Humpenstein Band 2 (eBook)
218 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7598-7350-7 (ISBN)
Matthias Böse - Geschichtenerzähler aus Leidenschaft, verwurzelt in den ländlichen Weiten von Lippe. Schon früh entdeckte Matthias seine Liebe zu weit entfernten Welten und Abenteuern, inspiriert durch seine Leidenschaft für Fantasy, Pen & Paper-Rollenspiele und LARP. Sein technisches Interesse führte ihn zur Zusammenarbeit mit künstlicher Intelligenz, insbesondere ChatGPT, womit er seine schriftstellerischen Fähigkeiten weiter verfeinerte und neue kreative Horizonte eröffnete. Heute schreibt Matthias, um zu inspirieren und zu bewegen. Er lädt seine Leser ein, ihn auf einer Reise durch komplexe Welten und Emotionen zu begleiten, in der Hoffnung, dass sie in seinen Werken dieselbe Freude und Reflexion finden wie er beim Schreiben.
Matthias Böse – Geschichtenerzähler aus Leidenschaft, verwurzelt in den ländlichen Weiten von Lippe. Schon früh entdeckte Matthias seine Liebe zu weit entfernten Welten und Abenteuern, inspiriert durch seine Leidenschaft für Fantasy, Pen & Paper-Rollenspiele und LARP. Sein technisches Interesse führte ihn zur Zusammenarbeit mit künstlicher Intelligenz, insbesondere ChatGPT, womit er seine schriftstellerischen Fähigkeiten weiter verfeinerte und neue kreative Horizonte eröffnete. Heute schreibt Matthias, um zu inspirieren und zu bewegen. Er lädt seine Leser ein, ihn auf einer Reise durch komplexe Welten und Emotionen zu begleiten, in der Hoffnung, dass sie in seinen Werken dieselbe Freude und Reflexion finden wie er beim Schreiben.
Kapitel 1- Familie
Tristan hockte in der dämmerigen Enge eines Schrankes. Versteckt auf einem Schiff, welches sich sanft in den kalten Wellen des frühen Winters von Humpenstein wiegte. Während draußen der eisige Wind durch die morschen Planken pfiff, drangen in dieser Enge vertraute Laute an sein Ohr. Lange verdrängte Laute zweier sich innig liebender Menschen. Die leisen Seufzer und das zarte Atmen weckten in ihm Erinnerungen an vergangene Tage, in denen er sich oft in den schummrigen Hinterzimmern zwielichtiger Gasthäuser versteckte, während seine Mutter sich ihrer traurigen Arbeit widmete.
Jedes leise Wispern und jede behutsame Bewegung hinter den dichten Vorhängen ließen die Bilder seiner Kindheit wieder aufleben – Bilder, die er in den Tiefen seines Geistes verborgen hielt. Diese Geräusche waren wie ein Echo aus einer Zeit, in der Unschuld und Dunkelheit eng miteinander verflochten waren. Sie erinnerten ihn daran, wie sehr er sich ein anderes Leben gewünscht hatte. Ein Leben fern von den Schatten der Unterwelt Humpensteins, in der er aufgewachsen war.
Heute jedoch war alles anders. Die zarten Laute der Zuneigung, die durch die engen Ritzen des Schrankes drangen, kamen von Schlodde. Einer alten Gefährtin aus Tristans Vergangenheit. Sie war eine der wenigen Personen, die ihm je wahrhaft am Herzen gelegen hatte. Der Mann an ihrer Seite war nicht einer jener groben Kunden, die seine Mutter in der Vergangenheit bedient hatte. Nein, dieser Mann schien von echter Güte und Fürsorge erfüllt und Tristan spürte instinktiv, dass Schlodde bei ihm sicher und geborgen war.
Versunken in seinen Gedanken, stellte sich Tristan vor, wie es wäre, diese Nähe und Liebe selbst zu erfahren. Es war lange her, seitdem jemand ihn um seiner selbst willen geschätzt hatte. Als ehemaliger Geldeintreiber für die berüchtigte Verbrecherorganisation „Die Schlange“, war er es gewohnt, dass Menschen ihn aus Furcht respektvoll behandelten. Doch Schlodde hatte immer den Menschen in ihm gesehen, nicht den Schuldeneintreiber. Das leise Schmatzen ihrer sich treffenden Lippen beschleunigte seinen Herzschlag. Ein Teil von ihm wollte aus seinem Versteck treten und sich ihnen anschließen. Doch die Schatten seiner dunklen Vergangenheit hielten ihn zurück. Er war ein Mann mit einer belasteten Geschichte und diese Welt der Zuneigung und Geborgenheit schien unerreichbar für ihn. Mit geschlossenen Augen versuchte Tristan die flüchtigen Momente des Glücks, die ihm durch die Geräusche der beiden vermittelt wurden, in sich aufzusaugen. Er war zur „Schleckenmuschel“ gekommen, um Schlodde zu suchen. Überzeugt davon, nirgendwo anders Hilfe zu finden. Um unliebsamen Bekanntschaften wie seinem alten Liebhaber Max zu entgehen, war er heimlich an Bord gekommen und hatte Kurs auf Captain Schloddes Kajüte genommen. Doch sie war nicht da. Also entschied er, auf sie zu warten. Er hatte vorgehabt, sie lässig an ihrem Schreibtisch sitzend zu überraschen. Aber als er ihre Schritte hörte und realisierte, dass sie nicht allein war, flüchtete er rasch in ihren Kleiderschrank.
Es war nicht das erste Mal, dass er Schlodde in solchen intimen Momenten hörte. Früher, als er versucht hatte, als ehrlicher Matrose auf einem Flussschiff zu arbeiten, hatten sie sich bei Landgängen oft ein Zimmer geteilt - immer ein Zimmer, niemals ein Bett. Denn für Tristan war Schlodde wie eine Schwester. Sie war der einzige Mensch, den er in dieser kalten, harten Welt noch als Familie betrachtete.
Die kurz aufkeimenden Gefühle der Zuneigung wurden schnell von einem erdrückenden Gefühl der Einsamkeit überschattet. Verfolgt und verachtet sah er sich in einer Sackgasse. Ursprünglich hatte er nicht daran gedacht, aufzugeben und zu fliehen. Doch inmitten dieser schwermütigen Gefühle der Isolation erschien ihm die Flucht plötzlich als verlockende Option.
Als Schlodde und ihr angenehm duftender Begleiter ihr Liebesspiel beendeten und ein neues Thema anschnitten, wurde Tristan aus seinen düsteren Gedanken gerissen. Der Klang ihrer Stimmen, durchsetzt von ehrlicher Sorge und verstecktem Kummer, hallte in dem engen Raum wider.
“Wie lief es beim Captains Table? Dürfen die Schiffe bald wieder ablegen?“, erkundigte sich der Mann mit einer Stimme, die trotz ihrer Rauheit eine warme Note trug.
Schlodde seufzte schwer. Ein Tonfall, der Tristan allzu vertraut war. „Nein“, antwortete sie mit bedrückter Stimme. „Dieser neue halborkische Sergeant von der Stadtwache war da. Zusammen mit Hauptmann Oleg. Kein Schiff darf den Hafen verlassen, bevor sie nicht nach Tristan gesucht haben.“
„Das klingt nach Ärger“, bemerkte der Mann nachdenklich. „Die Kapitäne haben das sicher nicht ohne Weiteres hingenommen, oder?“
„Vor allem meine...“, Schlodde suchte nach den passenden Worten, „...Freundin‘ Ava. Sie hat ohnehin ein aufbrausendes Temperament. Und wir beide wissen, dass sie mit ihrem Schiff, der ‚Tyra Lorena‘ nicht immer ganz legalen Geschäften nachgeht.“ Ein kurzes Lachen brach aus dem Mann hervor, ehe Schlodde fortfuhr: „Captain Faye war da umsichtiger. Sie schlug vor, dass ihre Mannschaft die Durchsuchung übernimmt – lediglich auf der Suche nach Flüchtigen.“
„Ein kluger Vorschlag. Andernfalls wäre es wohl zu einem Aufstand gekommen, nur weil die Stadtwache ihre neue Macht demonstrieren wollte. Aber irgendwie klingt dieser Einwand nicht nach Faye, sondern eher nach dir“, erwiderte der Mann scharfsinnig.
„Ja, es war mein Vorschlag“, gab Schlodde leise zu.
In Tristan keimte ein Gefühl des Verrats auf. Schlodde, die er als Verbündete sah, hatte selbst dazu beigetragen, seine Zufluchtsorte unsicher zu machen. Er versuchte sich damit zu beruhigen, dass Schlodde diesen Vorschlag nur gemacht hatte, um einen Aufstand zu verhindern. Doch er fühlte sich von ihr im Stich gelassen. Die freien Schiffe waren der einzige neutrale und sichere Ort für ihn in Humpenstein gewesen. Weder “die Schlange” noch die Stadtwache oder der Stadtrat wagten es, sie zu belästigen. Nun wurde er auch hier gejagt.
„Er bedeutet dir wirklich viel, nicht wahr?“, durchbrach die raue Stimme des Mannes die drückende Stille.
„Er war wie ein Bruder für mich“, antwortete Schlodde mit zitternder Stimme. „Es ist schwer zu glauben, dass er so tief gefallen ist - dass er Kinder ermordet haben soll.“
Tristan lauschte und hörte, wie Schloddes Stimme brach und sie zu weinen begann. Er hatte sie noch nie weinen hören. Die Emotionen in Schloddes Stimme, ihr gebrochenes Schluchzen, trafen ihn härter als jeglicher körperliche Schmerz. Es war, als ob jede ihrer Tränen direkt in sein Herz sickerte.
„Du kennst Humpenstein und was dieser Ort mit den Menschen macht“, sagte der Mann nachdenklich. „Es ist ein finsterer, verfluchter Ort. Er zerstört die Seelen derer, die hier leben.“
„Ich hätte ihm helfen müssen“, erwiderte Schlodde. „Ich hätte ihn von hier fortbringen sollen. Er war so glücklich mit Max. Sie hätten hier zusammen ein Leben aufbauen können.“
„Schlodde“, erwiderte der Mann sanft, „du weißt genau, dass Max nicht der Typ ist, der lange bei einem Partner bleibt. Und von dem, was du mir über Tristan erzählt hast, klingt es ähnlich. Du hättest nichts ändern können. Als du das erste Mal hier ankamst, hatte Tristan seinen Weg bereits gewählt. Ich weiß, du hast immer versucht ihm zu helfen und für ihn da zu sein. Aber du musst es akzeptieren: Humpenstein hat ihn verschlungen. Und was Humpenstein einmal in seinen Klauen hat, lässt er nicht mehr los. Du solltest nach der Durchsuchung ablegen und diesen Ort nie wieder besuchen. Die offene See ruft nach dir und nicht dieser stinkende Tümpel hier.“
In diesem Moment der Erkenntnis, verborgen in der Dunkelheit des Schrankes, durchzuckte Tristan ein schmerzhaftes Stechen der Einsicht. Er kämpfte gegen das Verlangen an laut aufzuschluchzen und seine Anwesenheit zu verraten. Die Vorstellung, Schlodde die Wahrheit zu enthüllen war verlockend, doch er wusste um die Gefahren, die das für sie bedeuten würde. Der Gedanke, sie in sein gefährliches Leben hineinzuziehen war unerträglich. Schloddes verzweifeltes Weinen offenbarte ihm die Tiefe ihrer geschwisterlichen Liebe – eine Liebe, die er in seiner blinden Arroganz stets übersehen hatte. Ihre Gefühle für ihn waren rein und unverfälscht, so wie seine für sie. Doch gerade deshalb durfte er sie nicht gefährden.
Mit einem tiefen Gefühl der Selbstkritik erkannte Tristan, wie egoistisch sein Erscheinen auf der „Schleckenmuschel“ gewesen war. Er musste Schlodde in dem Glauben lassen, dass er der Mörder war, den sie verachtete. Nur so würde sie Humpenstein verlassen und nie zurückkehren. In Sicherheit vor den Schatten, die ihn umgaben.
Neben der überwältigenden Trauer, die ihn ergriff, flammten jedoch auch der Hass und Zorn in ihm wieder auf. Der glühende Zorn, der Tristan durchströmte, war derselbe, den er an jenem schicksalsträchtigen Morgen in der Gasse gespürt hatte – dem Morgen, als die Schlange ihre grausamste Tat beging. Sie hatten Straßenkinder gehängt. Als eine abscheuliche Demonstration ihrer Macht. Und das Schlimmste daran war, dass sein bester Freund Erek geglaubt hatte, Tristan sei dafür verantwortlich. Ein unerbittlicher Entschluss formte sich in seinem Inneren: Er würde der Schlange den Kopf abschlagen und jeden vernichten, der es wagte, ihm im Weg zu stehen. Selbst wenn es ihn seinen eigenen Untergang kosten sollte.
Schlodde weinte sich in den Schlaf und in der Stille dieser Nacht fühlte Tristan, wie sich seine Entschlossenheit verfestigte. Obwohl er nicht wusste, wer genau an der Spitze der Schlange stand, war ihm klar, wo er mit seiner Suche beginnen musste: im Untergrund...
Erscheint lt. Verlag | 12.9.2024 |
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Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | AiNovelle • dunkle Fantasy • Fantasy • Humpenstein • Intrigen und Verrat • magische Unterwelt • Urban Fantasy |
ISBN-10 | 3-7598-7350-2 / 3759873502 |
ISBN-13 | 978-3-7598-7350-7 / 9783759873507 |
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Größe: 369 KB
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