Lassiter Sonder-Edition 61 (eBook)
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7320-1 (ISBN)
Mit dem Colt in der Faust stürmte der Killer auf Lassiter zu. Und Lassiter wusste, dass niemand anderes als der 'Schwarze Engel' den berüchtigten Killer auf ihn gehetzt hatte.
Fünf Schritte von Lassiter entfernt blieb der Höllenhund stehen. Er grinste diabolisch und sagte leise: 'Sprich dein letztes Gebet, Lassiter! In zehn Sekunden bist du tot!'
Lassiter starrte auf die Waffe in seiner Hand. Sie war leergeschossen, und der große Mann wusste, dass er dem Tod nicht entgehen konnte...
DER BLUTHUND
DER SEÑORITA
Plötzlich krachte ein Schuss, und Lassiter duckte sich im Sattel. Die Kugel schlug dicht hinter seinem schwarzen Pferd in den Wüstensand. Wieder hatte er Glück gehabt. Aber wie lange noch? Seit dem Morgen war die Meute hinter ihm her. Hatte ihn immer tiefer in die Hölle der Wüste hineingetrieben. Es waren am Morgen acht Mann gewesen. Jetzt waren es noch sechs. Zwei von ihnen hatte er aus dem Sattel geholt.
Was hatte dieser verdammte Überfall zu bedeuten? Lassiter fand keine Erklärung dafür. Am Morgen war er von Sasabe, der kleinen mexikanischen Stadt wenige Meilen südlich der Grenze aufgebrochen. Er war drei Tage bei Romana Garrazzo gewesen. Man nannte sie allgemein die Señorita, und sie war mit Sicherheit eine der schönsten Frauen, die Lassiter je kennengelernt hatte.
Romana Garrazzo. Die Señorita. Manche nannten sie auch den Schwarzen Engel.
Lassiter hatte noch an sie gedacht, als er schon eine Stunde unterwegs gewesen war. Und dann waren plötzlich diese Halunken aufgetaucht. Zuerst acht Mann. Jetzt noch sechs.
Was hatte das zu bedeuten? Was wollten sie von ihm?
Reichtümer waren bei ihm nicht zu holen. Nicht mehr jedenfalls als gut fünfhundert Dollar, das Pferd und die Waffen. Aber dafür lohnte sich ein solcher Aufwand bestimmt nicht.
Er trieb das schwarze Pferd zu schnellerem Lauf an. Noch einmal vergrößerte er seinen Vorsprung, aber er wusste jetzt schon, dass sie ihm bald wieder näherrücken würden.
Die Kräfte des schlanken Wallachs ließen zusehends nach. Die Gangart wurde immer schwerfälliger.
Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis Lassiter anhalten und sich den Banditen zum Kampf stellen musste.
Und dann?
Lassiter blickte sich wieder einmal um und hielt nach den Verfolgern Ausschau. Plötzlich stutzte er.
Noch einmal zählte er die dunklen Silhouetten am Horizont.
Tatsächlich. Es waren nur noch fünf.
Waren es vor einer halben Stunde nicht noch sechs gewesen? Oder hatte er sich im grellen Sonnenglast der Wüste durch eine Luftspiegelung oder etwas anderes täuschen lassen?
So etwas konnte passieren. Das wusste Lassiter aus Erfahrung. Es gab mancherlei Naturphänomene, die dem menschlichen Auge einen Streich spielen konnten.
Lassiter knurrte einen Fluch und grinste hart.
Also gut. Dann waren es eben nur fünf. Umso besser für ihn. So vergrößerte sich seine Chance um einen Bruchteil.
Er merkte, wie das Pferd auf einmal schneller ausgriff und den Kopf witternd angehoben hatte. Er wusste, was das zu bedeuten hatte. Das Tier musste eine Wasserstelle gewittert haben, sonst hätte es nicht so plötzlich sein Tempo beschleunigt. Immerhin hatte es seit dem Morgen keinen Tropfen Flüssigkeit mehr zu sich nehmen können, und der Rappe gehörte nicht zu den zähen Wüstenpferden, die es manchmal zwei oder drei Tage ohne Wasser aushielten. Der Rappe war ein Vollblüter, auf eine gewisse Art überzüchtet, so dass viele der natürlichen Fähigkeiten zum Überleben in den Hintergrund gedrängt worden waren.
Eine Meile weiter südlich türmte sich eine niedrige Felsengruppe über dem gelbbraunen Wüstensand auf. Das Pferd hielt auf die Felsen zu. Und Lassiter ließ es gewähren.
Eine Art grimmiger Zufriedenheit erfüllte ihn. Wenn er erst zwischen diesen Felsen war, konnten sich seine Verfolger auf einiges gefasst machen. Dann würde er ihnen auf seine Weise zum Tanz aufspielen, sobald sie auf Schussweite herankamen.
Das hatten aber auch die Verfolger erkannt, denn sie ließen jetzt ihre zähen Wüstenpferde wieder schneller ausgreifen. Sie rückten rasch näher, und schon bald peitschten die ersten Gewehrschüsse durch die heiße Stille der Wüste.
Kugeln schlugen gefährlich nahe hinter Lassiters Pferd in den Sand. Er riss die Winchester an die Schulter und zielte auf den Reiter ganz rechts außen, der ihm am nächsten war.
Beim dritten Schuss sah er, wie der Mann zusammenzuckte, die Arme hochwarf und seitwärts vom Pferd stürzte. Nur noch vier!
Lassiter stellte es mit grimmiger Zufriedenheit fest und trieb seinen Rappen näher auf die Felsen zu.
Noch ungefähr zwanzig Meter lagen zwischen ihm und der schützenden Deckung. Er duckte sich im Sattel und trieb den Rappen hart an.
Als er die Hälfte der kurzen Distanz überbrückt hatte, wurde er getroffen. Die Kugel drang in sein rechtes Schulterblatt ein. Der Einschlag war so heftig, dass er nach vorne gestoßen wurde und gegen das hohe Sattelhorn prallte.
Er stieß einen heiseren Schrei aus und gab dem Rappen die Sporen. Im selben Augenblick ging ein heftiger Ruck durch den Körper des Pferdes. Es stieß einen klagenden Schrei aus, blieb stehen, als wäre es gegen eine unsichtbare Mauer gerannt.
Lassiter warf sich aus dem Sattel. Benommen durch die Kugelwunde in seiner Schulter kam er ungewöhnlich hart auf der Erde auf und verlor beim Sturz seine Winchester.
Der Rappe war gerade in die Knie gebrochen und sank zur Seite. Lassiter erkannte die Gefahr und rollte sich blitzschnell weiter nach rechts.
Wo er gerade noch gelegen hatte, krachte der schwere Pferdekörper in den Sand. Lassiter hatte Glück gehabt. Eine halbe Sekunde später, und er läge jetzt eingeklemmt unter dem sterbenden Tier.
Die vier Verfolger, die noch übrig waren, kamen näher. Ununterbrochen feuerten sie weiter, und Lassiter wusste, dass er dem Ende verdammt nahe war.
Er kroch auf das Pferd zu, das sich jetzt nicht mehr bewegte. Unter dem Kadaver ragte der Kolben der Winchester hervor. Lassiter versuchte, das Gewehr darunter hervorzuziehen, aber es war zwecklos.
Er knurrte einen Fluch, sprang auf, hastete geduckt und so schnell er konnte auf die Felsen zu. Links, rechts und hinter ihm furchten die Geschosse der Verfolger den Sand. Eine Kugel zog eine brennende Furche über seinen rechten Rippenbogen, ein anderes Geschoss streifte seine Wange, so dass er den kalten Luftzug spürte.
Dann hatte es Lassiter geschafft. Es war wie ein Wunder. Er befand sich zwischen den schützenden Felsen, die wie ein Festungswall eine kleine Senke umgaben, in deren Mitte sich ein Wasserloch befand.
Vorerst war Lassiter in Sicherheit, aber er gab sich keinen Illusionen hin. Denn die vier Jäger kamen unaufhaltsam näher.
Sie schienen bereits erkannt zu haben, dass er nur noch seinen Revolver besaß, sonst hätten sie sich bestimmt nicht so nahe herangewagt.
Jetzt ritten sie aufeinander zu und trafen sich gut fünfzig Schritt von Lassiters Deckung entfernt.
Zum ersten Mal hatte Lassiter Gelegenheit, eingehend ihre Gesichter zu betrachten. Bei dem blitzartigen Überfall am Morgen und der anschließenden Hetzjagd war ihm das nicht möglich gewesen.
Es waren zwei Mexikaner, ein Halbblut und ein Amerikaner. Lassiter forschte in seiner Erinnerung, aber er war ziemlich sicher, keinen der vier Hombres je zuvor gesehen zu haben.
Wer waren sie? Und was wollten sie von ihm?
Sie sprachen ein paar Minuten miteinander, dann hob der Amerikaner den Arm und rief: »Wir geben dir eine letzte Chance, Hombre! Komm raus aus deiner Deckung, und nimm die Arme hoch!«
»Was wollt ihr von mir?«, rief Lassiter zurück. »Zum Henker mit euch! Bei mir sind keine Reichtümer zu holen.«
Die vier brachen in schallendes Gelächter aus.
Dann rief der Amerikaner: »Also gut, Lassiter! Ich habe dir eine Chance gegeben, aber du willst sie nicht annehmen. Wir bekommen dich auch so, Mister. Bild dir nur keine Schwachheiten ein!«
Er gab den anderen ein Zeichen, und die drei schwärmten nach den Seiten aus. Der Amerikaner verharrte abwartend im Sattel. Er hatte ein hageres, bartloses Gesicht, das eisige Kälte und eine wilde Entschlossenheit ausströmte.
Woher wusste dieser Bursche Lassiters Namen?
Es musste ganz bestimmte Zusammenhänge geben, die Lassiter nicht einmal ahnen konnte.
Aber was?
»He, Mister!«, rief Lassiter, während die anderen langsam aus Lassiters Blickfeld verschwanden. »Woher kennst du mich?«
Der Mann lachte höhnisch.
»Weißt du das wirklich nicht, Hombre? Du willst uns wohl zum Narren halten, was? Wo bist du denn zuletzt gewesen?«
Wo er zuletzt gewesen war?
Eine vage Ahnung stieg in Lassiter auf.
Er war drei Tage in Sasabe gewesen, im mexikanischen Sasabe fünf Meilen südlich der Grenze. Dort hatte er eine schöne Frau kennengelernt.
Romana Garrazzo. Man nannte sie überall die Señorita. Ein Weib mit dem Temperament eines Vulkans. Sie wohnte in einem großen Haus auf einem bewaldeten Hügel zwei Meilen südwestlich der kleinen Stadt. Das Haus war ein Bordell von ganz besonderer Klasse. Sieben ausgesucht hübsche Mädchen und die Señorita sorgten dafür, dass die Gäste stets zur vollsten Zufriedenheit bedient wurden.
Längst nicht jeder wurde dort hineingelassen. Nur ausgesuchte Gäste durften das schwere Tor passieren, das in der hohen Mauer eingelassen war, die das Anwesen zu einer richtigen Festung machte. Die Señorita prüfte persönlich jeden Neuen, und wenn der Mann ihr gefiel und über die nötigen Dollars oder Pesos verfügte, wurde er akzeptiert.
Wenn es trotzdem hin...
Erscheint lt. Verlag | 7.12.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • Cassidy • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g f barner • Indianer • Karl May • Kindle • Klassiker • Laredo • Männer • Nackt • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wyatt-Earp |
ISBN-10 | 3-7517-7320-7 / 3751773207 |
ISBN-13 | 978-3-7517-7320-1 / 9783751773201 |
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