Die Fabrik der Träume (eBook)
307 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7598-6112-2 (ISBN)
Frank Hinz, geboren 1977, lebt in Norddeutschland und ist Webprogrammierer. Sein Interesse für Light- und Dark Fantasy wurde hauptsächlich von den Werken Sir Terry Pratchetts geweckt, die ihn sofort in ihren Bann gezogen hatten. Besonders haben es ihn Geschichten über alternative Realitäten und abweichende Geschichtsabläufe angetan. Nach seinem Erstlingswerk 'Der Nekromant und das Mädchen', in dem er die wichtige Frage beantwortete, was wohl passiert wäre, wenn Heidi zu ihrem anderen Großvater geschickt worden wäre, widmet und nähert er sich in seinem neuen Buch 'Die Fabrik der Träume' so wichtigen Themen wie: Kann man den Hass in der Welt noch stoppen? Wovon träumen Steuerfachangestellte? Und haben auch Anwälte so etwas wie eine Seele?
Frank Hinz, geboren 1977, lebt in Norddeutschland und ist Webprogrammierer. Sein Interesse für Light- und Dark Fantasy wurde hauptsächlich von den Werken Sir Terry Pratchetts geweckt, die ihn sofort in ihren Bann gezogen hatten. Besonders haben es ihn Geschichten über alternative Realitäten und abweichende Geschichtsabläufe angetan. Nach seinem Erstlingswerk "Der Nekromant und sein Mädchen", in dem er die wichtige Frage beantwortete, was wohl passiert wäre, wenn Heidi zu ihrem anderen Großvater geschickt worden wäre, widmet und nähert er sich in seinem neuen Buch "Die Fabrik der Träume" so wichtigen Themen wie: Kann man den Hass in der Welt noch stoppen? Wovon träumen Steuerfachangestellte? Und haben auch Anwälte so etwas wie eine Seele?
1. Irritierende Initiationsriten
Viele glauben, dass die Feen für die Wunder der Natur verantwortlich sind. Doch sind diese Leute genauso weit von der Wahrheit entfernt, wie Alpha Centauri vom Hannover Hauptbahnhof entfernt ist …
»Wach auf, du Lusche! Heute ist unser großer Tag!«, brüllte Chubby Pferdesortierer während er wie ein Wahnsinniger an dem Bett seines Mitbewohners rüttelte.
Elyas M‘Dackelmann öffnete langsam die Augen und keifte: »Lachfichte, äh, Flachwichtel!«
»Astgesicht!«
»Schweinekropf-kopf!«
»Genitalwarze eines göbelnden Giftzwergs!«
Langsam stieg Elyas aus seinem Bett.
»Äh, du meintest wohl ›Pöbelnder Giftzwerg‹?«
»Nein, du bist in meinen Augen nichts weiter als ein göbelnder Giftzwerg. Du kotzt mich an!«
»Hehe, danke, Alter!«
»›Alter‹ nennst du mich? Ey, Mann, wir beide sind genau gleich alt, so wie alle Jungwichtel hier in der Baumkrone! Hehehe, und ab heute sind wir – yeah – WICHTEL!«
Voller Stolz setzte Chubby, der übergewichtige Freund von Elyas, sein rotes Mützchen auf. Ihnen beiden werden ihre gegenseitigen Frotzeleien fehlen, das war ihnen klar. Sie wussten nicht genau, was sie heute Abend erwarten würde, es gab zwar Gerüchte und Andeutungen, aber keiner von den Jungwichteln konnte genau sagen, was nach dieser abendlichen Zeremonie mit ihnen geschehen würde. Sie wussten nur, dass ein neuer Lebensabschnitt beginnen würde. Ob ihre Freundschaft den heutigen Abend überstehen würde, war ziemlich ungewiss.
Elyas verließ schlaftrunken sein Bett beziehungsweise Bettchen, rieb sich die Augen beziehungsweise Äuglein und wusch sich mit den Tautropfen eines nahegelegenen Blattes. Beziehungsweise Blättchen. Auf einem weiteren, wesentlich kleineren Blättchen kaute er, um sich die Zähne zu reinigen. Er schaute sich um und sah im Dämmerlicht (bekanntlich schlafen Wichtel tagsüber und arbeiten nachts), die unzähligen – er nahm an, dass es mindestens 20 waren – anderen Jungwichtel, die zumeist schon angezogen, vorbereitet und voller Enthusiasmus der heutigen Nacht entgegenfieberten. Langsam kleidete auch er sich an. Er wusste nicht, warum es so war, aber er hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Keiner der anderen Wichtel konnte ihm sagen, was ihn in dieser Vollmondnacht erwartet.
»In zweihundert Jahren habe ich einen Bart und mein Gesicht ist nicht mehr zart, tralala!«, sang Chubby und klopfte dabei rhythmisch auf seinen ohnehin schon permanent wackelnden Bauch.
»Halt die Klampfe, äh, Klappe, Dude!«
Ja, jeder wird nun einmal (früher oder später) erwachsen, oder zumindest volljährig, und muss seinen Platz in der Welt finden. Beziehungsweise – so wie im Falle der Wichtel – seine Bestimmung zugewiesen bekommen. So wie es seit Äonen üblich war. Und genau heute, genau drei Monate, nachdem Elyas, Chubby und die anderen Nachwuchswichtel den Blütenkelchen der Waldblumen (auf der ätherischen Ebene natürlich) entstiegen waren und sich von den Alten und Weisen einweisen ließen, begann der Ernst des Lebens für die kleinen Mützenträger …
Flink liefen die beiden besten Freunde die Treppe hinab, die nach unten führte. Für Außenstehende wie Menschen und alle anderen nichtmagischen Wesen mit eingeschränkter Wahrnehmung wäre diese Treppe nur eine sehr breite, dunkelgrüne Ranke gewesen, die spiralförmig an einer Buche entlangführte, aber für die Wichtel war sie der direkte Weg nach unten. Zum Waldboden. Dort, wo bereits viele weitere Wichtel voller Ungeduld warteten. Elyas teilte diese Gefühle nur bedingt. Misstrauen lag in seiner Natur.
Apropos Natur: Unten am Versammlungsplatz (eine kreisförmige, von Pilzen und etwa streichholzgroßen Fackeln1 umgebene Grasfläche) stand der Ehrengast in unmittelbarer Nähe zu Opa Wichtel, dem Anführer der hiesigen Waldwichtel. Es handelte sich dabei um Mutter Natur, die sich freundlicherweise auf Wichtelgröße geschrumpft hatte. Herzlich lächelnd begrüßte sie jeden einzelnen Jungwichtel, der den Platz betrat. In ihrem weißen Kleid und mit ihrer Blütenkrone auf ihrem langen blonden Haar sah sie verführerisch für Menschen und anbetungswürdig für Wichtel aus.
Elyas und sein Freund Chubby waren inzwischen am unteren Ende der »Wendeltreppe« angelangt. Jemand versperrte ihnen den Weg. Es handelte sich dabei um Michael »Bully« Voreilig und seine beiden Freunde Mario Nasengenießer und Luigi Barthebel. Niemand wusste, warum sie Elyas und Chubby hassten und die beiden Freunde hofften, die drei »Bullys« nach dieser Nacht nie wieder sehen zu müssen.
»Na, wen haben wir denn da? Den Dicken und den Dummsülzer!«
»Lasst uns durch, ja?«, bat Elyas freundlich. Er wollte nicht als Letzter bei diesem Meeting erscheinen.
»Wen nennst du hier einen Dummsülzer?«, frug Chubby.
Verdrießlich schaute Opa Wichtel, der sich etwa einen halben Meter beziehungsweise 20 Wichtelschritte von ihnen entfernt auf seinem Podest beziehungsweise Stein stand, zu ihnen hinüber. Er läutete seine Glocke.
Michael »Bully«, Mario und Luigi standen Elyas und Chubby noch immer grinsend gegenüber. Nach einer – für Elyas unendlich scheinenden – Weile von fünf Sekunden ließen die drei rüpelhaften Wichtel die zwei friedlichen vorbei. Natürlich mussten Mario und Luigi ihnen (jeweils) ein Bein stellen. Elyas stolperte, er verlor das Gleichgewicht und sein Kopf knallte hart gegen die Baumrinde. Chubby taumelte Michael »Bully« entgegen und wurde von ihm in Richtung von Mario geschubst. Mario schleuderte ihn zu Boden. Er lag direkt neben Elyas und richtete sich allmählich auf.
Elyas bekam dies nur sehr beiläufig mit. Um ihn herum drehte sich alles. Er bemerkte sanfte Hände, die sich vorsichtig und sehr geschmeidig von hinten unter seine Arme klemmten und ihn langsam aufrichteten. Als er sich umdrehen wollte, um dieser Person zu danken, vernahmen seine Ohren nur Geflatter und Gekicher. Er schüttelte den Kopf, vielleicht war das alles auch nur eine Einbildung gewesen. Er setzte seinen Weg fort, Chubby war so gut wie am Ziel. Das Gemecker von Opa Wichtel nahmen sie nur nebensächlich wahr.
Wie zu erwarten war, schafften sie es als Letzte zum Versammlungsplatz. Alle Jungwichtel der naheliegenden Bäume befanden sich in diesem Kreis und schauten voller Ungeduld zu Opa Wichtel. In den drei Monaten, die Elyas und Chubby bereits existierten, dachten sie, dass sie alle der etwa 100 Wichtel, die um sie herumstanden, kennen würden. Bartlose, zeigefingergroße Männlein mit roten Mützen. Aber da waren noch andere Wichtel. Ältere, nicht unbedingt uralte Wichtel wie der von allen respektierte Opa Wichtel, aber, welche, die bereits prächtige Bärte trugen; ein paar von ihnen waren schwarz, ein paar von ihnen rot, die meisten aber grau. Elyas zählte genau sieben von ihnen. Sie trugen weder rote Mützen wie Elyas oder Chubby, noch eine dunkelgraue wie Opa Wichtel und die anderen Altwichtel, sondern hellblaue. Sie standen alle außerhalb des Pilzkreises. Elyas nahm an, dass sie … Ach, es war noch zu früh, um Theorien aufzustellen.
Mutter Natur lächelte den verwirrten Elyas freundlich an. Opa Wichtel läutete dreimal seine Glocke und sprach: »Wichtelmännchen und … Wichtelmännchen! Die Zeit der großen Veränderung ist da. Eine Zeit des Wanderns, äh, Wandels. Eine Zeit des Aufbruchs. Nach diesem Tage werdet ihr die Gemeinschaft der Wichtel mit Stolz erfüllen und in der euch zugewiesenen Gilde euer Tagewerk, äh, Nachtwerk verrichten. Doch bevor die heilige Prozedur beginnt, lasset uns innehalten und unseren geschätzten Gast begrüßen.«
Er wandte sich Mutter Natur zu, die zu seiner Rechten stand. Charmant winkte sie den Wichteln zu.
»WIR GRÜSSEN EUCH!«, riefen die Wichtel mit Ausnahme von Elyas, der versehentlich »grützen« statt »grüßen« sagte. Es schien so, als ob Mutter Natur dies bemerkte, denn sie zwinkerte ihm leicht zu. Aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein.
Nachdem wieder etwas Ruhe geherrscht hatte, ergriff Opa Wichtel erneut das Wort:
»Meine lieben Freunde! Erinnert euch stets an die drei heiligen Regeln:
Erstens: Erledigt eure Aufgaben voller Ernst und Gewissenhaftigkeit! Ein Zauber, der vollzogen wurde, kann niemals mehr zurückgenommen werden! Ein Trank der gebraut wurde, verfehlt nie seine Wirkung! Eine Tat, die erbracht wurde, egal, wie unbedeutend sie euch erscheinen mag …«
Und nun riefen alle anwesenden Wichtel, egal welchen Alters:
»… HAT IMMER KONSEQUENZEN!«
Er fuhr fort:
»Zweitens: Hütet euch vor Katzen! Abgesehen von einigen magischen Wesen und selbstverständlich den Zauberern sind sie die einzigen Lebewesen, die euch trotz eurer naturgegebenen Unsichtbarkeit wahrnehmen können! Ein schwacher Hieb mit einer Katzenpranke, die Menschen nennen sie auch euphemistisch »Tatze« oder »Pfötchen«, kann für euch schwerwiegende Folgen, denn …«
»…EIN BLUTENDER WICHTEL IST EIN SICHTBARER WICHTEL!«
»Menschen! Manche von euch werden ihnen dienen! Doch beachtet immer die bedeutsamste Regel …«
Hinter vorgehaltener Hand flüsterte Chubby Elyas zu: »Warum sagt er nicht ›wichtigste Regel‹?«
»Krabbe, äh, Klappe!«
Der oberste Wichtel bemerkte die beiden Unruhestifter, räusperte sich laut und wiederholte seine Ausführungen:
»Die bedeutungsvollste, dritte Regel lautet: Dient den Menschen, aber bleibt ihnen fern! Mutter Natur hat in ihrer unendlichen Weisheit und Güte …« – während er dies sprach, schaute er vergrämt zu ihr herüber – »…...
Erscheint lt. Verlag | 17.8.2024 |
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Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Humor • Love • Romance • Sandmann • Schwarzer Humor • Urban Fantasy • Wichtel |
ISBN-10 | 3-7598-6112-1 / 3759861121 |
ISBN-13 | 978-3-7598-6112-2 / 9783759861122 |
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