Lassiter Sonder-Edition 62 (eBook)
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7321-8 (ISBN)
Es waren sieben Mann, und Lassiter hatte keine Chance, gegen diese wilden Burschen bestehen zu können. Denn sie hatten die Falle so raffiniert aufgebaut, dass er sich jetzt vorkam wie ein Dickhornschaf inmitten eines Wolfsrudels.
Ganz plötzlich waren sie zwischen den Felsen aufgetaucht, die sich rings um die staubige Senke auftürmten. Keiner von ihnen hatte etwas gesagt, aber Lassiter wusste auch so Bescheid.
Dies war ein Überfall.
Sie würden ihm sein Geld, sein Pferd und seine Waffen wegnehmen - und vielleicht auch sein Leben...
LASSITER UND
DIE BLONDE BESTIE
Es waren sieben Mann, und Lassiter hatte keine Chance, gegen diese wilden Burschen bestehen zu können. Denn sie hatten die Falle so raffiniert aufgebaut, dass er sich jetzt vorkam wie ein Dickhornschaf inmitten eines Wolfsrudels.
Ganz plötzlich waren sie zwischen den Felsen aufgetaucht, die sich rings um die staubige Senke auftürmten. Keiner von ihnen hatte etwas gesagt, aber Lassiter wusste auch so Bescheid.
Dies war ein Überfall.
Sie würden ihm sein Geld, sein Pferd und seine Waffen wegnehmen – und vielleicht auch sein Leben.
Ihr Anführer, ein großer, dunkelgekleideter Mann, stand ungefähr fünf Schritt von Lassiters Pferd entfernt auf einem kegelförmigen Felsbrocken und sah Lassiter mit ironischem Grinsen an.
Und er wartete übertrieben lange, bis er endlich zu sprechen begann.
»Ein schönes Pferdchen hast du da, mein Freund«, sagte er. »Und auch alles andere, was du besitzt, gefällt mir. Der Sattel ist bestimmt seine dreihundert Dollar wert. Beste mexikanische Handarbeit, das erkennt man auf den ersten Blick. Und deinen Wildlederanzug und die Stiefel hast du ebenfalls nicht in irgendeinem billigen Store gekauft. Du scheinst mir einer von den Glückspilzen zu sein, die einen Dollar nicht erst rumzudrehen brauchen, bevor sie ihn ausgeben. Also macht es dir auch sicherlich nichts aus, wenn du uns ein wenig an deinem Glück teilhaben lässt. – Ja, du scheinst mir so etwas wie ein Wohltäter der Menschheit zu sein. Und weil du außerdem sicherlich auch noch eine gute Portion Verstand besitzt, wirst du jetzt wohl meine Bitte nicht abschlagen und ein wenig absteigen.«
Er sagte das alles mit einem kalten, zynischen Lächeln. Seine Stimme hatte sogar einen freundlichen Klang, aber Lassiter entging nicht der grausame Unterton, der in dieser Stimme mitschwang.
Dieser schwarzgekleidete Bursche war kein gewöhnlicher Straßenräuber. Der stellte etwas ganz Besonderes innerhalb seiner Zunft dar. Er war der Leitwolf eines unheimlich gefährlichen Rudels.
Lassiter blickte in die Runde. Dann zuckte er resignierend die Schultern und grinste schief.
»Du hast recht, Schwarzwolf«, sagte er. »Es bleibt mir wirklich kaum etwas anderes übrig, als besonders großzügig zu sein heute.«
Nach diesen Worten saß er ab. Er bewegte sich langsam und hütete sich, auch nur eine winzige verdächtige Bewegung zu machen.
Er kannte sich aus mit Burschen dieser Art. Sie beobachteten ihn mit angespanntem Misstrauen, und jeder von ihnen hatte den Finger am Abzug von Gewehr oder Revolver. Sie würden schießen, sobald sie das für notwendig hielten. Wahrscheinlich tat es ihnen sogar schon etwas leid, dass alles so glattging und er ihnen keinen Grund gab, auf ihn zu feuern.
Der schwarzgekleidete Boss des Rudels bewegte ein wenig den Gewehrlauf hin und her.
»Stell dich dort rüber, Mann!«, befahl er. »Ja, so ist's gut. Und jetzt schnall deinen Gurt ab!«
Lassiter war zwei Schritt vom Pferd weggetreten und löste jetzt gehorsam die Schnalle seines Revolvergurts.
Die Wachsamkeit der Banditen ließ keinen Augenblick nach. Es hatte wirklich keinen Sinn, etwas zu versuchen. Er würde schneller tot sein, als er denken konnte.
Der Boss der Schufte war sichtlich zufrieden.
»Gut so«, sagte er sanft. »Du bist wirklich ein kluger Junge. So ersparst du uns Arbeit und dir selbst eine Menge Ärger.«
»Du redest ziemlich viel«, bemerkte Lassiter trocken. »Das scheint wohl zu deinem persönlichen Stil zu gehören, wie?«
Das Gesicht des Mannes verfinsterte sich sekundenlang.
»Du hast recht«, sagte er dann. »Ich rede wirklich zu viel. Das hält uns alle nur unnötig auf. – Machen wir also kürzer.«
Lassiter hörte hinter sich gleitende Schritte. Er ahnte, was auf ihn zukam, duckte sich instinktiv und warf sich zur Seite. Im selben Augenblick krachte etwas hart gegen seinen Kopf. Vor seinen Augen zerplatzte ein Feuerball, und er sah die Erde auf sich zurasen.
Wie aus weiter Ferne hörte er seinen eigenen heiseren Schrei, und dann wurde es endgültig Nacht um ihn.
Er merkte nichts von dem, was die Banditen mit ihm anstellten.
Als er wieder zu sich kam, verspürte er zunächst ein dumpfes, undefinierbares Brausen in seinem Schädel. Er erinnerte sich nur langsam wieder an das, was geschehen war.
Mühselig drehte er den Kopf einmal nach links und einmal nach rechts. Dann setzte er sich stöhnend auf und hatte dabei das Gefühl, sein Kopf würde in tausend Stücke platzen, wenn er noch eine einzige unvorsichtige Bewegung machte.
Um ihn herum brandete Gelächter auf und dröhnte in seinen Ohren. Wie durch Nebel sah er die sieben Banditen, die auf ihren Pferden saßen. Der Boss selbst hatte sich auf Lassiters Rappen geschwungen. Ein anderer Kerl setzte sich gerade Lassiters teuren Stetson auf und warf seinen eigenen speckigen Filz zu Lassiter hinüber.
Lassiter blickte an sich herunter und knurrte einen Fluch. Das einzige Kleidungsstück, das ihm die Schufte gelassen hatten, war die lange rote Drillichunterhose, in der er nicht gerade einen erhebenden Anblick bot.
Alles andere hatten ihm die Schufte genommen. Seine teuren Stiefel, den Hut, den handgearbeiteten Anzug aus Wildleder, das Hemd, die Waffen. Und natürlich das Pferd.
Es war klar, dass die Banditen das als einen gewaltigen Spaß betrachteten. Gleich würden sie ihn allein lassen. Vielleicht aber gaben sie sich damit nicht zufrieden und trieben ihn erst etliche Meilen vor sich her über Stock und Stein.
Der einzige Trost, der Lassiter verblieben war, lag darin, dass sie ihm das Leben lassen wollten. Und das war schon eine ganze Menge.
Langsam hob Lassiter den Kopf und sah den Boss der Halunken an, der hoch über ihm auf dem schwarzen Pferd thronte.
Der Mann hob kurz die Hand, und das Gelächter der anderen verstummte.
»Du kannst jetzt verschwinden, Mister!«, sagte er zu Lassiter. »Und zwar in die Richtung, aus der du gekommen bist. An dieser Stelle beginnt verbotenes Gebiet. – Hast du das nicht gewusst? Du kommst doch aus der Richtung von Iron Springs. Haben dir da die Leute nicht gesagt, dass es gefährlich ist, nach Norden in die Berge zu reiten?«
Lassiter hielt dem stechenden Blick des Bandenführers gelassen stand. Natürlich hatte er in Iron Springs, der Stadt, die zwanzig Meilen weiter südlich lag, von dem sogenannten ›verbotenen Gebiet‹ gehört. Trotzdem war er losgeritten. Aus einem ganz besonderen Grunde.
»Nein«, sagte er ruhig. »Ich habe nichts davon gehört. – Wer bist du überhaupt? Welches Interesse hast du daran, keinen Fremden in dieses Gebiet zu lassen?«
»Ich bin Jack Naruga.«
»Und ich bin Lassiter. Merk dir den Namen gut, Naruga! Eines Tages sehen wir uns wieder. Und das wird gar nicht mehr lange dauern. Mein Wort darauf.«
Naruga lachte.
»Du willst mir drohen?«, rief er. »Das ist verdammt mutig von dir, Lassiter. Hast du noch nicht erkannt, dass ich dich auf der Stelle töten könnte?«
»Warum tust du es nicht, Naruga?«
»Ich habe es nicht nötig. Denn du kannst mir nicht gefährlich werden. Wir brauchen niemanden zu fürchten.«
»Du scheinst auf einem verdammt hohen Ross zu sitzen«, knurrte Lassiter wütend. »Was ihr hier gemacht habt, ist Wegelagerei. Ich könnte in Iron Springs den Sheriff benachrichtigen. Für das, was ihr mit mir gemacht habt, würdet ihr ein paar Jahre die Welt durch Eisengitter betrachten müssen.«
Jack Naruga grinste niederträchtig.
»Du könntest – und wir würden«, sagte er. »Aber du wirst uns nicht anzeigen, das steht fest. Ich weiß über dich Bescheid, Lassiter. Du hast selbst genug Ärger mit Sternträgern und Wells-Fargo-Agenten. Oder bist du nicht der Lassiter, den ich meine?«
»Schon möglich«, brummte Lassiter.
»Na also«, sagte Naruga zufrieden. »Du bist der berüchtigte Lassiter. Der Mann, der immer wieder gejagt wird und nirgendwo Ruhe findet. Mir brauchst du nichts vorzumachen. Ich kenne mich aus mit Burschen von deinem Kaliber. Nach allem, was ich so von dir gehört habe, bist du mir noch nicht einmal unsympathisch. – Aber du bist ein Wolf, Lassiter. Ein richtiger zweibeiniger Wolf. Nein, du bist sogar mehr als nur ein Wolf. In dir ist noch ein gehöriger Schuss Pumablut und Klapperschlangengift. Ha, ich überlege, ob ich dich nicht doch noch erschießen soll. Es wäre vielleicht wirklich besser für uns alle.«
Er zog aufreizend langsam den Revolver aus dem tief ausgeschnittenen Holster. Lassiter wurde innerlich steif.
Er erkannte, dass Naruga keine leeren Worte gesprochen hatte. Und er wusste nur zu gut, wer Jack Naruga war. Er trug den Beinamen Tonto-Jack. War mit Sicherheit einer der gefährlichsten, grausamsten und durchtriebensten Burschen, von denen Lassiter je gehört hatte.
Nach außen hin blieb Lassiter ruhig, und er hielt auch weiterhin dem Blick des Banditenbosses stand.
Er wusste, dass es Tonto-Jack Naruga nichts ausmachen würde, ihn auf der Stelle zu...
Erscheint lt. Verlag | 21.12.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • Cassidy • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g f barner • Indianer • Karl May • Kindle • Klassiker • Laredo • Männer • Nackt • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wyatt-Earp |
ISBN-10 | 3-7517-7321-5 / 3751773215 |
ISBN-13 | 978-3-7517-7321-8 / 9783751773218 |
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