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Gespenster-Krimi 155 (eBook)

Im Verlies der blutigen Träume

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7228-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gespenster-Krimi 155 - Brian Elliot
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Als der amerikanische Geschäftsmann Larry Landon das uralte Schloss Ysancourt in Frankreich betritt, ahnt er noch nicht, welches Grauen ihn dort erwartet. Eigentlich will Larry das Gemäuer für seine Firma kaufen und in ein Hotel umwandeln. Dann aber erfährt er von dem Fluch, der über der Familie Ysancourt liegt, ausgesprochen von einer Hexe im finstreren Mittelalter! Und schon in seiner zweiten Nacht auf Schloss Ysancourt fordert dieser Fluch sein erstes Todesopfer!
Doch Larry kann nicht einfach in die Heimat zurückkehren. Er hat sich in die junge Comtesse Yvonne verliebt und ist entschlossen, sich dem 'Schrecken von Ysancourt' zu stellen, um ihr Leben zu retten!

Im Verlies
der blutigen Träume

von Brian Elliot

Die Henkersknechte, kräftige Gesellen in roten Wämsern, schleppten einen grauhaarigen Mann zwischen sich, dessen Oberkörper trotz der Kälte nackt war. Seine Brust und sein Rücken waren von schrecklichen Wunden entstellt. Er sehnte sich nur noch nach dem Tod, dem Ende seiner Qual.

Nach ihm wurde eine junge Frau aus dem Haus geführt, gleichfalls gefesselt. Sie war hochschwanger, ihr Leib wölbte sich unter dem grünen Kleid. Erhobenen Hauptes schritt sie durch den Spott der Menge, stolz wie der Teufel selbst.

Rufe voller Hass erklangen, obszöne Gesten wurden ge‍macht. »Hexe! Satansbuhlerin! Du trägst das Kind des Teufels in deinem sündigen Leib! Fluch und Schande über dich, Denise de Ysancourt!«

»Jean-Paul Dulot«, rief das Mädchen, »triumphiere nicht zu früh! Ich komme wieder! Du wirst deinen Sohn sehen, Jean-Paul Dulot! Unseren Sohn! Und tausend Jahre lang, alle hundert Jahre, wird der Schrecken die Deinen heimsuchen und der Fluch sich von Neuem erfüllen!«

Laurence »Larry« Landon landete am 2. Januar morgens um 7 Uhr 15 in Le Bourget. Ein eiskalter Wind pfiff über das Flugfeld, als Larry aus der Caravelle stieg. Er stellte den Kragen seiner Jacke hoch, steckte die Hände tief in die Taschen und ging zum Flughafengebäude.

Beim Zoll hatte er keine Schwierigkeiten, denn Larry war ein Mann, der gern mit leichtem Gepäck reiste. Larry erhielt sein Gepäck bei der Abfertigung.

Er sah sich in der großen Halle um. Yvonne de Ysancourt sollte ihn am PanAm-Schalter erwarten. Als Erkennungszeichen war eine Ausgabe des ›Paris Match‹ ausgemacht, die sie unter dem Arm halten sollte.

Larry schnitt eine Grimasse. Er stellte sich eine vertrocknete Frau um die Fünfzig vor, wahrscheinlich mit Stahlbrille und schiefsitzenden Strümpfen. Larry teilte nicht die Ehrfurcht vieler Amerikaner vor einem Adelstitel. Er hatte seine Erfahrungen gemacht. Ob Earl, ob Chevalier, ob Graf, sie alle wollten Unsummen für ihre verrotteten Kästen von Burgen und Schlössern, wenn Landon Hotels & Stores an sie herantraten.

Zudem waren viele der Gebäude so vom Einsturz bedroht, dass selbst Richard Löwenherz sich geweigert hätte, unter einem solchen Dach zu übernachten.

Eine dankbare Aufgabe war es nicht, die Burgen und Schlösser interessierter europäischer Adliger zur Umwandlung in einen Hotelbetrieb zu testen.

Bei PanAm stand keine Fünfzigjährige, sondern eine bildhübsche dunkelhaarige junge Frau. Unter dem Arm hielt sie den ›Paris Match‹.

»Comtesse Yvonne de Ysancourt?«, fragte Larry.

Zwei braune Augen musterten ihn.

»Mr. Landon?«

»Ganz genau. Es ist mir ein Vergnügen. Mit einer so charmanten Geschäftspartnerin hatte ich nicht gerechnet.«

»Sie sehen auch nicht wie der Prototyp eines amerikanischen Hotelfachmanns aus.«

Das stimmte. Laurence Landon, zweiter Sohn von James Landon III., war schlaksige Einsachtzig lang, hatte braunes Haar und ein sympathisches Gesicht.

»Sie wollen also Landon Hotels & Stores ein Schloss verkaufen, komplett mit Schlossgeistern und allem Drum und Dran?«

Ein Schatten huschte über das hübsche Gesicht.

»Über solche Dinge machen wir keine Witze!«, sagte sie. »Sie mögen das vielleicht nicht glauben, aber es gibt tatsächlich Spukschlösser und verwunschene Burgen, auf denen der Fluch der blutigen Vergangenheit ruht.« Die junge Comtesse war bei diesen Worten sehr ernst geworden.

Doch Larry wäre nicht Larry gewesen, hätte er darauf nicht einen seiner lockeren Sprüche vom Stapel gelassen. »Je mehr Schlossgeister, Gespenster und Flüche, umso besser. Landon kauft sie alle. Mit so einer Attraktion ließe sich eine Menge Geld machen. Einmal, drüben in England, in der Nähe von Reading, glaubte ich schon einmal, ich hätte einen waschechten Poltergeist erwischt. Ein Lord wollte seinen Sommersitz verkaufen, weil es dort des Nachts manchmal grässlich rumorte und polterte. Ich übernachtete dort. Gleich in der ersten Nacht die unheimlichen Laute. Poltern. Trappen. Rumoren. Ich zischte aus dem Bett und sah mich im düsteren Gang ei‍ner dunklen Gestalt gegenüber.«

»Und?«

»Es war der trunksüchtige Butler. Er hatte einen Geheimschlüssel zum Weinkeller und war oft nicht mehr ganz sicher auf den Beinen, wenn er von seinen Kostproben zurückkehrte.«

»Ich sehe schon, mit Ihnen kann man kein ernstes Wort reden, Monsieur. Kommen Sie, mein Wagen wartet draußen.«

Laurence Landon und die Comtesse de Ysancourt verließen das Flughafengebäude. Larry sprach ein ausgezeichnetes, fast akzentfreies Französisch. Das und die Tatsache, dass er ein cleverer, mit allen Wassern gewaschener Geschäftsmann war, hatte James Landon III. und. James II. bewogen, ihn nach Frankreich zu schicken, wo er sich einige alte Schlösser ansehen sollte.

Die hübsche Comtesse steuerte entschlossen auf einen Parkplatz zu. Dort stand ein Citroën DS 19 von wahrhaft ehrwürdigem Alter.

Larry ging zunächst dreimal um das Gefährt herum.

»Mon Dieu!«, sagte er andächtig.

»Das Gleiche sagten mein Vater und meine Brüder auch, als sie ihn zum ersten Mal sahen.«

Larry verstaute sein Gepäck im Kofferraum, setzte sich dann neben Yvonne de Ysancourt. Sie ließ den Motor an.

Der Citroën rollte los. Die Comtesse reihte sich auf dem Peripherique Boulevard ein, um nicht quer durch die Stadt fahren zu müssen.

Als sie die Stadt hinter sich gelassen hatten, ging es durch verschneite Felder, Wälder, Städte und Dörfer.

»Sie redeten vorhin, als würden sie Geister- und Spukerscheinungen auf alten Schlössern durchaus ernst nehmen, Comtesse«, sagte Larry, mehr um ein Gesprächsthema zu ha‍ben.

»Nennen Sie mich einfach Yvonne. Ich gebe wenig auf den Titel, von dem ich ohnehin nicht sehr viel habe. Meine Freunde am Institut d'Art et d'Archeologie sagen auch einfach nur Yvonne.«

»Was studieren Sie dort, Yvonne?«

»Kunst. Mit mäßigem Erfolg allerdings. Ich bin wohl kein besonderes Talent.«

»Oh, dann reden wir lieber wieder über die Spukschlösser und Geisterburgen. Im Ernst, glauben Sie tatsächlich, dass es in diesen alten Gemäuern übernatürliche Dinge geben kann?«

»Monsieur Landon, ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, dass Sie diese Dinge nie kennenlernen. Hinter vielen dieser alten Sagen und Überlieferungen verbirgt sich eine grausige Realität. Wie hinter dem Schrecken von Ysancourt.«

»Der Schrecken von Ysancourt? Was ist das?«

»Eine alte blutrünstige Geschichte, Monsieur. Das ist keine Touristenattraktion. Diese Dinge sind lange vorbei, aber unsere Familie denkt immer noch mit Schaudern daran. Am besten, Sie vergessen, dass ich es erwähnt habe.«

Schloss Ysancourt befand sich auf einer kleinen Insel inmitten eines Sees, der von einem Nebenarm der Loire gespeist wurde. Das Schloss war nur achtzehn Kilometer von Tours entfernt. Eine schmale Stegbrücke, über die allerdings kein Auto fahren konnte, verband die Insel und das Schloss mit dem Festland.

Das Schloss war ein düsterer Bau mit Zinnen und hochragenden Türmen. Es schien Larry noch düsterer als der Hintergrund des bewölkten Himmels. Er fragte sich, wie aus dem Kasten jemals ein Hotel werden sollte.

Doch Yvonne de Ysancourt war zu hübsch, als dass er ihr so einfach eine Abfuhr erteilen konnte.

»Hm«, meinte Larry also nur, »ein reichlich dunkles Gebäude, finden Sie nicht?«

»Warten Sie ab, bis Sie drin sind. Ysancourt ist sehr gemütlich.«

Die Comtesse parkte den Wagen in einer Leichtbaugarage vor der Stegbrücke. Larry stieg aus, reckte und dehnte sich ausgiebig nach der langen Autofahrt. Es war gegen elf Uhr. Larry nahm seine Koffer, warf noch einmal einen misstrauischen Blick auf Schloss Ysancourt, dann folgte er der Comtesse über die Zugbrücke.

Larry war sicher kein abergläubischer Mensch, doch als er durch den wuchtigen, gemauerten Torbogen lief, fiel ihm die bedrückte, schier unheimliche Atmosphäre auf, die über dem Schloss zu lasten schien. Der Schlosshof – mit feucht glänzenden Kopfsteinen gepflastert – war leer.

Die Comtesse deutete auf das Haupt- und Wohngebäude. »Diesen Flügel, den westlichen, bewohnen wir. Im südlichen Teil des Schlosses sind die Dienstboten untergebracht. Viele sind es nicht, denn mit der Herrlichkeit von Schloss Ysancourt ist es nicht mehr weit her. Die übrigen Gebäude stehen zum Teil schon seit vielen Jahren leer, sind aber allesamt in gutem Zustand. Es dürfte nicht besonders schwierig und kostspielig sein, sie zu restaurieren, wenn Sie Schloss Ysancourt erst einmal gepachtet haben.«

»Offen gestanden, wenn es zum Abschluss kommt, sind Landon Hotels & Stores mehr an einem Kauf interessiert.«

»Ich glaube, ein Pachtvertrag über ein paar Jahrzehnte wäre für beide Teile besser, Monsieur Landon. Doch darüber können wir später noch...

Erscheint lt. Verlag 14.9.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-7228-6 / 3751772286
ISBN-13 978-3-7517-7228-0 / 9783751772280
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