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Feierabend -  Jutta Ebersberg

Feierabend (eBook)

Ein badischer Krimi
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
132 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-1897-6 (ISBN)
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Für eine Teilnehmerin des Coachingseminars war es das letzte Glas Wein. Die Kommissarin Ute Becker und ihr Kollege Alex Weingärtner treffen in ihrem vierten Fall auf unterschiedliche mögliche Mordmotive.

Jutta Ebersberg, geboren 1955 in Rastatt, aufgewachsen in Bühl, lebt seit 1975 in Karlsruhe und genießt seit Anfang 2021 den Ruhestand. Mehr unter www.juttaebersberg.de

Montag


Im Polizeipräsidium hatte man sich zur Montagsbesprechung getroffen. Wieder waren einige Fälle versuchten Betruges gemeldet worden: Mehrere Personen wurden von einem angeblichen „Polizeibeamten Fischer“ kontaktiert, der berichtete, dass man einen Einbrecher gefasst habe, der eine Liste mit ihren Namen und Adressen bei sich führe. Glücklicherweise waren fast alle Angerufenen skeptisch, brachen das Telefonat ab und meldeten es mit Angabe der Telefonnummer bei der echten Polizei. Die Ermittlungen ergaben, dass die angezeigten Nummern mittels technischer Software „gespooft“ waren, das heißt, sie existieren tatsächlich nicht und ein Rückschluss auf den Anrufer ist nicht möglich.

„Offensichtlich hat es etwas genutzt, dass wir immer wieder über solche Fälle berichtet haben!“ Der Leiter der Besprechung zeigte ein zufriedenes Lächeln. „Und wie sieht es aktuell in der Mordkommission aus?“

Alle Blicke wandten sich Ute und Alex zu.

„Wir hatten ausnahmsweise ein ruhiges Wochenende. Ich bin nicht unglücklich, wenn ich mal Zeit habe, ein paar Stapel abzubauen.“

Alex legte seine Stirn in Falten. „Was denn für Stapel? Sprichst du von meinem oder von deinem Schreibtisch?“

Es war allgemein bekannt, dass sich die beiden Schreibtische extrem voneinander unterschieden: Während bei Ute alles seinen Platz hatte und ihr zum Arbeiten eine große freie Fläche zur Verfügung stand, überlegte Alex inzwischen, ob ein Beistelltisch eine Möglichkeit wäre, seine Papierberge etwas zu verteilen, um eine kleine Lücke zu gewinnen.

An die Runde gewandt fügte er hinzu: „Ich bin auch froh, wenn wir ein paar Tage drinnen arbeiten können. Es gibt bereits so viele Blüten und Pollen, das macht keinen Spaß mehr, wenn man eine Pollenallergie hat!“

Ute nickte verständnisvoll. „Wenn wir noch ein paar Minuten Zeit haben und es euch interessiert, könnte ich von einem Anruf erzählen, den ich am Wochenende hatte. Felix, der Neffe meiner Freundin Claudia, steckt gerade in der Endphase seiner Doktorarbeit. Er ist Biologe und hat seiner Ansicht nach die Jahrtausendentdeckung gemacht: aus Knochenmaterial Häuser bauen, die nach der Nutzung biologisch abbaubar sind, z.B. vorübergehende Unterkünfte.“

Martin unterbrach sie: „Und da wendet er sich an die Mordkommission, um Knochen zu bekommen! Du machst Witze, oder?“

„Nein, ich habe zunächst ähnlich reagiert, aber es ist tatsächlich so. Soll ich kurz berichten?“

„Unbedingt, so etwas Abgefahrenes hört man nicht alle Tage! Soviel Zeit muss sein.“ Martin schaute sich um, die anderen nickten.

„Felix hat sein Projekt „BOME“ genannt, das steht für „Bone Home“, verkürzt ausgedrückt: Wohnen in einem Haus aus in Kultur gewachsenen Knochen als nachhaltigem Baumaterial.“

Alex unterbrach: „Dann könnte man doch auch einfach von „Knochen-Bau“ sprechen.“

Ute zog die Augenbrauen hoch: „Könnte man, aber Wissenschaftler sprechen nun mal lieber Englisch, er will das Projekt ja nicht auf Deutschland beschränken. Also, es geht um ein Forschungsprojekt, in dem Knochenmaterial in Kultur wachsen soll, im zweiten Schritt soll daraus Wohnraum hergestellt werden. Das geht über eine aufblasbare Membran, deshalb entsteht ein kuppelförmiges Gebilde, ähnlich wie ein Iglu. Wie das genau funktionieren soll, habe ich nicht verstanden, aber darum geht es ja jetzt auch nicht. Wichtige Themen dabei sind Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Felix meint, die Baubranche sei einer der Hauptverursacher von weltweit anfallenden CO2-Emissionen und Abfall, und da wären Knochen echte Alternativen zu Holz, Stahl und Beton. Außerdem sind sie leichter, deutlich flexibler und vollständig recycelbar. Auf längere Sicht könnte diese Technologie sogar Werkstoffe wie Plastik oder Fiberglas ersetzen.“

Gerd, der Kollege aus der Spurensicherung, hatte interessiert zugehört. „Heißt das, dass wir hier in Karlsruhe irgendwann eine Siedlung aus Knochen haben?“

„Keine Ahnung, im Moment denkt er beispielsweise an Erdbebengebiete, wo plötzlich jede Menge Wohnraum benötigt wird. Da wäre das eine echte Alternative zu den vielen Zelten, die irgendwann als Müll übrigbleiben, während seine Variante einfach recycelt werden kann.“

Martin zeigte sich beeindruckt. „Ich verstehe das Ganze zwar nur ansatzweise, aber es klingt spannend! Hat er noch andere Ideen, wofür das Material genutzt werden könnte?“

„Ja, man könnte beispielsweise auch Rotorblätter für Windräder bauen, oder Radrahmen, auch Särge.“

„Und in welchem zeitlichen Rahmen soll sich das Ganze abspielen?“

„Zunächst brauchen sie Sponsoren, damit sie die ganzen Arbeiten überhaupt vorantreiben können. Aber auf jeden Fall soll im Jahr 2030 auf der Landesgartenschau ein Pavillon stehen. Das geht auf einen Kontakt mit einem Baubürgermeister zurück, der sofort einen Pavillon in Auftrag gegeben hat.“

Alex sagte: „Wenn das klappt, machen wir einen Betriebsausflug dorthin und schauen es uns an!“

Ute schmunzelte: „Ich werde es Felix ausrichten, das ist bestimmt ein Ansporn für ihn.“

Der Leiter der Besprechung schaute auf die Uhr. „Vielen Dank, dieser Bericht war fast so spannend wie ein Mordfall, aber deutlich erfreulicher. Wenn es keine weiteren Themen mehr gibt, können wir uns wieder dem Alltag widmen.“

Da sich niemand mehr zu Wort meldete, löste sich die Gruppe auf, und jeder ging zurück an seine Arbeit.

Herr Klein war von dem neuen Seminarhaus in Ettlingen begeistert. Hier würde er also die nächsten beiden Tage mit einer Gruppe von fünf Personen ein Coaching durchführen. Er überflog noch einmal seine Notizen: Seine Auftraggeberin Frau Ahrendt hatte eine große „Gesundheitspraxis“ in Heidelberg mit den Bereichen Physiotherapie, Ernährung und Wellness und neuerdings eine kleinere Praxis in Karlsruhe ohne Wellnessbereich. Sie selbst war überwiegend in Heidelberg, hatte aber bei einem ihrer Besuche in Karlsruhe festgestellt, dass das Team nicht so harmonierte, wie sie sich das wünschte. Das sollte sich durch ein Coaching ändern. Um die Mitarbeiter leichter für diese Tage zu gewinnen, hatte sie vorgeschlagen, gemeinsam über den Praxisslogan nachzudenken und ihn eventuell zu aktualisieren. Sie hatte ihm auch erklärt, dass sie Wert darauflege, dass man im Bereich Ernährung nicht von „Patienten“ spreche, sondern von „Kunden“, da diese Personen überwiegend aus eigenem Interesse kämen, nur vereinzelt auf ärztliche Empfehlung.

Die Notizen zu den einzelnen Mitarbeitern las Herr Klein nicht, er wollte ihnen unvoreingenommen begegnen.

Man hatte ihm hier einen hellen freundlichen Raum gezeigt und auf seinen Wunsch hin sechs bequeme Stühle kreisförmig aufgestellt, in der Mitte ein buntes Frühlingsgesteck auf einem lindgrünen Tuch. Neben einem der Fenster war auf einem breiten Tisch ein Kuchenbüffet aufgebaut, eine große Obstschale, ein Samowar mit einer Vielfalt von Teesorten und eine Kaffeemaschine zur Selbstbedienung.

Die fünf Teilnehmer kamen plaudernd herein, verstummten aber, als sie Herrn Klein sahen. Eine der Frauen kam direkt auf ihn zu: „Guten Tag, Sie müssen Herr Klein sein! Wir sind das Praxisteam.“

Innerlich schmunzelte er. Ein „Alphatier“? Er ließ sich aber nichts anmerken, sondern begrüßte die Gruppe und ermunterte sie, sich zunächst mit Kaffee, Tee, Gebäck oder Obst zu bedienen. Er legte in der Zwischenzeit einige Fotos um das Tuch herum.

Nachdem sich alle gestärkt und Platz genommen hatten, eröffnete er: „Ihre Chefin, Frau Ahrendt, hat Sie informiert über diese Tage. Sie fragt sich, ob das bisherige Motto ‚Gesund und fit bis ins hohe Alter‘ noch zeitgemäß ist und schlägt vor, sich gemeinsam Gedanken zu machen. Natürlich hätte sie damit ein Marketingunternehmen beauftragen können, aber sie denkt, dass Sie Ihre Patienten und Kunden besser kennen und diese Tage zugleich Ihnen als Team guttun könnten. Wenn ein Team harmoniert, hat das ja auch eine gewisse Außenwirkung.“

„Will sie damit sagen, dass unser Team nicht harmoniert? Sie ist so selten in der Praxis in Karlsruhe, dass sie sich kein Urteil erlauben kann. Da sollte sie besser das Team in ihrer Heidelberger Praxis anschauen.“ In der Stimme des „Alphatieres“ war ein gereizter Unterton nicht zu überhören.

„Teambuilding tut auch einem funktionierenden Team gut. Je besser Sie harmonieren, desto überzeugender wird das Ergebnis werden.“ Er schaute in die Runde und ließ kurz seinen Blick auf jedem Einzelnen ruhen. Dann fuhr er fort: „Zunächst würde ich Sie gerne etwas kennenlernen. Dazu habe ich diese Fotos ausgelegt und bitte Sie, sich ein Bild zu nehmen, das Sie besonders anspricht, und sich damit vorzustellen. Was spricht Sie an...

Erscheint lt. Verlag 3.9.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7597-1897-3 / 3759718973
ISBN-13 978-3-7597-1897-6 / 9783759718976
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