G. F. Unger Western-Bestseller 2691 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6922-8 (ISBN)
Als die »Missouri Lady« festgemacht hat, gehen die meisten Passagiere von Bord, um sich an Land ein wenig die Beine zu vertreten.
Bea Bancrowt, die derzeitige Eignerin der »Missouri Lady«, geht ebenfalls von Bord, und man könnte sie für einen der weiblichen Passagiere halten, die von New Orleans heraufkommen und in Saint Louis auf die kleineren Missouri-Dampfboote umsteigen.
Bea Bancrowt hält an Land kurz an. Und dann sieht sie Mark Shannon hinter einem abgestellten Frachtwagen hervortreten. Er kommt auf Bea Bancrowt zu und greift dabei an den Hut, macht eine leichte Verbeugung.
Lächelnd fragt er: »Nun, schöne Bea, immer noch einsam und stolz - oder besser gesagt: stolz und deshalb einsam? Oder hat sich was geändert?«
Sie ist einen Kopf kleiner als er und muss zu ihm aufsehen. Ihr Haar schimmert in der Nachmittagssonne wie poliertes Rotgold. Und ihre Augen sind unter den langen Wimpern von einem intensiven Grün.
Sie lächelt und erwidert: »Es hat sich nichts geändert, Mark Shannon, gar nichts. Es gibt keinen zweiten Mann auf dieser Erde, der mich Tom Bancrowt vergessen lassen könnte - keinen.«
Big-Muddy-Fehde
Als die »Missouri Lady« festgemacht hat, gehen die meisten Passagiere von Bord, um sich an Land ein wenig die Beine zu vertreten.
Bea Bancrowt, die derzeitige Eignerin der »Missouri Lady«, geht ebenfalls von Bord, und man könnte sie für einen der weiblichen Passagiere halten, die von New Orleans heraufkommen und in Saint Louis auf die kleineren Missouri–Dampfboote umsteigen.
Bea Bancrowt hält an Land kurz an. Und dann sieht sie Mark Shannon hinter einem abgestellten Frachtwagen hervortreten. Er kommt auf Bea Bancrowt zu und greift dabei an den Hut, macht eine leichte Verbeugung.
Lächelnd fragt er: »Nun, schöne Bea, immer noch einsam und stolz – oder besser gesagt: stolz und deshalb einsam? Oder hat sich was geändert?«
Sie ist einen Kopf kleiner als er und muss zu ihm aufsehen. Ihr Haar schimmert in der Nachmittagssonne wie poliertes Rotgold. Und ihre Augen sind unter den langen Wimpern von einem intensiven Grün.
Sie lächelt und erwidert: »Es hat sich nichts geändert, Mark Shannon, gar nichts. Es gibt keinen zweiten Mann auf dieser Erde, der mich Tom Bancrowt vergessen lassen könnte – keinen.«
»Du müsstest es vielleicht mal ausprobieren«, sagt er. »Und du könntest mit mir anfangen. Wer weiß, vielleicht bin ich schon gut genug. Na?« Es ist zwar ein scherzender Klang in seiner Stimme, doch sie weiß zu gut, dass er es ernst meint. Und sie denkt: Oh, hätte ich ihm und Ben Mannerhan doch nur keine Revanche zugesichert. Hätte ich ihnen doch nur nicht mein Wort gegeben!
Sie hört Mark Shannon indes sagen: »Ben Mannerhan ist auch da, schon seit einigen Tagen. Wir wussten ja nicht so genau, wann deine Missouri Lady hier anlegen würde. Wir haben ausgelost, wer von uns dich abholen durfte. Ich betrachte es als gutes Zeichen, dass ich gewann. Gehen wir, ja?«
Er bietet ihr seinen Arm.
Und sie nimmt ihn, damit er sie sicher durch das Gewimmel führt.
Bald schon streben sie dem River Hotel zu, an welches sich eine Spielhalle und ein Saloon anschließen.
Sie betreten die Spielhalle, und auch hier ist schon alles voll in Betrieb.
Bea Bancrowt sieht den bärtigen Ben Mannerhan an der Bar lehnen. Ihre Blicke begegnen sich im Spiegel. Ben Mannerhan trägt wie immer eine Melone, aber das gehört zur Tracht der Schiffseigner und Flussdampferkapitäne. Sie tragen nicht wie Seeschiffkapitäne Schirmmützen und Uniformen mit blanken Goldknöpfen, nein, diese Flusskapitäne versuchen wie wohlhabende Geschäftsleute auszusehen.
Bea Bancrowt fragt sich bei Ben Mannerhans Anblick wieder einmal mehr, was dieser Mann wohl eher ist, Spieler oder Dampfbootkapitän.
Er stößt sich von der Bar ab und greift an den Rand seiner Melone. Zwischen dem Vollbart blinken seine starken, weißen Zähne.
»Hallo, Bea«, sagt er. »Hat Mark dich wieder gefragt, ob er dich nicht endlich haben kann? Hat er? Nun, fall nur nicht auf ihn herein. Mit mir würdest du besser dran sein, Grünauge. Gehen wir dort in das Nebenzimmer.«
Er deutet auf eine offene Tür, die zu einem kleinen Spielzimmer führt, in welchem alle drei Spieltische besetzt sind.
Bea Bancrowt verharrt bei der Tür. Die beiden Männer gehen hinein in den kleinen Saloon.
Sie hört Ben Mannerhans tiefe Stimme laut genug sagen: »Also gut, Freunde, ihr alle habt jetzt lange genug hier gesessen. Nun wollen wir den Raum für uns haben. Seid so nett und geht raus hier.«
Es ist einen Moment still. Dann fragt eine ärgerlich und grollend klingende Stimme böse: »Und wenn wir dir sagen, dass du total beknackt bist und dich zur Hölle scheren sollst, Bruder?«
Nun scheint alles den Atem anzuhalten und auf die Antwort zu warten.
In Ben Mannerhans Kehle ist ein erwartungsvolles Lachen, als er erwidert: »Nun, bis jetzt war es nur eine Frage, Bruder. Du musst es richtig zu mir sagen, dann wirst du herausfinden, was du wissen möchtest. Na, dann sag es, und frag nicht wenn!«
Bea Bancrowt sieht nur die Rücken der beiden Männer vor sich.
Und obwohl sie sich äußerlich sehr unähnlich sind, wirken sie nun von hinten gesehen wie Zwillinge. Denn sie scheinen zu lauern wie Tiger auf dem Sprung. Bea begreift plötzlich die Artähnlichkeit der zwei Männer.
Plötzlich sagt jemand in die erwartungsvolle Stille: »Das sind Ben Mannerhan und Mark Shannon. Was mich betrifft, so gehe ich lieber freiwillig. Denn die bluffen nie, wenn sie erst mal das Maul so weit aufrissen. Und seht, sie sind mit einer Lady gekommen! Ich gehe freiwillig! Und wer zu mir sagt, dass ich ein Feigling bin, dem haue ich die Ohren ab!«
Ein großer Holzfäller und Flößer, der zu einer rauen Mannschaft gehörte, welche ein Riesenfloß von Norden her den Strom herunterbrachte, erhebt sich und bleibt nach drei Schritten vor Ben Mannerhan stehen.
»Oder halten Sie mich für einen Feigling, Mister?« So fragt er und starrt Ben Mannerhan an.
Der grinst wieder zwischen seinem Vollbart und greift an den Rand seiner Melone.
»Mein Freund«, sagt er, »ich bin Ihnen sehr verbunden. Sollten wir uns in den nächsten Tagen begegnen, dann wäre es mir eine Freude, Sie zu einem Drink einzuladen. Denn ich mag vernünftige Männer.«
Es herrscht plötzlich an den drei Spieltischen Aufbruch. Man hört Füßescharren, Stühlerücken, Schnaufen, leises Fluchen oder aber auch grimmiges Lachen.
Doch sie alle erheben sich und folgen dem Flößer und Holzfäller, der sich zwischen Mannerhan und Shannon hindurch zur Bar des großen Spielsaales drängt.
Bea muss etwas zur Seite treten.
Aber dann folgt sie den beiden Männern in den kleinen Saloon.
Eine Bedienung taucht auf. Es ist ein hinkender Bursche, der sich eine Schürze umgebunden hat, welche wahrscheinlich ein halbes Bettlaken ist.
Er beginnt, den Ecktisch abzuräumen und zu säubern.
Dann bietet er Bea den Stuhl in der Ecke an.
»Ist es recht so? Was darf ich bringen?«
»Besten Bourbon«, verlangt Bea.
»Und Zigarren, aber erstklassige«, sagt Ben Mannerhan.
»Eine Flasche Champagner«, befiehlt Mark Shannon. »Es kam doch welcher von New Orleans herauf gestern, mit der Natchez, nicht wahr?«
Sie setzen sich zu Bea an den runden Tisch.
Bea stellt die große Handtasche darauf und beginnt, ihr Geldpacken zu entnehmen. Es sind Bündel mit Hundert–Dollar–Scheinen, und es sind eine Menge Bündel.
Auch die Männer holen Geld aus allen Taschen. Sie haben es überall in ihrer Kleidung verteilt. Und gewiss tragen sie auch noch Geldgürtel auf dem bloßen Leib, in denen sich das Reservespielkapital befindet.
Bea Bancrowt sieht die beiden Männer nacheinander fest an.
»Also, als wir damals in Saint Louis das große Spiel machten, da gaben wir uns das Wort, dass es Revanche geben würde in einem Jahr hier in Missouri Bend. Mein Schiff übernimmt Holz. Bis alles übernommen ist, wird es Nacht sein, eine schwarze Nacht ohne Mond und Sterne. Wir können deshalb nicht weiter den Strom hinauf. Jedoch beim ersten Tageslicht beende ich das Spiel und gehe an Bord. Gut so?«
Die beiden Männer nicken.
Dann lacht Mark Shannon leise und spricht, so als würde er scherzen: »Bea, wenn ich dein Geld und dein Schiff gewonnen habe in dieser Nacht, dann darfst du dennoch mitfahren. Ich nehme dich mit als meinen Ehrengast, hahahaha!«
Aber sie lachen nicht mit, weder Bea Bancrowt noch Ben Mannerhan.
Sie starren ihn vielmehr forschend und fast schon misstrauisch an, so als spürten sie, dass seine Worte kein Scherz sind.
Doug Sullivan, der Besitzer des Hauses, kommt mit einem schwarzen Kasten, den er öffnet und aus dem er ein Dutzend versiegelte Kartenspiele entnimmt.
»Ich verbürge mich dafür, dass es saubere Karten sind«, sagt er. »Die Siegel sind unversehrt.«
Er verbeugt sich vor Bea und geht zur Tür.
»Darf die Tür offen bleiben?«, fragt er von dort höflich.
Bea nickt. Und auch die beiden anderen Spieler nicken.
Mark Shannon greift eines der Kartenpäckchen, prüft das Siegel und reißt dann die Hülle auf. Er breitet die Karten verdeckt auf der Tischplatte aus.
»Also, dann sehen wir mal, wer mit dem Geben beginnt.« Er lächelt, und in seinen Augen ist ein kaltes Licht.
Das Spiel beginnt bald schon.
Und es ist mehr als nur ein Spiel. Es ist ein Krieg, ein Krieg mit vielen Schlachten.
Denn die beiden Männer wollen die Frau.
Wenn sie die Frau klein machen können, wenn einer von ihnen Sieger sein würde, irgendwann im Laufe der Nacht – nun vielleicht gewinnt er dann auch die Frau im Spiel.
Sie wünschen es sich.
Es ist ihr Ziel.
Und Bea Bancrowt weiß es.
Denn sie versuchten es schon mal vor einem Jahr in Saint Louis.
Sie verloren.
Wie wird es diesmal ausgehen?
✰✰✰
Die Stunden vergehen. Und immer wieder ist Mark Shannon der große Gewinner. Immer wieder schlägt er zu, weiß er mit untrüglicher Sicherheit, dass seine Karten besser sind und er...
Erscheint lt. Verlag | 21.9.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp |
ISBN-10 | 3-7517-6922-6 / 3751769226 |
ISBN-13 | 978-3-7517-6922-8 / 9783751769228 |
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