Referenz Radiologie - Kopf/Hals (eBook)
336 Seiten
Georg Thieme Verlag KG
978-3-13-241977-3 (ISBN)
15 Schläfenbeinfehlbildungen
Mathias Cohnen, Florian Dammann
15.1 Einleitung
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Fehlbildungen des äußeren Ohres sind in der Regel mit Fehlbildungen des äußeren Gehörgangs und Mittelohrs vergesellschaftet. Mittelohr- und Innenohrdysplasien treten hingegen – aufgrund zeitlich differenter embryonaler Entwicklung – selten gemeinsam auf.
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Die Unterscheidung zwischen milder und schwerer Mittelohr-Fehlbildung ist in der Praxis ausreichend.
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Fehlbildungen der Kochlea und des Vestibulums können gemeinsam auftreten, zumeist als sogenannte Mondini-Malformation mit reduzierter kochleärer Windungszahl (≤1,5 Windungen).
15.1.1 Epidemiologie
15.1.1.1 Häufigkeit
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Gehörgangsatresie: 1/3300–10000 Geburten
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meist isoliert
15.1.1.2 Altersgipfel
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von Geburt an vorhandene Fehlbildung
15.1.1.3 Prädisponierende Faktoren
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angeborene Fehlbildungen des äußeren Gehörgangs (membranöse, knöcherne und gemischtförmige Stenosen oder Atresien)
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angeborene Fehlbildungen des Mittelohrs (schwere Dysplasie: kleine Paukenhöhle, „Monolith“ aus Hammer und Amboss mit knöcherner Wandadhäsion; milde Dysplasie: Paukenhöhle gering verkleinert, einzelne Ossikel dysplastisch)
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angeborene Fehlbildungen des Innenohrs (häufigere Innenohr-Fehlbildungen mit Kochlea-Beteiligung: Mondini-Malformation; ohne Kochlea-Beteiligung: Bogengangs-Dehiszenzen, Vestibulum-Verplumpung) einschließlich des inneren Gehörgangs
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genetisch bedingt oder pränatal erworben, sporadisch oder als Teil eines Syndroms
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infektgetriggerte oder medikamententoxische (z.B. Thalidomid) Unterbrechung der normalen Innenohrentwicklung (Einstülpung der Ohrengrube zur Ohrenzyste im Felsenbein; später mediale und ventrale Verlängerung bzw. Ausstülpungen mit Ausbildung der Bogengänge bzw. der Kochlea)
15.1.2 Klinische Präsentation/Symptomatik
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sensorineurale Schwerhörigkeit
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sekundäre Sprachentwicklungsverzögerung
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Mikrotie
15.2 Methode der Wahl
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äußerer Gehörgang und Mittelohr: CT (DVT)
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Innenohr: CT und MRT
15.3 Pathognomonische Befunde
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Verschluss des äußeren Gehörgangs durch Weichgewebe oder knöcherne Fehlbildung
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Mondini-Malformation: fehlende Windungen und große Öffnung der Kochlea
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Goldenhar-Syndrom: nur 1 Bogengang
15.4 Befundbeschreibung
15.4.1 CT
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Gehörgangsatresie:
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weichteildichte oder knöcherne Verlegung des äußeren Gehörgangs bei sonst regelrechtem Innenohr
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bei schweren Veränderungen Dys- oder Aplasie der Ohrmuschel
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Mittelohrfehlbildung ( ▶ Abb. 15.1):
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milde Fehlbildung (Paukenhöhle gering verkleinert, einzelne Gehörknöchelchen gering verändert)
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oder schwere Fehlbildung (kleine Paukenhöhle, zu einem dysplastischen Knochen verschmolzene Gehörknöchelchen)
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ovales Fenster beurteilen
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Innenohrfehlbildung ( ▶ Abb. 15.2):
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Kochleaaplasie
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Mondini-Malformation (inkomplette Kochleaentwicklung mit reduzierter Windungszahl, evtl. assoziierte Bogenganganomalie)
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Goldenhar-Syndrom (nur hinterer oberer Bogengang vorhanden, erweiterter Ductus lymphaticus)
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vestibuläres Aquäduktsyndrom (vergrößerter Saccus endolymphaticus)
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Bogengangsdehiszenzen
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Michel-Dysplasie (völlig fehlende Entwicklung des Innenohrs, sehr selten)
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Mittelohrfehlbildung (CT).
Abb. 15.1 Schwere Mittelohrdysplasie.
Abb. 15.1a Normalbefund rechts.
(Cohnen M, Hrsg. Kopf-Hals-Radiologie. 1. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012)
Abb. 15.1b Links stenotischer, kurzer äußerer Gehörgang (Pfeilspitze) mit knöcherner Teilverlegung (schmaler Pfeil) des Eingangs zur hypoplastischen Paukenhöhle. Stapes etwas verplumpt (gestrichelter Pfeil).
(Cohnen M, Hrsg. Kopf-Hals-Radiologie. 1. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012)
Innenohrfehlbildung (CT).
Abb. 15.2
Abb. 15.2a Mondini-Malformation: axiales HRCT-Schnittbild mit reduzierter Windungszahl der Kochlea, fehlender Trennung von Scala vestibuli und tympani sowie Verplumpung der basalen Windung (Stern).
(Cohnen M, Hrsg. Kopf-Hals-Radiologie. 1. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012)
Abb. 15.2b Bogengangdehiszenz: fehlende Knochendeckung (Dehiszenz) des oberen Bogengangs rechts (Pfeilspitze).
(Cohnen M, Hrsg. Kopf-Hals-Radiologie. 1. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012)
Abb. 15.2c Bogengangdysplasie: gemeinsame Kavität (Pfeil) von Bogengang und Vestibulum (Pfeil).
(Cohnen M, Hrsg. Kopf-Hals-Radiologie. 1. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2012)
15.4.2 MRT
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hochauflösende Steady-State-Sequenzen (z.B. CISS, bfFE: Balanced fast Field Echo)
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flüssigkeitsgefüllte Innenohrstrukturen werden ohne typische anatomische Konfiguration abgebildet (z.B. zystische Kochlea, fehlende Bogengänge)
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wichtig: Darstellung des inneren Gehörgangs und seiner Strukturen (N. vestibulocochlearis, N. facialis)
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wichtige Strukturen zur Beurteilung:
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oberer, hinterer und lateraler (horizontaler) Bogengang
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Kochlea (2,5 Windungen)
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Verlauf des Canalis N. facialis
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regelrechte Position und Form der Ossikelkette
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normaler äußerer Gehörgang
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15.5 Radiologische Differenzialdiagnosen
Tab. 15.1 Radiologische Differenzialdiagnosen zu Schläfenbeinfehlbildungen.
Differenzialdiagnose | Bemerkungen |
abortive/leichte Dysplasie | kann als Normalbefund fehlgedeutet werden |
postentzündliche/posttraumatische Residuen | fibrosierende oder ossifizierende Veränderungen in Folge einer Labyrinthitis oder einer Schläfenbeinfraktur ... |
Erscheint lt. Verlag | 23.10.2019 |
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Reihe/Serie | Referenz | Referenz |
Verlagsort | Stuttgart |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Medizinische Fachgebiete ► Radiologie / Bildgebende Verfahren ► Radiologie |
Schlagworte | Bildgebung HNO-Heilkunde • Bildgebung MKG-Chirurgie • Bildgebung Neurochirurgie • Bildgebung Orbita • Bildgebung Zahnheilkunde • Bildgebung Zahnmedizin • Kopf-Hals-Radiologie • Malignome Kopf-Hals-Region • Neuroradiologie • Tumoren Kopf-Hals-Region |
ISBN-10 | 3-13-241977-X / 313241977X |
ISBN-13 | 978-3-13-241977-3 / 9783132419773 |
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Größe: 40,8 MB
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