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ADUR (eBook)

Ein Sklavenroman aus dem Sudan
eBook Download: EPUB
2024 | 12. Auflage
439 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7598-6424-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

ADUR -  Michael Birnbaum
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»ADUR«, der zweite Afrikaroman von Michael Birnbaum, erzählt die packende Geschichte des deutschen Korrespondenten Michael Baumann, der in den Südsudan reist, um die Grausamkeiten des Sklavenhandels zu dokumentieren. Was als Recherche beginnt, wird schnell zu einer gefährlichen Mission, um ein kleines Mädchen aus den Fängen eines mächtigen Handelsbarons zu befreien. Spannend, bewegend und absolut fesselnd - »ADUR« ist ein Thriller, der unter die Haut geht. Für alle, die spannende und tiefgründige Geschichten lieben.

Michael Birnbaum war fast zwei Jahrzehnte Redakteur, Kommentator und Korrespondent der »Süddeutschen Zeitung«. Für diese Zeitung war er in den 1990er Jahren der Korrespondent in Afrika. Seine Erlebnisse und Erfahrungen in dieser Zeit inspirierten ihn zu seinen Afrikaromanen der BaumannReihe - von denen er immer behaupten wird, sie seien ganz und gar erfunden. Michael Birnbaum hat bereits zwei Sachbücher zu Afrika geschrieben (»Die schwarze Sonne Afrikas«, 2000 Piper, und »Krisenherd Somalia. Das Land des Terrors und der Anarchie«, 2002 Heyne). Er lebt heute in München. Kontakt zum Autor: birnbaum@me.com, www.drbirnbaum.de

Michael Birnbaum, geboren 1955, war fast zwei Jahrzehnte Redakteur, Kommentator und Korrespondent der »Süddeutschen Zeitung«. Für diese Zeitung war er in den 1990er Jahren der Korrespondent in Afrika. Seine Erlebnisse und Erfahrungen in dieser Zeit inspirierten ihn zu diesem Roman – von dem er immer behaupten wird, er sei ganz und gar erfunden. Michael Birnbaum hat bereits zwei Sachbücher zu Afrika geschrieben (»Die schwarze Sonne Afrikas«, 2000 Piper, und »Krisenherd Somalia. Das Land des Terrors und der Anarchie«, 2002 Heyne). Er lebt heute in München. Kontakt zum Autor: birnbaum@me.com, www.drbirnbaum.de







KAPITEL EINS


Der Anfang




DAS FRIEDENSTREFFEN


Katy Peach erwachte in ihrem schlichten Heim aus Beton, Ziegel und Lehm. Ihr Blick fiel auf das abgenutzte Zeltdach, das von der Sonne verblasst war. Ein schwacher, goldener Lichtstrahl drang durch die Ritzen und zeichnete die Umrisse der bescheidenen Einrichtung nach.

Der Morgen dämmerte in Nasir, einer kleinen Stadt am Fluss Sobit nahe der Grenze zwischen Sudan und Äthiopien.

Mit einem tiefen Seufzer setzte sich Katy auf den rohen Betonboden und spürte die kühle Morgenluft auf ihrer Haut. Sie nahm den Geruch der staubigen Erde und des vertrockneten Grases wahr, hörte die entfernten Geräusche der erwachenden Stadt. Draußen zwitscherten die Vögel, das entfernte Blöken der Ziegen verkündete den Beginn des Tages.

Sie nahm einen schlichten Wasserkrug, der neben ihrer Schlafmatte stand, und ließ das erfrischende, kühle Wasser über ihr Gesicht laufen. Das klare Nass weckte sie und verscheuchte die Nachtmüdigkeit.

Im kleinen, zerbrochenen Spiegel sah sie die Spuren der harten Arbeit und der emotionalen Belastung, die ihre Arbeit als Entwicklungshelferin am Ende der Welt mit sich brachte.

Sie bürstete ihre langen, blonden Haare. Ihre Augen waren voller Mut und Zweifel. Ihr Job hier war weit entfernt von ihrem früheren Leben in der Finanzmetropole London. Aber das Gefühl, gebraucht zu werden und einen Unterschied machen zu können, trieb sie an.

Niemand würde sie in London vermissen, dachte sie.

Heute war ein großer Tag in Nasir. Ein Friedenstreffen sollte stattfinden, ein neuer Versuch, die Rebellen des Südsudans wieder auszusöhnen.

Und sie hatte eine Aufgabe erhalten. Ein internationaler Journalist war von der Garang-Fraktion zum Treffen eingeladen worden. Der müsste mit den Unterhändlern aus Nairobi mitkommen. Sie sollte den »beschäftigen«, wie ein Offizier der Machar-Fraktion hier in Nasir sie gebeten hatte.

Also nahm sie den Jumpsuit von der Kleiderstange, die hier ihre Garderobe ersetzte. Katy Peach wollte heute selbstbewusst aussehen.

Ein zweiter Blick in den Spiegel verriet jedoch, dass ihr Körper erste Anzeichen der harten Arbeit und der ungewohnten Lebensweise zeigte. Und wahrscheinlich auch von den zwei Jahren, die sie nun über 30 war. Die leichten Falten um ihre Augen erzählten von schlaflosen Nächten und intensiven Gesprächen mit den Menschen in Nasir, den Ältesten, Frauen und Müttern sowie Rebellenoffizieren. Trotzdem stand sie aufrecht, ihre Schultern leicht nach hinten gezogen und ihre Körpersprache zeugte von Entschlossenheit und Unbeirrbarkeit.

Katy Peach hat sich inzwischen an das Leben in Nasir gewöhnt, fernab von der Hektik und dem Verrat Londons. Als sie ihre morgendliche Routine beendete, spürte sie die Trockenheit der Luft, die sich wie ein feiner Staubfilm auf ihre Haut legte.

Die Sonne stieg immer höher, während das goldene Licht ihr bescheidenes Zuhause erfüllte. Das war kein Häuschen in Mayfair. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie sich daran erinnerte, wie sie an diesem abgelegenen Ort im Südsudan gelandet war. Ihr Freund, der Banker aus London, hatte sein Geheimnis gut gehütet – er war bereits verheiratet. Es dauerte Monate, bis sie die Wahrheit erkannt hatte, und ihre Enttäuschung war groß.

Aber hier, unter den hochgewachsenen Nuern und Händlern, die auf dem staubigen Pfad vor ihrer Hütte Handel betrieben, fand sie Trost. Die Schönheit dieser abgelegenen Stadt, umgeben von Fluss und Trockensavanne, hatte eine ganz besondere Magie.

Erinnerungen an ihr Soziologiestudium und ihren Master in Entwicklungshilfemanagement gaben ihr Sinn und Zweck, um in dieser kleinen Welt etwas zu verändern.

Katy verließ ihre Hütte. Die Stadt erwachte langsam zum Leben. Kinder lachten und liefen durch die engen Gassen, Frauen begannen ihre Märkte aufzubauen, Bauern trieben ihr Vieh zum Wasser.

Der Geruch frisch gebackener Teigtaschen vermischte sich mit dem der Holzkohleöfen. Sie atmete tief ein, spürte die Wärme der aufgehenden Sonne und lächelte, als ihr bewusst wurde, dass sie in dieser abgeschiedenen Welt nicht nur sich selbst eine neue Chance auf ein besseres Leben geben konnte.

Katy Peach hatte ihre Vergangenheit hinter sich gelassen und war bereit, sich ihrer Zukunft in Nasir zu stellen.

Nasir, einst fremd und nun mein Zuhause, dachte Katy. Die Stadt am Fluss Sobat im Upper Nile, nur 25 Kilometer von Äthiopien entfernt, ist auf keiner Weltkarte bedeutsam, aber für mich immens wichtig.

Katy Peach machte sich auf den Weg zur Landepiste, die hier Flughafen genannt wurde.

Die staubige Sandpiste glühte unter der Sonne, als eine alte DC-3 am Horizont erschien und sich mit lautem Motorenbrummen näherte. Der erfahrene Pilot meisterte trotz Böen und unebenem Boden geschickt die Landung. Die Passagiere, eine Mischung aus Helfern, SPLA-Offizieren und Einheimischen, hielten den Atem an. Das Flugzeug schlingerte über die Piste, bevor es zum Stillstand kam.

Die Flugzeugtüren öffneten sich, und die Wüstenhitze drang in die Kabine. Zuerst stiegen die SPLA-Rebellen aus, groß gewachsene Dinka, die herrisch das Land betraten, in dem sie Feinde waren. 

Denn hier in Nasir lag das Hauptquartier des verfeindeten Nuer von Riek Machar.

Nur die DC-3 stand ruhig auf der staubigen Piste, ihre Motoren surrten noch leise, als ob sie die Ereignisse um sie herum beobachten würde. Kein Journalist, kein Weißer zu sehen, dachte Katy Peach enttäuscht.

Während die Gruppe der SPLA-Rebellen sich langsam auf den Weg machte, stieg eine leichte Brise auf und trug den feinen Sand über die Landepiste. Die DC-3 sah aus, als würde sie das Wüstenland in ihre Obhut nehmen und für immer bleiben wollen.

Das alte Flugzeug wurde beladen. Der Pilot überprüfte sorgfältig die Instrumente und traf alle Vorkehrungen für den Abflug.

Mit einem letzten Blick auf die staubige Piste verabschiedete sich die DC-3 vom abgelegenen Ort im Südsudan. Ihre Motoren heulten auf, sie beschleunigte und stieg in die Lüfte, Kurs auf ihr nächstes Ziel.

Erst jetzt entdeckte Katy Peach am Rande der Piste einen einsamen Weißen, der offenbar mit an Bord gewesen war: Michael Baumann. Das musste er sein.


DER AUFTRAG


Als die Sonne bereits versunken war, nahmen Katy Peach und Michael Baumann auf simplen Holzhockern Platz, nahe dem prasselnden Feuer hinter ihrem Haus. Das farbenfrohe Flackern des Feuers zauberte tänzelnde Schattenspiele auf ihre Gesichter, während sie angeregt über den sudanesischen Rebellenführer John Garang debattierten.

Michael sah Katy ernst an. »Katy, was hältst du von John Garang? Ein unscheinbarer Junge aus einer anglikanischen Familie, der in den USA studierte und später eine Revolution im Sudan anführte.«

Katy runzelte die Stirn und starrte ins Feuer. »Ja, aber vergiss nicht, dass Garang die SPLA autoritär führte, keine Gegenstimmen duldete und seine Truppen mit eiserner Disziplin leitete.«

Michael nickte. »Das stimmt. Sein Führungsstil war umstritten, aber manche sagen, er musste so handeln, um die Unabhängigkeit des Südsudan zu erreichen. Der Konflikt dauert schließlich schon zwei Jahrzehnte.«

Katy zog ihre Beine an und legte das Kinn auf die Hand. »Stimmt, aber ich sehe das anders. Wichtig ist ein Mittelweg. Autoritäre Führung kann zur Unterdrückung führen und das schadet langfristig.«

Michael legte ein weiteres Holzstück ins Feuer und betrachtete die Flammen. »Da hast du recht, Katy. Es gibt Grauzonen bei solchen Konflikten. Trotz Kritik glaube ich, dass Garang das Wohl seines Volkes im Sinn hatte. Es ist eine schwierige Wahl zwischen Freiheit und Führung.«

Katy und Michael hielten inne, während das Feuer in der Eisenschale vor ihnen brannte, Funken sprühte und unregelmäßig zischte. Über ihnen spannte sich der klare Nachthimmel, der von funkelnden Sternen übersät war, und die Laute der afrikanischen Wildnis hallten in der Dunkelheit wider. 

Michael spürte seine Unwissenheit. Er kannte die politischen Konflikte des Südsudan, die Intrigen und das Blutvergießen. Aber sein Wissen war angelesen, stammte aus Artikeln und Büchern. Jetzt wollte er Katys Meinung, die hier lebte, auch zu dem anderen Mann hören, der hier in Nasir das Sagen hatte.

Er räusperte sich. »Und was ist mit Riek Machar? Was hältst du von dem?«

Katy zuckte überrascht zusammen, als hätte sie seine Frage nicht erwartet. Ihre Augen, blau wie ein Sommerhimmel, suchten die seinen. Sie waren klar und ruhig, ein starker Kontrast zu dem Feuer, das vor ihnen tanzte.

»Riek Machar?«, wiederholte sie leise. Ihre Stimme klang nachdenklich und ein wenig distanziert. »Er ist eine ganz andere Figur in diesem Schachspiel.«

Michael spürte eine aufkeimende Hitze, als er Katy in die Augen blickte. Er konnte nicht umhin zuzugeben, dass sie eine bemerkenswert intelligente und attraktive Frau war. Ihre Hingabe an die Notleidenden und ihr tiefgreifendes Wissen über die politische Situation im Südsudan hatten ihn von Beginn an in ihren Bann gezogen, genauso wie ihr ebenmäßiges Antlitz und die fein geformte Nase.

Katy zog ihre...

Erscheint lt. Verlag 24.8.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Afrikaroman • Bücherwurm • Buchliebe • Lesetipp • Menschenhandel • MichaelBirnbaum • Thriller
ISBN-10 3-7598-6424-4 / 3759864244
ISBN-13 978-3-7598-6424-6 / 9783759864246
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