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Die Amato-Schwestern: Die Naht der Liebe (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
307 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-2939-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Amato-Schwestern: Die Naht der Liebe - Jo Kommer
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Mailand, 2005: Sara Amatos Traum von einer erfolgreichen Modedesignkarriere in Mailand scheint in greifbare Nähe gerückt. Sie arbeitet hart, um sich mit ihrem kleinen Atelier endlich einen Namen zu machen. Schließlich bekommt sie die Chance, bei der Mailänder Modewoche ihre eigene Kollektion zu präsentieren. Unter Hochdruck bemüht sie sich, die Kollektion für die Fashionweek fertigzustellen. Doch dann erleidet Sara einen tragischen Unfall, und all ihre Pläne und Wünsche scheinen geplatzt.
Während Sara weiterhin an ihren Träumen festhält, lernt sie in der Reha Leonardo kennen und verliebt sich in den großen, attraktiven Italiener ...

»Die Amato-Schwestern - Die Naht der Liebe« nimmt uns mit auf eine Reise in die schillernde Modewelt Mailands voller Drama und dem unerschütterlichen Willen, Träume zu leben - trotz aller Widrigkeiten.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.



<p><a name="_Hlk148341994"></a>Jo Kommer wurde 1982 in Ludwigsburg geboren. Als junge Erwachsene reiste sie ein Jahr durch Neuseeland und Australien. Im Anschluss daran veröffentlichte sie einen Reisebericht sowie einen Reiseführer über Work and Travel in Neuseeland. Nach ihrer Ausbildung im Rettungsdienst verbrachte sie zehn Jahre in Spanien, wo sie in unterschiedlichen Branchen jobbte. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrer Katze wieder in der alten Heimat in Baden-Württemberg. Sie arbeitet als Bloggerin und freie Redakteurin.</p>

Kapitel 3


Madrid, Mai 2005


Felipe Araya hatte es sich einfacher vorgestellt, als er vor sieben Jahren in diese Stadt gekommen war. Aber es war alles anders gewesen als erwartet. Er verstand die Leute nicht. In Madrid würde man Spanisch sprechen, hatte er gedacht, seine Muttersprache. Doch er hatte feststellen müssen, dass zwischen Chile und Spanien nicht nur ein Kontinent und ein Ozean lagen, sondern Welten.

Die Ähnlichkeiten beider Länder waren gering. Die Mentalität der Menschen, die Kultur und eben die Sprache waren anders als in seiner Heimat. Die Aussprache, Begriffe und die Tonlage waren unterschiedlich. Alles fühlte sich fremd an und doch vertraut. Die Straßennamen klangen so, als hätten sie in Chile sein können. Er hatte das Gefühl, alles schon einmal gehört zu haben – und das hatte er auch, denn in seiner Heimat gab es die gleichen Straßennamen. Er hatte immer geglaubt, sie wären einzigartig. Seit seiner Ankunft in Spanien war ihm aber klar, dass das nicht zutraf. Sie kamen von hier, die Konquistadoren hatten sie in Chile eingeführt, nachdem sie Südamerika erobert hatten.

Diese Erkenntnis löste eine Art Identitätskrise in ihm aus. Aber er konnte sich nicht hängen lassen, denn die Starthilfe, die ihm seine Tante Amelia für sein neues Leben in Europa gegeben hatte, war schnell aufgebraucht gewesen. Felipe hatte eine Arbeit finden müssen. Dazu hatte er sich ein gestohlenes Handy von einer chilenischen Bande gekauft und potenzielle Arbeitgeber angerufen. Er fand eine Anstellung in einer Bar, wo er Kaffee, Bier und Tapas servierte. Dieser Job war alles andere als angenehm. Er hätte sich nie träumen lassen, so einer Tätigkeit nachzugehen, und doch war er froh, ehrliches Geld zu verdienen.

Die Dankbarkeit währte nur kurz. Es widerte ihn an zu sehen, wie südamerikanische Einwanderer in unterbezahlten Jobs ausgebeutet wurden. Viele arbeiteten für zwei oder drei Arbeitgeber, um sich und ihre Familie über Wasser halten zu können. Auch Felipe kam mit seinem Gehalt kaum über die Runden. An eine eigene Wohnung war nicht zu denken. Deshalb lebte er mit Freunden zusammen, überwiegend Gleichgesinnte aus Süd- oder Mittelamerika.

Schon bald hatte er seinen ursprünglichen Plan, sich in Italien niederzulassen, aufgegeben. Er hatte zu viele alte Lasten über den Ozean mitgebracht, Gewohnheiten, die er nicht einfach abschütteln konnte.

Als er in dieser Nacht nach Hause ging, atmete er tief durch und schloss die Finger fester um die Tragetaschengriffe. Die Plastiktüten waren schwer. Die vollen Whiskyflaschen darin klimperten dumpf, wenn sie aneinanderschlugen. Er war erschöpft. Der Arbeitstag war lang und das Feiern mit seinen Kollegen danach war ausgeufert. Der Barmanager hatte absichtlich zu viele Whiskyflaschen bestellt und sie großzügig verteilt, die Kellner, wie Felipe, hatten genauso etwas bekommen wie das Personal aus der Küche.

»Die Chefin merkt das sowieso nicht«, hatte er gesagt.

Jeder wusste, dass das Restaurant, in dem Felipe nach mehreren Jobwechseln mittlerweile arbeitete, zur Geldwäsche diente. Die Kolumbianerin reiste einmal im Monat nach Bogotá.

»Was macht sie so oft in Kolumbien?«, hatte Felipe einmal gefragt.

»Sie besucht ihren Mann, der führt dort das Geschäft«, hatte ihm jemand geantwortet.

»Welches Geschäft?«

»Kokainhandel.«

Bevor Felipe seine Tragetaschen gepackt und sich auf den Heimweg gemacht hatte, hatten sie eine Flasche Jim Beam geköpft und ausgetrunken. Es war spät. Er hatte gerade noch die letzte Metro erwischt, die ihn nach Hause brachte. Die kurze Fahrt hatte dem Alkohol genug Zeit gegeben, sich in seinem Organismus auszubreiten und seine volle Wirkung zu entfalten. Zwischen der Haltestelle und seiner Wohnung lagen nur wenige Meter, doch er hatte das Gefühl, es wäre eine unüberwindbare Distanz. Die Plastiktüten wurden immer schwerer, er konnte kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen. Alles drehte sich um ihn. Er wusste nicht mehr, wo oben und unten war, und irgendwann verlor er das Bewusstsein.

Als Felipe wieder zu sich kam, hatte er keine Ahnung, wo er war. Er lag mit der Stirn auf dem Bordstein. Sein Kopf schmerzte so sehr, als hätte man ihn ihm zertrümmert. Vorsichtig drehte er sich um. Im blendenden Licht der Straßenlaternen fasste er an seine Nase. Sie fühlte sich seltsam an. Sein Gesicht war klebrig, und die Lippen schmeckten nach Blut. Mühsam setzte er sich auf. Es drehte sich noch immer alles. Um ihn herum war es nass. Eine zerbrochene Flasche Jim Beam lag dort, und der Whisky durchtränkte seine Hose. Von den anderen Flaschen gab es keine Spur. Jemand musste die vollen Tragetaschen mitgenommen haben.

Stöhnend blickte er sich um. Er konnte weit und breit niemanden sehen. Was für ein Arsch würde ihm den Whisky stehlen und ihn hilflos auf der Straße zurücklassen? Er musste ungebremst mit der Nase auf den Bordstein gefallen sein. Er hätte sterben können. Jemand hatte ihn gefunden und einfach liegen lassen. So ein Wichser, dachte er.

Umständlich richtete er sich ganz auf und kam auf wackeligen Beinen zum Stehen. Behutsam setzte er einen Schritt vor den anderen und wankte nach Hause. Seine Mitbewohner schliefen schon. Er versuchte, so leise wie möglich das Bad zu erreichen, wo er einen Blick in den Spiegel wagte. Vor Schreck wäre er beinahe umgekippt. Er erkannte sich kaum wieder. Seine Nase war schief und geschwollen, er war von Kopf bis Fuß blutüberströmt.

Er zog sich aus und stellte sich unter die Dusche. Das kalte Wasser hauchte ihm wieder etwas Leben ein. Vorsichtig wusch er das Blut von seiner Haut. Er prustete und schnäuzte sich die Nase, bis er sie von sämtlichen Blutkuchen befreit hatte, die er wie lange Regenwürmer aus den Nasenlöchern zog. Dieser Prozess war so schmerzhaft, dass er am liebsten laut geschrien hätte. Doch er biss die Zähne zusammen und fiel anschließend erschöpft ins Bett.

Als er am nächsten Morgen aufwachte, fühlte er sich kaum besser. Sein Kopfkissen war blutdurchtränkt. Nach dem ersten Schock, den dieser Anblick in ihm auslöste, erinnerte er sich an das nächtliche Geschehen. Stöhnend schälte er sich aus dem Bett. Sein Kopf dröhnte. Der Kater, den er hatte, war unerträglich, und das schmerzende Gesicht machte es nicht besser.

Benommen stand er auf und wankte zur Tür. Er öffnete sie schwerfällig und trat ins Wohnzimmer. Der Sohn seiner Mitbewohnerin saß auf der Couch und kiffte. Obwohl Felipes Nase völlig zugeschwollen war, roch er das unverkennbare Aroma, das die dicken Rauchschwaden im Raum verbreiteten. Der Heranwachsende betrachtete ihn interessiert, sagte aber nichts. Felipe nickte ihm zu und setzte seinen Weg in die Küche fort.

»Joder!«, rief Esperanza bei Felipes Anblick und legte ihre Hände auf die Brust. Der Schreck stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Scheiße, was ist mit dir passiert?«

»Hilf mir!«, sagte Felipe.

»Was, was ist mit dir?«, stotterte sie und rückte einen Stuhl zurecht.

Felipe setzte sich stöhnend und fasste sich an die Nase.

»Ich weiß nicht, ich glaub, ich bin hingefallen.«

»Wann?«

»Heute Nacht.«

»Wo?«

»Auf der Straße.«

Sie starrte ihn einen Moment sprachlos an, dann fand sie wieder Worte. »Ich rufe eine Ambulanz.«

Sie eilte zum Telefon. Kurze Zeit später klingelte es. Zu aller Überraschung standen mit dem Rettungsdienst auch zwei Polizisten in Zivil vor der Tür. Als sie ihre Dienstmarken zeigten, fuhr es Felipe in die Magengrube. Sofort dachte er an die unterschlagenen Whiskyflaschen. Vielleicht kamen sie auch wegen seiner Chefin und der Geldwäsche. Womöglich dachten sie, er wüsste etwas, oder sie gingen davon aus, dass er seine Finger im Spiel hätte.

Felipe wurde schummrig, und er schnappte nach Luft. Er wusste nicht, ob die Anwesenheit der Polizisten dafür verantwortlich war oder der Sanitäter, der sein Gesicht abtastete. Womöglich beides. Alle redeten auf ihn ein, und doch nahm er nur Esperanza wahr, die im Wohnzimmer die Fenster aufriss, alles mit Raumspray einnebelte und ihren Sohn anschrie, in sein Zimmer zu verschwinden.

»Wieso sind Sie hier?«, fragte Felipe die Polizisten. Sicherlich hatten sie es ihm schon erklärt, aber er hatte es nicht mitbekommen.

»Wir sind hier, um festzustellen, ob ein Verbrechen vorliegt.«

»Ein Verbrechen?«, wiederholte Felipe und dachte an Esperanzas Sohn, der bis vor Kurzem noch kiffend nebenan gesessen hatte. Für ihn ergab alles keinen Sinn. Er wusste nicht, um welches der vielen Verbrechen es ging. »Was meinen Sie?«, fragte er.

»Ihr Gesicht, wie ist das passiert?«

Felipe zuckte mit den Achseln. »Ich bin gestürzt. Auf der Straße.«

»Waren Sie allein?«

»Ja.«

Der Polizist sah ihn prüfend an. »Hat Sie jemand zum Fallen gebracht?«

»Nein.«

»Es gab also keine Fremdeinwirkung?«

»Nein.«

»Wurde Ihnen etwas gestohlen?«

Felipe zögerte, dann schüttelte er leicht den Kopf. »Nein«, log er. »Ich war einfach betrunken und bin gestolpert. Es fehlt nichts. Ich hab noch alles.«

»Gut«, sagte der Polizist und sah ihn lange und eindringlich an. »Wenn Ihnen noch irgendetwas einfällt und Sie vielleicht doch geschlagen oder gestoßen worden sind, melden Sie sich bei uns.« Er reichte ihm eine Visitenkarte.

»Okay«, murmelte Felipe.

Sie begleiteten ihn noch bis zum Rettungswagen, dann verschwanden sie, und Felipe fiel ein Stein vom Herzen. Er schloss die Augen und ließ sich von den Sanitätern ins Krankenhaus fahren....

Erscheint lt. Verlag 1.8.2024
Reihe/Serie Eine Familiensaga in Chile und Italien
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Dynastie • Familiengeschichte • Familiensaga • Mailand • Roman in Italien • Roman über Familie • Roman über Mode • Saga
ISBN-10 3-7517-2939-9 / 3751729399
ISBN-13 978-3-7517-2939-0 / 9783751729390
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