 x 190 mm |
Gewicht | 170 g |
Themenwelt | Literatur |
Medizin / Pharmazie ► Pflege ► Ausbildung / Prüfung | |
Schlagworte | Altenarbeit • Altenpflege • Ältere Menschen • Altersheim • Älter werden • Älterwerden • Einsamkeit • Franz Hohler • Kurze Geschichten • Lebensabschnitt • Sucht • Sucht im Alter • Tipps im Alter • Verlust • Vorlesebuch • Vorlesen • Vorlesen Senioren |
ISBN-10 | 3-85580-549-0 / 3855805490 |
ISBN-13 | 978-3-85580-549-5 / 9783855805495 |
Zustand | Neuware |
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