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Die Weide der Seepferde (eBook)

Jack Foster I
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
312 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-1037-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Weide der Seepferde -  Regina E.G. Schymiczek
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Jack Foster weiß, was die Katastrophe von Fukushima und die weltweite Wirtschaftskrise ausgelöst hat. Er weiß auch, was antike Magie, Wassermänner und Meerjungfrauen damit zu tun haben. Doch dieses Wissen ist nicht ungefährlich... Als der Meeresarchäologe Dr. Jack Foster bei einer Schatzsuche vor der Golfküste Floridas auf eine unbekannte Stadt nach antikem Vorbild stößt, ist seine Freude zunächst groß, da er glaubt, das sagenhafte Atlantis gefunden zu haben. Tatsächlich ist er jedoch auf eine Ansiedlung von Verschwörern gestoßen, die das Ziel haben, die Weltherrschaft durch einen neuen Super-GAU zu erlangen. Schneller als ihm lieb ist, ist Jack in die Sache verwickelt und muss versuchen, den Kopf der Verschwörer auszuschalten. Das führt ihn nach Berlin, zum Mont-St-Michel, nach New York, Phoenix und Las Vegas. Begleitet wird er dabei von seinem besten Freund Tony, seiner Ex-Freundin Cat, der geheimnisvollen Amphitrite, dem deutschen Professor Otto von Greifentann und - was ihm nicht immer gefällt - von seiner Mutter.

Regina E.G. Schymiczek (*1961 in Essen) ist Kunsthistorikerin, Archäologin und Autorin. Sie hat ihre Dissertation über die Entwicklung der Wasserspeier am Kölner Dom geschrieben, mehrere Bücher und Fachaufsätze zum Thema Wasserspeier, Kinderbücher, historischen Romane, Urban und High Fantasy Romane sowie diverse Kurzgeschichten veröffentlicht. Ihr Mittelalterroman Hildegundis und die Kinderkrone, der in Essen spielt, wurde für den UNKNOWN Buchpreis 2015 nominiert, die Kurzgeschichte Trauerschilf (unter ihrem Pseudonym Ray Silver) wurde auf der Frankfurter Buchmesse 2015 vom Buchjournal ausgezeichnet. Regina E.G. Schymiczek lebt und arbeitet in Essen sowie in einem Ferienhaus in den Niederlanden, ist aber auch immer wieder gern in den USA unterwegs.

1


Rebecca biss sich auf die Unterlippe und war von ihrem Vorhaben auf einmal gar nicht mehr so überzeugt. Machte sie auch keinen Fehler? Reiß dich jetzt zusammen, dachte sie dann. Zögernd hob sie die Hand, holte noch einmal Luft und klopfte. Sie hörte, dass auf der anderen Seite der Tür gesprochen wurde. Als niemand antwortete, drehte sie den Türknauf und lugte in den Raum. Ein Mann stand mit dem Rücken zur Tür an seinem Schreibtisch, und telefonierte lautstark. Rebecca verstand nur, dass es um Zahlen und Fristen ging. Er gestikulierte wild mit seiner freien Hand und blickte dabei aus dem Fenster.

Er war ziemlich groß, hatte kurze braune Haare, trug Khaki-Shorts und ein dunkelblaues T-Shirt, auf dem in weißer Schrift Lazy Lobster stand. Wahrscheinlich war er so Anfang 30, gehörte aber zu den Leuten, die immer jünger aussahen, als es ihrem wahren Alter entsprach.

Offensichtlich hatte er weder ihr Klopfen gehört noch bemerkt, dass sie eingetreten war. Rebecca blieb in der Nähe der Tür stehen und ließ ihren Blick in dem kleinen Büro herumwandern. Es hingen einige ausgestopfte Fische an der Wand, dazwischen etliche gerahmte Fotos, die einen Mann – wahrscheinlich war es der, der am Schreibtisch stand – in Tauchausrüstung zeigte. Auf jedem Bild hielt er einen anderen Gegenstand in die Kamera, mal ein goldenes Kreuz, mal eine große Goldmünze.

Jack beendete das Telefonat, drehte sich um und knallte den Telefonhörer auf die Gabel des altmodischen Tischtelefons. Den ganzen Tag hatte er schon unschöne Gespräche mit Banken, Versicherungen und Reiseagenturen geführt, und jetzt machte auch noch der Vermieter Druck! Das kleine Büro in der ersten Etage über dem Restaurant Lazy Lobster, direkt am Ocean Drive, war ein Glücksfall gewesen. Die Miete war zwar ziemlich hoch, doch die Werbung, die das Restaurant für ihn machte, wog das in der Regel mehr als auf. Die letzten beiden Winter waren in Florida jedoch ungewöhnlich kalt gewesen. Das hatte sich stark auf den Tourismus und besonders auf die Buchungslage bei Tauchausflügen ausgewirkt. Außerdem war Jack nicht der Einzige, der sich die gescheiterten Versuche der spanischen Eroberer, Gold aus der Neuen Welt nach Europa zu schaffen, als Einnahmequelle zunutze machte. Angebote, zu den Wracks der Schiffe zu tauchen, gab es an der Küste Floridas so viele wie gesunkene Galeonen. Zu diesem Konkurrenzdruck war noch ein Motorschaden am Boot gekommen, der ein gewaltiges Loch in Jacks Firmenkasse gerissen hatte. Ärgerlich fuhr er sich mit den Händen durch die Haare und überlegte, wie er aus dieser Klemme kommen konnte.

Da fiel sein Blick auf das Mädchen, das gerade sein kleines Büro betreten hatte und nun vor seinem Schreibtisch stand. Sie starrte ihn mit ihren großen, wasserblauen Augen unverwandt an. Für Kinderkram hatte er jetzt wirklich keinen Nerv. Wahrscheinlich sammelte sie für irgendein Wohltätigkeitsprojekt ihrer Schule. Einer exklusiven Privatschule, der Kleidung nach. Sogar die blaue Schleife, die ihre langen dunkelblonden Haare zu einem ordentlichen Pferdeschwanz gebändigt hatte, sah teuer aus.

„Was willst du, Kleine? Hast du dich verlaufen?“

„Ich habe mich nicht verlaufen!“, antwortete das Mädchen mit großem Ernst. „Auf Ihrem Türschild steht: Foster & Campillo. Organisation von Tauchausflügen mit Wrackbesichtigungen, Bergungen, Schätzungen von Kunstwerken. Sie sind doch Dr. Jack R. Foster, oder? Das steht zumindest auf dem Schild auf Ihrem Schreibtisch. Dann will ich Sie genau dafür anheuern: Tauchen, Bergen, Schätzen!“

Jack warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Eigentlich wollte er gleich Feierabend machen. Er seufzte und ließ sich in den alten Ledersessel hinter seinem Schreibtisch fallen.

„Hör mal, Kleine –“

„Mein Name ist Rebecca Whithall-Meyers und nicht Kleine!“, unterbrach ihn das Mädchen mit einem leicht gereizten Unterton.

„Also schön, Rebecca, du hast also eine Schatzkarte gefunden und willst mich engagieren, um diesen Schatz zu finden, richtig? Weißt du, wie teuer das wird?“

„Ich sagte gerade, dass mein Name Whithall-Meyers ist!“, antwortete das Mädchen leicht ungeduldig.

Jack hatte schon den Mund geöffnet, um das Kind nun endgültig nach Hause zu schicken, als ihm plötzlich einfiel, was dieser Name bedeutete. Die Whithall-Meyers waren eine Dynastie von Schiffsbauern, die ihren Stammsitz in Florida hatten, deren Yachten aber weltweit vertrieben wurden. Wenn das Mädchen zu dieser Familie gehörte, konnte sie sich seine Dienste spielend leisten. Sein Gesicht hellte sich auf.

„Soso, Whithall-Meyers also… was sagen denn deine Eltern zu deiner Schatzsuche?“

„Meine Eltern sind schon lange tot. Ich kann mich gar nicht an sie erinnern. Ich bin bei meiner Großmutter aufgewachsen. Sie ist vor vier Wochen auch gestorben. Mein Onkel ist jetzt mein Vormund, aber ich wohne nicht bei ihm. Ich habe eine Hauslehrerin, mit der ich in Großmutters Anwesen in St. Augustine lebe. Nach Grannys Tod habe ich tatsächlich eine Schatzkarte gefunden, nämlich diese hier.“ Rebecca öffnete ihre teure Designer-Tasche und holte ein vergilbtes Blatt hervor.

Jack war nun doch neugierig geworden und streckte die Hand aus. Rebecca gab ihm die Karte. Jack befühlte fachmännisch das Papier und hielt das Blatt gegen das Licht. Er runzelte die Stirn.

„Scheint tatsächlich alt zu sein“, murmelte er, mehr zu sich selbst. „Auf den ersten Blick zumindest.“

Dann sah er sich die gezeichnete Karte genauer an, auf der der südliche Teil Floridas dargestellt war. An der Nordspitze einer kleinen Inselgruppe, die sich oberhalb des Big Pine Keys befand, war ein kleines Kreuz mit einer seltsamen Zeichnung aufgemalt. Es sah ein bisschen aus wie ein Seepferdchen. Jack verzog den Mund. Die gesamte Inselgruppe stand unter Naturschutz und war nicht zugänglich. Er gab Rebecca, die es sich inzwischen in dem ebenfalls ziemlich abgewetzten Besuchersessel vor seinem Schreibtisch gemütlich gemacht hatte, die Karte zurück.

„Und was macht dich so sicher, dass das eine Schatzkarte ist? Nicht jedes Kreuz auf einer Landkarte bedeutet automatisch, dass dort eine Kiste mit Golddublonen versteckt ist, weißt du.“ War doch klar, dass dieser Kinderkram nichts bringt, dachte er dabei enttäuscht.

„Meine Großmutter hat mir gesagt, dass unsere Familie das Wissen um einen großen Schatz hütet, und dass sie mir zu gegebener Zeit davon erzählen würde“, sagte Rebecca, wobei sie ein Gesicht machte, als ob die Schatzkiste nur von der Post abgeholt werden müsste.

Jack stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch und vergrub sein Gesicht in den Händen. Dann sah er Rebecca an.

„Großmütter erzählen ihren Enkeln gern Geschichten. Dafür sind sie da. Das ist auch eine sehr schöne Geschichte, Rebecca, aber eben nur eine Geschichte. Wahrscheinlich hat einer deiner Vorfahren dort mal ein Wrack gesichtet und sich die Stelle notiert, weil er vermutete, dass dort eine spanische Galeone untergegangen ist. Und da diese Schiffe meist wertvolle Fracht an Bord hatten, wollte er später danach tauchen. Die Karte ist dann aufgehoben worden und jede Generation hat etwas anderes dazu gedichtet – aber anscheinend hat niemand wirklich nachgesehen. Wenn du willst, kann ich die Karte für dich verkaufen, sie bringt wahrscheinlich ein paar hundert Dollar. An deiner Stelle würde ich sie aber aufheben – dann kannst du später deinen Kindern und Enkeln eine spannende Schatzgeschichte erzählen.“

Jack stand auf. Er war der Meinung, dass er sich jetzt lang genug mit dem Mädchen beschäftigt hatte. Rebecca blieb sitzen. Sie sah Jack schweigend an, dann griff sie wieder in ihre Tasche. Sie holte ein kleines Paket heraus und gab es ihm.

„Das war bei der Karte“, sagte sie. Jack nahm das Päckchen und setzte sich wieder hin.

Er entfernte das Papier und war erstaunt, als er ein goldenes Schmuckstück auswickelte. Es handelte sich um einen Anhänger, der ein Seepferdchen darstellte. Auf dem Kopf trug es eine Krone. Der Schwanz des Seepferdchens bog sich so weit über seinen Rücken nach oben, dass er an den anmutig geneigten Hals stieß. Dadurch entstand ein Ring, durch den ein Lederband gezogen war. Auf dem Körper des Tieres waren einige Zeichen eingraviert. Aufmerksam betrachtete Jack den goldenen Anhänger. Die starken Abriebspuren und stellenweise noch vorhandene Patina deuteten darauf hin, dass das Schmuckstück lange im Wasser gelegen hatte. Eine Datierung war aber schwierig, er hatte noch nichts gesehen, was dem Stil dieses Schmuckstückes gleichkam.

„Das war also bei der Karte? Kann ich die noch mal sehen?“

Rebecca schob ihm wortlos die Karte über den Tisch. Jack starrte darauf, seufzte und schüttelte dann den Kopf.

„Selbst wenn dort ein Schatz liegt – wir kommen nicht hin. Das gehört alles zum Naturschutzgebiet. Da ist jede Schatzsuche verboten. Sogar beim bloßen Betreten des Gebietes macht man sich schon...

Erscheint lt. Verlag 19.8.2024
Reihe/Serie Jack Foster
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Archäologie • Atlantis • Humor • Romance
ISBN-10 3-7597-1037-9 / 3759710379
ISBN-13 978-3-7597-1037-6 / 9783759710376
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