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No Matter What (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman - Berührende Small-Town-Romance der SPIEGEL-Bestseller-Autorin
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
384 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-31246-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

No Matter What -  Sarah Stankewitz
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»Du warst mein Wunder, Stella Jones. Jetzt lass mich deines sein.«
Seit dem Brand, bei dem ihr Vater ums Leben gekommen ist, trägt Stella Jones Narben - körperliche und seelische. Berührungen anderer Menschen kann sie nicht ertragen, nur bei ihrer Arbeit in einem Hundeshelter kann sie ganz sie selbst sein. Als ihre Pflegemutter stirbt, kehrt Stella zurück in ihre Heimatstadt Blossom Lake. Sie kommt in der WG ihres großen Bruders unter, ohne zu ahnen, wer dessen neuer Mitbewohner ist: Austin, dem sie vor Jahren das Leben gerettet und der sich nun zu einem egoistischen Playboy entwickelt hat. Doch hinter der kühlen Fassade steckt ein anderer Austin: einfühlsam, liebevoll, leidenschaftlich. Geduldig hilft er Stella, die Schatten der Vergangenheit zu bekämpfen, und entfacht ein Feuer in ihr, das sie lange unterdrückt hat. Doch ist Stella bereit für so viel Nähe? Oder wird sie sich neue Brandnarben zuziehen?

Sarah Stankewitz lebt mit ihrem Freund in einer kleinen Stadt am Rande von Brandenburg. Schon in ihrer Kindheit liebte sie es, Worte aneinanderzureihen und Geschichten zu erschaffen. Seit ihrem Debütroman lässt sie ihrer Fantasie freien Lauf und ist immer wieder auf der Suche nach neuen Inspirationsquellen. Musik, Kerzen und ein bequemer Arbeitsplatz dürfen im Hause der Autorin ebenso wenig fehlen wie ein leckerer Cappuccino. Ihre Geschichten spiegeln das wider, was sie sich stets von einem guten Roman erhofft: Liebe, Leidenschaft und eine Prise Humor. Unter ihrem offenen Pseudonym Sara Rivers schreibt sie prickelnde Erotikromane.

KAPITEL 1
Stella


Meine größte Erkenntnis aus den letzten sechs Jahren ist folgende: Tieren ist es egal, ob du in eine XS oder eine XL passt. Ob du Männer oder Frauen liebst. Ob du überhaupt liebst. Lieben willst. Nicht lieben kannst, weil du viel zu oft verletzt wurdest. Sie verurteilen niemanden, und das ist nur einer der vielen Gründe, wieso ich meine Zeit inzwischen lieber mit ihnen als mit Menschen verbringe.

Hunde sind die besseren Menschen, hat Paps immer gesagt, und die Fellnasen hier beweisen mir jeden Tag aufs Neue, dass er mit dieser Aussage recht hatte. Wie gern würde ich ihm genau das sagen.

Ach, Paps. Du mit all deinen schrägen Lebensweisheiten. Mit all deinen Tipps, die ich erst jetzt im Erwachsenenalter richtig zu schätzen weiß.

Seit ich hier bei den Furry Angels in Bar Harbor arbeite, hat mich kein Hund je schief angesehen. Meine Schützlinge haben mir nie das Gefühl gegeben, nicht richtig zu sein. Nicht gut oder schön genug.

In meinem Leben ist mir mehr als eine ganze Fußballmannschaft an Leuten begegnet, die mich kleingehalten haben, aber hier gibt es eine ganze Armee an Vierbeinern, die mich Tag für Tag wieder aufbaut. Zu denen ich mich flüchten kann, wenn ich mitten in der Nacht schweißgebadet aufwache und vor lauter Gedankenchaos nicht mehr einschlafen kann. Mehr als einmal bin ich weit nach Mitternacht aus dem Haus geschlichen, um mir einen der Hunde zu schnappen und mit ihm bei Wind und Wetter spazieren zu gehen. Mit jedem Schritt, jedem Streicheln, jedem Blick aus den treuen Augen des Tieres wurde ich innerlich ruhiger. Man könnte also sagen, dass die Hunde und ich uns gegenseitig aufpäppeln, sobald sie bei uns sind.

Als mir meine Therapeutin Dr. Bernard vor drei Jahren zum ersten Mal vorgeschlagen hat, mehr Zeit mit Tieren zu verbringen, um mich langsam wieder an das Gefühl von Berührungen zu gewöhnen, wäre ich am liebsten schreiend aus ihrer Praxis gestürmt.

Gedankenversunken schiebe ich das knarzende Tor zu den Zwingern auf und werde sofort von einem ohrenbetäubenden Bellkonzert empfangen, das inzwischen meine Lieblingsmusik geworden ist. Es ist verrückt, wie schnell man sich an die lautesten Geräuschkulissen gewöhnen kann. Umgehend durchflutet pure Freude mein Herz, und ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus, das sogar der Herbstsonne am Himmel Konkurrenz macht.

Ich streichle Bounty, Snickers und Milkyway – mein Boss Frank hat eine ungesunde Obsession für Schokoriegel – durch die Gitterstäbe und mache mich auf den Weg zum Ende des schmalen Ganges. Er beherbergt auf beiden Seiten mehrere geräumige Zwinger für die Hunde, die Frank aufnimmt.

Als ich vor Heros Zwinger am Ende des Ganges stehen bleibe, trottet er schon auf mich zu, schiebt seine graue Schnauze durch das Gitter und schleckt freudig über meine Hand.

»Hey, mein Schöner. Darf ich reinkommen?« Ich fahre mit dem Daumen über seine feuchte, schwarz-pink gescheckte Nase. Anschließend öffne ich seinen Zwinger, setze mich neben seinem Körbchen auf den Boden und warte darauf, dass er sich zwischen meine Beine kuschelt. Das hier ist in den letzten Monaten unser persönliches Ritual geworden: Ich statte ihm frühmorgens einen Besuch ab und gebe ihm die Liebe, die er sein ganzes Leben lang nicht bekommen hat, während er meinen Liebesspeicher mit seinen treuen honigbraunen Augen auffüllt. Wenn Hero mich mit schräggelegtem Kopf ansieht, vermittelt er mir das Gefühl, genau richtig zu sein, so wie ich bin. In der Gegenwart anderer Menschen würde ich mich oft am liebsten verstecken, doch mit ihm in meinem Schoß fühle ich mich für die Welt da draußen gewappnet. Allein dafür bin ich ihm unheimlich dankbar.

Er kam vor drei Monaten zu uns, nachdem mein Boss ihn an der stark befahrenen Eagle Lake Road gefunden hat. Er war abgemagert, voller Parasiten und in einem so miserablen und verängstigten Zustand, dass es mehrere Tage gedauert hat, sein Vertrauen zu gewinnen. Was bei den Dingen, die er erlebt haben muss, auch kein Wunder ist.

Hero war nicht nur ausgehungert, sondern auch am ganzen Körper verwundet, als wäre er durch die Hölle gegangen. Die folgenden Wochen waren ein reiner Überlebenskampf, den der kleine Kerl Gott sei Dank gewonnen hat. Als ich mir einen Namen für ihn überlegen sollte, musste ich nicht lange nachdenken. Ich wusste sofort, dass er ein waschechter Held auf vier Pfoten ist.

Mit dem Finger zeichne ich die kleine Kerbe in Heros linkem Ohr nach, woraufhin es unkontrolliert zuckt. Anschließend fällt mein Blick auf die Brandnarbe über seinem rechten Auge, und sofort entsteht ein Kloß in meinem Hals. Ich weiß nicht, was ihm zugestoßen ist, aber ich fürchte, dass in seinem Fall selbst das Best-Case-Szenario schrecklich ist.

Hero ist ein vierzig Zentimeter großer Mischlingsrüde, der schätzungsweise zehn Jahre alt ist und mich mit seiner bloßen Anwesenheit erdet. Wenn ich mit ihm zusammen bin, fühle ich mich beängstigend normal, weil wir uns so ähnlich sind. Beide verwundet, beide voller Angst, beide extrem vorsichtig. Es ist, als hätten wir dasselbe Schicksal geteilt, nur in unterschiedlichen Körpern.

Ich ertaste geistesabwesend die vernarbte Haut an meinem Hals, die sich über meine linke Schulter bis zu den Ellenbogen zieht. Die Tage, an denen ich in den letzten Jahren einen Zopf getragen habe, kann ich an einer Hand abzählen. Meistens habe ich mich nur getraut, meine dichten braunen Haare hochzustecken, wenn ich mir stattdessen einen dicken Schal als Schutzschild umbinden konnte. Damit niemand sieht, was ich jedes Mal als Erstes sehe, wenn ich in den Spiegel schaue. Inzwischen ist dieser Schal zu einem festen Bestandteil meines Körpers geworden, und ich lege ihn nur ab, wenn ich abends erschöpft ins Bett falle.

Mein Boss hat mich glücklicherweise nie danach gefragt, und er ist der Einzige, zu dem ich in den letzten Monaten eine zwischenmenschliche Beziehung hatte. Beim Gedanken daran, dass ich in den nächsten Wochen nicht hier, sondern in meiner Heimat sein werde, vermisse ich den wortkargen Riesen von einem Mann beinahe, der bereits so viele Tiere aufgenommen und anschließend in die Hände liebevoller Menschen gegeben hat. Es soll sie ja geben, die Menschen, die das Herz am rechten Fleck haben. Einigen bin ich in meinem Leben schon begegnet, aber die meisten davon haben mich mit ihrer Fürsorge und ihrem Mitgefühl erdrückt. Sie haben mich mit ihrem Mitleid, ohne es zu wissen, aus der Stadt gejagt. Spätestens heute Abend werde ich ihnen wieder begegnen müssen. Bei der Vorstellung rieselt ein Kribbeln über meine komplette Wirbelsäule. Keines der guten Sorte.

Meine Gedanken schweifen wieder zu Frank ab, den ich der Einfachheit halber einfach »Boss« nenne, weil ich auch nach zwei Jahren nicht weiß, ob ich ihn mit seinem Vornamen oder mit Mr. Woodford ansprechen soll. Wir haben uns über eine etwas seltsame Jobanzeige in der Zeitung kennengelernt.

Leite einen Shelter für kranke und verwahrloste Hunde am Rand von Bar Harbor. Suche engagierten Mitarbeiter. Sollte kein Problem damit haben, sich die Hände schmutzig zu machen. Und keine Allergie gegen Erbsen. Keine Bezahlung. Dafür kostenlos ein Dach über dem Kopf und warmes Essen auf dem Tisch.

PS: Jeglicher Small Talk ist unerwünscht.

Beim letzten Punkt hatte er mich am Haken, denn für mich gibt es kaum etwas Schlimmeres als Small Talk. Seitdem lebe ich bei den Furry Angels, oder besser gesagt, unter einem Dach mit Frank Woodford, dem Einsiedlerkrebs von Bar Harbor, der in der ganzen Stadt als Grumpy Frank bekannt ist.

Zwar habe ich in den letzten zwei Jahren kein Geld verdient, musste mir dafür aber auch nie Gedanken um einen Schlafplatz oder einen leeren Kühlschrank machen. Frank fährt jeden Donnerstag einkaufen, kocht dreimal die Woche denselben leicht versalzenen Erbseneintopf und lässt mich in Ruhe, so wie ich ihn in Ruhe lasse. Wir haben wie ein altes Ehepaar unsere Routinen entwickelt. Dabei könnte Grumpy Frank mein Großvater sein.

Hero reißt mich aus meinen Gedanken, indem er mir seine Pfote auf den Oberschenkel legt, damit ich ihn weiterstreichle. Aus seinen treuen Augen sieht er zu mir auf, und ich bilde mir ein, eine gewisse Sehnsucht in ihnen zu erkennen. Dieselbe Sehnsucht, die seit einer Woche auch in meinem Magen rumort und mich nachts um den Schlaf bringt.

»Ich weiß«, seufze ich. »Ich vermisse euch auch schon.« Hinter vorgehaltener Hand verrate ich ihm, dass ich ihn ganz besonders vermissen werde, wenn ich heute Nachmittag in den schlecht belüfteten Bus steigen und die etwa zweistündige Heimreise nach Blossom Lake antreten werde. Umgehend rumpelt mein Magen noch stärker, weil ich genau weiß, was mich erwarten wird. In Orten wie Blossom Lake ändert sich nie etwas. Aber ich, ich habe mich verändert. Und ich habe keine Ahnung, ob wir noch zusammenpassen, meine Heimat und ich. Früher war dieses idyllische Fleckchen Erde in Maine das Paradies für mich, mittlerweile ist da diese gigantische Regenwolke, die über allem hängt.

»Du versprichst mir, dass du dich in den nächsten Wochen benimmst, okay, Kumpel?«

Hero schnauft als Antwort. Im selben Augenblick höre ich Franks schlurfende Schritte hinter mir, genau wie das Klappern seines übervollen Schlüsselbundes. Er treibt ihn jedes Mal an den Rand des Wahnsinns, weil er ewig braucht, um den passenden Schlüssel zu finden. Eins steht fest: Im Anschleichen ist mein Boss eine Niete, er schafft es einfach nie, die Beine richtig zu heben.

Ich werfe einen Blick...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2024
Reihe/Serie Love Burns
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2024 • Ayla Dade • Bestsellerautorin • Bianca Iosivoni • Booktok • booktok autorin • booktok bücher deutsch • Brand • Broken Hero • Deutsche Autorin • eBooks • Familie • Feuer • forced proximity • Good vibes • Große Gefühle • Happy End • Kathinka Engel • Kristina Moninger • Liebesroman • Liebesromane • Lilly Lucas • Maren Vivien Haase • Mona Kasten • Neuerscheinung • New Adult • new adult deutsch • New-Adult-Reihe • Prickelnder Liebesroman • Romance • Romantik • Sarah Sprinz • Serie • Slow Burn • Small Town Romance • SPICE • spicybooks • tiktok made me buy it • Unfall • Wohlfühlroman
ISBN-10 3-641-31246-9 / 3641312469
ISBN-13 978-3-641-31246-6 / 9783641312466
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