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Neurobiologie psychischer Störungen (eBook)

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2006 | 2006
XIX, 877 Seiten
Springer Berlin (Verlag)
978-3-540-30887-4 (ISBN)

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Neurobiologie psychischer Störungen -
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Innerhalb der letzten Jahrzehnte ist das Wissen um die neurobiologischen Grundlagen geradezu explodiert. Für die 'Neurobiologie' haben interdisziplinäre Autorenteams jede Störung sowohl von psychiatrisch-neurowissenschaftlicher als auch von der psychologischen Seite genau unter die Lupe genommen.

  • Nur wer die Grundlagen versteht kann die Störungen einordnen
  • Vermittelt dem Leser das neurobiologische Wissen sämtlicher Störungen von A wie 'Affektive Störung' bis Z wie 'Zwangsstörung'
  • Hervorragende Einführung und DAS Referenzwerk für alle Aspekte der modernen Psychiatrie

Zum Geleit 6
Vorwort 8
Inhaltsverzeichnis 10
Autoren 13
Abkürzungen 16
I Grundlagen 19
1 Funktionelle Neuroanatomiedes limbischen Systems --- Gerhard Roth und Ursula Dicke 20
2 Architektonik und funktionelle Neuroanatomie der Hirnrinde des Menschen -- Karl Zilles 94
3 Neurophysiologische Grundlagen --- Heinz Beck 160
4 Neuropharmakologie -- Michael Koch 196
II Neurobiologie und Neuropsychologie klinischer Störungen 239
5 Kognitive Störungen: Koma, Delir, Demenz --- Hans Förstl 241
6 Sucht und Folgestörungen --- Lutz G. Schmidt und Fred Rist 317
7 Schizophrenie und verwandte Störungen 363
Schizophrenie und verwandte Störungen – Neurobiologie --- Volker Arolt, Patricia Ohrmann und Matthias Rothermundt 365
Schizophrenie und verwandte Störungen – Neuropsychologie --- Thomas Jahn und Brigitte Rockstroh 407
8 Aff ektive Störungen 441
Affektive Störungen – Neurobiologie --- Ulrich Hegerl und Rainer Rupprecht 443
Affektive Störungen – Neuropsychologie --- Martin Hautzinger 467
9 Angst 501
Angst – Neurobiologie --- Borwin Bandelow und Dirk Wedekind 503
Angst – Neuropsychologie --- Georg W. Alpers, Andreas Mühlberger und Paul Pauli 543
10 Zwangsstörungen --- Andreas Kordon, Bernd Leplow und Fritz Hohagen 565
11 Schmerz --- Thomas Tölle und Herta Flor 597
12 Persönlichkeits- und Impulskontrollstörungen 639
Persönlichkeits- und Impulskontrollstörungen – Neurobiologie --- Christian Schmahl und Martin Bohus 641
Persönlichkeits- und Impulskontrollstörungen – Neuropsychologie --- Babette Renneberg und Katja Friemel 655
13 Aufmerksamkeitsdefi zit-/Hyperaktivitätsstörung 669
Aufmerksamkeitsdefi zit-/Hyperaktivitätsstörung – Neurobiologie --- Gunther H. Moll und Gerald Hüther 671
Aufmerksamkeitsdefi zit-/Hyperaktivitätsstörung – Neuropsychologie --- Manfred Döpfner und Gerd Lehmkuhl 691
14 Essstörungen --- Reinhold G. Laessle und Karl Martin Pirke 711
15 Schlafstörungen --- Michael H. Wiegand und Göran Hajak 729
16 Somatoforme Störungen --- Winfried Rief und Harald J. Freyberger 757
17 Sexualstörungen 775
Sexualstörungen – Übersicht --- Götz Kockott 779
Sexualstörungen – Sexuelle Funktions störungen --- Uwe Hartmann, Armin J. Becker, Stefan Ückert, Christian G. Stief 783
Sexualstörungen – Geschlechtsidentitätsstörungen --- Hartmut A. G. Bosinski 827
Sexualstörungen – Störungen der Sexualpräferenz, Paraphilien --- Peer Briken, Andreas Hill und Wolfgang Berner 847
Sachverzeichnis 873
Arbeiten zur Neurobiologie psychischer Störungen von der Renaissance bis 1950 894

1 Funktionelle Neroanatomie des limbischen Systems (S. 1)

1.1 Historischer Überblick

Im Jahre 1878 bezeichnete der französische Neurologe und Anthropologe Paul Broca (1824–1880) als »gro ßen limbischen Lappen« diejenigen Hirnrindenanteile, die sich um das »subkortikale« Gehirn wie ein Saum (lateinisch: limbus) herumziehen, nämlich – von vorn nach hinten – der subkallosale, der prägenuale, der paraspleniale, der zinguläre, der perirhinale und der parahippokampale Gyrus. Dieser »limbische Lappen« ist von der Großhirnrinde im engeren Sinne, dem sechsschichtigen Isokortex, durch charakteristische Furchen (Sulci), vor allem den Sulcus limbicus, abgegrenzt.

Interessanterweise traf Broca diese Unterscheidung nicht anhand des menschlichen Gehirns, sondern anhand des Ottergehirns. Die Trennung zwischen isokortikalem und »limbischem« Kortex betrachtete er als allgemeines Merkmal des Säugergehirns. Er wies auf die enge Verbindung dieses limbischen Kortex mit dem olfaktorischen System hin und sah entsprechend die Hauptfunktion des limbischen Systems in der Verarbeitung olfaktorischer Reize. In der Nachfolge Brocas wurde das limbische System zusammen mit dem olfaktorischen System als »Rhinenzephalon « oder »Riechhirn« angesehen.

Es wurde jedoch bereits damals (z. B. 1919 von Elliot Smith) darüber spekuliert, dass das limbische System auch weitergehende Funktionen im Zusammenhang mit Emotionen und Gedächtnisleistungen haben könnte. Die Ansicht, das limbische System sei das Hauptzentrum für Emotionen, wurde explizit von dem amerikanischen Neurologen James Papez in einer 1937 erschienenen Arbeit mit dem Titel A Proposed Mechanism of Emotion entwickelt. Grund für diese Auff assung war die Beobachtung, dass Erkrankungen des limbischen Systems zu schweren emotionalen und psychischen Störungen führen.

Zu diesem System zählte Papez den Hypothalamus einschließlich der Mammillarkörper, die anterioren thalamischen Kerne, den Gyrus cinguli und den Hippocampus. Er sah diese Strukturen als durch mächtige Bahnen kreisförmig verbunden an und konzipierte somit das, was man heute »Papez-Kreis« nennt. Dieses Konzept des Papez-Kreises – obwohl in seinen neuroanatomischen Grundzügen durchaus zutreff end – hat eine verhängnisvolle Rolle bei der weiteren Erforschung des limbischen Systems gespielt, insbesondere im Zusammenhang mit der Vorstellung, der Papez-Kreis sei in sich und damit von der Großhirnrinde abgeschlossen.

Diese Auff assung wurde von Paul MacLean, einem anderen amerikanischen Neurologen, bereitwillig aufgegriff en. Er beschäft igte sich ebenfalls seit langem mit dem limbischen System und prägte den Begriff »limbisches System « in einem im Jahre 1952 erschienenen Aufsatz überhaupt erst. Als Hauptaufgabe des limbischen Systems betrachtete MacLean die Integration intero- und exterozeptiver Informationen, insbesondere was olfaktorische, gustatorische gustatorische und viszerale Erregungen betrifft .

Hierin sah er die Grundlagen für das Entstehen von Aff ekten und Emotionen. Als Hauptzentrum dieses Systems betrachtete er den Hippocampus, der damals allgemein als Teil des olfaktorischen Systems galt. In der Folge entwickelte MacLean das Konzept des »dreieinigen Gehirns« (englisch: triune brain), das in der Neurobiologie bis heute eine berühmt-berüchtigte Rolle spielt und das er in seinem 1990 erschienenen umfangreichen Werk Th e Triune Brain in Evolution noch einmal ausführlich darlegte.

Danach ergibt der Vergleich der Gehirne lebender Wirbeltiere, dass das Gehirn des Menschen und anderer »entwickelter« Säugetiere aus drei »Gehirnen « aufgebaut ist, die sich anatomisch und funktional grundlegend voneinander unterscheiden und sich nacheinander in der Hirnevolution entwickelt haben.

Erscheint lt. Verlag 31.5.2006
Zusatzinfo XIX, 877 S.
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Klinische Psychologie
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Neurologie
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Psychiatrie / Psychotherapie
Schlagworte Affektive Störung • Angst • Aufmerksamkeit • Demenz • Essstörung • Neurobiologie • Neurophysiologie • Neurowissenschaft • Psychiatrie • Psychische • Schizophrenie • Schlafstörung • Somatoforme Störung • Störungen • Sucht • Zwang • Zwangsstörung
ISBN-10 3-540-30887-3 / 3540308873
ISBN-13 978-3-540-30887-4 / 9783540308874
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