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G. F. Unger 2299 (eBook)

Pat Logans Ehre

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6983-9 (ISBN)

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G. F. Unger 2299 - G. F. Unger
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Einem Captain der Nordstaatenarmee verdanke ich mein Leben.
Als ich auf dem Schlachtfeld halb tot in meinem Blut lag und einer von seinen Leuten mir, dem verhassten Rebellen-Offizier, meinen eigenen Säbel in den Leib stoßen wollte, hinderte er ihn daran, indem er zu ihm sagte: »Soldat, der Krieg ist vorbei. General Lee hat kapituliert. Es wird nicht mehr getötet. Bald werden wir wieder eine Nation sein, die jeden Mann für den Wiederaufbau braucht. Der Krieg ist beendet, Soldat.«
Dieser verharrte noch, und es sah einen Moment so aus, als würde er dennoch mit dem Säbel zuschlagen.
Doch dann ließ er ihn fallen. Ich sah, dass es wirklich mein Säbel war.
Der Soldat wandte sich ab und verschwand aus meinem Blickfeld. Doch der Offizier saß ab, kniete vor mir nieder und versorgte tatsächlich meine Wunde mit etwas Verbandszeug, das er aus seiner Satteltasche holte. Als er mit mir fertig war und sich erhob, fragte ich zu ihm empor: »Sir, wie ist Ihr Name?«
»Starretter, Captain John Starretter.«
»Ich bin in Ihrer Schuld, Captain Starretter«, hörte ich mich sagen. »Vielleicht sehen wir uns mal wieder. Bei meiner Ehre, Sir, ich werde mich dann dafür revanchieren.«
Oha, wir sahen uns tatsächlich wieder, und schon bald sollte mir mein Versprechen verdammt leidtun ...

Pat Logans Ehre

Einem Captain der Nordstaatenarmee verdanke ich mein Leben.

Als ich auf dem Schlachtfeld halb tot in meinem Blut lag und einer von seinen Leuten mir, dem verhassten Rebellen-Offizier, meinen eigenen Säbel in den Leib stoßen wollte, hinderte er ihn daran, indem er zu ihm sagte: »Soldat, der Krieg ist vorbei. General Lee hat kapituliert. Es wird nicht mehr getötet. Bald werden wir wieder eine Nation sein, die jeden Mann für den Wiederaufbau braucht. Der Krieg ist beendet, Soldat.«

Dieser verharrte noch, und es sah einen Moment so aus, als würde er dennoch mit dem Säbel zuschlagen.

Doch dann ließ er ihn fallen. Ich sah, dass es wirklich mein Säbel war.

Der Soldat wandte sich ab und verschwand aus meinem Blickfeld. Doch der Offizier saß ab, kniete vor mir nieder und versorgte tatsächlich meine Wunde mit etwas Verbandszeug, das er aus seiner Satteltasche holte. Als er mit mir fertig war und sich erhob, fragte ich zu ihm empor: »Sir, wie ist Ihr Name?«

»Starretter, Captain John Starretter.«

»Ich bin in Ihrer Schuld, Captain Starretter«, hörte ich mich sagen. »Vielleicht sehen wir uns mal wieder. Bei meiner Ehre, Sir, ich werde mich dann dafür revanchieren.«

Oha, wir sahen uns tatsächlich wieder, und schon bald sollte mir mein Versprechen verdammt leidtun ...

Es war ein halbes Jahr später, als man mich aus der Gefangenschaft entließ. Meine Wunde war verheilt. Aber mir fehlten zwanzig Pfund an Gewicht. Ich war dünn geworden und sah ziemlich verhungert aus.

Die Yankees hatten mir ein Pferd und eine Seitenwaffe geben müssen. Dies war bei der Kapitulation ausgehandelt worden, und so hatte es General U.S. Grant unterschrieben und uns Besiegten zugebilligt.

Es war ein weiter Weg von Appomattox in Virginia bis nach Texas. Ich ritt in diesen Wochen wie viele andere auch durch Georgia, Alabama, Mississippi, Louisiana und kam dann irgendwann nach Texas. Es war ein verdammtes Reiten.

Ich ritt durch verbranntes und verwüstetes Land. Und die Menschen waren überall zutiefst verbittert, deprimiert und hoffnungslos. Denn sie waren den Besatzungstruppen ausgeliefert, die es in jeder kleinen Ortschaft gab. Dort war jeder Ortskommandant ein King, ein Despot in vielen Fällen.

Ja, die Yankees hassten uns, weil wir sie so oft geschlagen, in die Flucht gejagt und ihnen die heilige Furcht eingeflößt hatten. Fast alle hatten sie in ihren Familien Kriegsopfer zu beklagen. Dies hatten wir Südstaatler zwar auch, aber wir waren ja die Verlierer. Und der Sieger hat stets das Recht auf seiner Seite. Er hat die Macht und kann sich rächen.

So ist das nun mal auf dieser Erde. Und so wird es wohl auch bleiben, weil die Menschen nun mal Menschen sind, keine Edlen, keine Guten, keine Reinen. Denn die gibt es gewiss nur im Himmel.

Das waren die Gedanken, die mir immer wieder durch den Kopf gingen.

Und oft dachte ich auch an die Worte, die jener Captain Starretter zu mir sprach, nachdem er mir das Leben gerettet hatte.

»Wir sollten so schnell wie möglich mit dem Frieden anfangen. Unser großes Land braucht nun alle Überlebenden. Es wird lange dauern, bis der ganze Hass vergessen ist.«

Wenn nur alle Yankees so gedacht hätten.

Aber das taten sie nicht. Die »Blaubäuche« – so nannten wir die Yankees – waren überall im besiegten Süden. Und überall waren auch die nun befreiten Sklaven. Diese Schwarzen hatten sich da und dort zu Banden zusammengetan und nahmen sich von ihren einstigen Herren, was sie wollten. Ja, sie verwüsteten die Plantagen und fragten nicht danach, wie sie sich einmal ernähren wollten. Sie wussten mit ihrer Freiheit verdammt wenig anzufangen und konnten nicht begreifen, dass nun jeder von ihnen sein eigner Hüter war und man ohne Arbeit auf Dauer nicht leben kann, will man kein Bettler oder Dieb sein.

Der ganze Süden war zerstört, am Boden, gedemütigt. Nichts war mehr wie zuvor, und man konnte nirgendwo erkennen, dass jemals wieder etwas in Ordnung kommen würde.

Es gab aber auch Banden einstiger Guerillas, denen sich entlassene Soldaten anschlossen, weil sie nicht länger hungern wollten.

Auch ich war ein Satteltramp geworden, ein nach Westen ziehender texanischer Satteltramp, dem niemand etwas gab, weil ja kaum jemand etwas zum Geben hatte.

Und so war ich erschöpft und halb verhungert, als ich eines Tages auf eine Bande Gleichgesinnter stieß. Wir alle waren am Ende, und einige waren Guerillas, die mit Quantrill geritten waren. Quantrill war wohl der berüchtigtste Guerillaführer Amerikas, und er war von den Südstaaten sogar als solcher anerkannt und als Verbündeter akzeptiert worden.

Einige von seinen Männern führten also die Bande, zu der ich stieß, als sie in den Hügeln einen jungen Ochsen über dem Feuer brieten. Der Hunger und der Bratenduft trieb mich zu ihnen.

Wir waren siebzehn Mann. Ich blieb eine Weile bei der Bande. Ja, wir waren eine Bande. Aber eigentlich taten wir Gutes auf böse Weise.

Wir verjagten einige Banden ehemaliger Sklaven von Baumwollplantagen. Sie hatten sich dort eingenistet und die Besitzer verjagt. Nun jagten wir sie zum Teufel und verrichteten eigentlich die Arbeit der Besatzungstruppe.

Doch dann überfielen wir einen Steuereintreiber der Yankees, der mit einigen Aufkäufern zusammenarbeitete und ihnen bei Versteigerungen für ein Spottgeld den Zuschlag erteilte. Überall konnten Yankees im Süden wertvolles Land bei Versteigerungen für einen Apfel und ein Ei in die Hände bekommen.

Nun, wir raubten diesen Steuereintreiber und seine Begleitung aus bis aufs Unterzeug.

Von da an wurden wir gejagt.

Wenig später überfielen wir einen Zahlmeister der Union und raubten ihm die Regimentskasse. Er war unterwegs, um an die vielen Abteilungen des Regiments den Sold auszuzahlen. Denn das Regiment war in einem weiten Gebiet auf viele Ortschaften als Besatzungstruppe aufgeteilt.

Es war eine gut gefüllte Kasse. Nagelneue Yankee-Dollars bekamen wir in die Finger.

Nun war es an der Zeit, dass wir alles unter uns teilten und jeder seines Weges ritt.

Keiner von uns konnte noch länger in Texas bleiben.

Wohin sollte ich reiten? Darüber musste ich eigentlich nicht lange nachdenken.

In den Südstaaten wollte ich nicht bleiben, weil da überall die Blaubäuche herrschten. In den Nordstaaten würde ich es als Texaner verdammt schwer haben. Ich brauchte nur den Mund zu öffnen und ein paar Worte zu reden, um als Texaner erkannt zu werden. Und so gab es eigentlich für Burschen wie mich nur eine einzige Möglichkeit, um allem Verdruss und aller Unbill zu entkommen und zu irgendeinem Anfang gelangen zu können.

Ich musste nach Norden oder Nordwesten – also ins Büffel- und Indianerland westlich des Missouris.

Dort konnte man wahrscheinlich ein freier Mann sein. Jenseits von Kansas begann dieses noch freie Land. In Kansas selbst erhielten Südstaatler noch keine Erlaubnis zum Siedeln. Man musste weiter nach Nordwesten.

Aber das große Ausgangstor nach Norden und Westen, dorthin also, wo kein Krieg stattgefunden hatte zwischen Nord und Süd, war Kansas City am Missouri, das zuvor Westport hieß.

Von dort aus gab es viele Möglichkeiten. Man konnte nach Kalifornien, nach Oregon oder nach Montana, wo Gold gefunden wurde.

Und da lebten auch jene Indianervölker, die sich von den Apachen und Comanchen sehr unterschieden. Sie sollten sehr viel edler sein und eine wirkliche Kultur besitzen, was man vor allem von den Apachen nicht behaupten konnte.

Ich wollte diese Reitervölker der Hochprärie kennenlernen.

Geld besaß ich nun genug. Mehr als tausend Dollar hatte mein Anteil betragen, mit dem ich die Bande verließ.

Und meine Ehre?

Ja, darüber dachte ich eine Weile nach unterwegs auf meinem langen Ritt.

Ehre! War das nicht ein Luxus, den man sich in Zeiten wie diesen gar nicht leisten konnte?

Auch die Besatzungstruppe in Texas, die Steuereintreiber und die Spekulanten, die den Süden ausbeuteten, besaßen keine Ehre. Und ich wollte nicht länger ein Satteltramp und Hungerkünstler sein. Ich hatte zu einer Bande gehört, die sich nahm, was sie brauchte.

Ich wollte kein ewiger Verlierer sein.

Und so ritt ich mit mehr als tausend Dollar auf einem guten Pferd und gut bewaffnet in Richtung Kansas City. Auch meine Uniform trug ich nicht mehr.

Doch meinen Offiziersdegen hatte ich noch. Er hing neben meinem Sattelfutteral, in dem ein nagelneuer Spencer-Karabiner steckte, der zuvor dem Armeezahlmeister gehört hatte. Auch genügend Munition besaß ich. Mein Revolver war ein Reb-Army-Modell, das Griswold & Gunnison von 1861 bis 1865 für die Südstaatenarmee bauten. Das Ding hatte Kaliber .44 und einen fast acht Zoll langen Lauf.

Ich konnte damit ziemlich gut umgehen und es mit jedem Revolverschwinger aufnehmen.

Und so war ich also wieder unterwegs, diesmal nicht heim nach Texas, sondern in eine ungewisse Zukunft. Doch ich war neugierig auf alles, was das Schicksal für mich bereithalten würde.

Ja, ich glaubte an ein unwandelbares Schicksal, das mein Leben wie das Leben eines jeden Menschen von Anfang bis Ende bestimmt, gegen das man nicht ankämpfen und dem man nicht entfliehen kann.

Ich fürchtete mich deshalb...

Erscheint lt. Verlag 23.11.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-6983-8 / 3751769838
ISBN-13 978-3-7517-6983-9 / 9783751769839
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