Vom Menschen in der Medizin
Psychosozial-Verlag
978-3-8379-2690-3 (ISBN)
Volker Roelcke plädiert im vorliegenden Buch für eine humane, am ganzen Menschen orientierte Medizin, die ihr methodisches Spektrum nicht auf die Naturwissenschaften beschränken, sondern in systematischer Weise die Kulturwissenschaften einbeziehen sollte. Die aktuelle Medizin versteht sich wesentlich als angewandte Naturwissenschaft. Krankheitslehren und Interventionen sind vornehmlich auf den kranken Körper fokussiert, wodurch der ganze Mensch mit seinem seelischen Innenleben, seinen sozialen Beziehungen, seiner Biografie und seinem Eingebundensein in Kultur und Gesellschaft aus dem Blick geraten ist.
Roelcke identifiziert an verschiedenen Beispielen das Potenzial einer kulturwissenschaftlich informierten Medizin. Geschichte, Ethnologie, Kulturwissenschaft und eine medizinische Anthropologie eröffnen neue Perspektiven auf vermeintliche Selbstverständlichkeiten sowie Denk- und Handlungsweisen etwa zu den Themen Schmerz, Tod, medizinische Forschung, Ethik und Professionalität. Ziel dieses Buches ist es, die Medizin zu einer systematisierten Selbstreflexion ihres Menschenbildes, ihres Krankheits- und ihres Wissenschaftsverständnisses zu motivieren, um eine Heilkunde zu entwickeln, die sich an den Bedürfnissen des ganzen Menschen orientiert.
Prof. Dr. med., M. Phil. Volker Roelcke ist Direktor des Instituts für Geschichte der Medizin der Universität Gießen. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Geschichte der Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatischen Medizin, Anthropologie und Kulturwissenschaften in der Medizin, Geschichte und Ethik der Forschung am Menschen sowie Geschichte und Theorie der Medizinethnologie.
Inhalt
1. Einführung
Zur Bedeutung der Kulturwissenschaften für eine humane Medizin
2. Schmerz
Naturwissenschaftliche Aporie und die Bedeutung von Erinnerung und Narration in der Medizin
2.1 Das Referenzwerk von Zborowski
2.2 Kritik an Zborowskis Studie
2.3 Die 1980er und 1990er Jahre
2.4 Zwischenbilanz
2.5 Sinnstiftungen, Identitätsbildungen, Kontrollstrategien: Erinnerung als Schlüssel
3. Der »gute Tod«
Sterbeprozesse, Todesrituale und der Ertrag einer ethnologischen Perspektive
3.1 Todesbescheinigungen und Rituale als entscheidende Zäsuren
3.2 Ohnmacht oder Tod?
3.3 Manipulationen des Todes
3.4 Todesvorstellungen als kulturelle Produkte – auch in der westlichen Medizin
3.5 Leben als limitiertes Gut
3.6 »Guter Tod« und »schlechter Tod«
4. Reduziertes Krankheitswissen
Das »Tiermodell« menschlicher Krankheit
4.1 Die Idee vom Tiermodell: Historische Lokalisierung
4.2 Die Natur des Menschen und sein Verhältnis zum Tier
4.3 Das Experiment in der Krankheitslehre
4.4 Die experimentelle Herstellung menschlicher Krankheit im Tier: Julius Cohnheim
5. Medizinische Forschung am Menschen I
Kontextualisierende versus reduktionistische Formen der Forschungsethik
5.1 Wie wird ein Problem definiert? Das Beispiel Demenzforschung
5.2 Bewertung und Rechtfertigung von Forschung: Der Risikobegriff
6. Medizinische Forschung am Menschen II
Reflexive Potenziale historischer Rekonstruktionen
6.1 Die Kontextabhängigkeit von ethischen Begriffen und Problemdefinitionen
6.2 Historische Stationen der Forschung am Menschen im 20. Jahrhundert
6.3 Historische Kenntnisse in aktuellen Ethikdebatten: Systematische Überlegungen
7. Ärzteschaft und Professionalität
Fiktive Autonomie, »hippokratisches Ethos« und Bereitschaft zur Selbstreflexion
7.1 Das historische Argument in der aktuellen Debatte
7.2 Sozialer Status der Ärzte und Professionalität: Historische Entwicklungen
7.3 Normative Implikationen
8. Medizin – eine (Kultur-)Wissenschaft?
Wissenschaftsbegriffe, Handlungskontexte und Menschenbilder in der modernen Heilkunde
8.1 Zur Geschichte der Medizin als (Natur-)Wissenschaft
8.2 Medizin in der Kultur der Gegenwart
8.3 Medizin – eine kulturell desinteressierte Kulturwissenschaft?
Publikationsnachweise
Literatur
Personenregister
»Eine sinnvolle Streitschrift.«
Health & Care Management, 8. Jahrgang, Ausgabe 11/2017
Erscheinungsdatum | 10.10.2017 |
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Reihe/Serie | Sachbuch Psychosozial |
Verlagsort | Gießen |
Sprache | deutsch |
Maße | 148 x 210 mm |
Gewicht | 302 g |
Einbandart | Paperback |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Allgemeines / Lexika |
Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Psychosomatik | |
Schlagworte | Anthropologie • Ethik • Kulturwissenschaft • Medizin • Medizinethik • Medizinisches Denken und Handeln • Sterben und Tod • Umgang mit Schmerz • Wissenschaftsverständnis • Wissenschaftsverständnis |
ISBN-10 | 3-8379-2690-7 / 3837926907 |
ISBN-13 | 978-3-8379-2690-3 / 9783837926903 |
Zustand | Neuware |
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