Das unbekannte Reich (eBook)
229 Seiten
Brandenburgisches Verlagshaus
978-3-96058-489-6 (ISBN)
Mike Vogler wurde 1970 in Dresden geboren und lebt heute mit seiner Frau im Stadtteil Dresden-Klotzsche. Schon seit früher Jugend beschäftigt sich Mike Vogler mit geschichtlichen und grenzwissenschaftlichen Themen. Neben dem Heiligen Gral sind Geschichte und Mythologie unserer germanischen Vorfahren seine bevorzugten Forschungsgebiete. Ergebnisse dieser Forschung waren das Erscheinen der Bücher 'Mysterium Heiliger Gral' (2010) sowie 'Hexen, Teufel und Germanen' (2012). In der Folgezeit wandte sich der Autor verstärkt der historischen Erforschung von Mythen und Legenden zu, die in 'Düstere Legenden' (2014) und 'Legenden des Grauens' (2018) beschrieben wurden. Neben seiner Arbeit als Verlagsautor veröffentlicht Mike Vogler auch Bücher in Eigenregie, ist an verschiedenen Anthologien zu den Geheimnissen der Menschheitsgeschichte beteiligt und schreibt Artikel für Fachmagazine. Heimatforscher und Co-Autor Mirko Kühn, geboren 1978, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Geheimnissen, die sich um den Leinawald ranken. Gemeinsam mit enthusiastischen Mitstreitern und verschiedenen Experten versucht er, die im Leinawald verborgene Bunkeranlage ausfindig zu machen.
Mike Vogler wurde 1970 in Dresden geboren und lebt heute mit seiner Frau im Stadtteil Dresden-Klotzsche. Schon seit früher Jugend beschäftigt sich Mike Vogler mit geschichtlichen und grenzwissenschaftlichen Themen. Neben dem Heiligen Gral sind Geschichte und Mythologie unserer germanischen Vorfahren seine bevorzugten Forschungsgebiete. Ergebnisse dieser Forschung waren das Erscheinen der Bücher "Mysterium Heiliger Gral" (2010) sowie "Hexen, Teufel und Germanen" (2012). In der Folgezeit wandte sich der Autor verstärkt der historischen Erforschung von Mythen und Legenden zu, die in "Düstere Legenden" (2014) und "Legenden des Grauens" (2018) beschrieben wurden. Neben seiner Arbeit als Verlagsautor veröffentlicht Mike Vogler auch Bücher in Eigenregie, ist an verschiedenen Anthologien zu den Geheimnissen der Menschheitsgeschichte beteiligt und schreibt Artikel für Fachmagazine. Heimatforscher und Co-Autor Mirko Kühn, geboren 1978, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Geheimnissen, die sich um den Leinawald ranken. Gemeinsam mit enthusiastischen Mitstreitern und verschiedenen Experten versucht er, die im Leinawald verborgene Bunkeranlage ausfindig zu machen.
Aktion 1005
Adolf Haas – der unbekannte Kommandant
Beton für die Ewigkeit
Das Massaker von Gardelegen
Reserve-Polizeibataillon
Karl Maria Wiligut – Himmlers Weisthor
Wewelsburg
Sachsen im Nationalsozialismus
Braune Karrieren
Der Untergang von Lidice
Jürgen Stroop – der Schlächter von Warschau
Tod an der Ostsee
Hitlers geistiger Vater – Dietrich Eckart
Der verlorene Zug
Hitlers bester Freund – der "Ehrenarier" Emil Maurice
Adolf Haas – der unbekannte Kommandant
Wenn du mich schneidest, schieße ich dir eine Kugel durch den Kopf,“ sagte der stiernackige Mann mit dem Hitlerbärtchen zu dem Häftling in der gestreiften Lagerkleidung, der ihm gerade das Gesicht zur Rasur einseifte. Die Rangabzeichen der achtlos auf einen Stuhl geworfenen Uniformjacke wies den Mann als SS-Obersturmbannführer aus. Gekonnt rasierte der Häftling den SS-Führer und gönnte ihm auf Anweisung sogar noch eine kurze Gesichtsmassage. Danach fragte der SS-Mann den Häftling, ob er denn keine Angst gehabt hätte. Max Hollweg, so hieß der Gefragte, antwortete mit einem zaghaften Lächeln: „Nein, Herr Obersturmbannführer, wenn ich Sie geschnitten hätte – hätten Sie nicht mehr geschossen!“ Der SS-Führer lachte ein kurzes grimmiges Lachen und entließ den Häftling mit einer Handbewegung. Dieser ging erleichtert zurück in seine Baracke im Konzentrationslager Niederhagen. 9
Wer war dieser scheinbar gnädige SS-Obersturmbannführer, der so gelassen auf eine Antwort reagierte, für die ein anderer SS-Führer den Häftling mit Sicherheit verprügelt oder gar erschossen hätte?
Adolf Haas wurde am 14. November 1893 in Siegen im geschichtsträchtigen Westfalen geboren. Etwa anderthalb Jahre nach der Geburt ihres Sohnes zogen die Eltern Helene und Adolf Haas in die Nachbarstadt Hachenburg, wo sie das Hotelrestaurant „Westend“ übernahmen. Hierher lud der Vater gern seine Kameraden vom „Kriegerverein Hachenburg-Altstadt“ ein. Just am 4. Geburtstag von Söhnchen Adolf fand eine große Feier statt, in deren Rahmen der königliche Landrat einen neuen Fahnenschleier übergab, den Kaiser Wilhelm II. dem traditionsreichen Verein gestiftet hatte. Der Junge wuchs in einer derart militär- und kriegsverherrlichenden Umgebung auf, dass sein künftiger Lebensweg praktisch schon vorgezeichnet war. Zunächst erlernte Adolf Haas jedoch nach Abschluss der Volksschule den Beruf des Konditors und arbeitete nach erfolgreicher Ausbildung in Marmen, Bad Kreuznach und Mannheim.
Im Alter von 19 Jahren meldete sich Adolf Haas dann freiwillig beim Militär, was sein Vater mit Begeisterung begrüßte. Inwieweit er seinen Sohn bei dieser Entscheidung beeinflusste, ist nicht bekannt. Seine Ausbildung absolvierte Adolf Haas von Oktober 1913 bis Januar 1914 bei der „Stammabteilung der Marineartillerie-Abteilung Kiautschou“ in Cuxhaven. Während der gesamten Ausbildung galt Haas als mustergültiger Soldat. Seine späteren Vorgesetzten bei der SS lobten in ihren Beurteilungen immer wieder sein soldatisches Verhalten, priesen speziell seine Fähigkeiten in Bezug auf Kommandosprache und Exerzieren.
Nach seiner Ausbildung wurde Haas zum Hauptstützpunkt des kaiserlichen Ostasiengeschwaders im chinesischen Tsingtau versetzt, wo er am 22. Februar 1914 eintraf. Im Zuge des 1. Weltkrieges kam es zu einer Seeblockade des Hafens von Tsingtau durch britische und japanische Kriegsschiffe. Obwohl heute ein nur wenig bekannter Nebenkriegsschauplatz, kam es in Tsingtau zu einem erbitterten militärischen Ringen um die Vorherrschaft in China. Ende September 1914 schlossen japanische und britische Truppen den Belagerungsring und Tsingtau geriet unter ein Dauerbombardement von Land, Luft und Meer. Der von seinen Vorgesetzten geschätzte „Mustersoldat“ Adolf Haas wurde von einer Artilleriestellung zur nächsten geschickt, doch auch ein Kämpfer wie er wurde nach wochenlangem Einsatz kriegsmüde. In seinem Tagebuch notierte Haas Anfang November: „Gestern u. heute nichts zu essen bekommen u. ein paar Tage nicht geschlafen. Da ist man besser aufgehoben, wenn man erschossen wird. Mir ist es egal.“ 10
Am 7. November 1914 wurde Haas bei der Verteidigung der letzten Kampflinie durch ein Schrapnell leicht verwundet. Kurz darauf brachen die Japaner durch und die deutschen Truppen kapitulierten. Haas notierte in seinem Tagebuch: „Wir haben geweint wie die Kinder aber was half es, es mußte so sein.“ 11
Die überlebenden Verteidiger von Tsingtau kamen in Gefangenschaft und Haas wurde mit weiteren 466 Kameraden in einem notdürftig eingerichteten Kriegsgefangenenlager nahe Osaka untergebracht. Unterkunft und Verpflegung waren mehr als schlecht, Haas notierte in seinem Tagebuch: „Das Leben dort war miserabel. In den erdgestrichenen Bretterhütten war es sehr kalt und auch das essen war nichts wert und stets zu wenig. Japaner kochten. Es gab meistens Reis mit Zwiebeln u. ein Stück Fisch mit 3 Kartoffeln.“ 12
Im April 1917 wurde Haas in das neu errichtete Kriegsgefangenenlager Bandō nahe der Präfäkturhauptstadt Tokushima verlegt. Bandō galt als Musterlager ohne Zwangsarbeit und überflüssigen Drill, mit guter Verpflegung und angemessener Unterbringung. Mit mehreren Lokalen, einer Bäckerei, mehreren Sportplätzen, einer Bibliothek, Werkstätten für Handwerk und Kunst sowie verschiedenen Freizeitmöglichkeiten ähnelte das Lager eher einer deutschen Kleinstadt als einem Gefangenenlager. Als gelernter Konditor wurde Haas in der Lagerbäckerei eingesetzt, was ihm zu gefallen schien. Aus seinen Tagebucheinträgen geht hervor, dass sich Haas in Bandō den Umständen entsprechend wohl fühlte. Er äußerte sich weder negativ über die japanischen Bewacher, noch zeichneten sich übertriebene nationalistische Gefühle bei ihm ab. Haas war schon damals in erster Linie verstärkt an seinen persönlichen Befindlichkeiten interessiert, was sich auch in seinen späteren Dienstverhältnissen im Dritten Reich nicht ändern sollte. Obwohl der Krieg lange vorbei war, wurde Adolf Haas erst im Frühjahr 1920 aus der japanischen Kriegsgefangenschaft entlassen. Im Nachkriegsdeutschland war es für Kriegsgefangene nicht leicht, wieder ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Rechtlich gesehen waren sie ehemaligen Frontsoldaten in Bezug auf Versorgungsansprüche nicht gleichgestellt und mussten sich zusätzlich gegen die Vorurteile wehren, Drückeberger oder Überläufer gewesen zu sein. Zurück in Hachenburg nahm Haas zunächst jede Arbeit an, nur um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Da seine Eltern bereits beide über 70 waren, übernahm Haas schließlich ohne jegliche betriebswirtschaftliche Erfahrung die Leitung der Gastwirtschaft „Westend“. Anscheinend liefen die Geschäfte nicht besonders gut, denn Haas verkaufte die Wirtschaft Mitte der 1920er Jahre. Mittlerweile hatte er die fünf Jahre jüngere Lina Emma Müller geehelicht. Das Paar bekam drei Kinder, wobei der erstgeborene Sohn traurigerweise früh verstarb. Einige Jahre versorgte Haas seine Familie als Lederarbeiter, im April 1929 pachtete er dann eine Backstube, um sich in seinem erlernten Beruf selbstständig zu machen.
Dem erstarkenden Nationalsozialismus maß Haas damals noch wenig Bedeutung bei. Nach Aussage damaliger Nachbarn war Haas vielmehr bekennender Kommunist. Sein späterer Schwenk nach „rechts“ lässt sich daher vermutlich nur mit praktischen und materiellen Gründen erklären. Haas war Opportunist – wer ihm eine Zukunftsperspektive versprach, dem schloss er sich an. Anfang der 1930er Jahre waren das Adolf Hitler und die NSDAP. Am 1. Dezember 1931 trat Haas der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei mit der Mitgliedsnummer 760.610 bei.
Am 1. April erfolgte dann die Bewerbung bei der Allgemeinen SS in Hachenburg. Praktische Gründe werden hier wohl keine Rolle für Haas gespielt haben, denn der Dienst in der Allgemeinen SS war ehrenamtlich und wurde finanziell nicht vergütet. Möglicherweise reizte ihn der elitäre Grundgedanke der SS. Kameradschaft hätte er auch bei der SA finden können, deren Auswahlkriterien weniger streng als bei der Schutzstaffel waren. Reichsführer-SS Heinrich Himmler hatte höchstselbst etwa 50 Kriterien für die Bewerbung bei der SS angeordnet. Vielen davon entsprach Adolf Haas mit Sicherheit nicht. Der SS-Oberabschnitt „Rhein“, zu dem Hachenburg gehörte, litt wohl unter Bewerbermangel, da der Antrag von Haas bereits am 8. April 1932 genehmigt wurde.
Seine Arbeit bei der Allgemeinen SS und der NSDAP nahm Haas sehr ernst und machte ihn schnell bei seinen Vorgesetzten beliebt. Daher wurde er im März 1933 zu den Hachenburger Kommunalwahlen als Kandidat für die Partei aufgestellt. Nach dem überwältigenden Wahlsieg der NSDAP wurde aus dem wenig erfolgreichen Konditor und gescheiterten Gastwirt der Stadtverordnete Adolf Haas. Auch in dieser Funktion engagierte er sich über die Maßen und brachte bereits an seinem ersten Tag als Abgeordneter zwei Anträge ein. So ging es munter weiter. Mit Spitzfindigkeiten und Hilfe von Parteigenossen brachte Haas sogar den amtierenden Bürgermeister zu Fall. Da dieser der örtlichen NSDAP-Leitung nicht wirklich genehm war, ließ man Haas zunächst gewähren. Mit der Zeit wurde der politische Eifer von Haas aber auch seinen Parteifreunden zu viel. Zunehmend drängten ihn die anderen Abgeordneten der Partei im Stadtrat ins Abseits. Von Natur aus nur mit mittelmäßiger Intelligenz gesegnet, schien Haas das gar nicht aufzufallen. Er stellte regelmäßig Anträge, die in der Mehrzahl auch von den anderen NSDAP-Abgeordneten torpediert wurden.
Mit der Karriere bei der SS schien es besser voranzugehen. Da Haas eines der ersten Mitglieder in seiner Region war, fiel ihm fast automatisch der Aufbau und die Mitgliederwerbung der Allgemeinen SS in Hachenburg zu. Sein Engagement führte schnell zur ersten Beförderung. Als frischgebackener SS-Scharführer tat er sich beim reichsweiten „Aprilboykott“ 1933 gegen jüdische Geschäftsleute und Intellektuelle hervor, was Haas den Befehl über einen...
Erscheint lt. Verlag | 30.9.2024 |
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Verlagsort | Königswinter |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Abgründe • Denkmäler • Drittes Reich • Edition Lempertz • Geschehnisse • Geschichte • Konzentrationslager • Mahnmale • Nationalsozialismus • NS-Zeit • Spur • Vogler • Zweiter Weltkrieg |
ISBN-10 | 3-96058-489-X / 396058489X |
ISBN-13 | 978-3-96058-489-6 / 9783960584896 |
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