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Lassiter 2731 (eBook)

Seine Faust kennt kein Erbarmen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6956-3 (ISBN)

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Lassiter 2731 - A. B. Mercy
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Auf dem Tisch lagen die Revolver fein säuberlich nebeneinander, der Größe nach aufgereiht. Fast, als wäre das hier eine Ausstellung, als sollten sie besonders gut zur Geltung kommen. Als wären sie der Star der Show und nicht Cane.
'Verdammter Cane', knurrte eine Stimme. Keiner hörte sie.
Die Revolver wurden eingerahmt von vier Winchesters. Links lagen zwei Tomahawks und rechts stand der graue Pappkarton mit den Platzpatronen. Sie glänzten in der Nachmittagssonne.
Ein Schatten fiel auf den Tisch und die glänzend polierten Läufe der Waffen. Eine Hand griff nach der Smith & Wesson. Mit fliegenden Fingern öffnete die Hand die Trommel, ließ die Munition herausfallen und warf sie in die Kiste mit den Platzpatronen. Dann griff der Schatten in seine Jackentasche und holte einen anderen Satz Patronen heraus...

Seine Faust
kennt kein
Erbarmen

von A.B. Mercy

Auf dem Tisch lagen die Revolver fein säuberlich nebeneinander, der Größe nach aufgereiht. Fast, als wäre das hier eine Ausstellung, als sollten sie besonders gut zur Geltung kommen. Als wären sie der Star der Show und nicht Cane.

»Verdammter Cane«, knurrte eine Stimme. Keiner hörte sie.

Die Revolver wurden eingerahmt von vier Winchesters. Links lagen zwei Tomahawks und rechts stand der graue Pappkarton mit den Platzpatronen. Sie glänzten in der Nachmittagssonne.

Ein Schatten fiel auf den Tisch und die glänzend polierten Läufe der Waffen. Eine Hand griff nach der Smith & Wesson. Mit fliegenden Fingern öffnete die Hand die Trommel, ließ die Munition herausfallen und warf sie in die Kiste mit den Platzpatronen. Dann griff der Schatten in seine Jackentasche und holte einen anderen Satz Patronen heraus...

Lassiter schritt gemächlich durch die Menschenmenge. Um ihn herum war die Aufregung groß. Es kam nicht alle Tage vor, dass Cowboy Cane mit seiner Show in der Stadt war. Die Truppe hatte ihre Zelte in Springwood aufgeschlagen und versprach ein Spektakel, wie es die braven Bürger des kleinen Städtchens in Tennessee sonst nicht zu sehen bekamen.

Kinder mit roten Wangen tobten um Lassiter herum, junge Ladys hatten ihre hübschesten Kleider angezogen, die Gents hatten ihre Schuhe und Hüte gebürstet. Lassiters Stiefel schienen die einzigen zu sein, an denen noch der Staub der Landstraße haftete.

Seine Sporen klirrten leise bei jeden Schritt. Sie waren kaum zu hören. Zu aufgeregt plauderten die Zuschauer der Wildwestshow. Sie standen in der Schlange für Eintrittskarten oder gebrannte Mandeln. Lassiter passierte sie. Cowboy Cane – Die Faust des Wilden Westens stand auf einem Plakat, das sich über den Eingang zu Arena spannte. Und darunter: Hundert Männer – fünfzig Pferde. Das echte Leben an der Frontier.

Lassiter bog nach rechts ab und ging zwischen der Arena und einem Zelt hindurch, in dem Bier gezapft und Limonade verkauft wurde.

»Ich darf Sie hier nicht reinlassen«, sagte ein blasses Mädchen, das den Eingang zum Camp der Showtruppe bewachte. Sie lächelte, ihre Augen ruhten auf Lassiters markantem Kinn. Ihr Blick sagte, dass sie ihn durchaus reinlassen wollte, aber sie straffte die Schultern und folgte ihren Anweisungen. »Das hier ist nur für die Darsteller. Der Eingang zur Show ist da vorn.«

»Millie, Millie«, unterbrach sie eine Stimme, bevor Lassiter etwas sagen konnte. Cowboy Cane eilte heran. Lassiter lächelte; er erkannte den alten Freund sofort. Sie hatten sich bestimmt zehn Jahre nicht gesehen, aber Cane war kaum gealtert.

»Lassiter ist ein alter Kollege von mir«, erklärte Cane. »Er ist unser Ehrengast.«

»Ach so, freut mich«, sagte Millie und ließ Lassiter vorbei. Er zwinkerte ihr zu und tippte an seinen Stetson. Eben sah er noch, wie sie errötete, dann wurde er schon in Canes Arme gerissen. Der klopfte ihm auf die Schulter.

»Mann, dass du endlich aufkreuzt. Wie lange lade ich dich schon ein, meine Show zu besuchen?«

»Acht Jahre«, antwortete Lassiter.

Cane lachte und schob Lassiter von sich. Er musterte ihn und nickte anerkennend. »Du bist also immer noch ein vielbeschäftigter Mann.«

»Kann man so sagen.«

»Immer noch Wells Fargo?«

»Um Himmels willen, das ist lange vorbei.«

»Und was treibst du jetzt?«, fragte Cane.

Lassiter winkte ab. »So dies und das. Wichtiger ist, was du so treibst...«

Er stemmte die Hände in die Hüften und sah sich um. In zwei Reihen standen hübsche Wohnwagen aus dunklem Holz einander gegenüber. Hinter ihnen konnte Lassiter die Rückseite der Sitzreihen der Arena sehen. Es waren hölzerne Sitztribünen. Der Westmann nickte anerkennend.

»Du hast deine eigene Show, eine große Truppe, wie viele Zuschauer gehen da rein?«

»Tausendzweihundert.«

»Nicht schlecht.«

Cane strahlte und führte Lassiter zu seinem Wohnwagen. Darsteller eilten an ihnen vorbei. Am Ende der Wagenreihe wurden Pferde gesattelt und eine Postkutsche poliert. Zwei Frauen trugen Kostüme zu einer Nische unter der Sitztribüne, die offenbar als Garderobe diente. Cane öffnete den Wohnwagen und setzte sich an einen Schminktisch. Lassiter hob eine Augenbraue.

Cane lachte. »Man muss meine Augen auch in der letzten Reihe erkennen«, erklärte er und malte sich mit einem Kohlestift Striche um die Augen. »Es geht nicht nur darum, den Gegner zu sehen, sondern auch darum, gesehen zu werden.«

»Wenn du das sagst«, schmunzelte Lassiter und lehnte sich in den Türrahmen.

Cane zog eine Schublade an seinem Tischchen auf und stellte zwei Gläser zwischen die ganzen Puderquasten und Tiegel.

»Du solltest sehen, was unsere Ladys sich ins Gesicht schmieren, bevor sie auftreten«, sagte er. »Aber die Augen sind wichtig, wenn man in der Arena steht. Bei Männern und Frauen. Whisky?«

»Unbedingt«, antwortete Lassiter, und wenig später hielt er ein Glas mit bernsteinfarbener Flüssigkeit in den Händen.

»Ich hab dir den besten Platz reserviert«, fuhr Cane fort. »Dann verpasst du nichts von dem Überfall auf die Postkutsche. Und auch nichts von Pearl.«

»Pearl?«

»Meine Frau, Lassiter. Ich hatte dich zur Hochzeit eingeladen!«

Lassiter hob abwehrend die Hände. »Ich weiß, ich weiß, ich konnte nicht. Es tut mir leid.«

»Well, alter Freund...« Cane hob die Achseln. »Du hast ihr ein Pferd geschenkt. Sie liebt es sehr. Alles vergeben und vergessen.«

Lassiter nickte, nippte an seinem Drink und sah sich in dem kleinen Wohnwagen um. Es gab neben dem Schminktisch nur noch ein Bett. Er wandte den Kopf und sah hinter sich auf die Zuschauertribüne und die Statisten, die sich vor dem Bühneneingang der Arena sammelten.

»Alles nur Show, was?«, fragte er.

»Ich hab seit zwölf Jahren keiner Fliege mehr was zu Leide getan«, antwortete Cane. »Aber alle jubeln mir zu. Die Zuschauer lieben mich. Die verehren mich, als könnte ich allein sie gegen eine Horde Banditen verteidigen.«

»Früher konntest du das.«

»Nur mit deiner Hilfe«, sagte Cane. »Außerdem ist das lange her. Ich bin nicht mehr der Jüngste.«

»Siehst aber so aus«, gab Lassiter zurück und grinste. Ihm selbst sah man die langen Ritte unter der sengenden Sonne an, die Kämpfe und die Nächte, die er sich um die Ohren schlug, um seine Aufträge zu erledigen und Gesetzesbrecher dingfest zu machen. Cane hingegen hatte ja fast die Haut eines Kindes.

»Alles eine Frage der richtigen Creme«, sagte Cane, stürzte seinen Whisky hinunter und sprang auf.

»Creme?«, fragte Lassiter.

Cane strahlte und ging an ihm vorbei. »Komm, Millie zeigt dir deinen Sitzplatz.«

Lassiter sah ihm verdattert nach. »Du cremst dich ein? Früher haben wir zusammen am Lagerfeuer gesessen und drei Wochen kein Wasser gesehen – und jetzt cremst du dich ein?«

Cane drehte sich um und ging rückwärts weiter.

»Ist doch kein Verbrechen, Lassiter!«, rief er. »Denn echtes Verbrechen gibt es in meinem Leben jetzt nicht mehr. Alles nur noch Show. Viel Spaß!«

Dutzende Hufe donnerten in die Arena. Staub wurde aufgewirbelt, und inmitten der Wolken aus Dunst erhob sich eine Gestalt. Cane stand auf dem Dach der Postkutsche. Eben noch war das Gefährt gemächlich in die Arena gefahren. Es wurde sechsspännig gezogen, die Pferde hatten gemütlich getrabt. Jetzt aber rasten sie im wilden Galopp vor einer Horde Outlaws davon. Sie galoppierten im Kreis, aber nichtsdestotrotz waren sie auf der Flucht. Es mussten dreißig vermummte Männer sein, die auf gescheckten Appaloosa-Hengsten auf die Postkutsche zustürmten. Sie grölten und zückten ihre Waffen. In der Postkutsche kreischte eine Frau.

Lassiter lehnte sich zurück und grinste. Es war nicht übel, das ganze Spektakel. Er saß in einer Art Loge in der ersten Reihe. Die Arena musste einen Durchmesser von dreißig Yards haben und war mit Sand befüllt, der nun dramatisch aufgewirbelt wurde. Als die Pferde an ihm vorbeipreschten, konnte der Brigadeagent den Schweiß an ihren Flanken sehen.

Die vor Angst aufgerissenen Augen der Damen in der Kutsche waren vielleicht etwas übertrieben, aber sie zeigten dennoch Wirkung. Und Lassiter konnte nicht leugnen, dass es was für sich hatte, inmitten einer so wilden Jagd zu sein – ohne wirklich Teil davon zu sein. Einmal nur zuschauen, während erstens jemand anders das Problem löste, das zweitens natürlich kein Problem war, sondern eine mitreißende Show.

Lassiters alter Freund Cane verstand es, die Zuschauer zu fesseln. Gebannt starrten sie alle auf die Postkutsche. Kein Zweifel: Das schwer beladene Gefährt wurde überfallen. Die Zuschauer wussten, wer die Insassen der Kutsche waren. Sie hatten sie alle in einer kleinen Szene kennengelernt, die der Fahrt vorangegangen war. Und nun fürchteten...

Erscheint lt. Verlag 16.11.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • Abenteurer • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g-f • GF • g f barner • g f unger • Indianer • jack-slade • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • lucky-luke • Männer • martin-wachter • Nackt • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • sonder-edition • Unger • Western • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-6956-0 / 3751769560
ISBN-13 978-3-7517-6956-3 / 9783751769563
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