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Heart & Shadow (eBook)

Eine Welt im Chaos - und eine Liebe, die dem Schicksal trotzt. Roman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
621 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-6135-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Heart & Shadow -  Marie Graßhoff
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»Ich hatte Angst. Aber nicht vor dir.

Ich hatte Angst davor, dass ich wusste, was du getan hast.

Ich hatte Angst davor, dass es mir egal war.«

Mordfälle erschüttern die Hauptstadt Sartins, gefährliche Tierwesen greifen Menschen an. Die 24-jährige Wächterin Rah soll helfen, den mysteriösen Vorfällen ein Ende zu setzen. Denn sie kann Lebewesen von der chaotischen Energie befreien, die sie aggressiv werden lässt. Während ihrer Ermittlungen trifft sie Irin, der sie um Hilfe bei der Aufklärung des Mordes an seinem besten Freund bittet. Doch Rah bemerkt sofort die seltsame Energie, die von Irin ausgeht. Und obwohl sie unsicher ist, ob sie ihm trauen kann, kann sie sich nicht gegen seine Anziehungskraft wehren ...

Währenddessen verzweifelt Shina, Studentin an einer staatlichen Akademie, an der Veränderung ihrer besten Freundin. Seit dem Tod ihrer Mutter verschwindet Mae Nacht für Nacht und taucht mit unerklärlichen Malen auf der Haut wieder auf. Legt Mae dieses Verhalten nicht ab, könnte das für sie beide den Rauswurf bedeuten. Als Shina eines Nachts Maes Geheimnis enthüllt, wird ihr Verständnis von richtig und falsch zerrüttet. Und sie muss sich fragen: Wie weit will sie für ihre Freundin gehen?



<p><strong>Marie Graßhoff</strong>, geboren 1990 in Halberstadt im Harz, studierte in Mainz Buchwissenschaft und Linguistik. Anschließend arbeitete sie als Social-Media-Managerin bei einer großen Agentur. Mittlerweile ist sie als Autorin und Grafikdesignerin tätig und lebt in Leipzig. Ihre Bücher wurden für mehrere Preise nominiert, u.a. stand sie zweimal auf der Shortlist des Phantastik-Preises <b>SERAPH</b>. Bereits zweimal gewann sie den <b>LOVELYBOOKS LESERPREIS</b>.</p>

1


BLUT & SCHLANGE


RAH


Die Wölfe sagten, wenn der Untergang kommt, dann kommt er langsam. Und leise. Wie der Fall des ersten Blattes im Herbst. Wie das Aufgehen des Mondes an einem Frühlingstag.

Ich weiß nicht, warum ich mich daran erinnere, als ich mit meinen fünf Begleitern in das prunkvolle Rathaus trete, das unter der schwarzen Kuppel verborgen liegt. Ihre Schatten verschlingen das Licht. Mein Herz schlägt höher. Es riecht nach Blut und Tod, aber das ist nichts Besonderes.

Und doch liegt etwas Endgültiges in der stickigen Luft. Ein Flüstern des Verfalls. Etwas hieran fühlt sich an wie der Beginn des Endes.

»Sieh in den Spiegel«, wispern die Wölfe in meinem Kopf. »Es manifestiert sich in dir.«

Ich lege die Stirn in Falten und schiebe die Stimmen zusammen mit dem unguten Gefühl von mir. Jetzt ist keine Zeit dafür. »Warum bitten sie uns um Hilfe und lassen uns dann nur durch den Hintereingang rein?« Meine Worte hallen an den marmornen Wänden wider. Das violette Flackern glitzernder Energien ist alles, was uns den Weg erhellt. Es reicht nicht einmal bis ans obere Ende der Säulen um uns herum.

Energieeruptionen weiter im Inneren des Gebäudes lassen die Schatten tanzen und wirbeln meine langen Haare auf. Die weißen Strähnen wehen um mein Gesicht. Die pastellfarben schimmernden Umhänge meiner Begleiter glänzen im Halbdunkel, obwohl sie mit der sonstigen schwarzen Kleidung fast in der Finsternis verschwinden.

»Die Regierung will verschleiern, dass ihre Astrale die Situation nicht unter Kontrolle haben«, flüstert der junge Mann vor mir.

Politisches also. Wie überflüssig.

»Sie müssen verzweifelt sein, wenn sie uns um Hilfe bitten.« Eine meiner Begleiterinnen beschleunigt ihren Schritt und legt die Hand auf meinen Unterarm. »Rah, ich glaube, wir sollten uns nicht einmischen. Caius hat es dir vielleicht noch nicht erzählt, aber die Lage zwischen der Regierung und den Wächtern ist angespannt. Es gibt Bemühungen von oben, unseren Einfluss zu untergraben. Also wenn wir hier unser Leben riskieren …«

»Schon gut«, unterbreche ich sie sanft. Die Spannungen habe ich am Rande mitbekommen, aber die anderen werden nichts tun müssen, was sie nicht wollen. Das sagte ich ihnen schon im Tempel.

Aus der großen Halle vor uns dringt das Echo von Rufen und Schritten, aber noch kann ich nicht sehen, was vor sich geht. In der Luft liegen der verbrannte Geruch von Energie und ein metallischer Geschmack, der sich schwer auf meine Zunge legt.

Mein Blick huscht über die Reliefs an den Wänden, die im flackernden Licht zum Leben zu erwachen scheinen. Über die glänzenden Mosaikfliesen auf dem Boden, die ganze Epochen der Stadtgeschichte darstellen. Blut, dunkel und noch nicht vollständig geronnen, schimmert auf ihnen, verläuft sich zwischen ihren Fugen. Je näher wir der Halle kommen, umso mehr wird es, bis wir den Pfützen nicht mehr ausweichen können. Ich muss das dunkle Kleid hochraffen, damit der Saum nicht befleckt wird. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken.

Was ist hier passiert?

Die anderen Wächter dürfen nicht sehen, wie sehr mich der Anblick trifft, also zwinge ich mich, aufzuschauen, als die Haupthalle in Sicht kommt. Die verzierten Säulen tragen das Gewicht einer gläsernen Kuppel, die hoch über dem steinernen Saal aufragt. Hinter ihr zeichnet sich das Netz aus dunklen Fäden ab, das die Astrale gewoben haben, um das Rathaus von der Außenwelt abzuschirmen.

In der Dunkelheit sind all die Toten und Verletzten auf dem Boden erst bei näherem Hinsehen zu erkennen. Astrale, Angehörige der Staatspolizei und Zivilisten. Einige stöhnen leise, wimmern. Andere liegen regungslos da, klaffende Wunden im Körper, aus denen Blut und Gedärme dringen. Das diffuse Licht wirft gespenstische Schatten in ihre Gesichter.

Ich schlucke, um die Übelkeit aus meiner Kehle zu vertreiben. Ist die Regierung dieses Landes wirklich zu schwach, um so etwas zu verhindern? Ich darf nicht zulassen, dass zu viel Wut in mir aufkommt, doch es gelingt mir auch nicht, mich von den Menschen zu unseren Füßen abzuwenden.

Erst als die Geräusche des Kampfes zu unserer Linken lauter werden – die Schreie fremder Personen und das Dröhnen von Energiewellen in der Luft –, gelingt es mir, mich aus meiner Starre zu befreien.

Die Drachenschlange ist fast so hoch wie ein Gebäude. Ihr Körper ist lang und geschwungen wie die Äste alter Bäume, die Haut wie Rinde – rau und mit Flechten bedeckt.

Astrale versuchen, sie mit Energie zu halten, deren splitterartige Zacken sich tief in das Fleisch des Wesens bohren. Es wütet und windet sich, was die Fesseln nur tiefer in seine Schuppen und seine Haut treibt. Als es den Kopf nach vorn schnellen lässt, um nach einem der maskierten Männer zu schnappen, kann dieser nur in letzter Sekunde ausweichen.

»Ein Tiergott?«, flüstere ich.

Nein, das ist etwas anderes. Ich spüre es. Dieses Wesen anzusehen ist, wie in einen Wald zu sehen. Tiefes Grün vermischt sich mit erdigem Braun. Von seinem Körper gehen Ranken und Wurzeln aus, anstelle von Flügeln wachsen Blätter und Zweige aus seinem Rücken. Es bewegt sich ruckartig und gleichzeitig mit einer überraschenden Geräuschlosigkeit. Ich vernehme nur das Rascheln von Laub, das Knacken von Ästen und ein tiefes, grollendes Echo wie aus den Tiefen der Erde.

Sein ganzes Gesicht ist voll vom Blut der Menschen, die es umgebracht hat.

»Rah, wir sollten nicht …«, setzt einer meiner Kollegen an, wird jedoch von einem unterdrückten Ruf durchbrochen: »Bei den Königsgöttern, zurück mit euch!«

Wir weichen ein Stück weiter in den Gang zurück, aus dem sich uns zwei Staatspolizisten nähern. Ihre dunklen Uniformen sitzen sauber, aber sie sind voller Blut und Schmutz. Vermutlich waren sie bis eben noch an der Evakuierung beteiligt.

»Was tut ihr hier?«, fährt der Ältere von beiden auf. Die Sterne auf seiner Uniform sprechen von einem hohen Rang, doch seine aufbrausende Art raubt ihm jedwede Autorität.

»Ich habe nach ihnen schicken lassen«, erklärt der Jüngere sofort. Strähnen seines dunklen Haares kleben an seiner schweißüberzogenen Stirn. Er reckt die Brust trotz seines schweren Atems nach vorn. »Die Astrale kommen hier nicht weiter. Sie müssen uns helfen.«

»Du glaubst, Wächter könnten hier etwas ausrichten, wenn Astrale es nicht können?« Der Kopf des Älteren wird ganz rot.

Die Diskussion über solche Nichtigkeiten versetzt mir im Hinblick auf unsere Umgebung einen Stich. »Astrale kennen nichts als Kampf und Gewalt«, unterbreche ich die beiden, bevor sie noch mehr Zeit verschwenden. »Aber das ist nicht die Lösung für jedes Problem.«

Die hellen Augen des jungen Polizisten richten sich sofort auf mich. »Bist du die Wächterin aus Astyria?«

Ich schiebe den Ärmel meines Kleides hoch und zeige ihm das goldene Tattoo auf dem Unterarm. Dicke und dünne Linien, die sich wellenförmig über die helle Haut ziehen. »Ja.«

Der jüngere Polizist bemüht sich weiter um Fassung, während der ältere perplex zwischen uns hin- und herschaut, weil wir ihn übergehen.

»Was ist dieses Geschöpf?«, fragt eine meiner Begleiterinnen, bevor ich es tun kann.

»Wir wissen es nicht. Aber es ist so voll von chaotischer Energie, dass unsere Astrale es nicht läutern können.«

Ich sehe das Wesen noch einmal an, das weiterhin im Kampf mit den maskierten Astralen gefangen ist. So eine gewaltige chaotische Energie wie die, die von ihm ausgeht, habe ich noch nie zuvor gespürt. Wie das Donnern des Krieges. Eine tiefe, alte Macht, fast wie die eines Gestirns. »Hat es etwas Bestimmtes angegriffen?«, frage ich, während ich alle Möglichkeiten im Kopf durchgehe.

»Eine Statue in der Eingangshalle«, knickt der Ältere ein wenig ein. Die Astrale werden das Wesen nicht mehr lange halten können, er bemerkt das genauso wie wir. »E-eine von den sieben Gründern des Landes.«

Wie seltsam. Ich kann mir keinen Reim darauf machen – doch das spielt eigentlich keine Rolle. Wenn sie selbst nicht wissen, was es ist, werde ich es jetzt auch nicht mehr herausfinden. Ich löse mich also aus meiner Starre und streife mir die Schuhe ab.

Der jüngere Polizist wendet sich ab, während meine Kolleginnen mir dabei helfen, mich des Stoffs an meinem Körper zu entledigen. »Ist … ist das wirklich nötig?«, fragt er. Seine Wangen werden ein wenig röter, obwohl er in eine ganz andere Richtung schaut.

»Bei einem so mächtigen Wesen, ja«, antworte ich ruhig. »Meine Kleidung und mein Schmuck sind mit chaotischer Energie aufgeladen.« Ich nehme all die silbernen und goldenen Ketten ab, während eine andere Wächterin den Verschluss meines Kleides öffnet. Für Rituale tun wir das oft, also sind die Bewegungen fast einstudiert. »Wir tragen sie, um sie zu läutern, aber sie schränken harmonische Energie ein.« Hätten wir mehr Zeit gehabt, hätte ich mir etwas anderes angezogen.

»Bitte sei vorsichtig, Rah«, sagt eine meiner Begleiterinnen. Die tiefe Falte zwischen ihren Brauen zeugt von Sorge und Zweifeln. Sie und die anderen sind mitgekommen, um mich zu unterstützen, aber vermutlich spüren sie genauso wie ich, dass dieses Wesen zu stark für sie ist.

Für mich vielleicht auch.

»Mache ich«, flüstere ich, streife die letzten Kleidungsstücke ab und trete, nur gehüllt in meine weißen Haare, in die Haupthalle ein. Ich höre, wie die Polizisten meinen Kollegen weitere Fragen stellen, fahre...

Erscheint lt. Verlag 25.10.2024
Reihe/Serie Die Chaos Chroniken
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Akademie • Arc & Ruin • Dilogie • enemies to lovers • Ermittlungen • Ermittlungsplot • Ever & After • Fantasy Bücher • Fluchtplot • Fourth Wing • Freundschaft • Götter • Katmere Academy Chroniken • Liebe • Prophezeiung • Romantasy • Schicksal • spannend • spicy • Tierwesen • Vampir • Verschwörung • Wächterin • worldbuilding
ISBN-10 3-7517-6135-7 / 3751761357
ISBN-13 978-3-7517-6135-2 / 9783751761352
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