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AVWS-Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen bei Schulkindern -  Claudia Hammann

AVWS-Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen bei Schulkindern (eBook)

Ein Ratgeber für Lehrer, Betreuer, Angehörige und Betroffene
eBook Download: EPUB
2021 | 4. Auflage
64 Seiten
Schulz-Kirchner Verlag GmbH
978-3-8248-0933-2 (ISBN)
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8,50 inkl. MwSt
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Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen: Phantom, Modediagnose oder reale Störung? Das war vor einiger Zeit noch ein Streitpunkt in Wissenschaft und Praxis. Heute ist diese Diskussion beigelegt, die sogenannte AVWS als klinisches Störungsbild anerkannt. Auch im schulischen Kontext kann die Störung diagnostiziert und können Betroffene gefördert werden. Dennoch müssen viele Kinder einen oft langen Leidensweg zurücklegen, bevor aus einem weiten Feld möglicher Fehldiagnosen die eigentliche Ursache für z.B. sprachliche Probleme, Lese-Rechtschreibschwierigkeiten oder emotional-soziale Auffälligkeiten gefunden wird. An dieser Stelle setzt dieser Ratgeber speziell für Lehrerinnen und Lehrer an: Nach einer anatomisch/physiologischen Einordnung werden besonders für den schulischen Kontext praxisnahe Ratschläge für die Diagnose aber auch für den konkreten Umgang mit betroffenen Schülerinnen und Schülern gegeben. - Wie sollte ein Klassenraum aussehen? - Wie kann der Unterricht sinnvoll gestaltet werden? - Wie kann man die Lehrersprache hilfreich einsetzen, um den Bedürfnissen von Kindern mit auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen gerecht zu werden? Viele Beispiele aus der Praxis für die Praxis machen das Störungsbild konkret greifbar und bieten dem Pädagogen Anregungen zur sofortigen Umsetzung. Sie zeigen aber auch auf, wo die Grenzen der schulischen Arbeit liegen und wo die Kooperation mit Fachtherapeuten zu suchen ist.

Dr. Claudia Hammann studierte von 1987-1992 Sonderpädagogik (Sprachheilpädagogik und Lernbehindertenpädagogik) an der Universität zu Köln. Nach ihrer Promotion zum Thema 'Vermeidung berufsbedingter Stimmstörungen' absolvierte sie ihr Referendariat an einer Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Sprache in Bergisch-Gladbach. Von 1997-1998 war sie Lehrerin an einer Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen in Lemgo, danach Sonderschullehrerin im Hochschuldienst am Seminar für Sprachbehindertenpädagogik der Universität zu Köln. Von 2003-2016 unterrichtete sie an der Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Sprache in Lage/Lippe und hier seit 2005 spezielle Klassen für Kinder mit auditiven Störungen bei sprachlichem Förderbedarf. Parallel dazu war sie von 1994?2008 Lehrbeauftragte der Universitäten Köln und Dortmund. Seit 1994 führt sie kontinuierliche Fortbildungstätigkeiten für Berufsverbände (dgs, vds), Fortbildungsverbände, Kommunen und Schulen zu den Themen 'Werkzeug Lehrerstimme' und 'Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen bei Schulkindern' sowie zu verschiedenen Fördermaterialien für die Fächer Deutsch und Mathematik durch. Darüber hinaus arbeitete sie von 2012-2015 in der Inklusion an einer Grundschule und ist seit 2016 als Sonderpädagogin an einer Realschule tätig. Claudia Hammann veröffentlichte bereits zahlreiche Artikel in Fachzeitschriften sowie zwei Fachratgeber.

Die Theorie

AVWS – eine Begriffseinordnung

Betrachten wir den Begriff der „Auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen“ (AVWS) genauer, so kann man ihn in vier Bestandteile unterteilen:

1. Auditiv
2. Verarbeitung
3. Wahrnehmung
4. Störung3. Wahrnehmung
3. Wahrnehmung
Beginnen wir mit dem Begriff „auditiv“ (von „audire“ = hören). Grundsätzlich beschreibt der Begriff „auditiv“ alles das, was mit dem Hören zu tun hat. In der Medizin heißt „auditiv“ ganz allgemein: den Gehörsinn oder das Hörorgan bzw. das Hören betreffend. Allerdings muss man das Hören wiederum in mehrere Bereiche unterteilen und nicht alle sind für die AVWS relevant. Wenn wir nun beginnen, etwas zu hören, dann durchläuft dieser Vorgang verschiedene Phasen. Zunächst einmal geht es darum, das Geräusch überhaupt wirklich hören zu können – also im landläufigen Sinn nicht gehörlos oder schwerhörig zu sein. Kann man das Geräusch angemessen hören (dies wird als „peripheres Hören“ bezeichnet), so ist ein wesentlicher Teil der auditiven Leistungen in Ordnung. Als Nächstes wird dieses gehörte Geräusch über verschiedene Stationen im Ohr weiter geleitet. Dann verlässt allerdings diese Weiterleitung das Ohr und wird über einen Nerv in Richtung Gehirn transportiert. Und genau hier kommt der Begriff der „Verarbeitung“ ins Spiel. Erreichen diese Nervenimpulse dann das Gehirn – und hier die verschiedenen Hörzentren, die für Geräusche, Musik oder Sprache zuständig sind –, dann beginnt die „Wahrnehmung“. Grob gesagt ist die auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS) eine Störung, bei der die peripheren Bereiche des Hörens in Ordnung, die zentralen Bereiche des Hörens – eben die Verarbeitung und die Wahrnehmung – aber beeinträchtigt sind. Hierzu gibt es eine für den deutschen Raum gültige Definition namhafter Wissenschaftler bzw. Mediziner:3. Wahrnehmung
3. Wahrnehmung
„Eine Auditive Verarbeitungs- und/oder Wahrnehmungsstörung (AVWS) liegt vor, wenn bei normalem Tonaudiogramm zentrale Prozesse des Hörens gestört sind. Zentrale Prozesse des Hörens ermöglichen u.a. die vorbewusste und bewusste Analyse, Differenzierung und Identifikation von Zeit-, Frequenz- und Intensitätsveränderungen akustischer oder auditivsprachlicher Signale sowie Prozesse der binauralen Interaktion (z.B. zur Geräuschlokalisation, Lateralisation, Störgeräuschbefreiung, Summation) und der dichotischen Verarbeitung.“ (Nickisch u.a., 2006) 3. Wahrnehmung
3. Wahrnehmung
Was dies im Einzelnen bedeutet, werden wir im Kapitel über die auditiven Teilleistungen detailliert klären. Hierzu vielleicht noch eine kleine statistische Ergänzung: Man geht im Allgemeinen davon aus, dass etwa 2-3% aller Kinder (Jungen 2: Mädchen 1) eine AVWS aufweisen. Es wird angenommen und vielfach beobachtet, dass diese Zahl steigt. Schauen wir uns nun aber den Weg eines Geräusches von der Entstehung zum Gehirn genauer an.3. Wahrnehmung
3. Wahrnehmung
„Caesars Reise“ vom Ohr zum Gehirn3. Wahrnehmung
3. Wahrnehmung
Stellen Sie sich vor, wieder als Schüler in Ihrer alten Schulklasse zu sitzen. Der Lehrer steht vor der Klasse und erklärt die gallischen Kriege in der lateinischen Sprache. Seine Worte dringen in Ihr Ohr. Das Wort „Caesar“ fällt und macht sich auf den Weg zu Ihrem Gehirn. Die erste Etappe des Weges legt „Caesar“ als Schallwelle zurück. Er wird von der Ohrmuschel (dem sichtbaren äußeren Teil unseres Ohres) aufgefangen und in den äußeren Gehörgang geleitet. Hier trifft er auf das Trommelfell, das er in Schwingungen versetzt. Je nachdem, wie laut, wie leise, wie hoch oder tief Ihr Lehrer spricht, können die Schwingungen, die „Caesar“ verursacht, schneller oder langsamer, stärker oder schwächer sein. Mit dem Trommelfell hat „Caesar“ den ersten Teil seines Feldzuges – Verzeihung – seines Weges hinter sich gelassen. Er verlässt nun das „äußere Ohr“ und beginnt den zweiten Teil seiner Reise zum Gehirn. Dieser führt ihn ins „Mittelohr“. Hier befindet sich die sogenannte „Gehörknöchelchenkette“, deren Teile – der Hammer, der Amboss und der Steigbügel – gut einprägsam nach ihrem Aussehen benannt sind. Das Mittelohr ist mit Luft gefüllt und die Schwingungen, die „Caesar“ am Trommelfell ausgelöst hat, werden durch die Schwingungen des Trommelfells nun auf die Luft der Gehörknöchelchenkette übertragen. Jeder einzelne Teil der Kette gibt die Schwingungen an den jeweils nächsten weiter, bis sie am Ende der Kette beim Steigbügel angekommen sind. Und hier am Ende des Mittelohres endet der zweite Abschnitt der Reise. Hier befindet sich das sogenannte „Ovale Fenster“. Der Steigbügel gibt die entstandenen Schwingungen an dieses Ovale Fenster weiter. Dahinter beginnt der dritte Teil der Reise im Innenohr. Während das Mittelohr, das „Caesar“ bisher durchwandert hat, mit Luft gefüllt ist, muss er sich nun ins nasse Element begeben, denn das Innenohr ist mit Flüssigkeit, genauer mit Lymphflüssigkeit, gefüllt. Diese Flüssigkeit wird nun durch die Impulse des Steigbügels auf das Ovale Fenster in entsprechende Schwingungen versetzt, die innerhalb des Innenohres weitergeleitet werden. Im Innenohr befindet sich die sogenannte „Schnecke“ (oder fachlich Cochlea), die genauso aussieht, wie sie heißt. In ihrem Inneren sind an einer Membran kleinste Haarzellen, die in der Lymphflüssigkeit die weitergeleiteten Schwingungen sozusagen „entgegennehmen“. Dabei sind bestimmte Regionen dieser Haare für bestimmte Schwingungen zuständig. War Ihr Lateinlehrer eine Lehrerin, so waren die Haarzellen gleich am Anfang der Schnecke für die Annahme der Schwingungen zuständig, da sie auf hohe Töne reagieren. Sprach Ihr Lehrer dagegen mit tiefer Stimme, so mussten die Schwingungen bis ans Ende der Cochlea wandern, wo die Haarzellen für die tiefen Töne sitzen. Lauschen Sie einmal nicht einer einzelnen Stimme, sondern z.B. einem klassischen Orchester, so werden fast alle Bereiche der Cochlea angesprochen, die für die hohen Töne zuständigen zuerst, die für die tieferen Töne zuständigen später. Die Haarzellen, die durch für sie relevante Schwingungen reagieren, geben nun Impulse an mit ihnen verknüpfte Nervenfasern weiter. Diese Nervenfasern laufen, vereinfacht gesagt, zusammen, bündeln sich und

Erscheint lt. Verlag 14.10.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie
ISBN-10 3-8248-0933-8 / 3824809338
ISBN-13 978-3-8248-0933-2 / 9783824809332
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