Die verlorenen Reiche 4
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-442-24263-4 (ISBN)
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In Crotheny tobt ein Kampf, der mit stählernen Klingen und magischen Kräften gleichermaßen ausgefochten wird. Aber dabei wurde das „Gesetz des Todes“ gebrochen. Und so muss Anne Dare, die Königin von Crotheny, zum äußersten Mittel greifen, um ihr Land und ihr Volk – ja, die ganze Welt! – vor der Vernichtung zu retten. Doch das würde ihren eigenen Untergang bedeuten ...
Greg Keyes lernte schon als Kind die Kultur und Sprache der Navajo-Indianer kennen und entwickelte so eine große Faszination für Sprachen, Rituale und Mythen. Nach einem Anthropologie-Studium veröffentlichte er unter dem Namen J. Gregory Keyes seinen erst
Ein Schmerzensschrei erhob sich in den perlmuttfarbenen Himmel und hing wie ein Meeresvogel über Tarnshead im Wind. Roger Harriot drehte sich nicht um; er hatte an diesem Morgen viele Schreie gehört und würde vor Tagesende noch ein paar weitere hören. Stattdessen richtete er seine Aufmerksamkeit auf das Land, das vom Westturm der Burg Fiderech aus weithin sichtbar war. Weißes Gestein ragte aus dem smaragdgrünen Gras empor, hoch genug, dass das Meer dahinter verborgen blieb, abgesehen von graugrünen Wellen, die sich nach Norden auf die Stadt zubewegten. An diesem Hang zeigten die Zweige der vom Wind knorrig gewordenen Bäume alle in die gleiche Richtung, als wollten sie irgendeinen unsichtbaren Schatz aus der Luft schnappen. Seltsame Früchte hingen an den verrenkten Bäumen. Er fragte sich, ob er wohl hätte sagen können, um was es sich handelte, wenn er es nicht schon gewusst hätte. Wahrscheinlich. "Nicht alle haben den Magen, um Folter zu ertragen", hörte er jemanden sagen. Es war die Stimme von Sacritor Praecum, auf dessen Attish er sich befand. "Ich finde es langweilig", erwiderte Roger und ließ dabei seinen Blick über das Dorf mit den ordentlichen kleinen Häusern schweifen, den Gärten und dem Seilgang. Schiffsmasten schwankten sanft hinter den Dächern. "Langweilig?" "Und ermüdend und nutzlos", fügte er hinzu. "Ich bezweifle sehr, dass es irgendetwas bewirkt." "Viele haben gestanden und sind zum wahren Pfad zurückgekehrt", wandte Praecum ein. "Ich bin mehr als vertraut mit der Folter", erklärte Roger. "Unter dem Eisen gestehen Menschen Dinge, die sie nicht getan haben." Er bedachte den Sacritor mit einem schwachen Lächeln. "Tatsächlich habe ich festgestellt, dass die Sünden, die die Opfer gestehen, gewöhnlich zuerst in den schuldigen Herzen ihrer Befrager auftauchen." "Nun, nun ...", setzte der Sacritor an, aber Roger winkte ab. "Ich werfe Euch nichts vor", sagte er. "Es ist eine allgemeine Beobachtung." "Ich kann nicht glauben, dass ein Ritter der Kirche solche Ansichten vertritt. Es klingt fast, als würdet Ihr das Resacaratum selbst in Frage stellen." "Ganz und gar nicht", erwiderte Roger. "Der Krebs der Ketzerei befällt jede Stadt, jedes Dorf, jeden Haushalt. Das Übel wandelt im Tageslicht und macht sich nicht einmal die Mühe, sich eine Verkleidung zuzulegen. Nein, diese Welt muss wieder in den Zustand der Reinheit gebracht werden, wie es in den Tagen des Sacaratum war." "Dann ." "Meine Bemerkung galt der Folter. Sie funktioniert nicht. Die Geständnisse, die sie erwirkt, sind unzuverlässig, und die Epiphanien, die sie hervorbringt, sind unsicher." "Wie sollen wir dann Eurer Meinung nach verfahren?" Roger deutete zur Landspitze. "Die meisten der von Euch befragten Menschen enden dort, aufgehängt an ihren Hälsen." "Die Unbußfertigen, ja." "Hängt sie am besten gleich auf. Die>BußfertigenEr konnte spüren, wie der Sacritor erstarrte. "Seid Ihr gekommen, um mich zu ersetzen? Sind die Patiri mit unserer Arbeit unzufrieden?" "Nein", sagte Roger. "Meine Meinungen sind meine ganz persönlichen, und sie sind nicht verbreitet. Die Patiri finden ebenso Gefallen an der Folter wie Ihr, und so wird sie weitergeführt werden. Meine Aufgabe hier ist von anderer Natur." Er wandte den Blick nach Südosten, wo eine helle, safranfarbene Straße in den bewaldeten Bergen verschwand. "Ich bin neugierig", sagte Roger. "Wie viele habt Ihr gehängt?" "Einunddreißig", erwiderte Praecum. "Und abgesehen von denen, die sich hinter uns befinden, warten noch weitere sechsundzwanzig auf die Prüfung. Und es wird noch mehr geben, denke ich." "So viele Ketzer für ein so kleines Dorf." "Auf dem Land ist es noch schlimmer. Beinahe jede Bauersfrau übt sich in irgendeiner Hexerei. Würde ich Eure Methoden anwenden, müsste ich jeden in diesem Attish töten." "Ist ein Arm brandig geworden", sagte Roger, "genügt es nicht mehr, einzelne Stellen zu behandeln. Er muss abgeschnitten werden." Er drehte sich um und musterte den wimmernden Mann hinter ihm. Roger hatte ihn zuerst für einen starken Burschen gehalten, mit rötlichen, windgegerbten Wangen und herausfordernden blauen Augen. Jetzt ähnelte er mehr einem Greis, und sein Blick erflehte nur noch das dunkle Boot an der Grenze der Welt. Er war an eine Holzsäule gebunden worden, die in einen Sockel im Gestein des Turmes eingelassen war. Die Arme waren über seinem Kopf befestigt. An sechs weitere Säulen waren andere Gefangene gekettet, ausgezogen und in der Frühlingsbrise darauf wartend, dass sie an die Reihe kamen. "Wieso erledigt Ihr Eure Arbeit hier draußen und nicht im Kerker?", fragte Roger. Der Sacritor richtete sich leicht auf, und sein Blick wurde fester. "Weil ich es für sinnvoll halte. Sind sie im Kerker, denken sie an ihre Sünden und sehnen sich nach Sonnenlicht, bis sie sich zu fragen beginnen, ob sie sich wirklich daran erinnern, wie es ausgesehen hat. Dann bringe ich sie hierher, wo sie die Schönheit der Welt sehen können: das Meer, die Sonne, das Gras ..." "Und das Schicksal, das sie erwartet", sagte Harriot mit Blick auf die Galgenbäume. "Auch das", gab Praecum zu. "Ich möchte, dass sie die Heiligen wieder lieben lernen, dass sie in ihren Herzen zu ihnen zurückkehren." "Du dreckiger Hurensohn", schluchzte der Mann an der Säule. "Du hässliches kleines Stück Sceat. Was du mit meiner kleinen Maola gemacht hast ." Er brach wieder in Schluchzen aus. "Deine Frau war eine Hexe", sagte Praecum. "Nein", krächzte der Mann. "Das war sie nicht." "Sie hat zugegeben, dass sie Hynthiaknoten für Seeleute gebunden hat", entgegnete Praecum. "Bei der heiligen Hynthia", seufzte das Opfer. Seine Energie schien sich ebenso rasch zu verflüchtigen, wie sie aufgewallt war. "Es gibt keine heilige Hynthia", sagte der Sacritor. Roger versuchte, sich ein Lachen zu verkneifen, dann besann er sich und ließ es frei. Der Sacritor nickte zufrieden. "Siehst du?", fragte er. "Das hier ist Roger Harriot, ein Ritter der Kirche und ein gebildeter Mann." "In der Tat", sagte Roger, dessen Gedanken erneut durch die Selbstgefälligkeit des Sacritors eine andere Richtung nahmen. "Ich bin gebildet genug, um - gelegentlich - einen Blick in die Tafles Nomens zu werfen, eines der drei in jedem Attish zu erhaltenden Bücher." "Die Tafles Nomens?"
Erscheint lt. Verlag | 15.7.2009 |
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Reihe/Serie | Blanvalet Taschenbuch | Die verlorenen Reiche |
Übersetzer | Susanne Gerold |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The Kingdom of Thorn and Bone, vol.4: The Born Queen |
Maße | 135 x 206 mm |
Gewicht | 580 g |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Fantasy |
ISBN-10 | 3-442-24263-0 / 3442242630 |
ISBN-13 | 978-3-442-24263-4 / 9783442242634 |
Zustand | Neuware |
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