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Hüte dich vor der Frau -  Megan Abbott

Hüte dich vor der Frau (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
384 Seiten
Pulp Master (Verlag)
978-3-946582-26-7 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
11,99 inkl. MwSt
(CHF 11,70)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
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Frisch verheiratet, begeben sich die schwangere Jacy und ihr Mann Jed auf ihren ersten gemeinsamen Roadtrip, um Dr. Ash, Jeds Vater, auf Michigans entlegener Upper Peninsula inmitten der urtümlichen Wälder zu besuchen. Jacy fühlt sich von dem warmherzigen und gastfreundlichen Dr. Ash umschwärmt, weniger jedoch von seiner Hausverwalterin, der rätselhaften Mrs. Brandt. Doch ihr Aufenthalt in Eden nimmt eine plötzliche Wendung, als bei Jacy unerwartet Blutungen einsetzen. Plötzlich dringen auf unheimliche Weise Gerüchte über Jeds längst verstorbene Mutter und die komplizierte Familiengeschichte in die Gegenwart vor, und Jacy fühlt sich in dem geräumigen Blockhaus mehr und mehr gefangen. Die dichten Wälder rund um das Anwesen sind voller Gefahren, aber lauern die größeren Gefahren womöglich woanders? Mit kraftvoller Prosa und einem perfekten Tempo taucht der Roman auf provokante Weise tief in die Welt des Begehrens, der Liebe und der Geschlechterpolitik ein. Ein moderner Schauerroman - unheimlich, fiebrig, surreal.

Die 1971 in Detroit geborene Abbott studierte an der University of Michigan, promovierte an der New York University in anglo-amerikanischer Literatur und lehrte sowohl an der State University of New York als auch an der New School University. Abbott ist Autorin von mittlerweile zwölf Romanen; ihre Texte erschienen in der New York Times, im Guardian, im Wall Street Journal und im Los Angeles Times Magazine. Sie wurde für zahlreiche Preise nominiert. Zudem ist sie Herausgeberin von A Hell of a Woman, einer Krimi-Anthologie mit Autorinnen, und Autorin eines Sachbuches - The Street Was Mine: White Masculinity in Hardboiled Fiction and Film Noir. In ihren früheren Retro-L.A.-Noir-Romanen, aber auch in ihrer Studie über die Romane der Black-Mask-Autoren entwickelte Abbott ihre kritische Theorie zu den Hardboiled-Helden, deren Selbstbild und psychische Stabilität Abbott zufolge auf der Ablehnung einer als Bedrohung empfundenen Weiblichkeit aufbaut. So sieht Abbott in der Femme fatale eine Projektion männlicher Ängste.

Die 1971 in Detroit geborene Abbott studierte an der University of Michigan, promovierte an der New York University in anglo-amerikanischer Literatur und lehrte sowohl an der State University of New York als auch an der New School University. Abbott ist Autorin von mittlerweile zwölf Romanen; ihre Texte erschienen in der New York Times, im Guardian, im Wall Street Journal und im Los Angeles Times Magazine. Sie wurde für zahlreiche Preise nominiert. Zudem ist sie Herausgeberin von A Hell of a Woman, einer Krimi-Anthologie mit Autorinnen, und Autorin eines Sachbuches – The Street Was Mine: White Masculinity in Hardboiled Fiction and Film Noir. In ihren früheren Retro-L.A.-Noir-Romanen, aber auch in ihrer Studie über die Romane der Black-Mask-Autoren entwickelte Abbott ihre kritische Theorie zu den Hardboiled-Helden, deren Selbstbild und psychische Stabilität Abbott zufolge auf der Ablehnung einer als Bedrohung empfundenen Weiblichkeit aufbaut. So sieht Abbott in der Femme fatale eine Projektion männlicher Ängste.

»Wir sollten umkehren«, sagte er unvermittelt und schreck­te mich aus dem Schlaf auf.
»Was?«, flüsterte ich, eingehüllt in die dünne Bettdecke im Motel. Die Klimaanlage stand auf Stufe 1. »Was hast du gesagt?«
»Wir könnten umkehren und zurückfahren.«
»Zurückfahren?« Ich versuchte, in dem schmalen Lichtstreifen, den die steif herabhängenden Vorhänge hereinließen, die allfällige Lücke zwischen jeglichen Motelvorhängen, seine Gesichtszüge zu ergründen. »Wir sind doch erst ein paar Stunden gefahren.«
»Wir könnten umkehren und einfach sagen, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war. Jetzt, wo das Baby unter­wegs ist.« Seine Stimme klang eigenartig, strapaziert von der Klimaanlage, der Geruch des Reinigungsmittels hing im Raum. Ich stützte mich auf die Ellbogen und schüttelte das verschwommene Gefühl ab, unausgeschlafen zu sein.
Wir waren den ganzen Tag gefahren. In meinem Kopf und in meiner Brust fühlte es sich so an, als würden wir immer noch fahren, die Straße sich unter uns hinwegspulen, mein Fuß zittrig und verkrampft auf dem Gaspedal.
»Aber du wolltest es doch so«, sagte ich und streckte den Arm nach ihm aus. »Du hast doch gesagt, wir sollten hinfahren, bevor das Baby kommt.«
Er sagte nichts, wandte mir den Rücken zu, seinen breiten Rücken, während meine Hand auf seinem Schulterblatt ruhte.
»Jed«, sagte ich, »was ist los?«
»Du träumst«, erwiderte er mit veränderter, hellerer Stimme. Als hätte sich ein Schalter umgelegt.
»Was?«, sagte ich einmal mehr und betrachtete seinen im Schatten liegenden Hinterkopf.
»Du hast geträumt«, bekräftigte er. »Schlaf weiter.«
Ein merkwürdiges Gefühl ergriff von mir Besitz. Es war gar nicht Jed gewesen. Irgendein Schreckgespenst hatte mich wachgerüttelt und mich davor gewarnt, um­zukehren und zurückzufahren.
Irgendein Schreckgespenst.
Wie Captain Murderer, der schmierige weiße Mann, von dem ich öfter träumte, als ich klein war.

Captain Murderer.
Wer? fragte meine Mutter dann immer. Ist das jemand aus einem deiner Comic-Hefte, oder ein Film für Erwachsene, für den du dich zu den Carnahans rübergeschlichen hast?
Die Carnahans hatten sechs Kinder im Alter von vier bis vierundzwanzig Jahren und wohnten nebenan in einem weitläufigen Haus. Zwei von den Carnahan-Jungs haben mir einmal, da war ich zehn Jahre alt, im Keller warmes Bier verabreicht. Ein andermal ist mir die Lippe aufgeplatzt, als eines der Mädchen mir eine Fliegengittertür direkt vor der Nase zuschlug. Außerdem haben sie alle den Sommer über nur zu gerne Knallkörper in der Einfahrt losgelassen. Eines Tages ist deswegen die alte Platane abgebrannt, die sie alle so liebten, was die Lichtverhältnisse in unserem Haus für immer veränderte.
Doch nein, Captain Murderer entsprang nicht dem großen Bildschirm der Spielkonsole bei den Carnahans, deren Videospielkabel wie Spinnenbeine herunterhingen. Und er kam auch nicht aus meinen Comic-Heften oder den Geschichten, die man uns bei Übernachtungspartys in den Schlafsack steckte.
Er kam überhaupt von nirgendwoher. Er war immer schon da.
Aber wer ist er? wurde meine Mutter mit unverkennbarem Unbehagen in der Stimme nicht müde zu fragen.
Captain Murderer wiederholte ich immer aufs Neue, weil ich annahm, dass auch sie ihn, tief in ihrem Innern, kannte. Wie die Zahnfee und den Teufel mit seinem Dreizack und dem flammenden Schwanz, genau wie auf dem Dosenetikett im Schrank. Captain Murderer!
Mit sorgenvoll verzogener Miene hielt meine Mutter inne bei dem, was sie tat, die Wäsche zusammenlegen oder die Gläser aus dem Abtropfgestell abtrocknen, und ließ mich noch einmal von vorne beginnen.
Und ich erzählte ihr, dass er von Kopf bis Fuß ganz weiß wäre, weiß wie Milch, mit weißen Nägeln und weißen Wimpern, Zähnen wie Knöchlein, und einem roten Fleck mitten auf dem Rücken, zwischen den Schulterblättern.
Dass seine Bewegungen klangen wie knallende Bettlaken. Wie er einen biss und dabei die Zähne hervorsprangen, und dass sein Biss winzige Knochen unter der Haut zurückließ, die alle für einen Mückenstich hielten, eine Feuerameise oder die Krätze.
Aber wo ist er denn hergekommen? sagte meine Mutter dann wieder und wieder. War es eine Geschichte, die dir jemand im Zeltlager erzählt hat? Wo ist er hergekommen?
Später am Abend dann, wenn sie dachte, ich wäre wieder eingeschlafen, hörte ich, wie sie von Zimmer zu Zimmer ging, um nachzusehen, ob auch alle Fenster und Türen verschlossen waren.
Klick-klick, klick-klick, Riegel vor.
Ich hörte ihren Atem überall in unserem kleinen Haus.
Captain Murderer kam von nirgendwoher. Aber das konntest du deiner Mutter nicht beibringen.
Er kam nachts, zu mir.
Captain Murderer kam zu mir!

Später, beim ersten blauen Schimmer der Morgendämmerung, tastete ich nach Jeds Handgelenk. Noch halb schlaftrunken, kroch ich zu ihm hinüber. Dieser verrückte, traumbeladene Gedanke: Was, wenn Captain Murderer ihn erwischt hat?
Doch er war im Bad, wie der Lichtschein unter der Tür und das Sirren des Haartrockners zeigten.
Als er herauskam, ein blauer Schatten im Blau der Dämmerung, blieb er am Fuß des Bettes stehen und sah mich an, das Gesicht war im Dunkeln nicht zu erkennen. Nur das Weiß der Augen schimmerte, hell und argwöhnisch. Irgendwo surrte ein Mückenschwarm, ein leises Knistern.
Jed, sagte ich, mit vom Schlaf klebriger Stimme.
Mit in die Seite gestemmten Händen sah er mich an, als wäre ich dieses seltsame Ding, das in seinem Bett gelandet war, um ihm Schaden oder ein Wunder zuzufügen, ein Alien, ein Geist, ein Sukkubus.
Jed, mein süßer Jed, so nervös. Meine Fingerspitzen kribbelten.
Als ich die Bettdecke hob und ihn aufforderte, hereinzuschlüpfen, presste er mir die Handballen auf die Beine und zog mich zum Fuß des Bettes herunter, und es war wie niemals zuvor.
Ein romantisches oder auch anzügliches Flüstern war es gewesen bei uns, die ganze Zeit, doch diesmal war es etwas anderes. Etwas Derbes, Seltsames, Bohrendes, sodass mich durch und durch fröstelte, während meine Atemzüge gegen sein Ohr prallten.kam auch nicht aus meinen Comic-Heften oder den Geschichten, die man uns bei Übernachtungspartys in den Schlafsack steckte.
Er kam überhaupt von nirgendwoher. Er war immer schon da.
Aber wer ist er? wurde meine Mutter mit unverkennbarem Unbehagen in der Stimme nicht müde zu fragen.
Captain Murderer wiederholte ich immer aufs Neue, weil ich annahm, dass auch sie ihn, tief in ihrem Innern, kannte. Wie die Zahnfee und den Teufel mit seinem Dreizack und dem flammenden Schwanz, genau wie auf dem Dosenetikett im Schrank. Captain Murderer!
Mit sorgenvoll verzogener Miene hielt meine Mutter inne bei dem, was sie tat, die Wäsche zusammenlegen oder die Gläser aus dem Abtropfgestell abtrocknen, und ließ mich noch einmal von vorne beginnen.
Und ich erzählte ihr, dass er von Kopf bis Fuß ganz weiß wäre, weiß wie Milch, mit weißen Nägeln und weißen Wimpern, Zähnen wie Knöchlein, und einem roten Fleck mitten auf dem Rücken, zwischen den Schulterblättern.
Dass seine Bewegungen klangen wie knallende Bettlaken. Wie er einen biss und dabei die Zähne hervorsprangen, und dass sein Biss winzige Knochen unter der Haut zurückließ, die alle für einen Mückenstich hielten, eine Feuerameise oder die Krätze.
Aber wo ist er denn hergekommen? sagte meine Mutter dann wieder und wieder. War es eine Geschichte, die dir jemand im Zeltlager erzählt hat? Wo ist er hergekommen?
Später am Abend dann, wenn sie dachte, ich wäre wieder eingeschlafen, hörte ich, wie sie von Zimmer zu Zimmer ging, um nachzusehen, ob auch alle Fenster und Türen verschlossen waren.
Klick-klick, klick-klick, Riegel vor.
Ich hörte ihren Atem überall in unserem kleinen Haus.
Captain Murderer kam von nirgendwoher. Aber das konntest du deiner Mutter nicht beibringen.
Er kam nachts, zu mir....

Erscheint lt. Verlag 9.12.2024
Reihe/Serie Pulp Master
Übersetzer Peter Hammans
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Berglöwe • Geschlechterpolitik • Michigan • Rosemaries Baby • Schauerroman • Schwangerschaft
ISBN-10 3-946582-26-5 / 3946582265
ISBN-13 978-3-946582-26-7 / 9783946582267
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