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Berufsgeschichten (eBook)

Menschen erzählen aus Ihrer Arbeitswelt und wie sie diese erleben
eBook Download: EPUB
2024 | 3. Auflage
666 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-26953-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Berufsgeschichten -  Nick Messerli
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Was macht ein Mönch den ganzen Tag? Was denkt ein Detektiv über seine Kollegen im Fernsehen und was ein Rechtsanwalt, wenn er Schwerverbrecher vertritt? Was muss man für ein Typ sein, um Metzgerin zu werden? Jeder Beruf ist anders. Mit jedem Beruf lebt man anders. Der Leser der lebendigen Kurztexte glaubt den interviewten Personen persönlich gegenüberzustehen und ihnen zuzuhören. Die ebenso informativen wie unterhaltsamen Geschichten dienen dem einen zur Berufsorientierung, allen anderen geben sie spannende Einblicke in die unterschiedlichsten Arbeitswelten in Deutschland. Auf mehr als 560 Seiten werden 60 Berufsgeschichten erzählt. Doch es werden nicht nur Einblicke in Tätigkeitsbereiche gegeben oder reine Aufgabenbeschreibungen formuliert, wie das meist der Fall ist. Es werden subjektive Eindrücke gesammelt: Was kann es bedeuten, einen bestimmten Job auszuüben? Wie denken Stelleninhaber über ihre Arbeit? Mit welchen Menschen arbeitet man zusammen? Welche Auswirkungen kann das haben bzw. wie sieht der Umgang miteinander aus? Wie werden die Arbeitsbedingungen erlebt? Was bedeutet es überhaupt zu arbeiten? Wie lebe ich mit meinem Job? Die Berufsgeschichten bieten eine abwechslungsreiche Lektüre. Hinzu kommt ein gesellschaftskritischer Aspekt: die interviewten Menschen, die aus unterschiedlichsten Bildungsschichten, Einkommensklassen und Herkunftsländern stammen, schildern nicht nur ihre Arbeitsbedingungen, sondern direkt und indirekt auch die Gesellschaft, die sie umgibt.

Nick Messerli (geb. Melekian) ist Autor und Experte für Persönlichkeitsentwicklung und Resilienz. Seit über 20 Jahren begleitet er Menschen bei beruflichen und persönlichen Veränderungen und berät Unternehmen als Coach und Trainer. Sein Fachwissen erstreckt sich über Psychologie, Wirtschaft, Berufswelt und Lebenskunst, das er in Büchern, Vorträgen und Medienbeiträgen vermittelt. Über sein Buch Berufsgeschichten wurde unter anderem in Die Zeit Online oder vom Deutschen Verband für Bildungs- und Berufsberatung berichtet. In anderen renommierten Medien wie der Süddeutschen Zeitung, dem ZDF oder im SWR wurde er zu Themen wie Burnout, Berufung und Arbeitswelt zitiert bzw. befragt. Als Diplom-Volkswirt und Heilpraktiker für Psychotherapie bringt er umfangreiche Qualifikationen mit. Neben seiner Tätigkeit als Autor, Coach und Trainer war er unter anderem Gründer des früheren Berufsportals berufsgeschichten.de und des Psychologie-Portals psychologis.de. Nick Messerli ist Mitglied in mehreren, auch internationalen, Fachverbänden.

Nick Messerli (geb. Melekian) ist Autor und Experte für Persönlichkeitsentwicklung und Resilienz. Seit über 20 Jahren begleitet er Menschen bei beruflichen und persönlichen Veränderungen und berät Unternehmen als Coach und Trainer. Sein Fachwissen erstreckt sich über Psychologie, Wirtschaft, Berufswelt und Lebenskunst, das er in Büchern, Vorträgen und Medienbeiträgen vermittelt. Über sein Buch Berufsgeschichten wurde unter anderem in Die Zeit Online oder vom Deutschen Verband für Bildungs- und Berufsberatung berichtet. In anderen renommierten Medien wie der Süddeutschen Zeitung, dem ZDF oder im SWR wurde er zu Themen wie Burnout, Berufung und Arbeitswelt zitiert bzw. befragt. Als Diplom-Volkswirt und Heilpraktiker für Psychotherapie bringt er umfangreiche Qualifikationen mit. Neben seiner Tätigkeit als Autor, Coach und Trainer war er unter anderem Gründer des früheren Berufsportals berufsgeschichten.de und des Psychologie-Portals psychologis.de. Nick Messerli ist Mitglied in mehreren, auch internationalen, Fachverbänden.

Begleitende Weggefährten

Hebamme

Hebamme ist ein echter Frauenberuf – von Frauen für Frauen. Dieser Berufsstand hat für werdende Mütter eine wichtige Rolle, was sich auch dadurch zeigt, dass in manchen Kulturen hohe Ausgangsvoraussetzungen an Ausübende dieses Berufs gestellt werden. Die hier erzählende Hebamme zeigt auf, wie sie sich erst über Umwege für den Beruf entschieden hat, welche Sichtweisen viele Hebammen im Vergleich zu Ärzten/-innen vertreten und wie gesellschaftliche Trends die Schwangerschaft und Geburt beeinflussen. Des Weiteren gibt sie hier Einblicke in persönliche Erklärungsversuche bezüglich der steigenden Rate an Kaiserschnitt-Geburten.

Sie ist Mitte vierzig, verheiratet, hat zwei fast erwachsene Kinder und ist seit achtzehn Jahren als Hebamme tätig. Das Gespräch findet morgens um neun Uhr vor ihrem ersten Hausbesuch in ihrer Wohnung statt, die mit warmen Rottönen eingerichtet und in ruhiger Lage gelegen ist. Es springt eine junge Katze umher, die während des Gesprächs verspielt die Welt entdeckt.

Mein Weg zum Beruf der Hebamme war kein geradliniger. Bevor ich mich dazu entschied, war ich eine Zeit lang an der Uni und studierte Pädagogik, wo ich auch meinen Mann kennenlernte. Im fünften Semester brach ich aber mein Studium ab, da ich damals meinte, ich müsse etwas Bodenständigeres lernen. So begann ich eine Lehre im Bereich der Landwirtschaft und ging neben der praktischen Arbeit begleitend auf die Berufsschule. Ich arbeitete etwa ein dreiviertel Jahr auf einem biologischen Bauernhof in einem Nachbarort. Ein sehr prägnantes familiäres Ereignis führte mir später vor Augen, dass ich finanziell auf eigenen Beinen stehen sollte und in der Landwirtschaft dazu nicht genug Geld verdienen könne. Man ist nämlich als Landwirt nur dann ohne finanzielle Probleme, wenn man einen eigenen Hof hat. Da aber mein Mann schließlich Pädagogik studierte und keinen Hof besitzt, erkannte ich, dass auch dieser Tätigkeitsbereich nichts für mich sei.

Schon als Studentin arbeitete ich in der Nachtwache eines Krankenhauses und meine Mutter ist Krankenschwester, weshalb ich mir recht sicher war, dass ich diesen Beruf gut ausüben könne. Zudem hatte ich gemerkt, dass ich einen Drang zur Selbständigkeit hatte und mir diese Möglichkeit durch den Beruf der Hebamme auch offenstehen würde. Es war nicht einfach, den entsprechenden Ausbildungsplatz zu organisieren, da es für zweitausend Bewerberinnen nur fünfzehn Ausbildungsplätze gab. Dennoch hatte ich das Glück, durch meine Erfahrung und Bekanntschaften in dem von mir präferierten Krankenhaus eine Ausbildungsstelle zu bekommen Letztendlich bin ich also eher über Umwege in diesen Beruf hineingerutscht, wobei ich Viele kenne, die schon von Kindesbeinen an Hebamme werden wollten.

Mein Schwerpunkt liegt derzeit nicht in der Geburtshilfe, sondern bei den Hausbesuchen und den geburtsvorbereitenden und schwangerschaftsbegleitenden Gesprächen. Daher fühle ich mich momentan eher als Therapeutin. Es findet viel mehr das Gespräch mit Frauen statt, die kaum noch eine Ahnung haben von dem, was auf sie zukommt und die von der Kindererziehung oft nur noch aus irgendwelchen Büchern Halbwissen mitbringen. Das liegt auch daran, dass es bei uns in Deutschland keine Großfamilien mehr gibt, in denen alle Familienmitglieder für die Neugeborenen und Kinder mit sorgen. Heute bringen Eltern ein oder zwei Kinder in kurzem Abstand zur Welt, auf die dann einige ganze Zeit lang keine Kinder folgen, bis dann lange Zeit später durch die Kinder ihrer Kinder die nächsten in die Welt gesetzt werden. Es entsteht eine große zeitliche Lücke und niemand weiß mehr, wie man mit Kindern richtig umgeht. Es gibt zum Glück auch manche Frauen, die genau Bescheid wissen und es nur noch meine Aufgabe ist, sie bewundernd zu begleiten und ihnen zu sagen, dass sie ihre Arbeit gut machen. Wenn ich nur negative Erlebnisse in meinem Beruf hätte, würde ich ihn wohl auch nicht mehr ausüben. Ich wäre frustriert und hätte keine Lust mehr. Zum Glück gibt es aber noch die Frauen, die einen guten Willen zeigen und ihr Wissen und Können auch weitergeben wollen.

Arbeit mit werdenden Müttern

An meinem Beruf finde ich gut, dass er eine große soziale Komponente hat, ich viel menschliche Nähe erfahre und, dass es ein sehr anstrengender Beruf ist. Letzteres hat nämlich zwei Seiten: Die Anstrengung macht den Beruf zwar einerseits sehr schwer, andererseits macht sie aber auch einen Reiz aus. Insgesamt ist es dennoch sehr herausfordernd, denn an Tagen, an denen ich schlecht gelaunt bin, würde ich am liebsten nur Büroarbeit verrichten und mit niemandem reden. Die Hilfestellung für andere Menschen ist aber ein Hauptbestandteil meines Berufes, sodass das Ansprechende meines Berufes, mit Menschen, um für Menschen zu arbeiten auch immer mit Einschränkungen verbunden ist. Ich kriege aber oft ein gutes Feedback und das hält mich gewissermaßen bei der Stange. Es ist schön, seinen Erfolg oder Misserfolg bei der Arbeit direkt beobachten zu können.

Die meisten Menschen fliehen vor dem Älterwerden und somit auch vor der Phase, in der Kinder in das Leben eines Menschen treten können. Paare lernen sich kennen und planen dann meist die Kindererziehung auf lange Sicht in ihr Leben ein. Die meisten Frauen, die in meinen Geburtsvorbereitungskurs kommen, befinden sich in der Regel gerade in einer Hochphase der Beziehung mit Ihrem Partner. Für sie ist dann die Schwangerschaft eine sehr schöne Zeit und es stellt für sie und ihre Partner eine Art Wende- beziehungsweise Hochpunkt im Leben dar. Sogar für die, die schon das zweite Mal eine Geburt durchmachen, ist es jedes Mal ein einmaliges Erlebnis. Es gibt aber auch diejenigen, die mit ihrer Situation unglücklich sind, und diese bekomme ich in meinen Vorbereitungskursen gar nicht zu Gesicht, sondern erst später bei der Geburt. Es ist dann spannend daran zu arbeiten, dass auch sie wieder die Kurve kriegen und glücklicher werden.

Wenn ich Praktikantinnen habe, geben sie mir als Grund für den Hebammenberuf häufig an, dass sie Babys so süß finden. Ich warne diese jungen Mädchen davor, den Beruf unter diesem Gesichtspunkt zu wählen, weil man am meisten eine Zuneigung zu den Frauen haben sollte. Eine bekannte Hebamme hat mal auf einem Seminar gesagt, dass, wenn Hebammen die Kinder lieben wollen, sie die Frauen lieben müssen. Dieser Satz trifft genau ins Schwarze. Wenn ich nämlich als Hebamme nur die Babys liebe und nicht auf die Frauen schaue, sollte ich lieber Kinderkrankenschwester werden. Als Hebamme habe ich bis zu dem Moment, an dem das Baby kommt, also in der Geburtsvorbereitung, nur mit Frau und Mann zu tun. Ich beziehe die Männer immer mit in den Prozess ein, weil sie genauso bedürftig sind wie die Frauen und sich häufig nicht zu helfen wüssten, wenn man sie außen vorließe. Die Männer haben eine enorme Rolle, weil sie die neue Familie versorgen müssen und nicht wissen, ob der Sex und der Alltag mit der Frau noch so bleibt wie vorher. Sie haben genauso Angst wie die Frau, aber nicht dieselbe hormonelle Unterstützung wie sie. Sie schweben ein wenig in der Luft und wissen nicht, wie sie handeln sollen. In erster Linie muss ich aber mit den Frauen arbeiten und sie lieben, was mir persönlich aber nicht schwerfällt.

Zu manchen Frauen, die ich betreue, würde ich, wenn ich sie auf der Straße träfe oder sie gar als Nachbarin hätte, keine enge Beziehung aufbauen wollen. In dem Moment aber, in dem sie schwanger sind, sind sie für mich alle gleich. Sie stellen viele Fragen und erscheinen mir daher bedürftig. Ich denke, dass jede Frau, die entweder schwanger ist oder einmal eine Schwangerschaft erlebt hat, mit einer schwangeren Frau einen starken gemeinsamen Nenner findet, egal, was diese Frauen sonst tun oder denken. Viele der Frauen, deren Geburt ich begleite, erkenne ich später auf der Straße gar nicht mehr und ihnen selbst ergeht es ähnlich. Schließlich verändert sich bei Frauen in der Schwangerschaft ihr Aussehen und viele Menschen merken daher Frauen ihre Schwangerschaft an, bevor diese es selber merken. Ich lerne die Frauen bereits als schwangere Frauen kennen und wenn sie später wieder in ihrem Beruf stehen und nicht mehr stillen, haben sie sich so stark verändert, dass ich sie auf den ersten Blick oft nicht mehr wiedererkenne.

Spagat zwischen Beruf und Fürsorge

Ich denke, dass sich die Wahrnehmung des Hebammenberufes in der Gesellschaft gerade verändert. Bis vor nicht allzu langer Zeit war es so, dass die Hebamme, nicht zuletzt durch die Fernsehmedien, immer nur als „Hebamme vom Land“ wahrgenommen wird, die ihr ganzes Leben für ihren Beruf hergibt und Tag und Nacht für Frauen bereitsteht. Häufig sind dies in den Medien ältere Hebammen, die voller Erfahrung sind und auch bereits einige Hausgeburten begleitet haben. Schaut man sich aber die Gesamtheit aller Hebammen in Deutschland und deren Arbeitsweise an, stellt man fest, dass die „Hebamme vom Land“ nur einen verschwindend geringen Teil ausmacht. Daher finde ich, dass dieses Bild der Hebamme, das durch das Fernsehen vermittelt und von den Menschen auch gerne gesehen wird, nicht repräsentativ und eine Wunschvorstellung in der Art einer alles umsorgenden Mutter ist. Wäre ich genauso ständig und allumsorgend für die werdenden und jungen Mütter da, müsste ich ein Übermensch sein. Das aber bin ich nicht, weil ich auch schon mal schlecht gelaunt bin und selbst eine eigene Familie habe. Gerade diese ständige Fürsorge ist aber eine der Wünsche, die ich von vielen Müttern wahrnehme. Das kommt wohl auch daher, dass Schwangere psychisch des Öfteren etwas wackelig sind und die Hormone verrücktspielen. Man befindet sich in einer Phase, die das gesamte Leben umstellt – was Männer oft nicht verstehen...

Erscheint lt. Verlag 23.6.2024
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Arbeit • Arbeiten • Arbeitswelt • Ausbildung • Beruf • Berufsorientierung • Berufsuche • Berufswahl • Berufung • Beschäftigung • Job • Jobsuche • Karriere • Menschen • Quereinstieg
ISBN-10 3-384-26953-5 / 3384269535
ISBN-13 978-3-384-26953-9 / 9783384269539
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