Umgang mit suizidgefährdeten Menschen (eBook)
145 Seiten
Psychiatrie-Verlag
978-3-88414-709-2 (ISBN)
Mit suizidgefährdeten Menschen hat jeder psychosoziale Helfer früher oder später zu tun, im Beruf, aber auch im Team. Das Thema ist angstbesetzt und moralisch aufgeladen. »Dürfen wir Suizide verhindern?« fragen die Autoren deshalb gleich zu Beginn und schließen nicht zufällig mit den Hilfen für die Helfer. Dazwischen finden sich die harten Fakten über die Zahl der Selbsttötungen und -Tötungsversuche, Strategien der Krisenintervention, Hinweise, wie suizidgefährdete Menschen zu erkennen und zu begleiten sind und wie man mit ihnen und ihren Angehörigen spricht. Adressen und Literaturhinweise runden das Buch ab.
Suizid und Suizidalität sind hoch brisante Themen für jede Berufsgruppe in der Psychiatrie, nicht nur weil die Suizidrate unter psychisch Kranken besonders hoch ist, sondern auch unter den Helfern. Dieser Basiswissen-Titel fasst nun sachlich und doch sensibel zusammen, was hilft im Umgang mit suizidgefährdeten Menschen, ohne die eigenen Grenzen aus den Augen zu verlieren.
Zielgruppe: alle psychosozialen Berufsgruppen
Stichworte: Suizid, Suizidalität, Selbsttötung, Krisenintervention
Michael Eink, Prof. Dr., Dipl.-Pädagoge, Professor an der Evangelischen Fachhochschule Hannover, Fachbereich Sozialwesen. Mitherausgeber der Reihe 'Basiswissen'. Horst Haltenhof, Prof. Dr. und PD, Oberarzt an der Tagesklinik der Medizinischen Hochschule Hannover, seit 2006 Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Humaine Vogtland-Klinikum in Plauen.
Inhalt 6
Vorwort 8
Suizidverhütung zwischen Anmaßung und Verpflichtung 10
Das große Tabu 11
Dürfen wir Suizide verhindern? 14
Die rechtliche Situation 16
Der »begleitete Suizid« 18
Können wir Suizide verhindern? 19
Begriffe, Zahlen und Zusammenhänge 21
Begriffliche Klärungen 21
Epidemiologische Zahlen und Zusammenhänge 26
Hintergründe suizidaler Krisen 32
Gute Gründe zu sterben? 34
Orientierung am Krisenmodell 37
Psychologische Erklärungskonzepte 39
Erkennen und Beurteilen von Suizidalität 47
Umstände der Begegnung mit suizidalen Klienten 47
Risikoindikatoren 49
Verlauf suizidaler Krisen 54
Beurteilung des Gefährdungsgrades 58
Das Gespräch zur Beurteilung der Suizidalität 60
Umgang mit suizidalen Klienten 69
Die Verpflichtung zur Hilfe – und ihre Grenzen 69
Therapeutische Hilfen – Krisenintervention 72
Strategien der Krisenintervention 78
Ablauf der Krisenintervention 88
Prävention suizidaler Krisen in Institutionen 94
Primärprävention von Suizidalität 100
Fallstricke und ihre Vermeidung 103
Erkennen und Beurteilen 103
Begleiten und Betreuen 104
Folgen einer Suizidhandlung 109
Der Werther-Effekt 109
Umgang mit den anderen Klienten 112
Schwierige Gesprächsrunde 113
Fremdbestimmung vermeiden 116
Umgang mit den Familienangehörigen 117
Hilfen für Helfer 121
Helfer unter Druck 122
Unterstützung durch das Team 123
Eigene Grenzen akzeptieren 127
Abschied von Allmachtsfantasien 129
Der Suizidale und der Psychiater – Schlussbemerkung 135
Anhang 137
Adressen 137
Literatur 137
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Erkennen und Beurteilen von Suizidalität (S. 46-47)
Weder das Erkennen von Suizidalität noch die Beurteilung der hiermit verbundenen aktuellen Gefährdung ist mit absoluter Sicherheit möglich. Diese Feststellung verweist auf die Grenzen unserer Möglichkeiten, Lebensmüdigkeit stets sicher wahrzunehmen und suizidalen Handlungen immer erfolgreich vorzubeugen. Allerdings darf diese prinzipiell zutreffende Erkenntnis nicht dazu führen, dass wir leichtsinnig und ohne die erforderliche Sorgfalt mit lebensmüden Menschen umgehen.
In diesem Kapitel wollen wir darstellen, wie Suizidalität erkannt und in ihrem Ausmaß zumindest annäherungsweise eingeschätzt werden kann. Nach einer Charakterisierung der Umstände, unter denen Professionelle mit lebensmüden Menschen in Kontakt kommen können, werden Merkmale suizidalen Erlebens und Verhaltens sowie der Verlauf suizidaler Krisen erläutert und Anhaltspunkte zur Beurteilung des aktuellen Gefährdungsgrades gegeben. Es folgen Hinweise zur Gesprächsführung, die das Erkennen und Beurteilen suizidaler Krisen erleichtern können. MERKE: Selbst bei der Berücksichtigung aller Risikomomente gibt es keine absolute Sicherheit im Erkennen von Suizidalität.
Umstände der Begegnung mit suizidalen Klienten
Es sind eigentlich kaum Situationen denkbar, in denen Menschen nicht mit lebensmüden Mitmenschen konfrontiert sein können. Dies trifft in ganz besonderer Weise für Helferinnen und Helfer zu, die in psychosozialen und psychiatrischen Institutionen tätig sind. Hier lassen sich im Wesentlichen drei Umstände voneinander abgrenzen:
Nach einem Suizidversuch: Klienten begaben sich nach einem Versuch, sich das Leben zu nehmen, in eine Beratung oder Behandlung, sei es ambulant oder stationär. Dies kann auf eigenen Wunsch oder auf Drängen von Angehörigen geschehen, durch Zuweisung niedergelassener Ärzte bzw. anderer Therapeuten oder nach einer internistischen bzw. chirurgischen Versorgung, die etwa wegen einer Intoxikation oder nach Verletzungen erforderlich gewesen ist.Während einer stationären organmedizinischen Behandlung findet häufig eine Konsiliaruntersuchung durch einen Psychiater oder Psychotherapeuten statt. In vielen Fällen erfolgt anschließend eine ambulante psychiatrische oder psychotherapeutische Weiterbehandlung oder die Verlegung auf eine entsprechende Station. Die stationäre Übernahme geschieht zumeist mit Einverständnis des Klienten, unter bestimmten Umständen und unter Berücksichtigung rechtlicher Vorgaben kann sie aber auch gegen seinen Willen erfolgen.
Bei bekannter Suizidalität: Hier ist die Suizidalität entweder Anlass für die Kontaktaufnahme mit dem psychiatrischen bzw. psychosozialen Hilfesystem oder sie offenbart sich bzw. entwickelt sich erst während einer Therapie. Im ersten Fall suchen Klienten wegen akuter oder seit längerer Zeit bestehender Lebensmüdigkeit psychosoziale Beratung oder psychiatrisch- psychotherapeutische Behandlung auf. Dies kann ebenfalls aus eigenem Antrieb geschehen oder auch auf Veranlassung von Angehörigen und Freunden oder auf Rat des Hausarztes. Auch dieser Kontakt kommt in den allermeisten Fällen auf freiwilliger Basis zustande. Es wird dann zunächst zu klären sein, welcher Behandlungsrahmen – ambulant, tagesklinisch oder stationär – angemessen ist. In dem Fall, in dem die Suizidalität während einer Behandlung auftritt, muss überlegt werden, inwieweit das bisherige Setting verändert werden muss und ob ggf. die Beratung oder Therapie von einer anderen Person weitergeführt werden sollte. MERKE
Erscheint lt. Verlag | 1.1.2009 |
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Reihe/Serie | Basiswissen |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Persönlichkeitsstörungen |
Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete | |
Schlagworte | Burnout • Depression • Selbstmord • Selbsttötung • Suizid • Suizidalität • Tötungsabsicht |
ISBN-10 | 3-88414-709-9 / 3884147099 |
ISBN-13 | 978-3-88414-709-2 / 9783884147092 |
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