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Kinder des Nebels - Brandon Sanderson

Kinder des Nebels

Roman
Buch | Softcover
896 Seiten
2009
Heyne (Verlag)
978-3-453-52336-4 (ISBN)
CHF 20,95 inkl. MwSt
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Vom Untergang eines magischen Reiches

Seit über eintausend Jahren ist die Welt von Asche bedeckt. Seit über eintausend Jahren herrscht der unsterbliche Lord Ruler und versklavt das Volk der Skaa. Die Hoffnung scheint längst verloren, bis eines Tages ein junger Mann mächtige Fähigkeiten entwickelt und eine Schar von Rebellen versammelt. Sein Plan: Er will sie ebenfalls die Kontrolle über die magischen Kräfte lehren – und den allmächtigen Lord Ruler stürzen …
Der atemberaubende Auftakt einer neuen großen Saga.

Brandon Sanderson grew up in Lincoln, Nebraska. He lives in Utah with his wife and children and teaches creative writing at Brigham Young University. He is in the process of completing Robert Jordans bestselling Wheel of Time® series.

Michael Siefener, geboren 1961, promovierter Jurist, wandte sich 1992 von seinem Beruf ab und lebt seither als freier Schriftsteller und Übersetzer im Rheinland. Veröffentlichung zahlreicher Romane und Kurzgeschichtensammlungen, hauptsächlich im Genre der phantastischen Literatur.

Asche fiel vom Himmel. Graf Tresting runzelte die Stirn und sah hinauf zum rötlichen Mittagshimmel, während er über sich und seinem geschätzten Gast einen Schirm aufspannte. Ascheregen war nicht ungewöhnlich im Letzten Reich, doch Tresting hatte gehofft, Rußflecken auf seinem neuen Mantel und der roten Weste vermeiden zu können, die vor kurzem mit dem Kanalboot direkt aus Luthadel eingetroffen waren. Zum Glück war es nicht sehr windig; der Schirm würde also das Schlimmste abhalten.Tresting stand mit seinem Gast auf einer kleinen Terrasse, welche vom Hügel aus die Felder überblickte. Hunderte Menschen in braunen Kitteln arbeiteten in der niedergehenden Asche und kümmerten sich um das Getreide. Ihren Bemühungen haftete etwas Schwerfälliges an, aber so waren die Skaa nun einmal. Diese Bauern waren ein träger, unproduktiver Haufen. Sie beschwerten sich natürlich nicht, dazu waren sie nicht dumm genug. Sie arbeiteten einfach mit gebeugten Köpfen weiter und gingen teilnahmslos ihren Tätigkeiten nach. Die Peitsche des Zuchtmeisters vermochte sie für kurze Zeit zu entschiedeneren Bewegungen anzutreiben, doch sobald er weiterging, verfielen sie wieder in ihre gewohnte Mattigkeit.Der Graf wandte sich an den Mann, der neben ihm auf dem Hügel stand. "Man sollte doch glauben, dass mehr als tausend Jahre Feldarbeit sie etwas effektiver gemacht hätten", bemerkte er.Der Obligator nickte und hob eine Braue. Es war, als sei diese knappe Bewegung nur geschehen, um sein charakteristischstes Merkmal zu unterstreichen: verschlungene Tätowierungen, welche die Haut um die Augen herum bedeckten. Diese Tätowierungen waren enorm; sie reichten bis hoch zur Stirn und setzten sich auch an den Nasenflügeln fort. Er war ein Prälan - ein wirklich sehr wichtiger Obligator. Im Haus hatte Tresting seine eigenen Obligatoren, doch sie waren nur niedere Würdenträger und trugen kaum mehr als ein paar eintätowierte Zeichen um die Augen. Dieser Mann hier war mit demselben Kanalboot aus Luthadel eingetroffen, das auch Trestings neue Kleider befördert hatte."Ihr solltet erst einmal die Stadt-Skaa sehen", meinte der Obligator, während er sich umdrehte und die Skaa-Arbeiter beobachtete. "Diese hier sind eigentlich recht emsig, wenn man sie mit denen in Luthadel vergleicht. Ihr habt eine größere ..., will sagen, eine direkte Kontrolle über Eure Skaa hier. Was glaubt Ihr, wie viele habt Ihr diesen Monat verloren?""Etwa ein halbes Dutzend", sagte Tresting. "Einige sind an den Schlägen gestorben, andere an Erschöpfung.""Flüchtige?""Niemals!", betonte Tresting. "Kurz nachdem ich das Land von meinem Vater geerbt habe, gab es ein paar Ausreißer. Ich habe ihre gesamten Familien hinrichten lassen. Da hat der Rest schnell den Mut verloren. Ich habe nie begriffen, wie man mit den Skaa Schwierigkeiten haben kann. Meiner Meinung nach sind diese Kreaturen einfach zu kontrollieren, wenn man nur hart genug durchgreift."Der Obligator nickte; er bewegte sich kaum in seiner grauen Robe. Anscheinend war er zufrieden, was ein gutes Zeichen war. Die Skaa waren streng genommen nicht Trestings Eigentum. Wie alle Skaa gehörten sie dem Obersten Herrscher. Tresting hatte die Arbeiter nur von seinem Gott gemietet, so wie er auch für die Dienste der Obligatoren Seiner Majestät bezahlen musste.Der Obligator senkte den Blick auf seine Taschenuhr und schaute dann hoch zur Sonne. Trotz des Ascheregens war es heute sehr hell; die Sonne leuchtete in einem strahlenden Karmesinrot hinter der rauchigen Schwärze des oberen Himmels. Tresting zog ein Taschentuch hervor und wischte sich damit über die Stirn. Er war dankbar für den Schatten unter dem Schirm, der ihn ein wenig vor der Mittagshitze schützte."Sehr gut, Tresting", meinte der Obligator. "Ich werde Euren Vorschlag wie gewünscht Graf Wager unterbreiten. Er wird von mir einen wohlwollenden Bericht über Eure Tätigkeit hier erhalten."Tresting unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung. Es bedurfte immer eines Obligators, um einen Vertrag oder sonstige geschäftliche Vereinbarungen zwischen Adligen zu bezeugen. Natürlich hätte auch einer der niederen Obligatoren, wie Tresting sie selbst beschäftigte, ein solcher Zeuge sein können, doch es war viel besser, Straff Wagers eigenen Obligator zu beeindrucken.Der Obligator drehte sich zu ihm um. "Ich werde heute Nachmittag mit dem Kanalboot abreisen.""Jetzt schon?", fragte Tresting. "Wollt Ihr nicht bis zum Abendessen bleiben?""Nein", entgegnete der Obligator. "Allerdings gibt es da noch eine Sache, über die ich mit Euch sprechen muss. Ich bin nicht nur auf Geheiß von Graf Wager hergekommen, sondern auch, weil ich mich um eine Angelegenheit der Bezirksinquisition zu kümmern habe. Es läuft das Gerücht um, dass Ihr mit Euren Skaa-Frauen zu tändeln beliebt."Tresting spürte, wie Kälte in ihm hochkroch.Der Obligator lächelte. Vermutlich sollte es entwaffnend wirken, doch Tresting empfand es als unheimlich. "Seid unbesorgt, Tresting", beschwichtigte der Obligator. "Wenn man sich über Eure Taten wirklich Gedanken machen würde, dann hätte man an meiner statt einen Stahlinquisitor hergeschickt."Tresting nickte langsam. Inquisitor. Er hatte noch nie eines dieser unheimlichen Geschöpfe gesehen, aber er hatte viele Geschichten über sie gehört."Ich habe keine weiteren Fragen mehr, was Euren Umgang mit den Skaa-Frauen angeht", meinte der Obligator und betrachtete wieder die Felder. "Was ich hier gesehen und gehört habe, weist darauf hin, dass Ihr hinterher aufzuräumen pflegt. Ein Mann wie Ihr - so effizient und leistungsfähig - könnte es in Luthadel weit bringen. Noch ein paar Jahre Arbeit, ein paar kluge Handelsgeschäfte, und ... wer weiß?"Der Obligator wandte sich von ihm ab, und Tresting lächelte. Das war zwar kein Versprechen, ja nicht einmal eine Prophezeiung - Obligatoren waren eher als Bürokraten und Zeugen tätig denn als Priester -, aber ein solches Lob aus dem Munde eines Dieners des Obersten Herrschers zu hören ... Tresting wusste, dass manche Adligen die Obligatoren als beunruhigend erachteten - einige empfanden sie sogar als Ärgernis -, doch in diesem Augenblick hätte Tresting seinen vornehmen Gast küssen können.Er wandte den Blick wieder auf die Skaa, die still unter der blutigen Sonne und den träge niedersegelnden Ascheflocken arbeiteten. Tresting war seit je einer jener Landadligen, die auf ihren Anwesen wohnten und davon träumten, irgendwann nach Luthadel zu ziehen. Er hatte von den Bällen und anderen Festlichkeiten gehört, vom Glanz und den Intrigen, und all das begeisterte ihn geradezu unmäßig.

Erscheint lt. Verlag 9.7.2009
Reihe/Serie Die Nebelgeborenen ; 1
Übersetzer Michael Siefener
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Final Empire, Mistborn 1
Maße 135 x 206 mm
Gewicht 680 g
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Brandon Sanderson • epische Fantasy • Fantasy • Kinder des Nebels • Mistborn
ISBN-10 3-453-52336-9 / 3453523369
ISBN-13 978-3-453-52336-4 / 9783453523364
Zustand Neuware
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