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House of beating wings -  Olivia Wildenstein

House of beating wings (eBook)

Ausgabe ebook
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
560 Seiten
Adrian & Wimmelbuchverlag
978-3-98585-253-6 (ISBN)
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Kingdom of crows - Befreie die Krähen, Fallon, und sie werden dich zur Königin machen. Bevor ein Orakel meine königliche Zukunft vorhersagte, hätte ich mir nie vorstellen können, dass ich über die Rundung meiner Ohren hinauswachsen würde. Schließlich war ich der magielose Halbling, der von Bestien geliebt, aber von allen reinen Feen am Hof ??verabscheut wurde. Also . . . von allen bis auf einer. Dante Regio, Prinz von Luce, besaß mein Herz, seit er mir meinen ersten Kuss gegeben hatte. Wenn das Sammeln eiserner Relikte mir helfen könnte, den derzeitigen Monarchen zu stürzen und seinen Bruder zu krönen, damit er an meiner Seite regiert, dann würde ich mich sofort auf die Schatzsuche begeben. Hätte das Orakel mich nur gewarnt, welchen geflügelten Dämon ich in die Welt entlassen würde. Und dass ich zur Obsession dieses Dämons werden würde. 'Ein fantastisches Buch voller Fantasie und üppiger Erzählkunst.' - RUNYX, Autor von Gothikana

Prolog


10 JAHRE FRÜHER


Die Kanäle sind schmal, aber manchmal wirken sie wie gläserne Wände, unüberwindbar und unzerbrechlich, die zwei Welten voneinander trennen: das Land der reinblütigen Fae und das Land der Halbblüter. Selbst das Wasser, das unsere fünfundzwanzig Inseln umspült, markiert unsere Unterschiede – ein warmes, juwelenreiches Türkis in Tarecuori und ein kühles, schlammiges Saphir in Tarelexo.

Ich wurde auf der falschen Seite des Kanals geboren, auf der dunklen Seite, der Heimat der Halbblüter oder Halblinge, wie wir manchmal genannt werden. Caldrone! Es ist verboten, uns das ins Gesicht zu sagen. Die Fae der High Society rühmen sich, zu vornehm für solche Verunglimpfungen zu sein, aber ich höre sie reden, denn die Kanäle sind Gräben und keine Barrieren.

Die Stimmen der Händler dringen über die flüssigen Arterien von Luce, gleiten über die mit Blumen geschmückten Glasbrücken und wirbeln durch den wimmelnden Hafenmarkt.

„Wir nehmen ein Kilo eurer goldenen Pflaumen.“ Nonna nickt zu einer Holzkiste voller gelber Früchte, die nicht größer als Murmeln sind. „Die kleinsten.“ Ihr Korb quillt über vor importierten Früchten, die sie einlegen will, damit wir vierzehn Tage durchhalten. Im Gegensatz zu den Reinblütern haben wir nicht genug Geld, um zweimal pro Woche auf dem Markt von Tarecuori einzukaufen.

„Mamma bevorzugt die grünen, Nonna.“ Ich möchte meinen schweren Korb absetzen, aber Kobolde sind berüchtigte Diebe, klein und schnell wie sie nun einmal sind. Ich habe schon viele von ihnen über die Inseln und Brücken gejagt, aber sie haben einen unfairen Vorteil – ihre Flügel. Sie können zwar nicht hoch fliegen, aber immerhin können sie fliegen, und ich nicht.

„Aber du bevorzugst die kleinen, Goccolina, und so brauchen wir keinen Zucker.“

Ich wende meinen Blick meiner Großmutter zu, deren Gesicht genauso faltenlos ist wie das meiner Mutter. „Brauchen wir keinen Zucker, oder haben wir keine weitere Münze?“

Nonnas moosfarbene Augen schließen sich einen Herzschlag lang, dann öffnen sie sich wieder und verweilen auf meinen violetten Augen. „Keinen Zucker, Goccolina.“

Obwohl ich ihr kein Salz auf die Zunge streuen kann, um sie zu zwingen, die Wahrheit zu sagen, weiß ich, dass sie lügt. Nonna mag eine vollblütige Fae sein, aber ihre Magie kann diese unverkennbaren Züge nicht verbergen, die ihr Gesicht verzerren, wenn sie versucht, mich vor einer harten Wahrheit zu schützen.

Eine Dame eilt an uns vorbei, ihr smaragdgrüner Rock verfängt sich in der selbst gesponnenen Baumwolle meines Kleides, zieht an einem Faden und zerreißt den Stoff. Ich balanciere meinen Korb und streiche mit dem Daumen über das zerrissene Kleidungsstück, bis es wieder flach an meinem knochigen Oberschenkel anliegt. Wenn ich den Stoff doch nur bis zu meinen Knöcheln dehnen könnte, aber Baumwolle ist leider nicht elastisch.

Ich bin zwar zierlich wie ein Regentröpfchen, aber der Sommer hat meine Glieder verlängert und meine feurig-braunen Locken wachsen lassen. Der Rock reicht mir jetzt nur mehr bis zu den Knien, was für eine Zwölfjährige unangemessen ist. Etwas, das meine Mitschüler immer wieder anmerken. Obwohl Schulleiterin Alice die Mädchen bestraft, die kichern, und die Jungen, die glotzen, hat sie Nonna letzte Woche einbestellt, um die Kleiderordnung mit ihr zu besprechen.

Kaum zu glauben, mein Besuch in der privaten Einrichtung hängt von der Länge meines Rocks ab.

Ich habe Nonna angefleht, mich auf die Schule auf Tarelexo zu schicken, aber sie meinte, es sei ein großes Privileg, dieselbe Schule wie die königliche Familie zu besuchen. Ich glaube, sie hofft, dass sich die Nähe zu den Reinblütern positiv auf den zerstörten Ruf meiner Familie auswirken wird. Obwohl sie darauf besteht, dass meine Anwesenheit in der Scola Cuori nichts mit unserem Ruf, sondern mit unserem Erbe zu tun hat – jeder Rossi vor mir hat diese Schule besucht.

Was sie dabei vergisst zu erwähnen ist, dass jeder Rossi vor mir mit spitzen Ohren und magischen Fähigkeiten geboren wurde.

Eine Klinge streift plötzlich meine Wange, knapp über meinen runden Ohren. Nonna erschrickt und lässt ihren Korb auf die Pflastersteine fallen, um ihre Arme um meine Schultern zu legen und mich an ihre große, geschmeidige Gestalt zu ziehen.

„Seit wann erheben Wachen ihr Schwert gegen Kinder?“ Ihre Stimme ist voller Gift.

Der weiß gekleidete Mann steckt sein Schwert in seinen ledernen Gürtel und seine bernsteinfarbenen Augen streifen über Nonnas spitze Ohren. „Ceres Rossi, deine Enkelin braucht einen Haarschnitt.“

„Hatten Sie vor, ihr den mit Ihrem Schwert zu verpassen, Kommandant?“

Der Wachmann hebt sein Kinn an, um furchteinflößender zu wirken. „Ich bin sicher, es wäre Ihnen lieber, wenn ich das nicht täte. Ich bin nicht für meine Fähigkeiten als Friseur bekannt.“

„Sind Sie denn für irgendwelche Fähigkeiten bekannt?“ Ihr scharfes Flüstern bewegt meine Haare. Haare, die offensichtlich zu lang sind.

„Wie bitte, Ceres?“ Seine Augen verengen sich, da er ihre Bemerkung wohl gehört hat.

Nonna zittert nicht, also zittere ich auch nicht, aber ich muss immer wieder schlucken. Vor allem, als sich zwei weitere patrouillierende Fae an die Seite von Kommandant Dargento gesellen. „Ihr Haar wird heute Abend geschnitten.“

Silvius Dargentos dreieckiger Kiefer knackt, klickt. „Ich sollte es messen.“

Nonnas schwielige Hand fährt durch meine dicken Locken. „Das werden Sie nicht tun.“

Ihre Blicken treffen sich, streiten sich.

Obwohl ihr die Bürde einer geistig verwirrten Tochter und einer halb menschlichen Enkelin auferlegt wurde, ist der Blick meiner Großmutter so scharf wie die Juwelen, die die langen Ohrmuscheln der Tarecuorin schmücken.

Flimmernde Flügel erregen meine Aufmerksamkeit. Zwei Kobolde haben sich auf unsere am Boden verstreuten Lebensmittel gestürzt und wollen sie als Beute. Ich löse mich von Nonna und falle auf die Knie, um wenigstens die Besorgungen zu retten, die sie auf Tarelexo nicht anbauen kann. Die Kobolde schnappen sich einen Scheffel Vogelbeerzweige und hieven ihn gemeinsam davon.

„Oh nein, tut das nicht!“ Ich richte mich auf. Ein Vogelbeeren-Aufguss ist das Einzige, was Mamma entspannt, wenn sie unruhig wird.

„Fallon, nein!“ Nonna schreit meinen Namen anstelle meines Spitznamens, den sie mir bei meiner Geburt gegegeben haben. Mamma berührte damals in einem seltenen Moment der Klarheit meine Stirn und flüsterte nur: „Regentropfen“.

Schon schlängel ich mich im Zickzack durch das Gedränge der Fae und rufe ihnen dabei Entschuldigungen zu, während ich weiter mit exotischen Waren beladene Arme anremple. Die Diebe biegen nach rechts ab, ich rase hinter ihnen her über eine gläserne Brücke. Sie drehen sich – ich drehe mich.

Einer von ihnen stößt mit dem Kopf an die Markise eines Süßwarenladens. Murrend taucht der geflügelte Schädling ab und zieht seinen Gefährten mit sich.

Ich stürze mich auf sie und meine Finger schließen sich um die duftenden Zweige, die uns ein ganzes Kupferstück gekostet haben. „Hab ich euch!“ Ich grinse siegessicher, doch dann bleibe ich mit meinen Hausschuhen an einem Anlegepfosten hängen, stürze seitlich in den Kanal und schlage mit der Schulter gegen eine vorbeifahrende Gondel.

Die Fae im Inneren schreien auf, als ich ihr Boot ramme.

„Merda.“ Mein Schimpfwort geht in dem lauten Platschen unter, das mein Körper im tiefblauen Wasser verursacht.

Angst überkommt mich, als meine Füße den sandigen Boden des flachen Kanals berühren. Einen Moment lang bin ich wie gelähmt, die Haare um mein Gesicht sind aufgefächert wie die Speichen eines Rades. Meine Lippen öffnen sich und ein wenig Wasser dringt ein. Ich schließe schnell den Mund und meine Lungen umarmen die Luft darin.

Obwohl ich noch nie geschwommen bin – denn niemand bei klarem Verstand tut das in Anbetracht der fleischfressenden Kreaturen, die sich im Königreich herumschlängeln – kommt mein Wasser-Fae-Erbe zum Tragen, und ich beginne instinktiv mit den Beinen zu strampeln. Ich halte mich an der Seite der Gondel fest und ziehe mich hoch. Gerade will ich mein Bein über die Seite wefen, als mir ein Ruder auf die Hände schlägt.

„Scazza, lass los, bevor du unser Boot umkippst!“

Ich blinzle den Fae an, der mich gerade einen Straßenköter genannt und mich geschlagen hat. Blut perlt von meinen Knöcheln und tropft über meine Finger.

Als er sein Ruder hebt, löse ich meine Hand und gleite zurück ins Wasser. Ich greife mir mit den Händen an die pumpende Brust, schockiert über die Grausamkeit des Mannes, schockiert darüber, dass er mir das angetan hat.

Die Strömung ändert sich und lenkt meine Aufmerksamkeit von der verschwommenen Gestalt des Gondoliere über mir weg. Meine Augen brennen von der gleisenden Sonne und dem vielen Salz, aber ich halte sie offen und konzentriere mich auf die rosa schimmernden Schuppen einer der bösartigen Bestien, die unsere Kanäle bevölkern.

Ich stoße mich mit den Füßen ab, lasse die Arme nach oben schnellen, um mich aus dem Wasser an der Kanalmauer hochzuziehen. Meine Fingerspitzen berühren die Mauer gerade in dem Moment, als die Schlange zuschnappt, meinen Knöchel erwischt und mich unter Wasser zieht.

Hinter meinen zuckenden Augenlidern blitzen die Gesichter all derer auf, die ich liebe, auch wenn es nicht allzu viele von ihnen gibt: Nonna, Mamma, Sybille, Phoebus und Dante.

Ich strecke...

Erscheint lt. Verlag 15.7.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-98585-253-7 / 3985852537
ISBN-13 978-3-98585-253-6 / 9783985852536
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