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Dorian Hunter 156 (eBook)

In der Folterkammer des Hexenjägers

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7239-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorian Hunter 156 - Logan Dee
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»Matthias, Matthias! Hilf mir ...!«
Wieder und wieder hörte er ihre Stimme. Er watete durch vollkommene Dunkelheit. Die Stimme - Libussas Stimme - schien aus allen Richtungen zugleich zu kommen.
»Wo bist du, Libussa? Wie kann ich dich finden?«
Er spürte, wie etwas näher rückte. Der Boden erzitterte unter der Ankunft einer riesigen, bösartigen Wesenheit. Die Finsternis legte sich wie vergifteter Rauch auf seine Lungen.
Er vernahm ein Lachen. Ein höhnisches, siegessicheres Lachen.
Da wusste Dorian Hunter, dass er verloren hatte ...

Matthias Troger und Libussa erreichen den Mummelsee - die verlorene Heimat des jungen Adligen. Dort begegnen sie dem unheimlichen Isidor Santana - dem Hexenjäger der Gräfin Hildegard von Mummelsee!

1. Kapitel


Hier, hier, hier, schrien die Wände.

»Libussa!«, rief er verzweifelt.

Plötzlich spürte er, wie etwas näher rückte. Wie die Dunkelheit sich mehr und mehr zusammenballte. Der Boden erzitterte unter der Ankunft einer riesigen, bösartigen Wesenheit. Die Finsternis legte sich wie vergifteter Rauch auf seine Lungen.

Er vernahm ein Lachen. Ein höhnisches, siegessicheres Lachen. Da wusste Dorian, dass er verloren hatte. Er kam zu spät. Er konnte Libussa nicht mehr retten. Ein letztes Mal rief er verzweifelt ihren Namen.

»Libussa!«

Libussa, Libussa, Libussa.

Sie antwortete nicht mehr.

»Dorian!«

Er schrak auf, saß kerzengerade im Bett. Im ersten Moment glaubte er sich noch immer von Dunkelheit umgeben. Dann erblickte er Coco. Die Hexe saß neben ihm im Bett, hielt beruhigend seine Schulter umfasst. In ihrem durchsichtigen Nachthemd, unter dem sich die großen Brüste abzeichneten, sah sie verführerischer denn je aus, aber dafür hatte Dorian im Moment keinen Sinn.

»Du hast wieder geträumt«, stellte Coco fest. »Du hast im Schlaf ihren Namen gerufen. Libussas Namen!«

Nur allmählich gelangte Dorian wieder in die Realität zurück. »Es war anders als die ersten Träume«, sagte er schließlich. »Ich konnte nichts sehen. Ich tappte in vollkommener Dunkelheit umher und hörte Libussa um Hilfe rufen. Sie rief immer wieder nach Matthias. Und dann ...« Er kam ins Stocken.

»Und dann? Was passierte dann?«, bohrte Coco nach.

»Jemand – oder etwas – näherte sich. Ich spürte plötzlich eine abgrundtief teuflische Präsenz. Sie nahm mir buchstäblich den Atem.«

»Luguri?«, forschte Coco, aber Dorian schüttelte den Kopf.

»Das glaube ich nicht. Ich glaube einfach nicht, dass er es schafft, in meine Träume einzudringen.« Er griff zu einer Players, zündete sie an und inhalierte tief.

»Was war es denn nun?«, hakte Coco nach. »Ein Traum? Kein Traum?«

»Zumindest kein gewöhnlicher Traum«, antwortete Dorian nachdenklich. »Ich hatte das Gefühl, dass Libussa nach mir ruft – und zwar aus der Vergangenheit.«

»Das glaube ich nicht«, sagte Coco entschieden. »Du sagst selbst, dass sie nicht deinen jetzigen, sondern deinen vergangenen Namen gerufen hat.«

»Ja, das finde ich ja auch merkwürdig. Die einzige Erklärung wäre die, dass sie damals nicht wusste, wie ich dreieinhalb Jahrhunderte später heißen würde. Jedenfalls war es keiner jener Träume, die ich schon einmal hatte. Bisher hat Olivaro sein Wort gehalten, und ich bin von ihnen verschont geblieben. Nein, es scheint mir ein echter Hilferuf aus der Vergangenheit zu sein.«

»Und was willst du jetzt tun? In die Vergangenheit reisen? Die Zeitmaschine ist leider noch nicht erfunden worden.« Coco stockte, schien plötzlich eine andere Idee zu haben. »Und was ist, wenn Zicci dahintersteckt?«

Dorian schüttelte den Kopf. »Seine Scherze sind manchmal ganz schön derb, aber so weit würde er nicht gehen. Allerdings könnte sein Erscheinen auch damit zusammenhängen, dass Libussa damals wirklich in die Zukunft schauen konnte. Und dass sie in einer bedrohlichen Situation steckte, aus der nur ich sie dreieinhalb Jahrhunderte später befreien kann.«

»Das ist doch blanke Theorie. Warum fragst du nicht Zicci?«, schlug Coco vor.

»Zicci? Gut, wenn du meinst.«

Kaum hatte Dorian den Namen ausgesprochen, stand der Hausgeist im Schlafzimmer. Beziehungsweise schwebte er etwa dreißig Zentimeter unter der Zimmerdecke. Er schaute ziemlich missmutig drein. »Ich hoffe, du hast einen triftigen Grund, mich mitten in der Nacht herbeizurufen. Zamira und ich waren gerade dabei ...«

»Bitte keine Details!«, unterbrach ihn Dorian.

Zicci war, dem Anlass entsprechend, aus dem Dorian ihn herausgerissen hatte, mal wieder splitterfasernackt. Sein Glied war himmelwärts nach oben gestreckt und berührte die Decke.

»Wir wollen wissen, ob Dorian dir den Albtraum verdankt, aus dem er soeben erwacht ist«, sagte Coco.

Der Hausgeist setzte eine empörte Miene auf. »Was denkt ihr von mir? Niemals, ich betone: niemals würde ich meinem Herrn Schaden zufügen.«

»Zumindest nicht bewusst, das stimmt!«, knurrte Dorian.

»Vielleicht ja nicht mit Absicht«, lenkte Coco ein. »Hast du vielleicht an Libussa gedacht?«

Immerhin war Libussa Ziccis ehemalige Herrin gewesen. In der Vergangenheit hatte sie ihn ausgeschickt, um Matthias – Dorian in seinem sechsten Leben – zu Hilfe zu holen. Dabei hatte sich Zicci um dreieinhalb Jahrhunderte in der Zeit vertan. Konnte ja mal passieren, wenn man als Dämon gerade ein bisschen unkonzentriert war.

»Nicht, dass ich wüsste«, antwortete Zicci. »Zumal ich soeben mit Zamira zum zwölften Mal in dieser Nacht ...«

»Ich sagte doch: Keine Details!«, unterbrach ihn Dorian abermals. »Wenn du möchtest, kannst du jetzt wieder verschwinden.« Er stand auf und goss sich einen Bourbon ein. Nachdem er ihn heruntergekippt hatte, schwebte Zicci noch immer unter der Decke.

»Beschreib mir deinen Traum«, verlangte er.

Dorian seufzte, aber er tat dem Hausgeist den Gefallen.

Dessen Miene wurde immer besorgter. »Das kann nur bedeuten, dass du in großer Gefahr bist«, sagte Zicci schließlich. »Ein Dämon, ein mächtiger Dämon nähert sich dir.« Er vollführte eine entsprechend dramatische Geste.

»Danke«, sagte Dorian düster. »Das sind genau die aufmunternden Worte, die ich mir von meinem Diener versprochen habe.«

Beleidigt löste sich Zicci in Luft auf.

»Ich kann mich nur dunkel erinnern«, sagte Dorian schließlich zu Coco. »Es sind nur Fetzen, die ich sehe, keine zusammenhängenden Bilder. Es fühlt sich an, als würde etwas die Erinnerung blockieren. Ich glaube jedoch, dass Libussa und ich damals im Gebiet der Hornisgrinde abermals in Bedrängnis geraten sind ...«

»Hornisgrinde? Davon habe ich noch nie gehört«, gab Coco zu.

»Die Hornisgrinde ist der höchste Berg des Schwarzwalds«, dozierte Dorian. »Der Bergrücken erstreckt sich ziemlich lang über zwei Kilometer hinweg. Ganz in der Nähe liegt übrigens der Mummelsee. Hauptsächlich erinnere ich mich, dass es immerzu geregnet hat. Die ganze Zeit über tropfte es in unseren Zigeunerwagen herein. Nach einiger Zeit waren wir völlig durchnässt. Nichts wurde mehr richtig trocken. Wir froren und zitterten nächtelang ...«

»Oh, wie ich bisher so herausgehört habe, wird euch schon was eingefallen sein, um was gegen die Kälte zu unternehmen«, stichelte Coco gutmütig.

»Stimmt!«, grinste Dorian. »Libussa war eine begnadete Lehrmeisterin. Allerdings hat sie mir ihre Gunst nicht sehr oft geschenkt.«

»Das meiste davon scheinst du ohnehin vergessen zu haben. Jedenfalls habe ich nicht viel davon mitbekommen in letzter Zeit.« Sie lächelte und nestelte an Dorians Pyjamajacke herum.

»Ist ja auch schon ziemlich lange her«, gähnte der Dämonenkiller. »Etliche Jahrhunderte.«

»Wie wär's mit einer kleinen Auffrischung deines Gedächtnisses?«, schlug Coco vor. »Außerdem kommst du dann auf andere Gedanken.«

»Gönnst du mir etwa meine Erinnerung an Libussa nicht?«, erwiderte Dorian.

»Ich werde sie dir austreiben!«, drohte Coco. Und damit warf sie sich über ihn.

Zwischenspiel

Die Hand von Rosalind Guerrero fühlte sich trocken und kalt an, als ihr Sohn Josep darüberstrich. Ihr Brustkorb hob und senkte sich kaum noch, ihr Atem ging flach und röchelnd. Das faltige Gesicht mit den hohlen Wangen und den geschlossenen Augen wirkte verloren auf dem Kopfkissen.

»Es geht zu Ende.« Der Priester, der auf einem schlichten Holzstuhl auf der anderen Seite des Betts saß, bekreuzigte sich. »Bald hat sie es geschafft und Gott, der Herr, wird sie in seinem Reich aufnehmen.«

Josep nickte nur. Tränen schossen ihm in die Augen. Dass er selbst die siebzig fast erreicht und Rosalind die neunzig schon längst überschritten hatte, änderte nichts an der Leere, die er fühlte. An der Trauer.

»Wenn ein geliebter Mensch geht, spielt es keine Rolle, wie lange und erfüllt sein Leben war«, sagte Vater Rossend. »Du brauchst dich deiner Tränen nicht zu schämen. Sie sind nur ein Zeichen deiner Liebe.«

Josep Guerrero wischte sich über die Augen. »Es ist nur ... Sie ist alt, ja. Älter als es manch anderem zu werden vergönnt ist. Aber vor ein paar Wochen war sie noch rüstig, arbeitete jeden Tag in ihrem Gemüsegarten, interessierte sich für Politik und Literatur, hatte einen gesunden Appetit. Und jetzt das! Wie kann ein Mensch nur so schnell ... verfallen?«

»Die Wege des Herrn sind...

Erscheint lt. Verlag 17.8.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-7239-1 / 3751772391
ISBN-13 978-3-7517-7239-6 / 9783751772396
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