Jack Slade 1018 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6903-7 (ISBN)
Moses Dunn war noch ein Kind, als sein Vater Jackson eines Tages das Haus verließ und nicht mehr zurückkehrte. Über zwanzig Jahre später verdient Moses sein Geld als Cowboy und hält sich nur selten in seinem Heimatort Pendon auf. Als er eines Tages in der Stadt weilt, überfallen Banditen die Bank und erschießen Sheriff Frank Sneak. Moses gelingt es, die Mörder zur Strecke zu bringen. Man bittet ihn, Sneaks Nachfolger zu werden, was er annimmt. Doch kaum hat sein Leben eine neue Richtung eingeschlagen, steht plötzlich sein Vater vor der Tür - mit einer tödlichen Gefahr im Gefolge!
Moses
Dunn,
der neue
Sheriff
Moses Dunn war noch ein Kind, als sein Vater Jackson eines Tages das Haus verließ und nicht mehr zurückkehrte. Über zwanzig Jahre später verdient Moses sein Geld als Cowboy und hält sich nur selten in seinem Heimatort Pendon auf. Als er eines Tages in der Stadt weilt, überfallen Banditen die Bank und erschießen Sheriff Frank Sneak. Moses gelingt es, die Mörder zur Strecke zu bringen. Man bittet ihn, Sneaks Nachfolger zu werden, was er annimmt. Doch kaum hat sein Leben eine neue Richtung eingeschlagen, steht plötzlich sein Vater vor der Tür – mit einer tödlichen Gefahr im Gefolge!
Moses' Finger krallten sich in das Bettlaken und zogen es fester über seinen Kopf. Genauso gut hätte er versuchen können, sich mit einem Blatt Papier vor einem Wolkenbruch zu schützen. Der Stoff war zu dünn, um zu verhindern, dass die Stimmen aus dem Nebenzimmer seine Ohren erreichten.
Die Stimmen waren laut. Hell und schrill die von Mary, seiner Mutter, dunkel und dröhnend die seines Vaters Jackson. Die genauen Worte verstand er nicht, was nicht notwendig war. Er wusste auch so, was vor sich ging. Seine Eltern stritten wieder einmal. Die ständigen Auseinandersetzungen machten ihm Angst, zumal sie mit jedem Mal heftiger zu werden schienen.
Manchmal empfand er regelrecht Erleichterung, wenn sein Vater zu einer seiner Reisen aufbrach, die in der Regel wochenlang dauerten. Er vermisste ihn zwar, denn er liebte ihn sehr. Andererseits konnten seine Eltern während seiner Abwesenheit nicht aneinandergeraten.
Moses' Mutter wirkte oft mürrisch. Sie kümmerte sich zwar um ihren Sohn, aber mehr wie um ein Haustier, das nun mal versorgt werden musste. Oft saß sie in ihrem alten Sessel neben dem Fenster und starrte nach draußen. Stundenlang, ohne auch nur einen Finger zu rühren. Eines Abends war es bereits dunkel geworden, und er hatte sich voller Entsetzen gefragt, ob sie wohl gestorben war. Er hatte nicht gewagt, sie anzusprechen, um es herauszufinden. Umso erleichterter war er gewesen, als sie endlich aufstand.
Er war inzwischen sechs Jahre alt und ein kluger Junge, wie ihm seine Lehrerin Miss Evens mehr als einmal bescheinigt hatte. Er hatte sich oft Gedanken über die Situation gemacht und war zu dem Schluss gekommen, dass die Ehe seiner Eltern das war, was man als zerrüttet bezeichnete. Den Begriff hatte er von seiner Schulfreundin Polly. Sie schien auf alles eine Antwort zu wissen und kannte Worte, von denen er nie gehört hatte. Wie zerrüttet eben. Wie sie ihm erklärt hatte, bedeutete das, dass man zusammenlebte, obwohl man sich nicht mehr leiden konnte.
So wie er die Dinge sah, traf das auf seine Eltern ziemlich genau zu.
»Ich tue das nicht für mich, sondern für uns. Begreif das endlich!«, brüllte sein Vater in einer Lautstärke, bei der Moses jedes Wort verstand. Unwillkürlich hielt er den Atem an.
»Dass ich nicht lache!«, hörte er seine Mutter. Sie war ebenfalls lauter geworden. Viel lauter. Der Streit schien auf seinen Höhepunkt zuzusteuern. »Du könntest dir eine Arbeit hier in Pendon suchen. Aber nein, du musst Banditen jagen!«
»Ich ziehe diese Leute aus dem Verkehr, und daran ist nichts Schlechtes. Es sind schließlich keine Heiligen. Außerdem kannst du kaum abstreiten, dass wir recht gut davon leben.«
Moses musste daran denken, dass er nicht genau wusste, womit Pa seine Dollars verdiente. Einmal hatte er seine Mutter danach gefragt, was sie mit einem gemurmelten Geschäfte beantwortet hatte. Ihr Gesichtsausdruck hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass sie keine weiteren Auskünfte zu erteilen gedachte. Den Vater selbst darauf anzusprechen, traute er sich aus irgendeinem Grund nicht.
Banditen jagen. Waren dafür nicht der Sheriff und seine Deputys zuständig?
Das höhnische Lachen seiner Mutter riss ihn aus seinen Überlegungen.
»Meine Eltern hatten mich gewarnt. Hätte ich nur auf sie gehört! Jetzt sitze ich hier mit einem ... einem Kopfgeldjäger! Einem Mann, der zu einem Schießeisen greifen muss, um seine Familie zu versorgen.«
Kopfgeldjäger? Dieses Wort war ihm neu. Er würde Polly fragen müssen.
»Hüte deine Zunge, Mary«, erwiderte sein Vater.
»Ich weiß, worauf es dir in Wahrheit ankommt. Du willst in aller Ruhe deine Huren vögeln. Deshalb bist du so oft wochenlang verschwunden.«
Pas Stimme klang schneidend. »Das ist nicht wahr.«
Huren waren die Mädchen, die im Saloon arbeiteten. Auch das gehörte zu den Dingen, die Moses von Polly erfahren hatte. Nicht einmal sie konnte jedoch sagen, welcher Arbeit sie dort konkret nachgingen. Jedenfalls schien es etwas Ungeheuerliches zu sein. Geradeheraus, wie sie eben war, hatte sie eines Tages Miss Evens nach dem Unterricht darauf angesprochen. Ihre Lehrerin war knallrot geworden und wortlos davongeeilt.
Einmal war Moses einer von ihnen auf der Straße begegnet. Sie war sehr jung, sehr rothaarig und sehr hübsch gewesen, aber auch blass, mit Schatten unter den Augen. Als sie bemerkt hatte, dass er sie anstarrte, hatte sie ihm ein Lächeln geschenkt und ihm zugezwinkert.
»Und ob das die Wahrheit ist!«, schrie seine Mutter. So schrill, dass es ihm in den Ohren schmerzte.
»Und selbst wenn, zwischen uns läuft ja sowieso nichts mehr.«
»Du gibst es also zu?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Willst du wissen, warum das so ist, Jackson? Weil du es nicht mehr bringst. Es ist lange her, dass ich das letzte Mal Spaß dabei hatte. Du bist ein Versager. Als Ehemann und als Vater.«
»Lass den Jungen aus dem Spiel.«
»Warum sollte ich? Schließlich bin ich es, der sich um ihn kümmern muss. Dich bekommt er ja kaum zu Gesicht. Neulich hat er mir gesagt, dass er sich nichts sehnlicher wünscht als einen richtigen Vater, so wie die anderen Kinder einen haben. Du würdest ihm wahrscheinlich einen Gefallen tun, wenn du nicht mehr nach Hause kommst.«
Unter seiner Decke zuckte Moses zusammen. Dergleichen hatte er nie gesagt. Warum behauptete seine Mutter so etwas?
»Du amüsierst dich, und ich kann sehen, wie ich klarkomme«, fuhr sie fort. »Vielleicht sollte ich mir einen Geliebten zulegen. Einen, der mich endlich mal wieder richtig durchvögelt.«
»Hör auf damit.«
»Mit deinem Schießeisen magst du umgehen können, jedoch nicht mit der Kanone zwischen deinen Beinen. Nicht einmal das bringst du auf die Reihe, du verfluchter ...«
Ein klatschendes Geräusch, bei dem Moses abermals zusammenfuhr, gefolgt von drückender Stille. Mit dem Kopf unter der Decke wurde ihm allmählich warm, doch er wagte nicht, sich zu rühren. Mit halb geöffnetem Mund lag er da und lauschte.
»Du hast mich geschlagen.«
Die Stimme seiner Mutter klang kalt. Erschreckend kalt. Ohne jede Emotion. So musste es sich anhören, wenn die Toten sprechen, schoss es ihm durch den Kopf.
»Tut mir leid, Mary. Du hast es darauf angelegt.«
»Also war es meine Schuld? Wäre mein Vater noch am Leben, würde er dich dafür totschlagen, Jackson Dunn. Geh! Geh und komm nie wieder. Wir sind fertig miteinander.«
»Und der Junge?«
»Er will nichts mehr von dir wissen, hast du das schon wieder vergessen?«
»Mary ...«
»Ich sagte, du sollst verschwinden, du Dreckskerl!«
Erneut setzte Stille ein, die sich endlos hinzuziehen schien. Dann war das Geräusch von Schritten zu hören, gefolgt vom lauten Knall einer zuschlagenden Tür.
Moses begriff, dass sein Vater das Haus verlassen hatte. An jenem Abend ahnte er jedoch nicht, dass Jackson Dunn über zwanzig Jahre lang nicht mehr heimkehren würde.
✰
Dreiundzwanzig Jahre später.
»Hast dich lange nicht blicken lassen, Moses«, sagte Greg Milton, den alle nur Milt nannten, und füllte das leere Glas bis zum Rand mit Whiskey. Dabei brachte er das Kunststück fertig, ohne hinzusehen die Flasche im genau richtigen Moment abzusetzen.
»Der Viehtrieb war lang«, antwortete Moses Dunn, setzte das Glas an die Lippen und leerte es in einem Zug. Milt schenkte nach. »Bin froh, wieder zu Hause zu sein.«
»Kannst dich glücklich schätzen, dass du eins hast, mein Junge. Solltest dich ein bisschen besser darum kümmern, sonst bricht dir die Bude eines Tages über dem Kopf zusammen. Was wirklich schade wäre.«
Milt hatte recht. Von einem eigenen Haus konnten die meisten der Cowboys, mit denen er oft wochenlang unterwegs war, nur träumen. Ihr Lohn war zu karg, als dass sie sich eines hätten leisten können. Was auch für ihn galt, allerdings hatte er das Glück, sein Heim von seiner Mutter geerbt zu haben.
Bei jedem seiner Aufenthalte versuchte er die notwendigsten Reparaturen zu erledigen, doch er blieb nie lange genug, um alles schaffen zu können. Immer wartete schon der nächste Auftrag auf ihn. Dieses Mal würde er zumindest das Dach reparieren, das hatte er sich fest vorgenommen.
Der Barkeeper ging, um sich um die anderen Gäste zu kümmern, die trotz der frühen Nachmittagsstunde den Saloon von...
Erscheint lt. Verlag | 14.9.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • g-f • GF • g f barner • g f unger • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Unger • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp |
ISBN-10 | 3-7517-6903-X / 375176903X |
ISBN-13 | 978-3-7517-6903-7 / 9783751769037 |
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