Dunkle Schatten über Terra (eBook)
240 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-6534-5 (ISBN)
Claude Peiffer ist seit frühester Kindheit ein großer Sci-Fi-Fan. Aufgewachsen mit Star Trek und Perry Rhodan, fiel es ihm nicht schwer, mit Cerateran ein eigenes, vielseitiges Universum zu erschaffen.
Kapitel 16
Finstere Einblicke
13. April 34 DNW (Der Neuen Weltordnung)
Es dauerte Sekunden, bis überhaupt eines der Besatzungsmitglieder auf der Brücke der Samuel Baker reagierte. Wertvolle Sekunden, die sich bei einem feindlichen Angriff als tödlich erwiesen hätten. Dies warf kein gutes Licht auf die Ausbildung, vor allem nicht auf die mentale Stärke der Männer und Frauen der stolzen Republic Space Force.
„Warum greifen die Flisser nicht an?“, fragte sich Gordon Meroth. „Worauf warten sie? Auf eine Einladung?“
Beeindruckt von der überlegenen Größe des außerirdischen Raumschiffes, verfolgte er dessen Flug auf dem leicht gekrümmten Panoramaschirm des terranischen Forschungsraumers der Kyron-Klasse. Obwohl Meroth nicht der Raumflotte angehörte, verstand er genug von Angriffsmanövern, um zu erkennen, dass das fremde Schiff keines absolvierte.
Im Gegenteil!
Der etwa neunhundert Meter durchmessende Diskusraumer beschleunigte nur mit geringen Werten und blieb auf einem Parallelkurs zur Samuel Baker. Er hielt sich dezent abwartend im Hintergrund. Seine Besatzung schien die Gegebenheiten erst einmal aus sicherer Entfernung zu analysieren. Genauso hätte es Meroth auch gemacht.
„Funkspruch von der Vulture-01!“, durchbrach Ensign Byduo Karanja die beschämende Untätigkeit auf der Brücke.
Der junge, dunkelhäutige Kom-Offizier der Beta-Schicht, der sich ebenfalls um die Ortungsanzeigen der aufgezeichneten Sensordaten kümmerte, fügte aufgeregt hinzu:
„Captain Johansson lässt fragen, ob wir uns am Angriff beteiligen werden.“
„Angriff?“, gab Meroth zu bedenken. „Es gibt keinen Grund, die Flisser anzugreifen“, behauptete er von sich überzeugt. „Sollte der von uns gekaperte Satellit ihnen gehören, besäßen sie hingegen jedes Recht dazu, dies zu tun. In ihren Augen dürften wir nichts anderes sein als gemeine Diebe.
Außerdem glaube ich nicht, dass wir aus einem Gefecht mit einem so gewaltigen Schiff als Sieger hervorgehen würden. Ich würde zunächst eine friedliche Kontaktaufnahme vorschlagen und eine Auseinandersetzung vermeiden.“
„Ich bitte Sie, sich nicht in die militärischen Abläufe der Raumflotte einzumischen, Mr Meroth!“, wies Captain Abud Wambu den hochgestellten Gast auf seinem Schiff zurecht. „Dennoch stimme ich Ihnen zu! Mr Karanja, bevor der Wikinger anfängt, wild um sich zu ballern, stellen Sie bitte eine Sichtverbindung zu Captain Johansson her.“
Kurz darauf erschien in der linken oberen Ecke des Panoramaschirms dessen Konterfei.
„Wambu!“, grüßte er den Kommandanten des Forschungsraumer knapp. „Bleiben Sie mit der Samuel Baker in der zweiten Reihe und geben Sie uns, wenn nötig, Feuerschutz. Mein Geschwader übernimmt den Hauptangriff!“
„Halten Sie einen Angriff wirklich für sinnvoll?“, versuchte Wambu den Eifer seines ranggleichen Kollegen zu bremsen. „Wir wurden ja noch nicht einmal bedroht.“
„Wambu, das sind Flisser!“, schrie Johansson ihn aufgebracht an. „Wir müssen diese amphibischen Ungeheuer auf der Stelle vernichten, bevor sie in Erfahrung bringen können, wer wir sind. Oder schlimmer noch, sie durch uns irgendwie in den Besitz der Koordinaten der Erde kommen.“
Der blonde, raubeinige Skandinavier blickte den breitschultrigen Kenianer verächtlich an.
„Oder sind Sie ein Feigling, Wambu? Hat man Ihnen deshalb nur das Kommando über einen Forschungsraumer gegeben?“
Captain Wambu verzichtete auf eine Antwort. Stattdessen sagte er:
„Wir folgen Ihnen in den Kampf, Captain!“
„Gut!“, nickte Johansson zufrieden und unterbrach die Verbindung.
„Sir, das ist ein Fehler!“, mischte sich Gordon erneut ein.
„Bitte verlassen Sie auf der Stelle meine Brücke, Mr Meroth!“, forderte ihn Captain Wambu mit deutlichem Nachdruck auf.
✯
Gordon hasste es, hilflos zu sein! Zögerlich trottete er durch den Hauptkorridor der Samuel Baker. Er dachte an seine Leibwächterin, die er gegen ihren Willen auf dem Mond zurückgelassen hatte. Zum Glück! Lieutenant Prune hätte ihm in dieser Situation gar nicht helfen können. Somit würde seine Entscheidung wenigstens einen sinnlosen Tod verhindern.
Sterben jedoch wollte Meroth auch nicht!
Er musste etwas unternehmen, durfte nicht untätig zusehen, wie Johansson einen völlig unsinnigen Krieg vom Zaun brach. Egal, was Veegun ihnen über die Flisser berichtete, besser gesagt, in einer spektakulären holografischen Darbietung über den Dächern der Metropolen der Erde gezeigt hatte, Gordon würde stets einen friedlichen Erstkontakt bevorzugen.
„Die astronomische Abteilung!“, fiel es ihm spontan ein. „Von dort aus kann ich wenigstens unseren Untergang beobachten.“
Über eine Notleiter erreichte Meroth in kürzester Zeit das Oberdeck des Schiffes. Nur ein paar Schritte vom Notschacht entfernt befand sich der Eingang zur astronomischen Abteilung. Meroth eilte auf die Tür zu, die sich bei seiner Annäherung automatisch öffnete.
Er hatte erwartet, einige der dort arbeitenden Wissenschaftler vorzufinden, doch er betrat einen verlassenen Raum. Wahrscheinlich folgten die hier arbeitenden Leute irgendwelchen dubiosen Gefechtsvorschriften. Verständlich, schließlich waren sie in erster Linie allesamt Soldaten der Raumflotte.
Meroth trat auf die Aussichtsplattform.
Die zweieinhalb Meter hohe, gebogene Wand aus Stahlglas lag oberhalb und etwas hinter der Brücke. Sie erlaubte Gordon den unheilvollen Angriff von Johanssons Geschwader der Fargan-Klasse, dem Captain Abud Wambu gehorsam hinterherflog, zu verfolgen.
Sie würden diese … Schlacht verlieren! Daran zweifelte Meroth keinen Augenblick.
Gordon fiel auf, dass das Vulture-Geschwader mit viel zu hohen Werten beschleunigte.
Was sollte diese Energieverschwendung?
Konnte es Captain Johansson nicht erwarten, dem Tod ins Auge zu sehen? Oder versuchte er, sich seiner Unterlegenheit bewusst, gar das Schiff der Flisser zu rammen? Es mit seinen sieben Aufklärern zu torpedieren? Ein wahnsinniges und völlig unnötiges Manöver, beim dem die Samuel Baker vielleicht ihrer Vernichtung entkommen könnte, wenn Wambu klug reagieren würde.
Doch das Gefecht endete, bevor es begann.
Das gegnerische Raumschiff entmaterialisierte und das Vulture-Geschwader stieß ins Leere. Der erste unvermeidliche Kampf zwischen den Flissern und der Republic Space Force hatte sich vertagt. Erleichtert atmete Gordon Meroth auf und kehrte kurz vor Mitternacht auf die Brücke der Samuel Baker zurück.
14. April 34 DNW (Der Neuen Weltordnung)
Der Abschied von Captain Wambu verlief weniger herzlich als die Begrüßung vor zwei Tagen. Der Kenianer schien sich für sein gestriges Verhalten zu schämen, fand dafür aber keine erklärenden Worte. Meroth machte dem leicht untersetzten Mann keine Vorwürfe. Natürlich hätte sich Wambu dem Befehl Johanssons widersetzen können. Doch was hätte es ihm eingebracht? Sicherlich nur Ärger mit der Admiralität der Raumflotte.
Den zweiundzwanzigstündigen Rückflug mit der Vulture-04 zur Erde verbrachte Gordon in der kleinen Kabine, die ihm zugewiesen worden war. Selbst zwei Einladungen des Captains zu einem gemeinsamen Essen hatte Meroth dankend abgelehnt, was dieser wohl jedes Mal mit Erleichterung zur Kenntnis genommen hatte.
Meroth fühlte sich betrogen.
Sein erster Ausflug in die Weiten des interstellaren Raums hatte ihm nur wenig Freude bereitet. Dabei hatte alles so interessant angefangen. Selbst die Begegnung mit den Flissern hätte ein fantastisches Erlebnis werden können.
Die Mehrzahl der Menschen, vor allem jene, die der Republic Space Force angehörten, sahen dies nicht so. Für diese Leute bedeutete jedes Aufeinandertreffen mit einer außerirdischen Lebensform, egal ob es sich dabei um die Flisser oder eine andere Spezies handeln würde, sich einem tödlichen Kampf ums Überleben zu stellen.
Solche zutiefst abstoßenden Gedankengänge konnte Gordon nicht nachvollziehen, obwohl Überlegungen dieser Art nicht nur bei der Flotte zugegen waren. Es handelte sich um ein Phänomen, das sich immer mehr auf der Erde ausbreitete, was nicht nur an Veeguns provozierender Panikmache lag. Der sagorische Botschafter-Roboter nutzte diese tiefsitzenden Urängste der Menschheit vor dem Unbekannten nur, um damit seine eigenen Pläne voranzutreiben.
Wie auch immer! Der erbeutete Flisser-Satellit würde bei den Ingenieuren und Wissenschaftlern von Meroth Industries bestimmt für große Aufregung sorgen.
Ebenso bei Gordons Vater.
Die zu erwartenden Erkenntnisse aus den Untersuchungen der fremden Technologie würden sich in vielerlei Hinsicht verwerten lassen. Kommerziell und wissenschaftlich!
So weit sollte es jedoch nicht...
Erscheint lt. Verlag | 30.9.2024 |
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Reihe/Serie | Cerateran - Der Meroth-Zyklus |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Schlagworte | Cerateran • Fantasy • Meroth • Peiffer • Science-fiction |
ISBN-10 | 3-7597-6534-3 / 3759765343 |
ISBN-13 | 978-3-7597-6534-5 / 9783759765345 |
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