G. F. Unger Western-Bestseller 2703 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6934-1 (ISBN)
Ich war damals Marshal in Red Stone, als mich der Brief meiner Schwester Kathie erreichte. Es waren nur wenige Sätze, die sie niedergeschrieben hatte, nämlich:
Bruder Garry, ich brauche dich. Bitte, komm nach Silver City. Ich brauche die Hilfe des ganzen Clans. Oder sie machen mich hier fertig. Also beeile dich!
Kathie
Ich las die Worte mit leiser Stimme und saß dabei in meinem Office hinter dem Schreibtisch, der voller Narben war, verursacht von meinen Sporen, weil ich meine langen Beine oft hochlegte.
Mein Deputy stand an dem kleinen Tisch beim Gewehrregal und reinigte wieder einmal unsere Waffen. Das tat er gerne, denn er war ein Waffennarr, der seine Gewehre ebenso liebte wie seine beiden Revolver, die er im Kreuzgurt trug.
Wir hatten zwei Winchester, zwei Parker-Schrotflinten und eine Buffalo Sharps zur Verfügung.
Ich selbst beschränkte mich auf einen .44er-Colt Army. Ich hatte das Ding während des Krieges einem Yankeemajor abgenommen, und es wurde mein bester Freund. Aber es machte mich auch zu einem Revolvermann.
Deshalb bekam ich nach dem Krieg auch den Job als Marshal von Red Stone, einer ziemlich wilden Stadt im Schatten einer roten Mesa ...
Der Longley-Clan
Ich war damals Marshal in Red Stone, als mich der Brief meiner Schwester Kathie erreichte. Es waren nur wenige Sätze, die sie niedergeschrieben hatte, nämlich:
Bruder Garry, ich brauche dich. Bitte, komm nach Silver City. Ich brauche die Hilfe des ganzen Clans. Oder sie machen mich hier fertig. Also beeile dich!
Kathie
Ich las die Worte mit leiser Stimme und saß dabei in meinem Office hinter dem Schreibtisch, der voller Narben war, verursacht von meinen Sporen, weil ich meine langen Beine oft hochlegte.
Mein Deputy stand an dem kleinen Tisch beim Gewehrregal und reinigte wieder einmal unsere Waffen. Das tat er gerne, denn er war ein Waffennarr, der seine Gewehre ebenso liebte wie seine beiden Revolver, die er im Kreuzgurt trug.
Wir hatten zwei Winchester, zwei Parker-Schrotflinten und eine Buffalo Sharps zur Verfügung.
Ich selbst beschränkte mich auf einen .44er-Colt Army. Ich hatte das Ding während des Krieges einem Yankeemajor abgenommen, und es wurde mein bester Freund. Aber es machte mich auch zu einem Revolvermann.
Deshalb bekam ich nach dem Krieg auch den Job als Marshal von Red Stone, einer ziemlich wilden Stadt im Schatten einer roten Mesa ...
Mein Deputy Jube fragte: »Chef, ist was?«
Er fragte es irgendwie hoffnungsvoll, so als ließ ihn sein Instinkt ahnen, dass sich etwas verändern würde.
Doch ich gab ihm keine Antwort, denn ich musste noch nachdenken, mich an all die vielen Dinge der Vergangenheit erinnern – und natürlich auch an meine Schwester Kathie Longley, die jetzt jedoch Kathie McGill hieß, denn sie hatte sich einen Spieler geangelt, der ihr die ganze Welt zeigen wollte.
O ja, Kathie ...
Sie war schon als junges Ding eine Eva gewesen, denn offenbar hatte sie von jener ersten Eva, die den Adam verführte, alles vererbt bekommen, was ihr Macht über Männer gab. Und dazu gehörten auch ihre grünen Augen und die rotgolden schimmernden Haare.
O ja, sie war für uns alle fast wie ein Weltwunder. Wir beteten sie an wie eine Kostbarkeit.
Doch dann lief sie mit diesem verdammten Kartenhai fort, verließ unseren Clan, als hätte sie nie zu ihm gehört.
Irgendwie hatte sie wohl herausgefunden, wo ich zu finden war.
Aber ich hatte mir ja auch einen Namen als Revolvermann gemacht in wilden Städten, die gebändigt und befriedet werden mussten.
Und nun sollte ich hier alles aufgeben und nach Silver City kommen. Ich hatte von der Stadt schon gehört. Sie lag irgendwo westlich des Pecos. Man hatte dort Silber gefunden. Doch westlich des Pecos gab es noch kein Gesetz.
Verdammt, wie war Kathie dorthin gekommen?
Und warum brauchte sie die Hilfe des ganzen Clans, den sie ja damals verlassen hatte mit jenem Spieler, der ihr die ganze Welt zeigen wollte?
Das war natürlich verlockend für ein junges Ding voller Neugierde und Wagemut. Aber irgendwas schien dann schiefgelaufen zu sein, denn nun brauchte sie die Hilfe des ganzen Clans. Also musste sie mächtig in der Klemme sitzen und ihren Stolz bezwingen, uns um Hilfe zu bitten.
Was also sollte ich tun?
Ich würde hier nämlich eine Menge aufgeben müssen. Und ich war auch von den vielen Kämpfen in den vergangenen Jahren etwas müde geworden. Ich hatte Red Stone befriedet. Es war meine Stadt geworden. Die Bürger mochten mich.
Und dann war hier auch noch Sally, der das Hotel gehörte, das Restaurant und die Postagentur. Ich würde auch Sally verlassen müssen. Verdammt, was verlangte meine Schwester von mir?
Ich fragte es mich in Gedanken so richtig böse.
Aber zugleich wusste ich, dass ich keine Wahl hatte.
Kathie brauchte uns Longleys. Und ich wusste, wo ich die anderen Mitglieder unseres Clans finden konnte.
Kathies Worte in ihrem kurzen Brief waren ja: Ich brauche die Hilfe des ganzen Clans.
Nun, ich faltete den Brief zusammen und schob ihn in meine Hemdtasche, auf der ich den Marshalstern trug.
Dann erhob ich mich aus dem Armstuhl und sah zu meinen Deputy Jube hinüber, der mich immer noch erwartungsvoll ansah.
»Jubal Lonnegan«, sprach ich ruhig, »es sieht so aus, als könntest du meine Stelle hier einnehmen. Ich werde jedenfalls beim Stadtrat eine Empfehlung für dich aussprechen.«
Nach diesen Worten ging ich hinaus, hielt draußen noch einmal inne und saugte tief die Luft ein.
Es war Mittag. Die Stadt ruhte. Auf der staubigen Main Street flimmerte die Hitze, und sogar die Hunde hatten Schatten aufgesucht.
Ich überquerte schräg die Main Street. Eigentlich war es jetzt Zeit zum Mittagessen. Sally würde schon auf mich warten. Und ich musste ihr sagen, dass ich sie verlassen musste.
O verdammt! Das dachte ich immer wieder bei jedem Schritt.
Als ich das Hotel erreichte, ging ich hinauf auf mein Zimmer, das neben Sallys kleiner Zweiraumwohnung lag. Denn wir wahrten noch den Schein, weil wir ja noch nicht verheiratet waren. Sally wartete noch auf meinen Antrag, und ich hätte ihn gewiss in den nächsten Tagen ausgesprochen.
Doch jetzt ...
Ich begann, meine wenigen Sachen in eine Reisetasche zu packen, füllte auch die beiden Satteltaschen mit den kleinen Dingen. Viel Zeit hatte ich nicht mehr, denn die Mittagspostkutsche würde bald kommen.
Als ich fast fertig war, kam Sally herein und verhielt neben der Tür.
Sie betrieb ja die Postagentur und hatte den Jungen mit dem Brief zu mir geschickt. Und weil sie mich packen sah, begriff sie schnell, dass ich fortwollte.
Aber sie stellte keine Fragen, wartete nur.
Ich hielt inne und sah sie an.
O ja, sie war eine prächtige Frau. Ihr Mann war nun fast zwei Jahre tot, und sie hatte alles hier weitergeführt und in Gang gehalten.
Sie trug ihr schwarzes Haar hochgesteckt. Ihre blauen Augen funkelten. An ihr war alles richtig, und sie strömte etwas aus, was mich von Anfang an verzaubert hatte.
Und so fragte ich mich, ob ich nicht ein verdammter Narr war, wenn ich hier alles aufgab.
Ich hob die Hand und wischte mir übers Gesicht.
Dann sprach ich heiser: »Sally, es tut mir leid. Aber ich muss unseren Clan zusammenholen. Meine Schwester Kathie braucht unsere Hilfe. Ich muss nach Silver City, und ich weiß nicht, was uns dort erwartet. Ich kann dir also ein Wiederkommen nicht versprechen. Also warte nicht darauf. Es tut mir leid, Sally – wirklich.«
Sie nickte langsam und sprach dann seltsam ruhig: »Du bist offenbar immer noch der Revolvermann, der von einem Kampf zum anderen muss. Du hast aus dieser Stadt hier eine friedliche und sichere Stadt gemacht, und ich hatte die Hoffnung, dass auch du nun hier ein anderes Leben führen wolltest.«
Sie wandte sich zur noch offenen Tür und sprach über die Schulter zurück: »Nein, ich werde nicht auf dich warten.«
Dann verschwand sie.
Ich aber nahm mein weniges Gepäck. Als ich aus dem Hotel trat, standen dort zwei der drei Stadträte auf der Veranda. Einer war der Schmied, der andere der Storehalter. Offenbar hatte mein Deputy sie alarmiert.
Auch der dritte Stadtrat, dem der Saloon gehörte, kam über die Main Street. Und zugleich näherte sich die Postkutsche mit dem frischen Gespann.
Ich sagte zu den Stadträten: »Ich muss zu meiner Schwester nach Silver City. Sie hat unseren ganzen Clan zu Hilfe gerufen. Gebt Jubal Lonnegan meinen Job. Er ist ihm gewachsen.«
Sie starrten mich staunend und ungläubig an. Doch bevor einer etwas sagen konnte, hielt die Overland Stage vor dem Hotel und hüllte uns im aufgewirbelten Staub ein.
Ich stieg in die Kutsche. Sie war eine prächtige Abbot & Downing Stage mit neun Sitzen, von denen nur vier besetzt waren. Ich war der fünfte Passagier und machte es mir auf der Rückbank bequem.
Der Fahrer oben auf dem hohen Bock rief: »Braaah! Braaah, ihr prächtigen Engel!«
Und dann ging die Reise los.
Zuerst musste ich zu Onkel Bill. Der hatte sich in Palo Duro niedergelassen und züchtete dort edle Pferde. Gewiss wusste er auch, wo mein Bruder Jesse zu finden war. Und dann gab es noch einige Vettern und noch einen anderen Onkel. Onkel Bill war der Old Man unseres Clans. Ich hatte stets Verbindung zu ihm gehalten, denn er war mein Lieblingsonkel. Unser Clan hatte sich nach dem Krieg weit verstreut, aber bei ihm liefen alle Fäden zusammen.
Nun, die Kutsche war ohne Pause unterwegs. Alle dreißig Meilen wechselte sie das Gespann. Die Express Stage fuhr auch in der hellen Texasnacht weiter nach Norden. Irgendwann in der Nacht durchfurteten wir den Brazos und fuhren in Richtung Wichita River.
Gegen Mittag würde ich bei Onkel Bill sein, Old Man Bill Longley, der edle Pferde mehr liebte als Menschen.
Und wer Menschen und Pferde genau kannte, der konnte Onkel Bill das nicht verübeln.
✰✰✰
Palo Duro, das war der Ausdruck für »Harte Stangen«. Die wuchsen in dieser Gegend, und die Indianer kamen sie hier für ihre Zelte aus Büffelhaut holen. Unterwegs brauchte man die Stangen auch für die Schleppschlitten. Sie mussten also wirklich hart sein.
So hatte mir das mal ein alter Silbersucher erklärt.
Nun, wir kamen am Ende des nächsten Tages endlich nach Palo Duro, einem kleinen Nest mit einem einzigen Saloon, einem Store und wenigen kleinen Häusern und Hütten unterhalb des Palo Duro Canyon,...
Erscheint lt. Verlag | 14.12.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp |
ISBN-10 | 3-7517-6934-X / 375176934X |
ISBN-13 | 978-3-7517-6934-1 / 9783751769341 |
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