H. C. Hollister 121 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7275-4 (ISBN)
Scheinbar ist es ein glücklicher Zufall, der David Cameron in die Lage versetzt, eine kleine Präriezeitung im Jicarilla-Becken zu kaufen. Er sieht im 'Jicarilla Herald' die Chance, wieder in seinen eigentlichen Beruf als Zeitungsmann zurückzukehren und seinem Vater 'Big Dave' Cameron zu beweisen, dass das schwarze Schaf der Familie doch aus härterem Holz geschnitzt ist. Der Überfall auf der Mesa-Station hätte ihm eine Warnung sein sollen. Aber erst der Mord an Bruce Sanderson, dem alten Herausgeber des 'Herald' führt ihm vor Augen, wie rau und erbarmungslos das Spiel wirklich ist, in das er sich eingekauft hat.
Im Becken stehen die Wahlen und damit die Gründung eines neuen Countys vor der Tür. Doch außer den Bürgern der Stadt gibt es kaum jemanden, der diese Countygründung unterstützt. David Cameron sieht sich auf einem einsamen Posten, doch er aber glaubt unerschütterlich an die magische Kraft des gedruckten Wortes und nimmt den Kampf auf - einen Kampf, der nicht nur mit Lettern und Druckerschwärze geführt wird ...
DIE EINSAMEN
Scheinbar ist es ein glücklicher Zufall, der David Cameron in die Lage versetzt, eine kleine Präriezeitung im Jicarilla-Becken zu kaufen. Er sieht im »Jicarilla Herald« die Chance, wieder in seinen eigentlichen Beruf als Zeitungsmann zurückzukehren und seinem Vater »Big Dave« Cameron zu beweisen, dass das schwarze Schaf der Familie doch aus härterem Holz geschnitzt ist. Der Überfall auf der Mesa-Station hätte ihm eine Warnung sein sollen. Aber erst der Mord an Bruce Sanderson, dem alten Herausgeber des »Herald« führt ihm vor Augen, wie rau und erbarmungslos das Spiel wirklich ist, in das er sich eingekauft hat.
Im Becken stehen die Wahlen und damit die Gründung eines neuen Countys vor der Tür. Doch außer den Bürgern der Stadt gibt es kaum jemanden, der diese Countygründung unterstützt. David Cameron sieht sich auf einem einsamen Posten, doch er aber glaubt unerschütterlich an die magische Kraft des gedruckten Wortes und nimmt den Kampf auf – einen Kampf, der nicht nur mit Lettern und Druckerschwärze geführt wird ...
Obgleich die ledernen Jalousien vor den Fenstern der Postkutsche emporgeschlagen und mit Schlaufen befestigt waren, mühte sich David Cameron vergebens, einen Blick nach vorn zu werfen. Die gelben Staubfahnen, die von den Hufen des trabenden Sechsergespanns aufgewirbelt wurden, nahmen jegliche Sicht. Die Fahrt nach Jicarilla war eine Tortur. Den Passagieren der Kutsche blieb nur die Wahl, bei geschlossenen Fenstern in dem engen, muffigen Gefährt einem Hitzschlag zum Opfer zu fallen oder bei geöffneten Fenstern im Staub zu ersticken. Sie hatten sich für den Staub entschieden.
Der Mann gegenüber von David Cameron hatte besonders darunter zu leiden. Er hatte ein fleischiges Bullenbeißergesicht. Alle paar Minuten zerrte er ein Taschentuch aus dem Ärmel seines dunklen Rocks und wischte über Gesicht, Hals und Augen — mit dem Erfolg, dass sich seine Lider von Schweiß und Staub entzündet hatten. Bei jeder dieser Bewegungen blitzte und funkelte am kleinen Finger seiner Linken ein wertvoller Solitär in protziger Fassung. Frank Jamieson hieß der Mann. Gleich zu Beginn der Fahrt hatte er sich als Viehaufkäufer vorgestellt und versucht, ein Gespräch in Gang zu bringen. Aber dieser Versuch war im wahrsten Sinne des Wortes vom Staub erstickt worden. Auf diese Weise sah sich David Cameron der Notwendigkeit enthoben, die Vorstellung zu erwidern. Da er an den Vertrag und das Inventarverzeichnis dachte, die in der Tasche seiner Buschjacke knisterten, hätte er seinen richtigen Namen ohnehin verschwiegen und wahrscheinlich zu einer Notlüge gegriffen.
Links von David Cameron lehnte ein vierschrötiger, struppiger Mann in der Ecke und schnarchte mit weitgeöffnetem Mund. Sein ganzes Aussehen, seine klobigen Stiefel und sein schweißbedecktes Flanellhemd deuteten darauf hin, dass es sich um einen Goldgräber handelte, um einen jener rauen und ungehobelten Burschen, die das Camp in der Bonanza-Schlucht bevölkerten.
Der letzte Passagier der Kutsche war eine junge Frau, eine Mexikanerin. Ihr schmales, ausdrucksvolles Gesicht mit den verschleierten dunklen Augen zeigte einen schmerzvoll verschlossenen, melancholischen Zug. Ihr Kleid, die zierlichen Schuhe und die schwarze Spitzenmantilla bewiesen, dass sie einer gehobenen Schicht angehörte. Im Allgemeinen waren Mexikaner hierzulande arme, barfüßige Peones oder bestenfalls Vaqueros im Dienste einer Ranch. Die Haltung und das Benehmen dieser Señorita jedoch zeugten von Würde und Selbstbewusstsein. Das alles brachte David Cameron zu der Überzeugung, dass er eine junge Frau aus einer Hidalgo-Familie vor sich hatte, wie sie noch vereinzelt auf Haziendas zu finden waren.
Zwischen den zerklüfteten Barrios tat sich eine breite Lücke auf. Die Postkutsche folgte einer Schleife der Straße und verschärfte dabei ihr Tempo. Das war ein sicheres Zeichen, dass man sich der letzten Pferdewechselstation vor Jicarilla näherte. Bald wurden ein Korral sichtbar, ein verwitterter Schuppen und mehrere Adobehütten. Mit einem letzten Ruck kam die Überlandpost in einer gelben Staubwolke zum Stehen. David Cameron erhaschte gerade noch den Blick eines Mannes, der in seltsam gespannter Haltung an der Ecke des Schuppens bei einigen Pferden stand. Während das Schnarchkonzert des Goldgräbers endlich abbrach, öffnete er den Schlag und sprang hinaus, um für die Señorita den Wagentritt herabzuklappen.
Doch es war der gewichtige Frank Jamieson, der nach David Cameron als erster dem engen, stickigen Gefängnis entfloh.
In der Kutsche ertönte ein lautstarkes Gähnen des Goldgräbers, als die Mexikanerin mit ernstem Lächeln die Rechte David Camerons ergriff und nickend für seine Hilfe dankte. Sie schritt sofort auf die größte der Adobehütten zu, die ein schattenspendendes Vordach besaß. Aber unvermittelt hielt sie inne und blickte sich erschreckt um. Vor ihr waren zwei grinsende Männer aufgetaucht. Einer von ihnen hielt einen Revolver in der Hand, er blickte zu dem erstarrten Fahrer auf dem Bock hinauf und sagte mit rauer Stimme:
»Du machst es genau richtig, Mister. Bleib nur ruhig da sitzen und lass die Hände von deiner Flinte, dann kannst du alt und grau werden. Dies ist nichts weiter als ein Begrüßungskomitee für Big Dave, den großmächtigen Mr. David Cameron.«
Er kam auf Cameron zu, als ob er ihm die Revolvermündung in den Magen stoßen wollte, aber im letzten Moment wandte er sich zu dem Goldgräber, der sich ebenfalls durch den Wagenschlag gezwängt hatte, warf noch einen sichernden Blick ins Innere der Kutsche und fuhr dann mit befriedigtem Nicken fort:
»Das gilt auch für euch, Leute. Wer den Verdruss herausfordert, ist selbst schuld, wenn er ihn bekommt. Habt ihr das begriffen?«
Der vierschrötige Digger gab einen zustimmenden Grunzlaut von sich und blickte ziemlich gleichgültig drein.
»Und du, Langer?«, wandte sich der Bandit an Cameron.
Obgleich David Cameron noch nie so angeredet worden war, hatte die Bezeichnung bei seiner sehnigen Hagerkeit und seiner Größe von sechs Fuß und einem Zoll eine gewisse Berechtigung, besonders wenn man berücksichtigte, dass er den Banditen um gut einen Kopf überragte.
»Natürlich«, versetzte er mit eiserner Gelassenheit. »Ich behalte meine Chips immer in der Tasche, wenn es nicht mein Spiel ist.«
»Ein lobenswerter Grundsatz, Cowboy«, grinste der Bandit. »Dann können die Feierlichkeiten ja ihren Anfang nehmen.«
Er wandte sich seinem Kumpan und dem Burschen zu, der an der Ecke des Schuppens bei den Pferden stand, und gab ihnen einen Wink. Beide hatten jetzt ebenfalls ihre Revolver gezogen und gingen auf Frank Jamieson zu. Unwillkürlich zog der Viehaufkäufer den Kopf ein. Unter der verschmierten Staubschicht wurde sein Gesicht grau.
»Was — was soll das?«, keuchte er mit entsetzt aufgerissenen Augen. »Was wollt ihr von mir? Das ist ein Überfall!«
»Du merkst aber auch alles«, versetzte der größte der Burschen, ein knochiger Mann mit kantigem Gesicht, dessen hohle Wangen von dunklen Bartstoppeln bedeckt waren. »Willkommen im Jicarilla-Becken, Mr. David Cameron!«
Mit einer lässigen Bewegung griff er an seinen Hutrand und setzte ironisch hinzu: »Weil wir wissen, was wir einem großen Mann wie Big Dave schuldig sind, überbringen wir eine Einladung zu einem kleinen Ausflug im Sattel, Sir. Der Gaul steht schon für Sie bereit. Wenn Sie also freundlichst mitkommen wollten ...«
»Nein!«, zeterte Frank Jamieson schrill. Seine Fischaugen traten fast aus den Höhlen. »Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen! Das alles ist doch bloß ein Irrtum, eine Verwechslung!«
»Sicher«, erwiderte der knochige Desperado zynisch. »Sie sind gar nicht Big Dave Cameron, stimmt's?«
»Nein«, ächzte der Viehaufkäufer. »Das heißt natürlich, ja! Ich bin es wirklich nicht. Ich kenne nicht einmal einen Mann dieses Namens.«
»Das habe ich mir fast gedacht«, höhnte der Desperado. »Wir haben einfach einen Fehlgriff getan. Wahrscheinlich ist dieser Pilger mit der roten Nase und dem durchgeschwitzten Hemd dort drüben unser Mann. Oder vielleicht auch dieser hagere Hecht von einem Satteltramp.«
David Cameron fand es wenig schmeichelhaft, als Satteltramp angesehen zu werden, aber er grinste trotzdem zu dem Kerl hinüber.
»Vielleicht«, ächzte der Viehaufkäufer. »Wenn Sie mir doch nur glauben würden, dass ich ...«
»Wenn ich mir die beiden so anschaue«, fiel ihm der Bursche bissig ins Wort, »dann sieht wirklich jeder von ihnen so aus, als ob er ein Zeitungsherausgeber sein könnte.«
»Ein — ein Zeitungsherausgeber?«, stammelte Frank Jamieson. Zur Abwechslung lief sein Gesicht nun dunkel an, als ihm aufging, dass er zu allem Überfluss noch verspottet wurde.
»Yeah«, sagte der Stoppelbärtige grob, »damit hatten Sie wohl nicht gerechnet — dass wir so genau unterrichtet sind, meine ich. Und deshalb werden Sie auch einsehen, dass Sie sich Ihren Atem sparen können, Mr. David Cameron. — Los, klettern Sie...
Erscheint lt. Verlag | 28.9.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • 2019 • 2020 • Abenteuer-Roman • Bestseller • billy-jenkins • bud-spencer • buffalo-bill • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • gf unger • G. F. Unger • H C Nagel • Indianer • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • tom prox • Unger • Western • western-bestseller • Western-roman • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt-Earp |
ISBN-10 | 3-7517-7275-8 / 3751772758 |
ISBN-13 | 978-3-7517-7275-4 / 9783751772754 |
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