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Hure oder heilig? (eBook)

Verurteilt die Liebe? Kindheit und Jugend
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
296 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-7292-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hure oder heilig? -  Hannah Hingott
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"Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!" - Ein Leben zwischen Vorurteilen und Liebe.
Hannah wird von ihrer Umgebung oft nach ihrem Familienhintergrund beurteilt, der nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht. Viele erwarten, dass aus ihr eine problematische Jugendliche und Erwachsene wird. Doch warum ist Hannah in diese schwierige Familie hineingeboren worden? Ihre Vorfahren mussten bereits schwere Zeiten durchstehen, besonders ihre Mutter Edith hat viele Belastungen erlebt. Es überrascht daher nicht, dass Edith Schwierigkeiten hat, sich ausreichend um das Wohl ihrer Kinder zu kümmern.
Im Alter von etwa fünf Jahren nimmt sich Hannah vor, all ihre Erlebnisse festzuhalten und später niederzuschreiben. Sie scheut sich nicht, auch ihre eigenen Fehler und Schwächen offen darzulegen, denn unter den gegebenen Umständen lebt sie nach dem Motto: 'Ist der Ruf erst ruiniert, lebt's sich gänzlich ungeniert!'
Dieses Buch erzählt Hannahs bewegende Geschichte - von ihrer Kindheit, durch die Herausforderungen des Lebens, bis hin zu ihrer persönlichen Entwicklung. Ein ehrlicher und ungeschönter Blick auf ein Leben, das von Widrigkeiten geprägt ist, aber auch von der Stärke, die aus ihnen erwächst.
Altersempfehlung ab 16 Jahren

Hannah Hingott ist ein noch unbeschriebenes Blatt. 1968 wurde sie in eine von Kriegen, Armut und Krankheiten traumatisierte Familie geboren. Sie machte eine Ausbildung zur Verlagskauffrau und lebt mit ihrem Mann und einer Katze in einer idyllischen Kleinstadt. Ihre Interessen sind Astrologie, Spiritualität und Philosophie. Im Alter von etwa 5 Jahren gab sie sich den Schwur, niemals etwas von dem Erlebten zu vergessen und wenn sie groß ist, ein Buch zu schreiben. 50 Jahre später, nach einem bewegten Leben, kommt dieses Versprechen in die Verwirklichung.

Walter, Friedrich, Madita

Die beiden Jungs, Walter und Friedrich, waren unzertrennlich und beste Freunde. Sie machten alles gemeinsam. Walter wurde kräftig und burschikos, Friedrich eher schmal, zurückhaltend und ruhig. Sie verpassten keine Kerb und keinen Jahrmarkt. Eine der ältesten Kerben der Stadt und eine von drei Kerben im Viertel, die an drei Wochenenden hintereinander stattfanden, war tatsächlich die Bergsträßer Kerb, die von den dort ansässigen Bauern ins Leben gerufen wurde, mit richtigem Kerbe-Verein, eigener Kerbe-Tracht, einem oder zwei Fahrgeschäften für die Kleinsten und Essensständen. Losbuden, gebrannte Mandeln oder kandierte Äpfel und Buden zum Dosenwerfen fand man auch. Es gab viele Rangeleien zwischen den halbstarken Jungs der drei Kerbegesellschaften, bestand doch immer eine Konkurrenz zwischen ihnen wegen des angeblich besseren oder schlechteren Standes der Bauern-, Angestellten- oder Arbeiter-Kerbeburschen.

Meine Tante Madita dagegen war stets an der Seite ihrer Mutter. Sie war für ihr Alter immer zu schnell gewachsen, dafür aber viel zu dünn. Sobald die finanzielle Lage es Frieda ermöglichte, wurde das Kind täglich mit einem Glas Rotwein, darin ein rohes Ei verquirlt, aufgepäppelt. Das war ein angepriesenes Hausmittel und funktionierte gut. Frieda teilte mit dem Mädchen alle Sorgen, sprach mit ihr wie mit einer Erwachsenen und nahm sie ab dem Alter von 10 Jahren mit, um Zeitungen auszutragen. Das war schon damals nicht ungefährlich, es gab einen Mann, der es auf das Kind abgesehen hatte. Um einen Übergriff zu verhindern, ist eine Freundin von Frieda mehrere Male zu Maditas Schutz mitgelaufen und sorgte so dafür, dass der Kerl nicht mehr auf der Lauer lag. Madita war trotz der nächtlichen Anstrengungen sehr gut in der Grundschule und fand dort ihre Freundin Margitta, die für mich auch heute noch zum engen Familienkreis gehört. Beide sind für mich meine Tantchen. Madita ist für mich auch eine beste Freundin geworden, sie hört immer noch gut zu und ich weiß nicht, wie mein Leben verlaufen wäre, hätte sie mir nicht so oft zur Seite gestanden. Margitta ist ein Jahr älter, klein und sehr zierlich und die Beiden sind immer noch unzertrennlich.

Madita half ihrer Mutter, bis sie in die Mittelschule (heutige Gesamtschule) wechselte. Als sie und Margitta in das Alter für die Tanzschule kamen, gab es dort so wenige Jungen, dass mein Vater und Onkel Walter das Opfer als Gasttänzer auf sich nahmen. Die beiden passten auch gut auf die zwei Mädchen auf. Auf der Hochzeit meines Cousins konnte ich später erstaunt zusehen, wie elegant und perfekt meine Tante Madita und ihr Bruder Walter zusammen das Tanzbein schwangen.

Frieda wollte, dass es ihrer Tochter einmal besser geht als ihr, sie bestärkte Madita, weiter zur Schule zu gehen und lehrte sie, immer in der Lage zu sein, für sich selbst sorgen zu können. Sie wusste sehr genau, wie schnell man allein auf sich selbst gestellt sein kann. So ging Madita weiter auf die Höhere Handelsschule, die mit dem heutigen Abitur vergleichbar ist. Sie fing danach in einer Behörde an und legte dort zusätzlich zur Arbeit eine schulische Beamtenlaufbahn ab. Sie und Margitta wohnten später in kleinen Wohnungen in demselben Haus, um Geld zu sparen, da sie sowieso die meiste Zeit zusammen verbrachten. Sie fuhren gemeinsam in Urlaub und gaben sich gegenseitig Trost, wenn die falschen Frösche geküsst wurden. Nach mehreren falschen Prinzen fanden beide doch auch gute Ehemänner. Maditas Mann Theo sollte mir später noch zeitlebens ein sehr guter Gesprächspartner werden, ich liebte es, mit ihm über Gott und die Welt, Religion und Quantenphysik zu diskutieren. Ihre Brüder gingen in die Lehre, Walter wurde Maler und Lackierer, Friedrich begann eine Installateur-Lehre (damals wie heute noch umgangssprachlich "Gas-Wasser-Scheiße" genannt). Beide beendeten die Lehre erfolgreich, aber meinem Vater ist es immer schwerer gefallen, Heizkörper, Waschmaschinen, Keramikbecken und Co. in die hohen Etagen der Altbauten zu tragen. Irgendwas stimmte nicht, zu oft versagten ihm seine Arme den Dienst, er ließ die teuren Gerätschaften fallen, sehr zum Ärger seines Meisters, der zunächst glaubte, Friedrich sei zu unvorsichtig. Frieda ging mit Friedrich von einem Arzt zum anderen, bis die Diagnose für den 19-jährigen letztendlich feststand: Muskeldystrophie, eine seltene Form eines fortschreitenden Muskelschwunds. Zu erkennen an den Augen, die man nicht fest schließen kann, am Mund, Pfeifen geht gar nicht, sowie den Schulterblättern, die nicht am Körper anliegen, sondern wie gebrochene Flügel am Rücken abstehen. Die Arme lassen sich nicht hoch über den Kopf bringen, die Kraft ist dürftig. Das ist der Anfang, im weiteren Verlauf verlieren nach und nach die Hüften und die Beine, die Füße und die Hände, der Nacken und zuletzt die Speise- und Luftröhre ihre Kraft. Das ist dann auch das Todesurteil, will man nicht von Apparaten umgeben im Bett vor sich hinvegetieren. Damit waren sein erlernter Beruf und alle körperlich herausfordernden Tätigkeiten für ihn gestorben. Das war ein großer Schock für alle. Wegen der abstehenden Schulterblätter, "Flügel" wird die Erkrankung umgangssprachlich Engelskrankheit -, wegen der fehlenden Kraft des gesamten Körpers auch Astronautenkrankheit genannt, denn Astronauten verlieren bei ihrer Reise im All eine Menge Muskulatur. Sie ist in dem französischen und empfehlenswerten Film "Ziemlich beste Freunde" sehr gut und anschaulich dargestellt, wobei dieser Patient wenigstens die finanziellen Mittel für eine umfangreiche Rundumpflege und beste technische Hilfsmittel hatte.

An alle Leser, die diesen Film gesehen haben und sich nun fragen, wie ich so einen Unsinn schreiben kann, da Philippe doch beim Paragleiten abstürzte und darum gelähmt war: 2013 , und ein weiteres Mal ein paar Jahre später, sah ich den Film und freute mich sehr darüber, diese seltene Erkrankung dargestellt zu sehen. Wegen dieser Memoiren habe ich ihn mir vor ein paar Wochen ( November 2023 ) noch einmal ansehen wollen und ihn mir sogar gekauft. Seitdem bin ich um eine Kuriosität reicher in meinem Leben. Eine für mich neue Variante dieses Films habe ich erworben ( Sturz beim Paragleiten) und kann es mir beim besten Willen nicht erklären. Erlebe ich zwei Realitäten? Habe ich eine Erinnerung an eine andere Inkarnation in gleicher Person, mit kleinen Abweichungen? Befinden wir uns öfters im gleichen Leben, immer ein klein bisschen klüger als zuvor? Bin ich ein Opfer übler Scherze ( a la Truman- Show)? Springe ich in verschiedenen Dimensionen umher, oder was in aller Welt ist mit mir los? Es ist nicht das erste Mal, dass mir so etwas passiert. Und erst diese Weihnachten habe ich eine weitere Variante von "Eine zauberhafte Nanny" – Teil II, gesehen. In einer älteren Erinnerung laufen am Ende die Mutter und ihre Kinder auf einem Waldweg dem aus dem Krieg nach Hause kommenden Vater in die Arme, während die Nanny den Weg weiterläuft. Diesmal aber liefen sie ihm auf der Anhöhe des Kornfeldes entgegen, beides erlebe ich als absolut richtig!?

Damals gaben die Ärzte Friedrich keine Hoffnung auf eine lange Lebenserwartung. 25, vielleicht 30 Jahre sollte er ihrer Meinung nach werden, je nachdem, wie stark er sich belastet oder schont. Besser wusste das damals niemand und so war die Erkrankung in jeder medizinischen Fachliteratur beschrieben. Außerdem würde die Krankheit in jedem Fall von Mann oder Frau an etwaige Kinder vererbt, da die DNA geschädigt ist, aber zum Ausbruch komme es nur bei Nachkommen mit männlichem Geschlecht. Was bedeutete, dass auch seine Geschwister davon betroffen waren und weitervererben könnten. Frieda war außer sich vor Sorge, sie wollte wissen, von wem der Muskelschwund an ihre Kinder vererbt wurde. Sie forschte bei ihren - und den Verwandten ihres verstorbenen Mannes nach -, fand aber keinen Hinweis auf eine derartige Erkrankung. Die Ärzte bezeichneten den Fall meines Vaters darum als erste Mutation der DNA, jede Weitervererbung würde einen immer schlimmeren Verlauf der Erkrankung nach sich ziehen. Zu hören, man sei ein Mutant, stelle ich mir ziemlich schrecklich vor. Es war ein Rätsel, wodurch diese Mutation ausgelöst wurde, und das ist es bis heute, wobei ich derzeit einen gruseligen Verdacht im Hinterkopf habe: Was, wenn dies eine Nebenwirkung der damals in den 50ern verabreichten Tuberkulose-Impfung war, die auch nicht harmlos war und viele Behinderungen nach sich zog? Dieser Verdacht kam mir allerdings erst in den letzten drei Jahren, nachdem derzeit auch die Krankheit Multiple Sklerose als Diagnose bei Impf-Nebenwirkungen gegen COVID-19 genannt wird, die in diesen Jahrgängen damals auch oft vertreten war. Ebenso erinnern mich die heutigen Lähmungserscheinungen junger Menschen an die damalige Kinderlähmung, die es dank der Schluckimpfung viele Jahrzehnte nicht mehr gab. Diese Impfung wurde den Kindern mit einem Zuckerwürfel verabreicht, den auch ich als Kind mehrmals bekommen habe. Heutzutage kann ich mir sogar vorstellen, dass es wirklich nur ein Zuckerwürfel gewesen sein könnte. Damit hätte man doch prima die Nebenwirkungen der Vergangenheit verschleiern können...

Erscheint lt. Verlag 15.7.2024
Reihe/Serie Hure oder heilig? Verurteilt die Liebe? Kindheit und Jugend
Hure oder Heilig? Verurteilt die Liebe? Kindheit und Jugend
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ahnenheilung Auflösung von uralten Familienprägungen • Alkoholsucht • Alkoholsucht Eltern • Behinderte • biografische Erzählung Trauma • Bücher über Misshandlung und Missbrauch • Familienbeziehungen Buch • Familiengeheimnis • Kindesmisshandlung • Kindesmisshandlung Biografie • problematische Kindheit Roman • Problemfamilie • Psychische Erkrankungen • schwere Kindheit Biografie • schwierige Jugend Biografie • schwierige Kinder gibt es nicht • Seelische Verletzungen • Spiritualität • spirituelle Biografie
ISBN-10 3-7597-7292-7 / 3759772927
ISBN-13 978-3-7597-7292-3 / 9783759772923
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