Perry Rhodan 168: Der letzte Krieger (Silberband) (eBook)
400 Seiten
PERRY RHODAN digital (Verlag)
978-3-8453-5131-5 (ISBN)
2. Die Freiheit des Bewusstseins
Das Doppelbewusstsein Ellert-Testare glitt mit unbestimmbarer Geschwindigkeit durch den Raum, nachdem es sich nach gemeinsamer Beratung entschlossen hatte, den sagenhaften »Ort der Erfüllung« aufzusuchen. Gemeinsam hatten sie das Geheimnis der Ephemeriden gelüftet, nachdem Ernst Ellert, mehr als 18 Jahre verschollen, über die Situation in den beiden Galaxien Estartu und Milchstraße informiert worden war.
Der Cappin Testare hatte sich, wenn er Alaska Saedelaeres Körper verlassen wollte, eines Körperprojektors bedient. Aber ein Projektor war kein Ersatz für einen echten Körper, der ihm selbst gehörte und den er allein beherrschte. So schwer ihm der Abschied von Alaska gefallen war, so glücklich schätzte er sich, in Ernst Ellert einen echten Freund gefunden zu haben. Was sie verband, war nicht nur ihre Körperlosigkeit.
Eine Sonne mit wenigen Planeten zog vorbei und versank erneut.
»Du wirst mir viel zu berichten haben«, unternahm Testare einen neuen Versuch, seinem Freund einige Dinge zu entlocken, die er gern gewusst hätte. »Was ist dieser Ort, an dem sich unsere Wünsche nach einem vollkommenen Körper erfüllen sollen? Wer hat dir davon berichtet? Gibt es ihn überhaupt?«
Die Verständigung zwischen ihnen war kein Problem. Zwei Bewusstseine unterhielten sich, indem sie dachten. Es war ihnen aber auch möglich, ihre Gedanken abzuschirmen, sodass die Privatsphäre erhalten blieb.
»Eine lange Geschichte ist das, mein Freund. Eine Geschichte, die vor achtzehn Jahren beginnt und noch nicht beendet ist. Wir sind mittendrin.«
Viel ist das nicht, dachte Testare abgeschirmt, um sich aber gleich wieder zu öffnen, damit Ellert ihn aufnehmen konnte. »Und wann wirst du mir diese lange Geschichte erzählen?«
»Bevor wir den Stützpunkt der Barkoniden erreichen.«
Es war Testare, als habe er einen elektrischen Schlag erhalten. »Barkoniden ...?«, fragte er, etwas außer Fassung. »Ich habe von ihnen gehört. Gibt es sie denn noch? Es hieß, sie wären in den Tiefen des Alls untergegangen.«
»Eine andere Geschichte, aber sie gehört zu der meinen. Unendlich viel Zeit ist inzwischen vergangen oder auch nur Sekunden – je nachdem, wie man es betrachtet und zählt. Wenn ich dir von dem berichte, was tatsächlich geschehen ist, seit ich den Virenkörper und das Virenschiff ZUGVOGEL erhielt, möchte ich dir in die Augen sehen können, selbst wenn es nicht deine wirklichen Augen sind, sondern die eines Lebewesens, das du übernehmen wirst.«
»Du meinst ...?«
»Ja, wir legen eine Pause ein, Testare. Wir suchen eine ruhige und friedfertige Welt mit halbintelligenten Bewohnern, übernehmen zwei von ihnen und suchen die Einsamkeit auf. Einsamkeit und eine paradiesische Landschaft beflügeln die Phantasie und stärken das Erinnerungsvermögen.«
»Du musst dich an vieles erinnern, nehme ich an.«
»An zu viel, Testare. Doch sieh nur, wir nähern uns einer Sonne, die von Planeten umkreist wird. Vielleicht ist sie für eine Rast geeignet. Sehen wir es uns an.«
Die Sonne war gelb, Spektraltypus G2V, also etwa wie Sol. Die zweite Welt schien den richtigen Abstand zu besitzen. Ein Gedankenbefehl genügte, das Tempo des Sturzes herabzusetzen. Das Doppelbewusstsein sank langsam der Oberfläche entgegen und konnte Einzelheiten erkennen.
Die fremde Welt war von halbintelligenten Lebewesen bewohnt, das bewiesen die bearbeiteten Felder und die primitiven Hüttenansiedlungen an den Flüssen und deren Mündungen. Der größte Teil der Kontinente jedoch wurde von einer üppigen Vegetation und vereinzelten Wüstengebieten bedeckt.
»Genau richtig für uns«, stellte Testare fest.
Sie näherten sich einer der Ansiedlungen.
»Sie erinnern mich an Affen.«
»Also doch mit uns Terranern verwandt«, gab Ellert ironisch zurück. »Nun müssen wir noch zwei von ihnen finden, die sich nicht inmitten des Dorfes aufhalten.«
Und sie hatten Glück. Am Fuß eines Gebirges hatte sich ein kleiner See gebildet, der von einem sehr klaren Bach gespeist wurde. Daneben brannte ein Lagerfeuer. Zwei der Planetenbewohner saßen daran und hielten Holzspieße über die Flammen.
»Wenn ich einen Körper habe«, teilte Testare mit, »werde ich mich erst mal wieder ordentlich satt essen.«
»Die Gelegenheit wirst du gleich haben – das Fleisch dürfte gerade gar geworden sein.«
In der Tat nahm einer der beiden Einheimischen seinen Spieß aus dem Feuer, probierte und verbrannte sich die von Haaren eingerahmten Lippen. Als er eine Bemerkung machte, konnte Ellert sie deutlich verstehen. Die Sprache war primitiv und voller Kehllaute, aber das konnte die Gedanken kaum beeinflussen.
Ellert, der sich kurz von Testare gelöst hatte, kehrte zurück. »Bestens geeignet und weit ab vom Schuss. Ich glaube, wir werden uns am Lagerfeuer niederlassen und den Braten genießen. Es sind zwei Forscher, was immer sie darunter verstehen. Du nimmst den, der mit dem Rücken zum See sitzt. Es wird einfach sein.«
Ellert behielt recht. Die Übernahme stellte nicht das geringste Problem dar. Später, wenn die beiden Bewusstseine ihre Gastkörper wieder verließen, würde deren Erinnerung ihnen nur einen langen und wohltuenden Schlaf vorgaukeln – ganz gleich, wie viel Realzeit inzwischen vergangen sein mochte.
»Verbrenne dir nicht den Mund«, riet Ellert, als Testare das halb verbrannte Stück Fleisch aus den Flammen nahm. »Erst abkühlen lassen.«
»Hätte nie gedacht, dass Hunger so schön sein kann«, gab der Cappin zurück. »Schon der herrliche Duft ...«
Nachdem sie gegessen und von dem frischen, sauberen Wasser des nahen Baches getrunken hatten, suchten sie trockenes Feuerholz, denn sie hatten wieder Körper und mussten mit ihren Bedürfnissen fertigwerden. Die Sonne ging bald unter, und es wurde kühl.
»Bevor ich mit meiner Geschichte beginne«, erklärte Ellert, »muss ich eine Berichtigung anbringen. Ich habe dir, nachdem du mich aus dem Ephemeridenschwarm befreit hast, etwas erzählt, das nicht der Wahrheit entsprach. Erst vor Kurzem musste ich erkennen, dass ich unter dem Einfluss der Ephemeriden ein bestimmtes Wunschdenken entwickelt hatte, das mir selbst eine falsche Erinnerung vorgaukelte. Ich hatte geglaubt, dass ich bereits längere Zeit vor meinem Auftauchen in Absantha-Gom meinen Virenkörper verloren hatte und seither körperlos durch das Universum schweifte. Ich war der Meinung, dass es eine innere Sehnsucht war, die mich dazu trieb, die Nähe von Menschen zu suchen, und die mich nach ESTARTU verschlug. Doch jetzt weiß ich, dass dies nichts als ein Traum war und sich die Geschichte ganz anders zugetragen hatte. Nun sollst du die wahre Geschichte erfahren.«
Und Ernst Ellert erzählte. Manchmal fasste er die Geschehnisse knapp zusammen, manchmal gab er ausführliche Beschreibungen von Örtlichkeiten, und manchmal spielte er Schlüsseldialoge, die ihm als wichtig im Gedächtnis geblieben waren, mit verteilten Rollen nach. Und so nahm er Testare mit ins Jahr 429 NGZ ...
Ernst Ellerts Erlebnisse von 429 NGZ bis 446 NGZ
Nach der Aktivierung des Chronofossils EDEN II erhielt ich von ES die Erlaubnis, mit der ZUGVOGEL loszuziehen, um »meiner Aufgabe« nachzukommen. Worin genau diese Aufgabe bestand, erfuhr ich jedoch nicht. Entsprechend flog ich mehrere Wochen lang ziellos durch das All. Ich dachte mir, ES würde mir einen Hinweis zukommen lassen, in der einen oder anderen Form.
Als die ZUGVOGEL in einer Galaxis psi-energetische Impulse registrierte, schaute ich mir das an. Auf einem Planeten, dessen Namen ich nie erfuhr, entdeckte ich in einem Berg etwas, das auf mich wie die Relaisstation einer intergalaktischen Transmitterstrecke wirkte. Die Station befand sich in einer Metallkugel mit 50 Metern Durchmesser mit einem inneren Hohlraum von zehn Metern und wies keinerlei Zugang auf. Leider war es mir nicht möglich, in die Kugel einzudringen, da ich ja an den Virenkörper gebunden war. Dieser hatte mittlerweile die Fähigkeit verloren, sich aufzulösen, um sich an einem anderen Ort wieder zusammenzusetzen. Enttäuscht und verärgert flogen wir weiter, speicherten jedoch die Daten und Koordinaten der Station.
Auf dem weiteren Flug durchquerten wir eine andere Galaxis, in der die ZUGVOGEL ähnliche Impulse registrierte. Der Ursprung der Impulse war der Planet Neuerde, eine Welt, auf der sich Vironauten niedergelassen hatten. Die Siedler nahmen mich freundlich auf und wiesen mir den Weg zu einer künstlich angelegten Kaverne, in der uralte Anlagen stehen sollten, mit denen die Vironauten nichts anzufangen wussten. Ein Siedler namens Warner führte mich hin. Und dort entdeckte ich einen Transmitter von einer Bauart, wie ich ihn vor über 400 Jahren bereits auf dem Planeten Fogha gesehen hatte. Ich stand vor einem Transmitter der untergegangenen Barkoniden! Damals, auf Fogha, hatte ich eine Begegnung mit einem sonderbaren alten Mann gehabt, der seinen eigenen Namen vergessen hatte und sich nur »Barkon« genannt hatte. Barkon, der ewige Kundschafter, der mithilfe von Zeitbrunnen und Transmittern das Universum nach seinem Volk absuchte und der nicht mehr zu altern schien, seit er fremde und unbekannte Dimensionen gesehen hatte. Was seither aus ihm geworden war, wusste ich nicht. Noch nicht!
Anscheinend in Reaktion auf meine Anwesenheit aktivierte sich ein Teil der Maschinerie. Sie musste auf mich gewartet haben, zumindest auf die energetische Abstrahlung meines Bewusstseins. Und das wiederum ließ vermuten, dass jemand die Anlage programmiert hatte, der mich und das Muster meines Bewusstseins kannte.
Barkon? Hatte Barkon etwas für mich hinterlassen? Eine Botschaft vielleicht...
Erscheint lt. Verlag | 1.11.2024 |
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Reihe/Serie | Perry Rhodan-Silberband |
Verlagsort | Rastatt |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Schlagworte | Neo • Perry Rhodan • Perryversum • Science Fiction |
ISBN-10 | 3-8453-5131-4 / 3845351314 |
ISBN-13 | 978-3-8453-5131-5 / 9783845351315 |
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