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G. F. Unger 2300 (eBook)

Stunde der Vernichtung

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6984-6 (ISBN)

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G. F. Unger 2300 - G. F. Unger
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Als Pernel Wittacker das Zimmer von Mary Stone verlässt, warten sie schon auf ihn. Er steigt langsam die Treppe zum Golden Hole Saloon hinab.
Sie starren zu ihm empor und grinsen. Einer sagt: »Wir wollten dich holen, Glücksjunge. Wir wollten dich zurück an den Spieltisch holen.«
»Und wozu?« Er fragte es fast höflich und freundlich.
Sie grinsen stärker. Ihr Sprecher sagt: »Du hast ein schönes Weib im Spiel gewonnen, Texas. Und wir wollen es dir abgewinnen. Nicht wahr, du spielst doch mit uns um dieses Honeygirl?«
Er gibt nicht sogleich eine Antwort. Erst sieht er sich die hartgesottenen Burschen noch einmal genauer an. Er kennt diese Sorte. Sie ist übel. Die drei Kerle gehören zum Abschaum der Grenze. Wahrscheinlich sind sie Banditen, Gold- und Claimräuber, die irgendwo Beute machen konnten und hier nun ein paar schöne Tage und Nächte bei Whisky, Karten und Frauen verbringen wollten.
Doch der Blizzard sperrte sie einige Tage und Nächte ein. Sie kamen daher nicht voll auf ihre Kosten. Schnaps bekamen sie - und auch ein wenig Spaß beim Kartenspiel. Aber es fehlten die Frauen. In dieser Hinsicht wurden ihre Erwartungen enttäuscht. Sie sind immer noch angetrunken genug, um keinerlei Hemmungen zu haben.
Soeben erlebten sie, wie ein Mann am Pokertisch eine Frau gewann. Denn so und nicht anders stellt sich die Sache für sie dar ...

Stunde der Vernichtung

Als Pernel Wittacker das Zimmer von Mary Stone verlässt, warten sie schon auf ihn. Er steigt langsam die Treppe zum Golden Hole Saloon hinab.

Sie starren zu ihm empor und grinsen. Einer sagt: »Wir wollten dich holen, Glücksjunge. Wir wollten dich zurück an den Spieltisch holen.«

»Und wozu?« Er fragte es fast höflich und freundlich.

Sie grinsen stärker. Ihr Sprecher sagt: »Du hast ein schönes Weib im Spiel gewonnen, Texas. Und wir wollen es dir abgewinnen. Nicht wahr, du spielst doch mit uns um dieses Honeygirl?«

Er gibt nicht sogleich eine Antwort. Erst sieht er sich die hartgesottenen Burschen noch einmal genauer an. Er kennt diese Sorte. Sie ist übel. Die drei Kerle gehören zum Abschaum der Grenze. Wahrscheinlich sind sie Banditen, Gold- und Claimräuber, die irgendwo Beute machen konnten und hier nun ein paar schöne Tage und Nächte bei Whisky, Karten und Frauen verbringen wollten.

Doch der Blizzard sperrte sie einige Tage und Nächte ein. Sie kamen daher nicht voll auf ihre Kosten. Schnaps bekamen sie – und auch ein wenig Spaß beim Kartenspiel. Aber es fehlten die Frauen. In dieser Hinsicht wurden ihre Erwartungen enttäuscht. Sie sind immer noch angetrunken genug, um keinerlei Hemmungen zu haben.

Soeben erlebten sie, wie ein Mann am Pokertisch eine Frau gewann. Denn so und nicht anders stellt sich die Sache für sie dar ...

Nun wollen sie diese Frau im Spiel gewinnen. Dies scheint ihnen der einfachste Weg, in diesem miesen Nest Golden Hole zu einer Frau zu kommen, zu einer schönen Frau. Dieses Wollen hat sich in ihren Hirnen festgesetzt wie eine Sucht.

Dies alles wird Pernel Wittacker innerhalb dieser wenigen Sekunden klar, indes er von der vorletzten Treppenstufe auf sie nieder blickt.

Ihre grinsenden Gesichter blicken zu ihm auf.

Einer knurrt: »Also komm runter, Bruderherz! Oder glaubst du, dass du größer bist, nur weil du höher stehst?«

Pernel Wittacker seufzt leise. Der Verdruss ist unausbleiblich.

Gewiss, er könnte diesen drei Grenz- oder Goldwölfen sagen, dass ihn die Frau dort oben im Zimmer nichts mehr angeht, dass er sie gewissermaßen freigegeben hat und gar nicht mehr als Spielgewinn betrachtet.

Doch dann wäre sie gewissermaßen vogelfrei.

Er sieht über die drei grinsenden Kerle hinweg quer über den Raum zum Schanktisch hin. Der Wirt steht dort und starrt her. Dieser bullige Wirt wirkt übermüdet, bleich und ganz so wie ein Mann, der sich eine Menge Sorgen macht und sich dennoch nicht in der Lage sieht, etwas dagegen zu tun. Dieser Wirt ist ausgebrannt nach drei langen Tagen und Nächten. Er, seine Frau und sein chinesischer Koch und Helfer haben die ganze Zeit die hier eingesperrten Gäste versorgt.

Er starrt dumpf herüber. Von ihm ist kaum Hilfe zu erwarten.

Pernel Wittacker seufzt zum zweiten Mal.

Da hat er also wieder einmal Verdruss bekommen, und abermals liegt es daran, dass er nicht davonschleichen kann, obwohl dies nur klug wäre. Denn ein Kampf wird ihm nichts einbringen, keine Ehre, keine Freunde – nichts, gar nichts, nur Verdruss und wahrscheinlich körperliche Not.

Aber er kann nicht anders.

Und so sagt er fast freundlich: »Wisst ihr was, Jungs – ihr könnt zur Hölle gehen!«

Die scheinbare Freundlichkeit seiner Stimme verblüfft sie etwas, und sie können deshalb die Herausforderung, die in seinen Worten liegt, nicht so schnell begreifen.

Als sie dann vor Freude aufheulen, weil sie glauben, nun auch den Spaß haben zu können, einen harten Burschen kleinzumachen, haben sie schon einen wertvollen Sekundenbruchteil verloren.

Denn er springt von der vorletzten Treppenstufe auf sie los und stößt gleich zwei von ihnen die Fäuste in die brüllenden und verzerrten Gesichter.

Dann wirbelt er herum und trifft mit seinem herumgezogenen linken Haken den dritten Mann auf die Leberpartie.

Der Bursche stöhnt nur und legt sich auf die Treppe, krümmt sich auf den Stufen zusammen und kann für ein paar Sekunden nicht mehr mitmachen.

Die beiden anderen aber haben inzwischen verdaut, was zu verdauen war. Ihre Gesichter haben sich durch die beiden Geraden verändert und werden nie wieder so aussehen wie vorher. Doch es handelt sich um wirklich harte Grenz- und Goldwölfe, die sich auch nicht durch den Schmerz gebrochener Nasenbeine vom Weiterkämpfen abhalten lassen.

Im Gegenteil! Sie heulen auf und greifen Wittacker an. Sie springen auf ihn zu, bekommen seine Fäuste und geben ihm ihre zu spüren.

Sie gehen zu Boden, rollen übereinander, geben es sich im explosiven Ausbruch von Wildheit, Hass und den animalischen Wünschen nach Vernichtung. Sie reißen Bänke, Stühle und Tische um und richten binnen weniger Sekunden ein heilloses Durcheinander an.

Der Wirt hinter dem Schanktisch kommt endlich in Bewegung. Er greift unter den Schanktisch und bringt eine Schrotflinte mit abgesägten Läufen zum Vorschein.

Dabei brüllt er: »Aufhören! Aufhören! Oder ich punktiere euch die Ärsche mit Blei!«

Vielleicht hätte er wirklich die Schrotflinte abgedrückt, doch da greift der Dritte der Goldwölfe wieder ein. Er konnte inzwischen den wie ein Huftritt wirkenden Leberhaken verdauen. Er erhob sich und wartete nur darauf, dass sich die Chance bot, nach Pernel Wittacker zu treten.

Es ist gar nicht so einfach, an diese drei Männer heranzukommen.

Doch da gibt der dritte Mann des bösen Kleeblatts auch auf. Als er sieht, dass der Wirt mit der Schrotflinte schießen will, zieht er den Colt und drückt ab.

Der Wirt bekommt die Kugel in die Schulter. Er zieht beide Hähne der Flinte durch, doch die Ladungen gehen zu hoch. Sie hacken in die Decke.

Der Wirt aber fällt hinter dem Schanktisch um.

Der Mann mit dem rauchenden Colt in der Hand brüllt: »Geht weg von ihm! Lasst ihn los! Dann gebe ich ihm was Heißes!«

Doch sie hören ihn gar nicht. Sie sind viel zu sehr ineinander verbissen und verkrallt. Als er ihnen zu nahe kommt, tritt ihm Pernel Wittacker mit aller Kraft gegen das Knie. Er zertrümmert dieses Knie, und so fällt der Mann mit dem Colt wieder aus – diesmal noch länger als nach dem Leberhaken. Er denkt nicht mehr ans Schießen, lässt sogar den Colt fallen, hockt am Boden und hält sich das Knie, so, als könne er auf diese Weise den mitleidlosen Schmerz lindern.

Pernel Wittacker gelingt es, sich zu lösen, loszureißen und endlich wieder auf die Beine zu kommen.

Seine beiden Gegner schaffen dies jeweils nur kurzfristig. Denn so wie sie abwechselnd hochkommen, schlägt er sie wieder von den Beinen. Und so wird die ganze Sache mehr und mehr zu einer Bestrafung für sie. Pernel Wittacker muss sie immer wieder umhauen.

Er schlägt also den einen fünfmal – und den anderen sechsmal von den Beinen, bis sie endlich genug haben und sich nicht mehr rühren.

Nun ist es vorbei. Er keucht und atmet zitternd aus. Dieser Kampf hat ihm alles abverlangt, was er zu geben in der Lage war. Er beginnt nun, die Schmerzen zu spüren. Die Welt scheint sich mit ihm zu drehen. Ihm wird dunkel vor Augen – aber nur für einen Moment. Dann kann er wieder sehen. Er schwankt zum Schanktisch und hält sich an der Ecke fest.

Der Wirt erhebt sich soeben hinter dem Schanktisch, presst seine Hand stöhnend gegen seine Schulterwunde, versucht so, das Blut zurückzuhalten.

Er sagt dabei knirschend: »Hast du's den Hundesöhnen besorgt? Aaaah, du hast ihnen die Bumsköpfe eingeschlagen. Gut! Diese Strolche gehören an ein Scheunentor genagelt – ooooh!«

Ihm wird wieder schlecht, und er wäre gewiss abermals zu Boden gegangen, wenn jetzt nicht seine Frau und der Chinakoch aus dem Nebenraum gekommen wären. Sie nehmen ihn zwischen sich und führen ihn in die privaten Räume.

Pernel Wittacker findet unter dem Schanktisch noch eine halb volle Flasche vom Privatwhisky des Wirtes, öffnet sie und nimmt einen langen Schluck.

Dann tritt er an die Spülwanne und taucht seine schmerzenden Hände ein.

Er blickt zur Seite auf seine drei Gegner.

Aber die wurden von ihm richtig kleingemacht. Sogar der Mann mit dem kaputten Knie ist bewusstlos. Es war zu viel für ihn, zweimal einen solch höllischen Schmerz ertragen zu müssen.

Auf der Treppe ist Bewegung.

Er sieht Mary Stone. Sie kommt herunter und bahnt sich durch all die Trümmer einen Weg zu ihm. Als sie neben ihm verhält und sie sich ansehen, erkennt er ihre zuckenden Lippen, ihre vibrierenden Nasenflügel – und das Hämmern der feinen Äderchen an ihrem Hals und an der Schläfe.

»Ich hab zugehört und zugesehen«, sagt sie. »Ich hab alles mitbekommen. Warum haben Sie für mich gekämpft, Pernel? Sie hätten diesen Strolchen sagen können, dass ...«

»Schon gut«, murmelt er, »schon gut, Mary. Manchmal tut ein Mann eben Dinge, die er später nicht erklären kann.«

Irgendwann gegen Morgen erwacht er, und er spürt Mary neben sich auf dem Bett. Ihr Körper wärmt ihn, und er ist zunächst etwas verwirrt und hält alles, was nun in seiner Erinnerung ist,...

Erscheint lt. Verlag 30.11.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-6984-6 / 3751769846
ISBN-13 978-3-7517-6984-6 / 9783751769846
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