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G. F. Unger 2284 (eBook)

Die Wolfsfallen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6968-6 (ISBN)

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G. F. Unger 2284 - G. F. Unger
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Als ich aus den Hügeln kam und den Weg nach Antelope erreichte, sah ich von rechts ein paar Reiter auftauchen. Sie kamen vom Antelope Creek herüber. Ich erkannte an der Spitze den Vormann der Elkhorn Ranch.
Wenn es einen Burschen auf dieser Erde gab, der mir immer schon wie zehn Pfund Schmierseife geschmeckt hatte, dann war es dieser Juleman Hogjaw.
Obwohl er mit seinen Reitern den Wagenweg vor mir erreichte, zügelte er sein Pferd. Er schickte die Reiter mit einer Handbewegung voraus und ritt im Schritt weiter, sodass ich ihn einholen musste. Er wandte sich nicht nach mir um. Aber als ich neben ihm war und wir Steigbügel an Steigbügel ritten, da beschleunigte er den Schritt seines Pferdes, bis es wie mein Tier leicht trabte.
»Na, Rancher!«, stieß er grinsend hervor.
»Na, Vormann«, erwiderte ich. »Gut durch den Winter gekommen? Haben sich eure schönen Longhorns gut vermehrt?«
Er grinste noch breiter. »Du kannst wieder auf der Elkhorn anfangen«, sagte er. »Ein guter Cowboy warst du ja. Und ein Drei-Kühe-Rancher ist nicht so gut dran wie ein Cowboy auf der Elkhorn. Also, Mister Hacket?« In seinen dunklen Augen glühte der blanke Hohn.
Nun grinste ich ihn an. »Rutsch mir den Buckel runter«, sagte ich. »Ich fühle mich nur dort wohl, wo ich dein Gesicht nicht sehen muss.«
Jetzt wirkte sein Grinsen wie eingefroren ...

Die Wolfsfallen

Als ich aus den Hügeln kam und den Weg nach Antelope erreichte, sah ich von rechts ein paar Reiter auftauchen. Sie kamen vom Antelope Creek herüber. Ich erkannte an der Spitze den Vormann der Elkhorn Ranch.

Wenn es einen Burschen auf dieser Erde gab, der mir immer schon wie zehn Pfund Schmierseife geschmeckt hatte, dann war es dieser Juleman Hogjaw.

Obwohl er mit seinen Reitern den Wagenweg vor mir erreichte, zügelte er sein Pferd. Er schickte die Reiter mit einer Handbewegung voraus und ritt im Schritt weiter, sodass ich ihn einholen musste. Er wandte sich nicht nach mir um. Aber als ich neben ihm war und wir Steigbügel an Steigbügel ritten, da beschleunigte er den Schritt seines Pferdes, bis es wie mein Tier leicht trabte.

»Na, Rancher!«, stieß er grinsend hervor.

»Na, Vormann«, erwiderte ich. »Gut durch den Winter gekommen? Haben sich eure schönen Longhorns gut vermehrt?«

Er grinste noch breiter. »Du kannst wieder auf der Elkhorn anfangen«, sagte er. »Ein guter Cowboy warst du ja. Und ein Drei-Kühe-Rancher ist nicht so gut dran wie ein Cowboy auf der Elkhorn. Also, Mister Hacket?« In seinen dunklen Augen glühte der blanke Hohn.

Nun grinste ich ihn an. »Rutsch mir den Buckel runter«, sagte ich. »Ich fühle mich nur dort wohl, wo ich dein Gesicht nicht sehen muss.«

Jetzt wirkte sein Grinsen wie eingefroren ...

»Pass auf«, sagte er. »Wenn du in den nächsten Tagen keinen Job bekommst, hast du kein Geld, dich zu ernähren. Und dann streune nur nicht im Land umher. Es wurde eine Menge Vieh gestohlen diesen Winter. Wir werden wahrscheinlich ein paar Burschen aufhängen müssen. Irgendwo dort auf der Weide werden ein paar Dummköpfe baumeln. Pass gut auf dich auf, Junge, dass du nicht in dieser Gesellschaft bist.«

»Du kannst mir immer noch rauf- und runterrutschen«, sagte ich. »Du kannst das zu jeder Tages- und Nachtzeit machen. Und wenn du möchtest, dann steigen wir hier gleich ab.«

Er hielt wahrhaftig an.

Er ließ sich Zeit beim Überlegen.

Dann schüttelte er den Kopf und lachte kehlig.

»Ich wette«, sagte er, »dass du so manche Nacht dort in den Hügeln vor Einsamkeit den Mond angeheult hast wie ein Wolf! Ich werde im Saloon Bescheid sagen, dass sie dir auf meine Rechnung eine ganze Flasche geben. Dann kannst du deine Sorgen und alle Einsamkeit ersäufen. Irgendwann werde ich dich halb totschlagen, du verdammter Indianer. Irgendwann wird es einen Sinn haben, dass ich dir etwas gebe! Und dann bekommst du es!«

Er riss sein Pferd herum und gab dem Tier die Sporen. Er war ein Mann, der auch zu den Tieren so rau und unduldsam war wie zu den Menschen.

Ich ritt langsam weiter und sah nun Antelope bald vor mir.

Ich hielt vor der Bankfiliale der Nebraska Bank.

Henry Miller saß hinter dem Schreibtisch und blickte mich über die Brille hinweg an. Er hatte mich schon draußen absitzen sehen und sein dickes Buch aufgeschlagen.

Ich nickte ihm zu und fragte: »Also, wie viel bin ich schuldig?«

Er brauchte gar nicht ins Buch zu blicken. Solche Zahlen hatte er im Kopf. Er sagte: »Sie waren sehr bescheiden, junger Mann. Sie haben wahrhaftig nur gekauft, was unbedingt nötig war. Als Bankmann kann ich Ihnen bezüglich des beanspruchten Kredits nur das beste Zeugnis ausstellen. Doch mit der Rinderzucht hat es wohl nicht so geklappt – oder?«

»Nein«, sagte ich fast grob.

»Und es gibt keine Entschuldigung – kein Erkennen von Fehlern? Nur wenn man seine Fehler erkennt, kann man es beim nächsten Mal besser machen. Und bei Ihnen, junger Mann, würde ich gerne wissen, welche Fehler Sie machten.«

Ich sah ihn an und wusste, dass er es ehrlich meinte.

»Fehler?« So fragte ich etwas spröde. »Ja, es war ein Fehler von mir, arglos in eine Wolfsfalle zu treten, die jemand aufgestellt hatte auf meinem Land. Der Schnee lag nur eine Handbreit darüber. Die Fangzähne der Falle richteten mein Bein schlimm zu. Aber das war noch nicht alles. Ich bekam drei Tage später eine schlimme Blutvergiftung. Ich habe mir das eiternde Bein dreimal aufschneiden müssen, bis es wie verrückt blutete. Ich habe es mit Schnaps begossen und diesen Schnaps angezündet. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich es mir abgehackt. Aber dann begann es zu heilen. Ich konnte viele Wochen nicht in den Sattel. Man hat mir in diesen Wochen sämtliche Rinder gestohlen. Ich konnte mich nicht darum kümmern. Das also habe ich falsch gemacht, Mister.«

Er zuckte zusammen. Dann sah er mich betrübt an.

»Ich bekomme noch vierhundertsiebenundfünfzig Dollar von Ihnen«, sagte er dann.

»Ist meine Ranch ohne Rinder so viel wert?«, fragte ich. Es ist ein dreiräumiges Blockhaus, ein Stall, eine Scheune, Corrals, ein guter Brunnen und ...«

»Aber noch kein Besitztitel«, unterbrach er mich. »Den bekommt man erst nach fünf Jahren. Ich denke, wir sind quitt, wenn die Bank alles übernimmt. Ich habe hier schon die Übereignung ausgeschrieben. Bitte unterschreiben Sie, junger Mann. Es tut mir leid.«

»Das braucht Ihnen nicht leidzutun«, sagte ich grob. »Den Fehler machte ich. Die Hauptsache ist, dass ich keine Schulden mehr habe. Die drei verlorenen Jahre in den Hügeln verkrafte ich schon.«

Ich unterschrieb und ging hinaus. Ich hinkte immer noch leicht und ich würde wahrscheinlich mein ganzes Leben lang hinken.

Ich nahm mein Pferd an den Zügeln und ging hinüber zum Saloon.

Im Saloon war niemand von meinen alten Freunden.

Nur Juleman Hogjaw und die anderen Reiter der Elkhorn-Mannschaft waren da. Sie standen an der Bar.

Lily O'Hara bediente sie. Ihr Barmann, Pat Madden, der ihr ein zuverlässiger Getreuer war, erledigte sicherlich noch andere Dinge, bevor er den Platz hinter der Bar übernahm.

Lily O'Hara sah zu mir her. Sie lächelte mir zu, und als ich an das Schanktischende trat, kam sie mit einer Flasche und einem Glas zu mir.

»Den gebe ich aus«, sagte sie. »Weil ich mich freue, Sie zu sehen, Ben Hacket. Ich hörte schon, dass Sie Pech hatten in diesem Winter. Auch der beste Mann kann einmal Pech haben. Das ist so. Beim nächsten Mal schaffen Sie es, Ben! Ganz gleich, was Sie anfangen werden, Sie werden es schaffen.«

Sie hatte das Glas vollgeschenkt. Nun schob sie es mir zu.

Ich wusste, sie trank nie – auch nicht mit ganz besonderen Freunden. Deshalb versuchte ich gar nicht erst, sie zum Mittrinken zu bewegen.

»Ich danke Ihnen für den Drink, Lily«, murmelte ich, nahm ihn und schüttete ihn in meinen Hals, und dann sah ich in Lilys Augen.

Es waren blaue Augen, und sie waren nicht älter als meine. Wahrscheinlich war Lily sogar noch ein oder zwei Jahre jünger als ich.

Und dennoch war sie eine erfahrene Frau. Sie war herumgekommen in der Welt und kannte viele wilde Städte und Camps. Ihr Mann war ein berufsmäßiger Spieler gewesen, und als ein anderer Spieler ihn in Omaha zum Krüppel schoss, kamen sie nach Antelope City und übernahmen hier den Saloon.

Nach einem Jahr starb dann ihr Mann. Seine Wunde war immer noch nicht ganz ausgeheilt, und eine Kugel in seinem Körper, die kein Arzt zu entfernen wagte, hatte sich entgegen allen Hoffnungen nicht verkapselt. Und Lily führte den Saloon allein weiter.

Sie hatte mich schon immer gemocht. Ich sie auch.

Juleman Hogjaw und dessen Begleiter standen immer noch da. Sie alle hatten uns ihre Köpfe zugewandt. Sie schwiegen und versuchten wohl, etwas von unserer Unterhaltung zu verstehen.

Ich sah Lily an und sagte: »Ja, es war eine Wolfsfalle. Jemand hatte sie genau dorthin gelegt, wo ich in einem Waldstück den nächsten Baum fällen würde. Der Schnee hatte dann alle Spuren zugedeckt. Vielleicht finde ich eines Tages noch heraus, wer mir diese Falle in den Wald legte.«

Ihre blauen Augen wurden schmal. Es waren nun ein paar feine Linien um ihre Mundwinkel. Ihre Nasenflügel vibrierten, so als hätte sie plötzlich eine feine Witterung.

»So war das also«, murmelte sie.

Und dann wandte sie den Kopf und sah auf die Reiter von der Elkhorn. Auch ich sah zu ihnen hin. Mein Blick blieb auf Hogjaw gerichtet.

Dieser sagte: »Lily, warum lassen Sie liebe Gäste dursten wegen eines Satteltramps?«

Ich sah ihr an, dass sie eine zornige Antwort geben wollte.

Deshalb sagte ich schnell: »Danke für den Drink, Lily. Ich muss jetzt wohl zu Sally hinüber.«

Dann ging ich aus dem Saloon.

Ich nahm mein Pferd an den Zügeln und ging schräg über die Fahrbahn zu Sally Browns Schneiderwerkstatt hinüber.

Sie hatte ein kleines Schaufenster, in dem Kinder- und Frauenkleidung ausgestellt war. Alles machte sie selbst. Und bei Männerhemden erneuerte sie die Kragen. Davon lebte Sally.

Ich trat ein. Ein Glöckchen bimmelte.

Sally kam aus ihrer Nähstube nach vorn in den kleinen Laden.

Als sie mich erkannte, hielt sie inne.

»Ben«, sagte sie langsam. »Ben Hacket, musstest du dir drüben im Saloon Mut antrinken? Und warum, zum Teufel, bist du nicht zu mir gekommen, bevor du zur Bank gingst? Ich habe fast dreihundert Dollar gespart....

Erscheint lt. Verlag 10.8.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-6968-4 / 3751769684
ISBN-13 978-3-7517-6968-6 / 9783751769686
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