John Sinclair 2420 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6892-4 (ISBN)
Ich war unterwegs auf einem Kreuzfahrtschiff! Doch ich machte nicht etwa Urlaub von der Geisterjagd - im Gegenteil! Das Vogelmädchen Carlotta hatte mich alarmiert, denn grausige Killervögel machten die Gewässer vor der schottischen Küste unsicher, und meine Ermittlungen hatten mich schließlich auf die ?Sturmvogel? geführt!
Carlotta begleitete mich - was mir gar nicht recht war. Sie hatte sich ohne mein Wissen als blinde Passagierin aufs Schiff geschlichen! Und noch jemand, den ich nur allzu gut kannte, befand sich an Bord: Mein Erzfeind Matthias, der Stellvertreter Satans auf Erden, wollte endgültig mit mir abrechnen!
Krallen
des Verderbens
von Jason Dark
Es war die Stunde zwischen Tag und Nacht. Nicht mehr richtig hell, aber auch nicht wirklich dunkel. Tief im Westen versank die Sonne. Letzte Strahlen glitten noch über das Wasser und sorgten für einen fast edlen Glanz.
Nichts bewegte sich auf der Oberfläche – bis auf eine Ausnahme. Es war das Fischerboot der Goldmans. Vater und Sohn arbeiteten zusammen als Fischer, doch beide wussten, dass sie den Job nicht mehr lange ausüben würden, denn die Meere waren überfischt, und es gab mehr und mehr entsprechende Abkommen zwischen den Küstenländern.
Weit fuhren die beiden nicht hinaus. Das Ufer blieb in Sicht. Eine felsige Landschaft, in deren Nähe es jedoch eine große Stadt namens Dundee gab.
Nichts wies auf die tödliche Gefahr hin. Das Meer lag da wie ein leicht gewellter Teppich und wirkte absolut friedlich, sodass es keinen Grund gab, an den Tod zu denken.
Aber er war da!
Vater und Sohn waren ein eingespieltes Team und konnten sich aufeinander verlassen. Beide Männer glichen sich, was nicht nur an den Bärten lag, sondern auch an dem rötlichen Haar, auch wenn es bei Marvin, dem Sohn, länger war.
Er war es auch, der sich aus seiner gebückten Haltung aufrichtete und seinem Vater zunickte.
»Was denn?«, fragte Jeff Goldman.
»Es ist alles okay. Wir können starten.«
»Und wie sieht es mit dem Fang aus? Was meinst du?«
Marvin runzelte die Stirn. »Der Schwere nach zu urteilen sind die Netze nur mäßig gefüllt.«
»Okay. Dann lassen wir uns überraschen.«
Jeff Goldmans Stimme klang müde. Das lag nicht nur an der späten Stunde. Er wusste, dass er nicht mehr lange auf das Meer hinausfahren würde. Die Fischerei lohnte sich nicht mehr. Nicht für zwei private Fischer, wobei sein Sohn einen anderen Beruf gelernt hatte. Er arbeitete als Elektriker und fuhr nur mit seinem Vater hinaus, wenn er Zeit hatte.
Moderne Fangmethoden gab es bei ihnen nicht. Für ein Echolot hatten sie kein Geld, und so fischten sie noch immer wie vor Jahrzehnten.
Jeff nickte seinem Sohn zu und drehte sich um. Der kurze Weg führte ihn zum Steuerhaus, in dem gerade mal zwei Menschen Platz fanden. Eigentlich reichte eine Person, und das war in diesem Fall Jeff Goldman.
Sie würden noch einmal stoppen, bevor sie den Hafen erreichten. Beim Stopp würden sie die Netze hochziehen und sich um den Fang kümmern und das, was sich nicht verkaufen ließ, aussortieren, um danach den Rest der Strecke zu fahren.
Marvin blieb im Freien zurück. Er hatte seinen Platz auf einem Schemel gefunden und ließ den Blick über das Wasser schweifen. Es war ein leicht trauriger Blick, denn er wusste, dass er nicht mehr lange aufs Meer hinausfahren würde. Dabei liebte er die Sommerabende besonders.
Marvin Goldman hob den Kopf und schaute in den Himmel. An diesem frühen Abend war keine Wolke zu sehen.
Dafür ein Vogel.
Nein, sogar zwei!
Marvin erkannte auf den ersten Blick, dass es keine Möwen waren, sondern andere Vögel. Hier in Ufernähe gab es einige, die über das Wasser flogen und gewissermaßen einen kleinen Ausflug unternahmen.
Zwei Vögel mit dunklen Körpern. Also bestimmt keine Möwen. Sie fielen Marvin nicht nur wegen ihrer Färbung auf, sondern auch wegen ihrer Größe.
Die kam ihm unnatürlich vor. Sie erinnerte an die von Greifvögeln, aber das waren sie nicht, das erkannte Marvin, als die beiden Tiere näher kamen.
Zudem hatten sie offenbar keine Schnäbel. Und das war für einen Vogel ungewöhnlich.
Und die Köpfe?
Marvin musste schlucken. Das waren auf keinen Fall normale Köpfe, die sahen aus wie Totenschädel.
Beide hatten dasselbe Ziel. Nämlich das Boot der Fischer.
Marvin wurde immer unwohler. Er hatte plötzlich ein ziemlich bedrückendes Gefühl. Es kam ihm vor, als wollten die beiden Tiere auf dem Boot landen, und das war ihm gar nicht recht, denn sie waren ihm unheimlich.
Sein Vater hatte sie noch nicht gesehen. Der aber musste auch Bescheid wissen, und so lief Marvin auf den Steuerstand zu.
Etwas heftiger als sonst riss er die Tür auf.
Jeff Goldman erschrak und fuhr auf der Stelle herum. Sein Blick fiel auf das Gesicht des Sohnes mit der angespannten Miene.
Irgendwas stimmte da nicht, das war Jeff sofort klar.
»Was ist denn los, Junge?«
»Komm, Dad, bitte! Das musst du dir ansehen.«
Jeff schüttelte den Kopf. »Was soll ich mir ansehen? Ist irgendwas mit dem Fang nicht in Ordnung? Ist uns was ins Netz gegangen, was nicht dort reingehört?«
»Nein, nein. Es geht um Vögel. Ja, ja, zwei Vögel.«
»Vögel? Na und?«
»Es sind besondere Vögel, Dad. Sie ... sie ... sehen so komisch aus. Wie ein Unfall der Natur. Glaube ich zumindest. Genau habe ich sie mir noch nicht anschauen können.«
»Okay, ich komm mal mit.«
Jeff schüttelte mürrisch den Kopf. Sein Sohn trat zur Seite, um ihn durchzulassen, dann verließ auch er den Steuerstand.
Weit kam er nicht, denn sein Vater blieb nach wenigen Schritten stehen, als wäre er gegen eine Wand gelaufen.
Beide sahen die Vögel, und der Anblick war absolut schaurig.
Die zwei recht großen Tiere hockten auf der Reling. Sie hatten die Körper von Vögeln, aber nicht die Köpfe.
Es war nicht zu fassen, doch beide Männer sahen es: Die Köpfe dieser grausigen Tiere waren menschliche Totenschädel!
Ihre Münder hatten sie weit aufgerissen.
Wo bei einem Menschen die Nase gewesen wäre, sah man nur noch eine Öffnung. Und die Augen waren nur zwei Höhlen, in denen ein helles kaltes Licht leuchtete.
Totenköpfe mit glühenden Augen!
»Das sollen Vögel sein?«, flüsterte Jeff Goldman, dessen gesamter Körper von einer Gänsehaut bedeckt war.
»Nein, das sind keine Vögel.« Marvin gab die Antwort flüsternd. »Das sind Monster, Dad. Fliegende Monster. Ich denke, dass wir uns auf etwas gefasst machen müssen.«
»Du meinst, dass diese Viecher gefährlich sind?«
Marvin nickte.
»Dann müssen wir uns verteidigen.«
»Aber wir haben keine Waffen an Bord, Dad.«
»Nur ein paar alte Holzpaddel.«
Doch bevor sie die holen konnten, sahen die beiden Männer, wie sich die Vögel bewegten. Sie spreizten die Flügel, die bisher angelegt gewesen waren.
In der nächsten Sekunde begannen sie hektisch zu flattern, und das war das Zeichen zum Angriff ...
Im Laufe der Zeit hatte das Vogelmädchen Carlotta ihre alten Verhaltensweisen abgelegt und neue entwickelt. Das heißt: Carlotta war erwachsener geworden.
Das sah auch ihre Ziehmutter ein, die Tierärztin Maxine Wells, und ließ Carlotta ihren Willen.
Sie war nicht mehr die große Aufpasserin. Carlotta wusste selbst, wie sie sich am besten verhielt. Das hatte sie oft genug in höchst gefährlichen Situationen bewiesen.
Zwar lebte Carlotta noch immer im Haus der Tierärztin, aber sie war jetzt öfter unterwegs, und es gab sogar Nächte, die sie nicht zu Hause verbrachte.
Es war ihr Vorteil, die Welt von oben sehen zu können und dabei selbst nicht entdeckt zu werden.
So verließ sie auch an diesem Spätsommertag das Haus und ließ es hinter und unter sich zurück.
Ihre Ziehmutter war nicht da. Maxine Wells war zu einem Klassentreffen gefahren, das in Glasgow stattfand. Dort würde sie zwei Tage lang bleiben.
Sie vertraute Carlotta, auch wenn sie beim Abschied doch ein wenig unruhig gewesen war.
Carlotta kam allein zurecht. Hausfrauliche Tätigkeiten waren ihr nicht fremd. Sie hätte sich durchaus etwas kochen können, doch darauf hatte sie verzichtet, sondern sich damit begnügt, sich eine halbe Pizza aufzuwärmen.
Danach hatte sich Carlotta in den Garten gesetzt. Dort ließ sie es sich gut gehen. Sie war sogar für eine halbe Stunde eingeschlafen.
Jetzt fühlte sie sich fit und ausgeruht und wollte ihren vorabendlichen Flug starten. Zuvor sicherte sie das Haus, achtete darauf, dass die Türen und alle Fenster verschlossen waren.
Dann ging es los.
Wie früher war das Vogelmädchen auch jetzt noch immer auf der Hut vor Entdeckungen. Sie vermied es, über Städte zu fliegen, damit Menschen sie nicht zu sehen bekamen. Besonders gern flog sie übers Meer. Da genoss sie nicht nur den Blick auf das Wasser, sondern freute sich über den Wind, der in ihr Gesicht blies.
Carlotta stieg sehr hoch und achtete darauf, nicht über die Stadt Dundee zu fliegen. Das Risiko einer Entdeckung wollte sie nicht eingehen.
Über ihr spannte sich der blaue Himmel. Er zeigte nicht mehr das helle Blau des Mittags, dennoch war es für Carlotta eine Freude, wieder unterwegs zu sein.
Es dauerte nicht lange, dann hatte sie ihr erstes Ziel erreicht. Es war die Küste.
Über die huschte Carlotta hinweg und sah sehr bald unter sich die unendliche Weite der Nordsee.
Schiffe sah sie auch, auch die Umrisse einer Bohrinsel, als sie weiter hinausgeflogen war.
Sie wechselte die...
Erscheint lt. Verlag | 23.11.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • Academy • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horrorthriller • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead |
ISBN-10 | 3-7517-6892-0 / 3751768920 |
ISBN-13 | 978-3-7517-6892-4 / 9783751768924 |
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