Lindt & Sprüngli (Lindt & Sprüngli Saga 1) (eBook)
480 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-30174-3 (ISBN)
Zürich 1826: Voller Verzweiflung bringt der kleine Rudolf Sprüngli seiner Mutter eine Tafel Schokolade ans Krankenbett. Sein letztes Taschengeld und all seine Hoffnung legt er in dieses kleine Mysterium, das sich Schokolade nennt. Wie durch ein Wunder wird sein Wunsch erhört und seine Mutter wieder gesund. Ab diesem Tag ist für Rudolf klar, dass er Schokolade herstellen möchte. Jahre später ist aus dem Kind ein Mann geworden, doch der Traum ist geblieben. Eine »Confiserie Sprüngli« soll es bald in Zürich geben, in der feinstes Backwerk, edle Pralinen und zarte Schokolade serviert werden. Schokolade, die im Mund zergeht wie Butter und die Herzen höher schlagen lässt. Sein eigenes Herz hat Rudolf bereits an eine junge Frau verloren. Doch in wenigen Tagen wird Katharina einen anderen heiraten. Reicht Rudolfs unerbittlicher Eifer und unermüdlicher Fleiß, um seine Träume wahr werden zu lassen? Und was, wenn noch jemand den gleichen Traum hegt?
Opulent, dramatisch und akribisch recherchiert - die unvergessliche Familiensaga rund um die weltberühmten Schweizer Chocolatiersfamilien Sprüngli & Lindt. Ein liebevoll gestaltetes Paperback rundet dieses einzigartige Lesevergnügen ab!
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Lisa Graf ist in Passau geboren. Nach Stationen in München und Südspanien schlägt sie gerade Wurzeln im Berchtesgadener Land. Sie hat nicht viele Schwächen, aber zu Lindt-Schokolade konnte sie noch nie nein sagen. Mit ihrer grandiosen Familiensaga Dallmayr eroberte sie sowohl die Herzen ihrer Leserinnen als auch die Bestsellerliste und schaffte es bis an die Spitze der SPIEGEL-Bestsellerliste. Nun erscheint die mit Spannung erwartete neue Saga Lindt & Sprüngli, in der sie die bewegte Geschichte rund um die weltberühmten Schweizer Chocolatiersfamilien erzählt.
1830
Rudolf
Während der Nacht hatte Rudolf viele Male aus dem kleinen Fenster in der dunklen Kammer geschaut, ob nicht endlich ein Streifen Tageslicht zu erkennen wäre, aber es blieb schwarz, als hätte jemand ein Tintenfass über die Stadt ausgeschüttet. Vorsichtig drehte er sich wieder zur Wand. Wenn die knarrende Bettstatt seinen Bruder aufweckte, dann würden die Pantoffeln fliegen. Eigentlich konnte er sich auf die Mutter verlassen, dass sie ihn zur rechten Zeit weckte. Doch sobald der Schlaf ihm die Augen verdrehte, schreckte er wieder hoch. Gegen Morgen musste er dann doch irgendwann eingeschlafen sein, denn die Mutter rüttelte eine ganze Weile an seiner Schulter, bis er endlich die schweren Lider hob. Milchig graue Schlieren lagen jetzt auf dem Kammerfenster, und Rudolf war so müde, als sei er die ganze Nacht im Kreis gelaufen.
»Es ist so weit«, flüsterte die Mutter und schlug seine Decke zurück. Rudolf zog die Knie an, umschlang sie mit beiden Händen und machte sich rund. Dann sog er die Luft tief ein, blähte sich auf, um sich Mut zu machen, und schwang endlich die Beine aus dem Bett. Es knarrte, sein Bruder grummelte, wurde aber nicht wach. Heute war tatsächlich er, Rudolf, früher dran als David mit dem Aufstehen. Dass das für lange Zeit, womöglich für die nächsten drei Jahre so bleiben würde, bei diesem Gedanken zog Rudolf die Schultern hoch. Nur nicht daran denken.
»Du gewöhnst dich schon noch dran«, sagte die Mutter, als er durch die Küche hinaus zum Abtritt stolperte. »Der Erste in der Backstube ist sowieso immer dein Vater«, hörte er sie sagen. »Und das wird auch so bleiben.«
Nachdem er sich gewaschen hatte, stand sein Frühstück auf dem Tisch.
»Iss«, sagte die Mutter. »Du wirst es an deinem ersten Tag brauchen. Den Sohn vom Sprüngli werden die Gehilfen und die anderen Gesellen besonders genau im Auge behalten.«
»Aber ich kenne sie doch alle, den Ueli, den Simon und den Christoph. Schon ganz lange.«
»Und sie kennen dich. Aber jetzt bist du nicht mehr der kleine Ruedi. Jetzt bist du der Lehrling und sie alle stehen über dir. Wirst schon noch verstehen, was ich meine. Ab heute bist du der vierte Mann in der Backstube. Und der kleinste. Aber wenn sie es zu arg treiben, dann sagst du es dem Vater. Oder mir.« Sie strich ihm das Haar aus der Stirn.
»Und was ist das?«, fragte Rudolf. Neben ihm auf der Bank stand seine alte Tanse. Der Vater hatte ihm die Rückentrage gebaut, als er vier oder fünf Jahre alt gewesen war. Er hatte sie immer dann angelegt, wenn das Fuhrwerk Zucker und Mehl aus ganz großen Fässern für die Backstube in der Marktgasse lieferte. Woher die Kinder in der Nachbarschaft immer blitzschnell von diesen Lieferungen erfuhren, war ein Rätsel. Aus allen Gassen strömten sie herbei, während die Fässer abgeladen wurden, denn nicht alle Dauben waren zu hundert Prozent dicht und immer rieselte hier und da etwas Zucker heraus und blieb auf dem Pflaster liegen. Darauf stürzten sich die Kinder. Sie hockten sich unter das Fuhrwerk und krochen hervor, sobald die Gehilfen ihre Bütten mit Handschaufeln aus den großen Fässern gefüllt hatten und sie auf den Rücken hoben, um sie ins Haus zu tragen. Meist waren es Christoph oder Simon, die auch Rudolfs Tanse auffüllten und ihm auftrugen, ja nichts von der kostbaren Fracht zu verschütten. Aber weshalb hatte die Mutter sie heute vom Dachboden geholt?
»Schau doch mal rein«, sagte die Mutter.
Obenauf lag eine Jacke aus weißem Leinen, nicht ganz neu, aber frisch gewaschen und geplättet. Darunter eine weiße Bäckermütze und eine Schürze zum Binden.
»Wo kommt das denn alles her?«, fragte Rudolf.
»Wo wird es wohl herkommen?«, antwortete die Mutter. »Genäht habe ich es, und seit dem Frühling frage ich mich, ob du wohl noch hineinpassen wirst im September.«
Rudolf setzte zur Probe die Mütze auf. Ob es noch einen zweiten Konditorlehrling in Zürich gab, der seinen ersten Tag in der Backstube in frisch geplätteter und vollständiger Bäckerkluft antrat? Würden sie ihn nicht gleich dafür hänseln, wenn er so geschniegelt ankam?
»Na los, zieh dich um, und dann runter mit dir in die Backstube.«
* * *
Katharina
Katharina betrat vom Neumarkt aus das Haus mit dem alten Zunftzeichen über dem Eingang – eine aufgeklappte Schere –, lief die Treppe zum ersten Stock hinauf und öffnete wie jeden Tag die geschnitzte Tür zur Schneiderstube. Sie merkte gleich, dass irgendetwas anders war als sonst. Also blieb sie stehen und lauschte. Da war Frau Wyss, die im Anprobezimmer mit einer Kundin plauderte. Die beiden Näherinnen, die im Arbeitszimmer tuschelten, leise, wie immer, wenn Kundschaft im Haus war. Sonst hörte sie nichts, und das fühlte sich seltsam an. Sie musste ein bisschen überlegen, drehte sich einmal im Kreis und dann wusste sie es: Aus der Küche am Ende des Gangs kam nicht ein einziger Laut. Katharina ging der Stille nach. Auf der Anrichte stand wie immer der Vogelbauer aus geflochtenem Draht. Hänsli, der Kanarienvogel, saß auf der obersten Stange, auf der er meistens saß, lebendig und dem Anschein nach gesund, nur völlig stumm.
»Guten Morgen, Hänsli, magst du heute gar nicht singen?« Normalerweise nuschelte, trillerte, schnäbelte der Kanarienvogel von morgens bis abends ohne Unterlass. Er ahmte Amseln oder Meisen nach, und manchmal versuchte er, wie ein Rabe zu krächzen. Katharina öffnete das Fenster, damit ihn die Geräusche von der Gasse zum Singen animierten. Doch der Vogel machte keinen Mucks. Vielleicht war er doch krank.
»Was hat das Hänsli denn?«, fragte Katharina die beiden Näherinnen.
»Wieso, was meinst du?« Gritli hob den Kopf von ihrer Näharbeit. »Ist er nicht in seinem Käfig?« Sie rückte näher ans Fenster, um ihr feines Seidengarn durch das Nadelöhr zu fädeln.
»Doch«, sagte Katharina. »Aber er singt nicht.«
Mareili, die eine Ärmelnaht versäuberte, zuckte mit den Achseln.
Die beiden mussten taub sein. Da sang dieser Vogel tagein, tagaus, von morgens bis zum Feierabend, und ihre Kolleginnen bemerkten es nicht, wenn er plötzlich verstummte.
»Wer ist denn heute bei der Chefin zur Anprobe?«, fragte Katharina, band sich ihre Schürze um und heftete sich das Oberteil mit zwei feinen Nadeln ans Kleid.
»Die Tochter von unserem Friedensrichter«, flüsterte Gritli. »Die Chefin wird sie gleich noch einmal neu vermessen. Ich glaube, die hat schon wieder zugenommen seit der letzten Anprobe.«
»Wir haben doch in allen Säumen fast ein Zoll zugegeben. Das wird schon reichen«, meinte Katharina.
»Da müssen wir das Kleid halt ein bisschen schneller fertig nähen«, sagte Gritli. »Schneller, als die Mamsell zunehmen kann.«
Mareili kicherte. »Wir machen so schnell, wie wir können. Mir tun schon die Finger weh, so oft hab ich mich gestern und heute schon gestochen.«
»Weil du auch immer deinen Fingerhut daheim vergisst«, sagte Katharina. Dann lauschte sie wieder. Aber da war nichts. Nur Stille.
* * *
Rudolf
Rudolf kannte den Weg und er kannte die vom vielen Auf- und Zumachen abgegriffene und stumpf gewordene Schwingtür zur Backstube. Doch noch nie hatte er in weißer Schürze und mit weißer Mütze auf dem Kopf davorgestanden. Wie immer schlug ihm der vertraute Geruch nach frisch aus dem Ofen genommenem Gebäck entgegen. Ueli, der Geselle, sah von seiner Arbeit am großen Tisch auf, Simon und Christoph, die beiden Alt-Gehilfen, drehten die Köpfe. Ihre Arme steckten bis zu den Ellbogen im Teigtrog.
»Guten Morgen«, wünschte Rudolf.
»Auch schon wach, der Ruedi«, antwortete Ueli, »und angezogen ist er wie ein Meister.«
In der Ecke wog Rudolfs Vater mit der Balkenwaage Mehl und Staubzucker ab. Er hob nur kurz den Kopf, nickte, legte noch eine Schaufel Mehl auf die Waagschale. Ueli wischte sich die Finger an seiner Schürze ab, zog einen Eimer unter dem Tisch hervor und reichte ihn Rudolf.
»Und was soll ich damit?«, fragte Rudolf.
»Rausgehen und Blätter sammeln«, befahl ihm der Geselle.
»Jetzt gleich?«
»Natürlich jetzt gleich. Wir brauchen die Blätter gleich nachher, also beeil dich.«
Ueli ging zurück an seine Arbeit. Die Gehilfen kneteten weiter den Teig, der Vater wog Mehl ab und schüttete es in die Rührschüssel. Also nahm Rudolf seinen Eimer und lief damit hinaus auf die Gasse. Wo sollte er jetzt einen Eimer voller Blätter auftreiben? Er nahm seine Mütze ab und steckte sie in die eine Tasche, die Schürze stopfte er in die andere. Dann lief er hinunter zur Limmat und über die Gemüsebrücke. Über die Schipfe rannte Rudolf mit seinem Eimer hinauf zum Lindenhof. Das Gezwitscher der Spatzen in den Linden über ihm klang, als machten sie sich über ihn lustig.
»Jetzt schaut euch das einmal an«, empfing Ueli ihn nach einem Blick in Rudolfs Eimer. »Der ist ja nur zur Hälfte voll.«
Simon kratzte sich am Kopf. »Was, so wenig?«, fragte er. »Dann wird es aber heute nichts werden mit dem Blätterteig.«
»Halb so schlimm«, sagte Christoph. »Ist sowieso zu warm heute. Da schmilzt uns bloß die Butter unter den Händen weg.«
Die beiden Gehilfen grinsten bis über beide Ohren. Simon nahm Rudolf den Eimer ab und schüttete die Blätter in den Ofen, während Rudolf danebenstand und sich sehr dumm vorkam.
»Es ist genug jetzt«, sagte sein Vater. »Geht zurück an eure Arbeit. Und du, Rudolf, hilfst Simon beim Ausbuttern der Backformen.«
* * *
Katharina
Die Chefin kam...
Erscheint lt. Verlag | 1.9.2024 |
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Reihe/Serie | Lindt & Sprüngli-Saga |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | 2024 • Bestsellerautorin • Conchieren • Confiserie • dallmayr-saga • eBooks • Familiendynastie • Familiensaga • Frauenromane • Geschenk • Geschenkbuch • Historische Romane • Historischer Roman • Liebesromane • Lindt • Neuerscheinung • Nummer-1-Bestsellerautor • Schokolade • Schweiz • schweizer chocolatier • Schweizer Geschichte • Schweizer Schokolade • Sprüngli • Trilogie • Unternehmensgeschichte |
ISBN-10 | 3-641-30174-2 / 3641301742 |
ISBN-13 | 978-3-641-30174-3 / 9783641301743 |
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