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Tell me! -  Thomas Pyczak

Tell me! (eBook)

Wie Sie mit Storytelling überzeugen
eBook Download: EPUB
2023 | 4. Auflage
349 Seiten
Rheinwerk Computing (Verlag)
978-3-8362-9156-9 (ISBN)
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Wer gut erzählen kann, braucht sich um begeisterte Zuhörer keine Sorgen zu machen. Im Konferenzraum und an der Kaffeetheke, online wie offline, im Dialog und im Vortrag. »Tell Me!« zeigt Ihnen, wie Sie die Kraft von Storytelling für Ihren persönlichen Erfolg nutzen. Ihr Publikum lehnt sich zurück, ist gespannt, wie die Geschichte weitergeht, merkt sich die Fakten. Lernen Sie, wie auch Sie von dieser Technik profitieren können. Thomas Pyczak setzt auch selbst auf Storytelling und kurze, in sich geschlossene Geschichten. Jede einzelne können Sie für sich lesen und ihren Nutzen auf Ihre persönliche Situation übertragen.

Aus dem Inhalt:

  • So stark wirken Geschichten
  • Die Kunst des Schweigens
  • Storys, Typen, Situationen
  • Die Kunst, Fragen zu stellen
  • Die Baupläne erfolgreicher Geschichten - von Sparkline bis Heldenreise


Die Fachpresse zur Vorauflage:
PR Stunt - PR. Marketing. Blog: »Für mich als Kommunikator und Content-Enthusiast ein Must-have im Bücherregal!«



Erfolgsgeschichten schreiben: Thomas Pyczak ist Autor, Consultant, Purpose Coach und Trainer. Er ist Verfasser von Romanen, Sachbüchern und eines Blogs über Storytelling. Zuvor war er CEO und Chefredakteur der Computerfachzeitschrift CHIP. Die Themen Purpose und Storytelling kennt Thomas aus verschiedenen Perspektiven. Warum und wozu tun wir, was wir tun? Und was ist unsere Story? Die Story unseres Teams? Unseres Unternehmens? Thomas ist davon überzeugt, dass wir alle, privat oder im Business, in den nächsten Jahren mit wachsender Intensität mit den Themen Storytelling und Purpose konfrontiert werden. Er möchte seine Leser dazu inspirieren, sich schon jetzt diesen Fragen zuzuwenden, systematisch, doch zugleich spielerisch-kreativ.

Connect


So stark wirken Geschichten

Storys sind seit den Lagerfeuern der Steinzeit ein Schlüsselelement unseres Soziallebens. Dieser Abschnitt macht Sie mit den Erkenntnissen aus Wissenschaft und Forschung vertraut.

Willkommen in der Welt der Wissenschaftler – der Psychologen und Evolutionsbiologen, der Gehirnforscher und auch der Marketingexperten. Connect! Dieser Teil des Buches führt zu den Menschen, die seit Jahrzehnten Storytelling erforschen. Die fragen: »Wie genau wirken Storys?« Die experimentieren: »Wie spricht unser Gedächtnis auf Storys an?« Die nachmessen: »Wie viel besser verkauft eine Story ein Thema als reine Fakten?« Die Blut untersuchen, um herauszufinden, wie unser Hormonsystem auf Storys reagiert. Die den Bogen von den Lagerfeuern unserer Vorfahren bis hin zu Social Media spannen und zeigen, wie Geschichten zu Geschichte werden. Die uns den Spiegel vorhalten, wenn wir Geschichten erzählen, die wir unser Leben nennen.

In diesem Teil von »Tell me!« geht es darum, ein gutes Gefühl für die Wirkung von Geschichten zu entwickeln, auch für die Risiken und Nebenwirkungen. Im Laufe der Evolution hat sich die Fähigkeit des Geschichtenerzählens als äußerst nützliches Merkmal für das Überleben erwiesen. Geschichten sind ein Schlüsselelement des Soziallebens, sie verbinden, stiften Nähe, bringen zusammen. Darüber hinaus transportieren sie Wissen und Erfahrungen von Generation zu Generation – die längste Zeit der menschlichen Entwicklung in mündlicher und überzeugend einfacher Form: Situation, Komplikation, Auflösung. Ein Held ringt mit Gegenkräften, um etwas zu erreichen. Das ist es schon. So sieht ein bedeutendes Prinzip unserer Welt aus, das bis heute eine hohe Überzeugungskraft besitzt. Und so konnte Storytelling zu einem mächtigen Tool werden, das in unserer Zeit noch ebenso wirkt wie am Lagerfeuer.

Überzeugen, ohne zu überreden


Auf dem Holodeck des Gehirns

Warum lesen wir eigentlich Romane oder erzählen uns Geschichten? Unterhaltung, Entspannung, Neugier, Weltflucht, das sind die Antworten, die ich für gewöhnlich im Freundes- und Bekanntenkreis auf diese Frage erhalte. Klingt überzeugend. Aber ist das wirklich schon alles? Laut neuesten Erkenntnissen der Neurowissenschaft nicht. Fragt man Hirnforscher, bekommt man eine verblüffende Antwort: Das Gehirn macht keinen großen Unterschied zwischen Realität und Fiktion. Und das ist der Grund, warum wir seit Hunderttausenden von Jahren Geschichten erzählen, seien sie nun wirklich passiert oder ausgedacht. Damit ziehen die Neurowissenschaftler eine Linie zwischen den ersten Jagdstorys und »Tschick«, zwischen Pfadnovel und Roadmovie, zwischen Steinzeit und heute. Menschen brauchen Geschichten – nicht nur wegen der Unterhaltung, sondern vor allem als Trainingscamp für den Geist.

Gehirnscans zeigen: Wenn wir lesen oder einem Erzähler zuhören, sind zunächst die klassischen Sprachregionen im Gehirn aktiv, das Broca- und das Wernicke-Areal. Doch das ist nicht alles: Wenn Probanden die Worte »Parfüm« oder »Kaffee« lesen, reagiert der olfaktorische Cortex, das Riechhirn. Wenn Probanden den Satz »Der Sänger hatte eine samtweiche Stimme« sagen, reagiert der sensorische Cortex. Bei dem Satz »Der Sänger hatte eine angenehme Stimme« dagegen nicht. Wenn Probanden Worte benutzen, die Bewegung beschreiben, »Pablo schoss den Ball«, wird der Motorcortex aktiv, der Bewegungen koordiniert.[ 1 ]

Ob wir Dinge real erfahren – Parfüm riechen oder Kaffeeduft, einen Sänger mit samtweicher Stimme hören, einen Ball schießen – oder ob wir nur davon lesen oder hören, beides löst die gleiche Reaktion im Gehirn aus. Es ist, als würden gute Geschichten unser Gehirn anregen, einen persönlichen Film der Wirklichkeit zu erschaffen. Die präzisen Beschreibungen, die Metaphern, die vielen Details lassen die Leser in die Gedanken und Gefühle der Figuren aus der Geschichte schlüpfen, so, als ob wir wirklich mit diesen Figuren zu tun hätten. Wissenschaftler haben auch das untersucht und bestätigen, dass Menschen, die mehr Romane lesen als andere, mehr Empathie für andere Menschen aufbringen. Es ist leichter für sie, die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen.[ 2 ] Aber das ist noch nicht alles:

»Computersimulationen lehren uns, komplexe Probleme in den Griff zu bekommen, etwa ein Flugzeug zu fliegen oder das Wetter vorherzusagen. Genauso helfen uns Romane, Geschichten und Theaterstücke, die Komplexität des Soziallebens zu meistern.«[ 3 ]

So fasst Keith Oatley, emeritierter Professor für kognitive Psychologie an der Universität von Toronto, die Erkenntnisse der Neurowissenschaft zusammen. Kurz gesagt: Romane, Storys und Theaterstücke sind Flugsimulatoren für den Geist. Wir trainieren kritische Situationen, indem wir sie in der Story erleben.

Eine gut erzählte Geschichte ist viel mehr als eine Reihe von Fakten. Sie berührt, bewegt, inspiriert. Im Gegensatz zum Faktenblatt gibt sie uns ein Gefühl für die Situation und führt uns am Beispiel einer Hauptfigur durch deren Unwägbarkeiten. Geschichten verweben Fakten und Emotionen so, dass sie dem wirklichen Erleben sehr nahekommen. Ist der Protagonist in die Ecke gedrängt, sind auch wir in die Ecke gedrängt, unser Herz rast, wir atmen schneller, schwitzen. Wir fühlen seinen Stress, seine Freude, sein Verlangen. Wissenschaftler erklären die Wirkung von Storytelling mit Spiegelneuronen. Kurz zur Erinnerung: In den 1990er-Jahren verpflanzten italienische Wissenschaftler haarfeine Elektroden in das Gehirn eines Makakenäffchens. Sie fanden heraus, dass bestimmte Regionen im Gehirn des Affen nicht nur tätig sind, wenn der Affe nach Obst oder Nüssen greift, sondern auch, wenn er dabei zusieht, wie die Forscher danach greifen. Genau diese Neuronen sind im Spiel, wenn es um die Wirkung von Storys geht: Sie spiegeln die Empfindungen der Hauptfigur in unserem Gehirn wider. Wir fühlen, was sie fühlt.

So begeben wir uns in das Leben anderer Menschen, in andere Gesellschaften, andere Lebensumstände, andere Kulturen, auch in andere Klassen, das andere Geschlecht, andere Konflikte und Zeitalter. Wir kämpfen mit einem Gladiator ums Überleben und wollen den Tod unserer Familie rächen. Wir diskutieren an Bord unseres Raumschiffs mit HAL über das Verhältnis von Menschen und Maschinen. Wir verbringen einen Tag im Dublin des Jahres 1904 mit dem Anzeigenvertreter Leopold Bloom. Wir lieben einen Vampir namens Edward. Wir lehnen uns als junge Frau in irgendeiner düsteren Zukunft mit Pfeil und Bogen gegen die totale Diktatur auf. Wir lernen aus jeder Geschichte, sind zugleich perfekt unterhalten und gefesselt, während wir lesen, zuhören oder einen Film sehen.

Evolutionär betrachtet geht es also weder um Weltflucht noch darum, einfach nur Daten zu transportieren: Geschichten schaffen einen Spielplatz für den Geist. In dieser gefahrlosen Lernumgebung spielen wir Szenarien durch – wie ein Pilot in einem Flugsimulator oder wie die Crew der Enterprise auf dem Holodeck. Dazu gehören natürlich auch Bruchlandungen. Der Flugsimulator steigert die Leistung des Piloten. So trainieren Storys seit Tausenden von Jahren unseren Geist, indem sie uns dazu bringen, in Szenarien zu denken, indem wir die Herausforderungen des Lebens annehmen.

Die Autoren Chip und Dan Heath[ 4 ] bringen den Unterschied zwischen Anweisung und Simulation noch einmal auf den Punkt und erzählen dazu folgende Geschichte: Es geht darum, Lehrern dabei zu helfen, mit aggressiven Schülern umzugehen, die ihren Unterricht sabotieren. Zwei Möglichkeiten werden ausprobiert. Erster Versuch: die Regeln. Die Lehrer bekommen eine Reihe von Verhaltensregeln für den Störfall: »Bleiben Sie ruhig.« »Verteidigen Sie sich nicht.« »Beruhigen Sie die Wut des Schülers.« Und so weiter! »Aha«, sagen die Lehrer, »darauf wären wir ja nie gekommen.« Zweiter Versuch: ein informeller Post eines Lehrers, der seine Erfahrungen mit einem aggressiven Schüler mit seinen Kollegen teilt. Er schildert sein Problem, seine Not, seine gescheiterten Versuche. Schließlich erzählt der Lehrer, wie sich das Problem mithilfe der anderen Schüler lösen ließ. Das kommt bei den Kollegen viel besser an. Es ist die Flugsimulatorlösung. Die Story erlaubt, den Prozess der Auseinandersetzung mit dem Schüler nachzuerleben. Viele Punkte aus den Verhaltensregeln für den Störfall werden aufgegriffen, aber eben eingebettet in eine Geschichte. Das funktioniert. Auf dieser Basis können betroffene Lehrer selbst entscheiden, wie sie sich verhalten.

Geschichten sind eine entspannte Art zu überzeugen, ohne sich aufzudrängen, Vorschriften zu machen oder seine Meinung einzutrichtern. Man zeigt ein Szenario: »Schau, so kann es sein!« »Was denkst du dazu?« »Sollen wir das so machen oder es besser bleiben lassen?« »Fällt dir ein treffenderes Szenario ein?« Es geht im Kern darum, zu zeigen, anstatt zu sagen, zu erzählen, anstatt zu referieren. Es geht darum, einem anderen Menschen ein Gefühl dafür und eine Ahnung davon zu geben, wie es sein könnte, wenn man sich für etwas entscheidet. So ist das Wesen von Storytelling Höflichkeit, Unaufdringlichkeit. Es ist eine Art, ein mächtiges Tool zu nutzen, anstatt Dinge einfach mit Macht oder Besserwisserei durchzusetzen.

Storytelling öffnet den Raum für mehr Wahrheiten und Ansichten. Offenheit spielt dabei eine wichtige Rolle, ebenso Nähe und...

Erscheint lt. Verlag 7.6.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Mathematik / Informatik Informatik
ISBN-10 3-8362-9156-8 / 3836291568
ISBN-13 978-3-8362-9156-9 / 9783836291569
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