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Die Schule am Meer -  Maike Nitsch

Die Schule am Meer (eBook)

Aufbruch in ein neues Leben

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
680 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-20115-7 (ISBN)
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Ein brutaler Überfall erschüttert erneut die Küstengegend und führt Menschen zueinander, die dem Leben unterschiedliche Fragen stellen. Marie Bergmann, eine zurückgezogene Jugendamt-Sachbearbeiterin, ist auf der Suche nach Auswegen für ihre eigenen Herausforderungen und für die ihrer Schützlinge. In einer dunklen Nacht trifft sie auf den charismatischen Mark Lindner und gerät in den Fokus des Schiffbauers, Maximilian Schulte, der seine eigene Geschichte hat... Gemeinsam planen sie eine Lebensschule, um besonders jungen Menschen, deren Leben von Gewalt und Lebenskrisen geprägt sind, eine Stimme zu geben - eine Chance auf eine liebevoll unterstützte Entwicklung! Ein gefühlsvoller, spannender Roman, der einen auf eine Reise durch verschiedene Themen und Fragen über das Leben mitnimmt, die auch die Charaktere berühren... Plötzlich stehen alle an einem Wendepunkt... und an einem möglichen Ort für das große Projekt - der vergessenen Brauerei am Stadtrand, die nicht die einzigen romantischen Gefühle auslöst...

Maike Nitsch-Prange, verheiratet, wurde im Mai 1975 im schleswig-holsteinischen Preetz geboren. Ihr eigenes Leben, Einblicke und berührende Begegnungen in unterschiedlichen Bereichen der Polizei sowie der Wunsch nach wirklich hilfreichen Lösungen brachten sie auf die Idee, ein Buch zu schreiben. Lange auf der Suche, stellte sie sich vielschichtige Fragen über das Leben, die sie auch für sich selbst beantworten musste. Der Weg führte durch verschiedenste Lebens- und Gesellschaftsthemen, die in dem Roman mit eingeflossen sind. Eine transformative, emotionale und spirituelle Reise, auf der ihr nicht nur das Human Design System, der Reiki Weg, die Tierkommunikation, die Psychologische Beratung, die vielschichtigen Ursachen und Auswirkungen von Traumatisierungen und einiges mehr begegneten, sondern auch ihr Mann und eine tiefe, liebevolle Beziehung. Der Wunsch nach ganzheitlichen und nachhaltigen Veränderungen durch eine heile, liebevolle Entwicklung junger Menschen mit Chancen auf ein gesundes, wertvolles Leben, mit eigenen Lebensaufgaben, einem Platz, an dem jeder etwas zum Wohl aller beitragen kann, bewegt sie auch persönlich.

MARIE

Marie wollte nach Hause! Sie saß seit Dienstschluss mit einer Freundin im Café und es war genug! Es war oft zu lange, oft zu viel, und heute war ihr Limit erreicht! Die Musik, der Kaffeegeruch, die Geräusche der Menschen, das andauernde Möbelrücken und dabei Konzentrieren auf die Freundin und das Gespräch hatten sie geschafft. Sie bewunderte andere, die so etwas stundenlang konnten und dabei noch ungetrübte Freude und Energie verspürten, anstatt inneren Stress und bleierne Müdigkeit wie sie selbst. Zugegeben, das ging bei ihr leider sehr schnell. Erschöpfung und Unkonzentriertheit stellten sich schneller ein, als es ihr lieb war, egal was sie bisher versucht hatte.

Marie hatte schon als Kind gespürt, dass sie in einigen Bereichen anders tickte. Sie war häufig nachdenklich, besorgt und sehr viel mit sich allein beschäftigt gewesen. Und all das ging auch heute noch wunderbar. Seit sie erwachsen war, hatte sie sein wollen wie andere, viel unternehmen, erfolgreich arbeiten oder eine Familie gründen, mit einem Mann, einem Haus, Kindern, einem Hund vielleicht. Rückblickend fragte sie sich, ob sie das je wirklich selbst gewollt hatte und ob sie überhaupt wissen konnte, wie andere ›hinter ihren Toren‹ so lebten. Wusste sie, wie deren Alltag war, kannte sie deren Sorgen oder Träume? Wusste sie, was ›normal‹ bedeutete? Die Antwort auf all diese Fragen war eindeutig: Nein!

Und wie war sie bitte schön an ihre Berufswahl herangegangen? Plötzlich war die Zeit der Jugend verträumt und eine ernsthafte Entscheidung fällig gewesen. Was sollte sie tun? Helfen wollte sie und einen sicheren Job. Sie hatte nicht gewusst, was sie erwartete, als sie ihr behütetes und ländliches zu Hause, in dem sie beschaulich aufgewachsen war, verließ und in die Welt hinausging. Alles in allem war sie mehr oder weniger zufällig im Jugendamt gelandet, oder war es schlichtweg Bequemlichkeit gewesen? Immerhin hatte sich ihr Wunsch nach Hilfeleistung und gleichzeitiger Sicherheit doch erfüllt? Dennoch war ihr Leben von da ab anders verlaufen als gedacht. Drogenabhängige Eltern, Menschen, die sich gegenseitig verletzten, die ihren Kindern Schmerzen zufügten oder sie vernachlässigten. Und genau diese Menschen, das wusste sie heute, waren selbst unter schwierigsten Bedingungen groß geworden, hatten oft nur wenige Perspektiven. Das musste sich doch irgendwie ändern lassen, ging es ihr zum millionsten Mal durch den Kopf. Alle Familien sollten eine Chance haben, gesund miteinander zu leben, Kinder sich frei entwickeln dürfen. Aber wie sollte das gehen? Was sollte passieren? Sie selbst musste sich eingestehen, dass hinter vielem, was sie stillstehen ließ, Angst steckte. Angst vor jedem Schritt, den sie gehen konnte. Und so machte sie lieber keinen, blieb, wo sie war. Viele Frauen hatten eine schwierige und komplexe Vita und die Männer waren nicht weniger betroffen. Marie hatte irgendwann schon selbst begonnen, ein schräges Bild über das angeblich ›so starke Geschlecht‹ zu entwickeln. Was waren das für starke Wesen, wenn sie Macht und Gewalt ausübten, Schwächere unterdrückten, wenn sie nicht zuhörten und sich nicht mitteilten, wenn sie besitzergreifend, unsensibel oder sogar feige waren? Sie entschuldigte sich noch einmal innerlich bei der Männerwelt, denn heute konnte Marie gut sehen, dass auch diese ihre Geschichte hatte und dass sie bei allem, was sich in der Welt so abspielte, wirklich tolle Männer kannte, sowohl in den digitalen Medien als auch im realen Leben. Von dieser Erkenntnis an war sie immer häufiger sensiblen, kommunikativen und auch attraktiven Männern begegnet. Es war eine Frage ihrer Wahrnehmung und Erwartungen gewesen, ihrer beruflichen Situation, dachte Marie. Und gleichzeitig war es eine Sache der Prägung, der Männer ebenso wie Frauen ausgesetzt waren, in den unendlich vielen zurückliegenden Jahren. Wie hätte ein Mann einen Tag lang in einem Kampf überleben sollen, wenn er keiner Fliege etwas zuleide tun konnte? »Moment mal, werter Herr! Ich muss erst diesen Regenwurm retten, damit er bei unserem gegenseitigen Gemetzel nicht zertrampelt wird!?« Hatten Mann und auch Frau nicht in gewissen Dingen ihr Herz verschließen müssen, um überhaupt zu überleben, nicht nur körperlich? Aber die Zeiten änderten sich! Konnten sie heute ihre Eigenschaften nicht lieber dort einsetzen, wo sie zu echten Herzensstärken wurden?

Marie fragte sich, wo wohl ihre Qualitäten lagen, bevor sie sich konzentrierte und endlich ihre Rechnung zahlte.

Als sie auf die dunkle, kalte Straße trat, dachte sie an das kleine Mädchen, das sie einst gewesen war, manchmal fröhlich und doch nicht selten besorgt. Ihre Eigenschaften waren damals schon da gewesen. Der Wunsch nach Rückzug, aber auch nach Gerechtigkeit und dass es allen Wesen auf der Welt gut gehen sollte. Warum hatte sich als Erwachsene eigentlich kaum etwas verändert, etwas bewegt? Welchen Punkt hatte sie verpasst? Und warum konnte sie nicht einmal gut für sich selbst sorgen? Eine lange Zeit hatte sie sich so gefühlt, als wäre sie auf einem wichtigen Weg. Jedoch lag dieser irgendwo verborgen wie eine unsichtbare Spur, dessen Fährte sie nicht aufnehmen konnte. Wie und wo sollte sie die Tür finden, hinter der all das lag, was sie spürte, aber nicht sah? Und dann hatte ein Kollege ihr diese Bücher gegeben. Ein etwas älterer Kollege mit einem liebevollen Lächeln und einem kleinen Zopf. Stets hatte er ein ermutigendes Wort für alle, egal, wie oder warum sich jemand gerade so verhielt. Bestimmt hatte er seine eigene, persönliche Geschichte, dachte Marie. Und mit diesen Büchern hatte sie endlich begonnen, die spannende Reise, erst auf einem kleinen Pfad und dann durch unerforschte Landschaften, die nichts anderes als ihre Eigenen waren! So war sie unbemerkt aufgetaucht, die Tür, nach der sie gesucht hatte und mit ihr der Schlüssel in eine neue Welt. Sie hatte sich in diesen und anderen Büchern erkannt und erleichtert festgestellt, dass sie nicht allein war. Sie hat sich oft erwischt, bei destruktiven Gedanken und Mustern und sie tat es heute noch. Momente des Erkennens und des Glücks, der Tränen und der Trauer, des Lichts und des Schattens hatten sich abwechselnd in ihr die Hände gereicht. Es war, als würde seitdem täglich mehr von dem sichtbar, was es zu erkennen und zu bearbeiten gab. Am Anfang war alles chaotisch gewesen. Wie ein Sturm, der alles in ihr aufgewirbelt und erst einmal verschlimmert hatte, ihre Unruhe, ihre Traurigkeit, ihre Wut, ja sie hatte Wut verspürt und eine tiefe Unzufriedenheit. Aber sie war sich weiter auf die Schliche gekommen und das hat gutgetan, weil einiges tatsächlich schon einfacher geworden war. Es tat auch weh, war fast so, als wollte einiges in ihr nur einmal wahrgenommen und gefühlt werden, bevor es gehen konnte. Vieles war auch komplexer geworden. Aber es machte Spaß zu lesen, zu forschen und immer wieder zu erfahren. Es war beinahe spannender geworden, als jeder Roman, jede Geschichte, in der sie zuvor Zuflucht gesucht hatte, auch wenn diese natürlich noch immer viel Platz in ihrem Leben fanden. Marie musste beinahe schmunzeln bei dem Gedanken, was ihr trotz dieser Erkenntnisse noch immer nicht gelingen wollte. Sie brauchte Übung oder noch etwas anderes? Was fehlte ihr? Der Weg war langsam heller geworden. Der Anstieg auf einen fremden Berg brachte ihr klare Luft und einen weiten Ausblick. Inzwischen schien ihr der große Berggipfel nah der warmen Sonne und dem tröstenden Mond recht vertraut. Hier stand sie am Rand oder saß im grünen Gras, den Blick auf die Landschaft gerichtet. Hinter ihr lag das passierte Tal, eingehüllt in Nebel, vor ihr eines in bunten Farben, mit vielen fröhlichen Menschen. Nur wusste sie nicht, was ihr nächster Schritt war. Konnte sie dort hinuntergelangen? Wollte sie das überhaupt? Es schien weder zurück noch vorwärtszugehen. Doch es lag in ihrer Hand, etwas zu verändern! Was nützte ihr all das Wissen, wenn sie nicht das Leben führte, das zu ihr passte, wenn sie sich immer weiter zurückzog? Dann würde sie niemals zur Ruhe kommen und schon gar nicht in die Kraft, die ihr oft so dringend fehlte. Aber was passte zu ihr? Wer passte zu ihr? Fragen über Fragen, auch an ihren Beruf und ihre Möglichkeiten, etwas zu verändern.

Der Regen war von einem Nieseln in größere Wassertropfen übergegangen, die Marie auf die Mütze fielen. Was war mit ihrem Privatleben, wo war ihre große Liebe, von der sie als junge Frau so geträumt hatte? Ausgerechnet berühmte Filme hatten sie darauf gebracht, dass es möglich sein musste, eine gute Beziehung zu führen, wenn beide Beteiligten es wirklich wollten! Sehr zögerlich und dann gespannt war sie tief in die Welt der Protagonisten und Protagonistinnen eingestiegen und hatte besonders mit den weiblichen Hauptrollen mitgefiebert, sich irgendwie mit ihnen entwickelt.

Es waren nur Filme gewesen, aber irgendetwas hatte Marie die Hoffnung gegeben zu glauben, dass es die wahre Liebe in der Realität geben musste, wenn Menschen so darüber schrieben! Vielleicht war sie etwas anders...

Erscheint lt. Verlag 10.12.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-384-20115-9 / 3384201159
ISBN-13 978-3-384-20115-7 / 9783384201157
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