Der Bulle und der Schmetterling - Im Auge des Schwans (eBook)
172 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-5946-5 (ISBN)
Karlsruhe im Morgengrauen: Ein toter Feuerwehrmann liegt auf dem Deich am Rheinufer. Der verlässlichste Zeuge ist ein Schwan mit verletztem Flügel. Ein klarer Fall für Tierflüsterin Kira Mauerfuchs! Doch die Ereignisse überschlagen sich: Bei den Ermittlungen am Deich werden die Polizisten Zeugen einer Explosion - in einem Bau von invasiven Biberratten wurde ein Sprengsatz deponiert. Schlimmer noch: Die Stadt wird erpresst. Der Täter droht, die Deiche zu sprengen - eine Katastrophe! Ein Verdächtiger für beide Taten ist schnell gefunden. Doch dem Kommissar Schiemann schwant, dass dieser Fall noch nicht abgeschlossen ist ...
Über die Serie:
Kommissar Schiemanns Leben steht Kopf: Der gemütliche Genießer und Gartenfreund blickt auf eine jahrzehntelange, makellose Karriere bei der Karlsruher Kriminalpolizei zurück - bis Kira Mauerfuchs in sein Leben tritt. Diese junge Frau hat zwei besondere Eigenschaften: Erstens versteht sie sich sehr gut mit Tieren. Zweitens überhaupt nicht mit Menschen. Aber als sie im Alleingang - und mit einem Hund als Zeugen - einen Fall löst, wird klar: Kira Mauerfuchs ist ein Naturtalent! Und so nimmt das ungewöhnliche Ermittlerteam seine Arbeit auf ...
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
<p><strong>Martin Heimberger</strong> mag Flammkuchen, Schupfnudeln und grüne Wellensittiche. Letztere natürlich nur als Haustiere. Grün sind bei ihm nicht nur die Sittiche, sondern auch der Daumen. Wenn er nicht gerade schreibt, verbringt er seine Zeit am liebsten mit Gartenarbeit. Martin Heimberger ist Jahrgang 1973, promovierter Biochemiker und lebt in der Nähe von Karlsruhe. Dort findet man ihn in den Rheinauen, Weinbergen oder auch im Zoo, für den er sogar eine Jahreskarte besitzt.</p>
1
Die Natur war in Aufruhr. Zwei Kormorane flatterten kreischend durch das Blätterdach einer Silberweide. Ein Graureiher stieß einen kehlig-krächzenden Warnruf aus. Mehrere Blässhühner flüchteten ins dunkelgrüne Wasser eines brackigen Tümpels. Schon seit Tagen versetzte ein Furcht einflößendes Heulen die Tierwelt der Karlsruher Rheinauen in Angst und Schrecken.
»Sag mal. Hast du das eben auch gehört?«, fragte Silke Scherrer, während sie ihre Nordic Walking Stöcke in den weichen Waldboden rammte. »War das schon wieder das Martinshorn der Feuerwehr?«
Ilka Schwab schaute sie mit großen Augen an und schnippte gegen das Hörgerät in ihrem rechten Ohr. »Nee, ich höre nix. Ich glaub, da müssen neue Batterien rein. Aber das kann schon sein. Der Rhein schwappt bald über, deswegen bewachen die den Deich rund um die Uhr. Der letzte Schnee in den Alpen schmilzt, und wenn es in der Schweiz weiter so viel regnet, steht uns das Wasser bald bis zum Hals.«
»Du hast doch gar keinen Hals«, widersprach Silke mit einem gehässigen Grinsen. »Schau doch mal in den Spiegel.«
»Ja, was glaubst du denn, warum ich jeden Morgen mit dir hier unterwegs bin? Bald purzeln die Pfunde. Du wirst schon sehen.« Ilka stoppte und streckte einen ihrer Stöcke stolz in die Luft. »Ha! Mein Emil würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, dass ich in meinem Alter noch mal Sport mache.«
»Dein Emil? Der liegt doch gar nicht mehr in seinem Grab. Der zieht mit meinem Eddie längst durchs Land, wo Gin und Whiskey fließen. Davon haben die beiden doch immer geträumt. Gott hab sie selig!«
»Ja, Gott hab sie selig«, stimmte Ilka zu.
Plötzlich zuckte Silke zusammen. Erschrocken riss sie die Augen auf. »Psst«, zischte sie, dann rückte sie sich die Brille zurecht. »Da hinten hat sich was bewegt.« Aufgeregt zog sie ihr Handy aus der Tasche. Ihr suchender Blick wühlte sich durch das Dickicht des badischen Urwalds und blieb schließlich am wulstigen Stamm einer krumm gewachsenen Schwarzpappel haften. »Schau doch. Dort an dem Baum kriecht etwas herum. Ich muss es fotografieren. Meine Sammlung ist fast vollständig.«
Ilka schüttelte nur den Kopf. »Ach, Silke. Mach dich nicht lächerlich! Du und deine bedrohten Arten. Das einzige Tier in deiner Sammlung ist der Graue Star.«
»Was redest du da?«, protestierte Silke. Sie hielt Ilka das Handy vor die Nase. »Jetzt bist du baff, was? Den habe ich gestern fotografiert. Die blauen Federn, der lange Schnabel. Eindeutig ein Eisvogel. Von denen gibt’s nicht mehr viele.«
Ilka lachte. »Ein Eisvogel? Was für ein Unsinn. Das ist ein Stück blaues Stanniolpapier, das sich in einem Baum verfangen hat. Da hat jemand einen Schokoriegel gegessen.«
Doch dann bemerkte sie es auch.
Ein geheimnisvoller Schemen huschte durchs Gestrüpp, ein Busch neigte sich zur Seite.
Aus dem Schatten erhob sich ein mysteriöses Wesen.
»Himmel, was ist das?« Ilka zeigte mit dem Finger zum Fuß der Schwarzpappel. »Siehst du auch, was ich sehe?«
Silke wackelte an ihrer Brille und kniff die Augen zusammen. »Na klar, das ist ein Biber. Die siedeln sich hier entlang des Rheins wieder an. Stand neulich in der Zeitung.« Blitzschnell schoss sie ein paar Schnappschüsse.
»Ein Biber?« Ilka schüttelte den Kopf. »Nee. Nie und nimmer.« Entsetzt starrte sie ins Halbdunkel des Auwalds. Das Tier, das sie erspäht hatte, glotzte genauso entsetzt zurück. Es sah aus wie ein kleiner Hund mit dem Kopf einer Ratte. Doch das Fell war strahlend weiß und die Augen leuchteten rot wie loderndes Feuer. »Das ist ein Geisterbiber«, verkündete sie mit zitternder Stimme.
Silke blinzelte und schoss ein weiteres Foto. »Ernsthaft? Ein Geisterbiber? Und ich dachte immer, ich bin diejenige, die schlecht sieht.«
»Ach ja?«, protestierte Ilka lauthals. »Und was bitte soll das für eine Kreatur sein? Schneehasen gibt es nicht am Rhein. Und auch keine Polarfüchse. Schon gar nicht im Mai.«
Es raschelte. Schatten legten sich über das weiße Fell. Die rot glühenden Augen zogen sich in die Dunkelheit zurück.
»Mensch, Ilka«, schnaubte Silke. »Jetzt hast du ihn mit deinem Gebrüll verscheucht. Komm schon, ich vermute, er flüchtet in Richtung Fluss. Ihm nach!«
Wenig später spurteten vier Nordic Walking Stöcke wie die Beine eines Jagdhunds im Stechschritt quer durch das sumpfige, von einem Altrheinarm umgebene Gebiet des Naturschutzzentrums Karlsruhe-Rappenwört. Wie viele seltene Tier- und Pflanzenarten dabei zu Schaden kamen, interessierte die beiden Geisterjägerinnen nicht. Erst vor dem großen Hauptdeich, der das Gebiet im Westen begrenzte und als letztes Bollwerk die Stadt vor den zerstörerischen Fluten des Rheins beschützte, machten sie Halt.
»Denkst du, das Ungetüm ist in den Fluss gesprungen?«, fragte Silke.
Ilka hielt sich mit einer Hand den Rücken. »Keine Ahnung«, stöhnte sie erschöpft. »Aber lass uns mal oben Ausschau halten. Dann sehen wir auch gleich, wie hoch das Wasser steht. Ich mach mir echt Sorgen. Angeblich sind die Deiche voller Risse.«
Silke winkte ab. »Unsere Deiche halten. Wir hatten hier noch nie Probleme. Das Dammsystem ist bombensicher. Dafür sorgt auch die Feuerwehr.« Sie zeigte mit ihrem Stock auf einen Mann mit Helm und Feuerwehruniform, der oben auf der Dammkrone herumtänzelte und dabei ständig mit dem Bein nach etwas kickte.
»Was macht der Idiot denn da?«, wunderte sich Ilka. »Ist der etwa besoffen?«
»Überraschen würde mich das nicht«, erwiderte Silke. »Mein Eddie war ja früher auch bei der Feuerwehr. Der ist dort nur hingegangen, um seinen Durst zu löschen. Gott hab ihn selig.«
»Verschwinde endlich, du Miststück!«, schallte es vom Deich herunter, gefolgt von einem wilden Fauchen. Der Feuerwehrmann sprang umher, als ob er einen Schuhplattler aufführen würde. Er schlug wild um sich, trat mit den Füßen und schimpfte.
Erst dann bemerkten Ilka und Silke, dass der vermeintlich Betrunkene mit einem Schwan kämpfte. Der große Vogel im prächtig weißen Federkleid war stinksauer, daran bestand kein Zweifel. Fuchsteufelswild attackierte er den Feuerwehrmann und ließ sich von seinen Schmerzensschreien nicht beeindrucken. Die beiden Damen zuckten jedes Mal zusammen, wenn der Schnabel auf eine Kniescheibe traf oder sich in ein Schienbein bohrte.
»Hallo? Was veranstalten Sie denn da für einen Veitstanz?«, rief Ilka hinauf. »Lassen Sie den armen Schwan in Ruhe!«
Als der unfreiwillige Tänzer seine beiden Zuschauerinnen bemerkte, stieß er einen Fluch aus, dann versetzte er dem Vogel einen letzten Tritt und stieg rasch vom Deich herunter. Seine Laune besserte sich jedoch nicht. Während er sich mit der einen Hand den Helm tiefer ins Gesicht zog, hob er mit der anderen mahnend den Zeigefinger. »Entschuldigung, aber was bitte haben Sie vor? Wollen Sie etwa auf dem Deich herumspazieren?«
Ilka tippte auf ihr Hörgerät. »Wie bitte? Was für ein Teich? Ich dachte, das ist der Rhein?«
Silke wackelte an ihrer Brille. »Wo ist er eigentlich, der Rhein? Ich sehe hier nur diesen grünen Hügel.«
Ilka legte ihr die Hand auf die Schulter. »Der Rhein ist auf der anderen Seite, meine Liebe.«
»Die andere Seite?«, wunderte sich Silke. »Du meinst dort, wo Eddie und Emil sind?«
»Eddie und Emil?«, rätselte der Feuerwehrmann. »Da laufen noch mehr auf dem Deich herum? Hören Sie: Es ist streng verboten, während des Hochwassers die Deiche zu betreten. Ich fordere Sie hiermit auf, dieses Gebiet zu meiden. Der kleinste Riss im Boden kann zu einer Katastrophe führen.«
Ilka nickte zustimmend. »Ja, das ist eine Katastrophe mit diesen Booten. Die verscheuchen die ganzen Vögel. Nicht wahr, meine Liebe? Wissen Sie, wir kommen immer an den Rhein, um die Enten und Schwäne zu füttern.«
Der Feuerwehrmann stieß frustriert die Luft aus. Er wollte schon zu einer weiteren Mahnung ansetzen, da bemerkte er, wie Silke mit einem Tüchlein die Brillengläser putzte und Ilka mit zusammengekniffenen Augen gegen ihr Ohr klopfte.
Resigniert schüttelte er den Kopf und stapfte genervt davon.
Die beiden Damen dagegen zwinkerten sich verschmitzt zu, gaben sich ein klatschendes High Five, dann bohrten sie ihre Nordic Walking Stöcke in den Deich und stiegen entschlossen die Böschung hinauf.
»Dem haben wir’s aber gezeigt«, meinte Silke völlig außer Atem. »Wollte der uns wirklich Vorschriften machen?« Sie reichte ihrer Freundin die Hand, um ihr den letzten Schritt auf die Deichkrone zu erleichtern.
»Wenn du mich fragst«, meinte Ilka schweißgebadet, »war dieser Rüpel völlig betrunken. Der hat doch ausgesehen, als ob er die ganze Nacht durchgezecht hätte. Und überhaupt: Wieso hat der hier draußen eigentlich einen Helm …« Als sie den Blick über die reißende Strömung des Flusses und schließlich über den fast überspülten Deich schweifen ließ, verschlug es ihr die Sprache. »Ach, du lieber Himmel! Das darf doch wohl nicht wahr sein! Komm, das musst du dir unbedingt anschauen!«
»Was ist denn los?« Silke nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. »Oh, du hast recht. So hoch war der Rhein noch nie. Seit gestern hat der einen gewaltigen Sprung gemacht. Bist du sicher, dass wir hier nicht am Meer stehen? Ich erkenne ja kaum das andere Ufer.«
»Nein, das meine ich doch gar nicht.« Ilka stupste sie in die Seite. »Dort drüben. Siehst du das nicht? Dort, wo die vielen Enten herumlaufen. Auf dem Boden.«
Silke setzte ihre Brille wieder auf. »Hm. Ich weiß nicht recht. Sitzt dort nicht eine...
Erscheint lt. Verlag | 1.8.2024 |
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Reihe/Serie | Tierische Ermittlungen |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Comic / Humor / Manga |
Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller | |
Schlagworte | bethrilled • COSY • Cozy • Eigenbrauer-Syndrom • Krimi • Krimis • spannend • Tierarzt • Tiere • Tierflüsterer • unblutig • witzig • Wohlfühlkrimi • Wohlfühl-Krimi |
ISBN-10 | 3-7517-5946-8 / 3751759468 |
ISBN-13 | 978-3-7517-5946-5 / 9783751759465 |
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Größe: 2,2 MB
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