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Hilfe, ich habe meine Privatsphäre aufgegeben! (eBook)

Wie uns Spielzeug, Apps, Sprachassistenten und Smart Homes überwachen und unsere Sicherheit gefährden
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
272 Seiten
MITP Verlags GmbH & Co. KG
978-3-7475-0166-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hilfe, ich habe meine Privatsphäre aufgegeben! -  Barbara Wimmer
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  • Wieso wir auf eine Totalüberwachung zusteuern: die Macht von Sprachassistenten, Connected Cars, Smart Homes, Smart Citys, Fitness-Apps und mehr
  • Was Sie im Umgang mit vernetzten Geräten beachten sollten und wie Sie Ihre Privatsphäre schützen
  • Aktuelle Entwicklungen und Fallbeispiele aus Deutschland und Österreich

Neue Technologien sollen unser Leben komfortabler machen. Doch der Preis, den wir dafür zahlen, ist hoch. Die zunehmende Vernetzung durch Geräte, die permanent mit dem Internet verbunden sind, bringt eine Überwachung von ungeahntem Ausmaß mit sich. Das Absurde dabei ist, dass wir unsere Privatsphäre freiwillig aufgeben - und das, ohne uns der Auswirkungen in vollem Umfang bewusst zu sein.

Im Kinderzimmer ermöglichen App-gesteuerte Spielzeug-Einhörner böswilligen Hackern, dem Nachwuchs Sprachnachrichten zu senden. Im Wohnzimmer lauschen mit der digitalen Sprachassistentin Alexa und ihren Pendants US-Konzerne mit und ein chinesischer Hersteller smarter Lampen speichert den Standort unseres Heims auf unsicheren Servern. Nebenbei teilen Zyklus- und Dating-Apps alle Daten, die wir ihnen anvertrauen, mit Facebook & Co.

In diesem Buch zeigt Ihnen Barbara Wimmer, was Apps und vernetzte Geräte alles über Sie wissen, was mit Ihren Daten geschieht und wie Sie sich und Ihre Privatsphäre im Alltag schützen können.

Wie die zunehmende Vernetzung Ihre Privatsphäre und Sicherheit gefährdet:

  • Smart Home: Überwachung und Sicherheitslücken
  • Spielzeug mit Online-Funktionen und die Gefahren für Kind und Heim
  • Sicherheitslücken und Unfallrisiken bei Connected Cars
  • Lauschangriff der digitalen Sprachassistenten
  • Datenmissbrauch zu Werbezwecken durch Apps auf dem Smartphone
  • Contact Tracing mit Corona-Apps
  • Gesichtserkennung und Überwachung in Smart Citys
  • Perspektiven: Datenschutz und digitale Selbstbestimmung


Barbara Wimmer ist preisgekrönte Netzjournalistin, Autorin und Speakerin und lebt in Wien. Sie schreibt seit mehr als 15 Jahren über Netzpolitik, IT-Security und Überwachung.

Barbara Wimmer ist preisgekrönte Netzjournalistin, Autorin und Speakerin und lebt in Wien. Sie schreibt seit mehr als 15 Jahren über Netzpolitik, IT-Security und Überwachung.

Kapitel 2:
Digitale Unmündigkeit durch Vernetzung


Das Internet der Dinge verspricht uns Bequemlichkeit und Komfort. So sollen Dinge für uns Menschen einfacher und besser werden, wenn wir sie miteinander vernetzen. Doch alles hat seinen Preis. Und den zahlen wir oft, ohne es zu merken. Das Internet der Dinge ist nämlich nichts anderes als eine Erweiterung des Internets – und dieses geriet in den vergangenen Jahren für das Ökosystem, das sich darin durchgesetzt hat, ordentlich in Verruf. Der digitale Wohlstand ist ungleich verteilt und im Internet haben große Unternehmen wie Google, Facebook und Amazon die Übermacht gewonnen.

Überwachungskapitalismus


Die Harvard-Ökonomin und Philosophin Shoshana Zuboff war unter den Ersten, die vor einer Herrschaft der großen Digitalkonzerne gewarnt hat. Sie hat den Begriff »Überwachungskapitalismus« geprägt,[1] der auch beim Internet der Dinge durchgehend eine große Rolle spielt.

Hinter dem Terminus »Überwachungskapitalismus« versteckt sich ein neues, totalitäres Profitmodell, bei dem menschliche Erfahrung und Daten von Unternehmen in proprietäre Datenflüsse umgewandelt werden. Ergo: Wir zahlen mit unseren Daten für vermeintlich kostenlose Dienste wie etwa die Suchmaschine von Google oder das soziale Netzwerk Facebook. Während Unternehmen einen Teil dieser Daten dazu verwenden, ihre Angebote zu verbessern, nutzen sie einen anderen Teil, um damit Profit zu erwirtschaften. Sei es durch ihr Werbegeschäft oder aber, indem sie die Daten an sogenannte Datenhändler weiterverkaufen.

Dieses Modell haben Firmen wie Facebook, Google und Amazon freilich perfektioniert. Doch es geht mittlerweile weit darüber hinaus: Auch viele andere Firmen – von kleinen Start-ups bis hin zu mittelständischen Unternehmen – setzen auf dieses datengetriebene Geschäftsmodell. Es gilt vielerorts in der Wirtschaft mittlerweile als erstrebenswerter Weg, um Gewinne zu erwirtschaften. Gewinne, die auf den Daten der Kunden beruhen – und diesen gleichzeitig die Macht über diese Daten verweigern. Wir Kunden werden damit zum Produkt erklärt und digital unmündig.

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Angenommen, Sie schaffen sich eine vernetzte Zahnbürste an. Diese bringt den Vorteil für Sie mit, dass Sie in einer App ganz genau sehen können, an welchen Zähnen Sie schlampen und welche Sie praktisch immer erwischen. Die intelligente Zahnbürste, die das Putzverhalten aufzeichnet, hilft Ihnen dabei, die Zähne gründlicher zu putzen und dadurch auch, teure Zahnbehandlungen zu vermeiden. So der Plan. Doch in der Praxis ändern Sie an Ihrem Putzverhalten vielleicht weniger, als Sie gedacht haben. Und was Sie nicht getan haben, als Sie das Produkt erworben haben, ist, die sogenannten, mehrseitigen »Datenschutzbestimmungen« durchzulesen. Dann hätten Sie nämlich festgestellt, dass die Daten über Ihr Putzverhalten vom Unternehmen ausgewertet und meist auch ohne weitere Zustimmung an Dritte verkauft werden dürfen. Aus diesen Verhaltensdaten lassen sich auch Prognosen erstellen und es können Muster errechnet werden, um unser Verhalten vorherzusagen. Auch mit diesen Prognosedaten wird laut Shoshana Zubhoff fleißig gehandelt und sie sind das Kernstück des Überwachungskapitalismus. Für die smarte Zahnbürste bedeutet das etwa, dass daraus errechnet werden könnte, dass Sie immer genau am Sonntag den ganzen Tag lang das Zähneputzen vergessen.

Na und, denken Sie? Ist doch Ihr Problem? Das kommt ganz darauf an, in welche Hände diese Daten über Sie gelangen und was für eine Rolle sie in Ihrem Gesamtprofil spielen. Die Datenhändler wissen nämlich freilich viel mehr über Sie, als dass Sie sonntags nie die Zähne putzen. Sie wissen auch, dass Sie sonntags immer viel länger schlafen, weil Sie sich erst gegen Mittag auf Facebook einloggen. Oder sie wissen, dass Sie meist die doppelte Dosis Kaffee brauchen, weil Ihre smarte Kaffeemaschine diese Daten ebenfalls ins Internet überträgt. Aus diesem Gesamtbild lassen sich Schlussfolgerungen über Sie anstellen, die Ihnen vielleicht gar nicht so bewusst sind – und die Ihnen auch gar nicht recht sind. Schließlich ist es Ihre Privatangelegenheit, was Sie sonntags in Ihrer Freizeit so tun. Oder am Abend davor.

Datenverknüpfung


Die Verknüpfung Ihrer Daten läuft im Hintergrund ab, ohne dass Sie etwas davon bemerken. Es ist ein intransparenter, für Sie vollkommen unsichtbarer Prozess, den Sie selbst nicht beeinflussen können. Rein hypothetisch betrachtet könnten sich daraus für Sie aber unangenehme Konsequenzen ergeben: Im harmlosesten Fall könnte sonntags plötzlich Werbung für Kopfschmerztabletten einer bestimmten Marke eingeblendet werden, weil jemand davon ausgeht, dass Sie sich am Samstagabend die Nächte in einer Disco um die Ohren schlagen und dabei auch immer viel Alkohol fließt. Dass Sie in Wahrheit vielleicht einfach nur jeden Samstagabend bis nachts um drei Uhr früh gemütlich offline ein Buch im Bett lesen, wissen die Datenhändler nicht. (Außer Ihre smarte Lampe hat diese Information geteilt.) Schon drastischer wäre es, wenn ein künftiger Arbeitgeber Zugriff auf diese Daten erhalten und Sie deshalb nicht einstellen würde, weil er daraus etwas über Ihre Einstellung zur Arbeit ableitet und diese Lebensweise nicht mit Ihnen teilt. Oder aber Ihre Zahnversicherung könnte auf Sie zukommen und Ihnen am Sonntag sogenannte »Reminder« auf Ihr Smartphone schicken, damit Sie auch am Sonntag nicht das Putzen vergessen. Wenn Sie diese »Reminder« ignorieren, wird Ihre Prämie für die Versicherung erhöht. All diese Beispiele sind frei erfunden, aber Sie sollen Ihnen aufzeigen, was im Überwachungskapitalismus alles möglich ist.

Sicherlich gibt es gewisse Gesetze, wie etwa die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die bis zu einem gewissen Grad regulierend eingreifen. So müssen Sie etwa darüber informiert sein, dass Ihre smarte Zahnbürste Daten über Sie sammelt. Aber seien Sie ehrlich: Lesen Sie wirklich alle Datenschutzbestimmungen vor der Benutzung eines Produkts ganz genau durch? Außerdem: Wenn Sie die smarte Zahnbürste bereits käuflich erworben haben, werden Sie sie dann zurückgeben, weil in den Bedingungen steht, dass die aufgezeichneten Daten an Dritte weitergegeben werden dürfen? Damit hat man Sie bereits in der Hand, denn Sie haben gar keine Wahl. Außer die, von vornherein auf vernetzte Zahnbürsten zur Gänze zu verzichten – damit allerdings auch auf die Vorteile, die das Produkt mit sich bringt.

Tatsächlich gibt es bereits smarte Zahnbürstenhersteller am Markt, die mit Versicherungen zusammenarbeiten. Das österreichische Unternehmen Playbrush bietet etwa gemeinsam mit der Versicherungsanstalt Uniqa eine Zahnversicherung an.[2] Allerdings ist diese nicht, wie im genannten Beispiel, an Bedingungen bei der Zahnpflege geknüpft und deckt auch keine Zahnfüllungen ab, die aufgrund von Schäden durch schlechtes Putzverhalten hervorgerufen werden, sondern lediglich Zahnschäden, die bei Unfällen entstehen.

Auswertung von Gesundheitsdaten


Versicherungsdienstleister schreiben gerne Ziele vor, die per Gesundheits- und Fitnessarmbänder kontrolliert werden. In den USA gibt es mit John Hancock bereits einen Anbieter für Lebensversicherungen, der seine Klienten dazu verpflichtet, Fitnessarmbänder oder Smart Watches zu tragen.[3] Fitnessarmbänder wie Fitbit oder Smart Watches wie die Apple Watch können Puls und Blutdruck regelmäßig messen und aufzeichnen. Damit lässt sich aber auch eruieren, wie viel Sport jemand treibt. Es lassen sich etwa Laufstrecken tracken oder wie viele Schritte jemand täglich zurücklegt.

Bis zum Jahr 2019 war der Einsatz dieser vernetzten Geräte beim Versicherer freiwillig und wurde von rund 40 Prozent der Versicherungsnehmer genutzt. Seit 2019 können die Kunden nun nicht mehr frei wählen, ob sie solche Armbänder, die sie ständig überwachen und alle möglichen Daten messen, überhaupt wollen. John Hancock nennt das »interaktives Vitality-System« und behauptet, dass Menschen 13 bis 21 Jahre länger leben, wenn sie am Gesundheitsprogramm, das der Versicherer zu den Armbändern anbietet, teilnehmen. Und weil das Unternehmen der größte Anbieter für derartige Versicherungen in den USA ist, bleibt ihnen am Markt sonst nicht mehr viel Auswahl. Oft führt das Vorpreschen eines Marktriesen in einem Bereich auch dazu, dass andere Anbieter nachziehen – und dass es dadurch bald gar keine freie Wahl mehr geben wird.

In den USA gibt es zudem bereits zahlreiche Firmen, die von ihren Mitarbeitern verlangen, Fitnessarmbänder zu tragen. »Workplace Wellness« nennen sich diese Programme, die es bereits seit einigen Jahren gibt. Dadurch erfährt der Arbeitgeber etwa auch, ob jemand in der Früh ausgeschlafen ist und ob er zu Fuß oder mit dem Auto zur Arbeit gekommen ist – sofern der Mitarbeiter diese Daten »freiwillig« mit seinem Arbeitgeber teilt. Das geschieht häufig über sogenannte »Fitness-Challenges«, bei der ganze Abteilungsteams gemeinsam gegen andere Abteilungen antreten, um sich spielerisch zu messen. Je nach Größe der Abteilung – und Gesundheitszustand der Mitarbeiter – lassen sich daraus sehr wohl personenbezogene Schlüsse ziehen und oft herrscht eine Art Gruppendruck. Menschen, die ihre Daten eigentlich nicht teilen wollen, werden durch ihre Kollegen dazu überredet, mitzumachen. Der Spruch »Sei kein Spielverderber« kann nicht nur beim gemeinschaftlichen Konsum von Alkohol angewandt werden, sondern auch bei Fitness-Challenges im Büro.

In diesem Fall...

Erscheint lt. Verlag 2.12.2020
Reihe/Serie mitp Sachbuch
Verlagsort Frechen
Sprache deutsch
Themenwelt Mathematik / Informatik Informatik Web / Internet
Schlagworte Alexa • Buch • Daten • Datenmissbrauch • Datenschutz • datenschutzerklärung • google assistant • Hacking • Hausautomation • Internet der Dinge • internet of things • IOT • IT-Sicherheit • Personenbezogene Daten • Privatsphäre • Profiling • Siri • Smart City • Smart Home • Sprachassistent • Tesla • Überwachung
ISBN-10 3-7475-0166-4 / 3747501664
ISBN-13 978-3-7475-0166-5 / 9783747501665
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