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Dorian Hunter 154 (eBook)

Die rote Hexe
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7237-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorian Hunter 154 - Neal Davenport, Logan Dee
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Die Wagen fuhren weiter nebeneinander. In diesem Augenblick zog der Kutscher eine Pistole und richtete sie auf mich.
Sofort handelte ich. Ich schlug zu, und die dünne Peitsche rollte sich um seine Hand. Ich riss einmal kurz daran, und die Pistole fiel auf den Kutschbock. Dann ließ ich einfach die Peitsche los, und unser Wagen überholte den Planwagen.
»Der Hundesohn hat auf mich schießen wollen«, sagte ich keuchend.
»Beruhige dich, Gabor«, besänftigte mich Bethela.
»Der Kerl hat behauptet, dass du die Pest ins Lager gebracht hast«, sagte ich. »Sie werden auf dich losgehen, Bethela.«

Ein neuer Abschnitt im Leben des Dämonenkillers beginnt! Dorian Hunter wird von Albträumen geplagt. Wer war er in seinem sechsten Leben? Und wer ist die schöne rote Hexe, die seinen Weg damals entscheidend geprägt hat?

1. Kapitel


Ira blinzelte. Ihre Augen brannten vor Müdigkeit. Die Armbanduhr verriet ihr, dass Mitternacht gerade vorüber war. Seit fast zwanzig Stunden auf den Beinen! Und den größten Teil der Zeit mit Blick auf die Malerei, auf Blut, Feuer und Dämonenspeichel. Ihre Schultern fühlten sich steinhart an, der Nacken war eine einzige Verspannung. Sie brauchte dringend ein heißes Bad und ein paar große Mützen Schlaf.

Oder reichte ein Kaffee aus? Schön stark und so schwarz, dass sie damit die dunklen Stellen des Freskos ausbessern könnte.

Sie schüttelte den Kopf. Auch wenn sie mit diesem grässlichen Stück so schnell wie möglich fertig werden wollte, würde sie ihrer Aufgabe nicht gerecht, wenn sie vor Müdigkeit kaum noch zu stehen imstande war.

Sie legte den Pinsel zur Seite, betrachtete die aus den Dämonennüstern steigenden Rauchwolken, an denen sie gearbeitet hatte, und nickte zufrieden. Noch ein Tag Arbeit, allerhöchstens zwei, dann war das Gemäl...

Ira stockte.

Was zum Teufel war denn das?

Im linken Auge des Monstrums schimmerte ein roter Fleck, der dort nicht hingehörte. Ein Farbspritzer? Das wäre ein unverzeihlicher Fehler gewesen, der ihr noch nie unterlaufen war. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen, sah erneut hin – und der Klecks war verschwunden.

Zu müde. Du bist ganz eindeutig zu müde.

Sie gähnte so heftig, dass Tränen ihr den Blick verschleierten und über die Wangen liefen. Durch den Feuchtigkeitsfilm sah sie ein rötliches Schimmern. Erneut auf Höhe des linken Dämonenauges.

Das ist unmög...

Sie wollte die Tränen wegwischen, aber noch bevor sie mit der Hand ihr Gesicht berührte, explodierte der rote Fleck. Fetzen von Purpur, Scharlachrot, Blutrot, Karminrot, Zinnoberrot legten sich auf sie, hüllten sie ein und trugen sie davon.

Als sich ihr Blick klarte, starrte sie wieder auf die Dämonenfratze. Nur dass es sich diesmal nicht mehr um ein Gemälde handelte. Ohne einen Körper zu besitzen, schwebte die Visage einen Meter über dem Boden, groß wie ein Mittelklassewagen. Und sie kam auf Ira zu. Langsam nur, aber unaufhaltsam.

Ira roch den Qualm aus den Nüstern, den Gestank nach der verbrannten Haut des Opfers zwischen den Widderhörnern, die Ausdünstung nach Verwesung und Verfall. Die Hitze des Flammenkranzes schlug ihr ins Gesicht, raubte ihr den Atem.

Sie wollte sich herumwerfen und weglaufen, doch sie war zu keiner Bewegung fähig. Sie blickte an sich hinab und erkannte mit Entsetzen den Grund: Ihre Beine steckten bis über die Knie im steinernen, rissigen Boden. Lavafäden krochen aus den Spalten, umschlängelten Iras Oberschenkel, arbeiteten sich in die Höhe.

Nun erst nahm sie bewusst wahr, in welche Höllenlandschaft es sie verschlagen hatte. Vor ihr erstreckte sich eine grenzenlos erscheinende Ebene. Stalaktiten hingen aus dem grauen Nichts des Himmels. Von ihnen tropfte Blut, das zischend verdampfte, sobald es den Boden berührte. Felsformationen, nein: Skulpturen, die an schmerzverkrümmte Menschenleiber erinnerten, bevölkerten das Land, so weit das Auge reichte. Die Arme erhoben, die Finger zu Krallen gekrümmt, die Münder zu ewig währenden Schreien geöffnet. Sie alle steckten bis zu den Knien im Boden.

O nein!

»Ira!«, dröhnte eine Stimme über die Ebene.

»Jetzt gehörst du mir«, donnerte ihr die Dämonenfratze entgegen.

»Nein!«, schrie sie. »Was willst du von mir?«

»Dich!«

»Lass mich in Frieden!«

Der Dämon lachte. Knapp über Armlänge von Ira entfernt verharrte die Fratze. Die Hitze und der Gestank wurden immer unerträglicher. Die Lavafäden, die ihre Beine hochkrochen, spürte sie hingegen nicht.

»Nun bist du mein«, grollte es zwischen den Hauern der Bestie hervor.

»Ira!«, ertönte da wieder die erste Stimme.

Armdicke Stränge einer mehrfach gespaltenen Zunge quollen aus dem Maul des Monstrums und zuckten auf Ira zu. Sie drehte den Oberkörper zur Seite, versuchte auszuweichen, doch es war vergebens. Die Zungenenden packten sie an den Schultern und schüttelten sie durch.

»Mein! Mein! Auf ewig mein!«

»Ira!«

»Du gehörst mir bis ans Ende der Zeit.«

»Ira!«

Das Rütteln wurde immer stärker.

»Ira, wach auf!«

Sie schlug die Augen auf. Vor ihr stand Abi Flindt, die Hände auf ihren Schultern, und schüttelte sie.

»Na endlich«, sagte er. »Ich dachte schon, du willst die Nacht auf diesem Stuhl verbringen.«

Stuhl? Ira blinzelte und sah sich um. Tatsächlich, sie saß auf dem Klappstuhl, den sie vor der Arbeit an dem Dämonenfratzenfresko für kurze Pausen an die gegenüberliegende Wand gestellt hatte.

Das Fresko! Ihr Blick zuckte zu dem Gemälde, das sie bis in den Traum verfolgt hatte. Kein rötlicher Fleck im Auge der Bestie. Keine Zungenspitzen, die sie bedrohten. Alles ganz normal.

»Was ist denn los?«, fragte der Däne.

»Ich ... ich bin wohl schon etwas zu lange auf den Beinen. Ich muss eingeschlafen sein. Und dann habe ich von diesem Scheusal geträumt.«

Aber stimmte das wirklich? Es hatte sich so echt angefühlt, so bedrohlich und beängstigend.

Natürlich war es ein Traum!, schalt sie sich selbst. Was sollte es sonst gewesen sein? Das Castillo ist gegen Dämonenangriffe gesichert.

Abi warf einen Blick über die Schulter. »Ist aber auch ein entzückendes Geschöpf. Kein Wunder, dass es deine Gedanken beschäftigt, wenn du es den ganzen Tag vor Augen hast. Und jetzt sieh zu, dass du ins Bett kommst.«

Sie lächelte. »Du hast recht.«

Ira stemmte sich hoch, dabei fiel ihr Blick auf Abi Flindts Schuhe. »Was sind denn das für Treter?«

»Ich muss doch sehr bitten!«, gab er sich empört. Doch in der nächsten Sekunde grinste er und hob einen Fuß. »Stiefel mit Silberbeschlägen. Ich habe beschlossen, meine Ausrüstung ein bisschen aufzustocken. So kann ich auch im Nahkampf gegen einen Dämon bestehen und einem Werwolf so richtig in den Arsch treten. Gefallen sie dir?«

»Sie sind sehr – gewöhnungsbedürftig. Aber zweckmäßig.«

»Und ich dachte, gerade eine Frau könnte sich für neue Schuhe begeistern.«

»Chauvi.« Sie lächelte ihm noch einmal zu, dann wandte sie sich ab und ging in ihr Zimmer. Sie beschloss, das Bad auf den nächsten Tag zu verschieben. Ohne sich umzuziehen, ließ sie sich ins Bett fallen.

Eine Minute später schlief sie tief und fest.

So tief, dass sie nichts von den weiteren Besuchern dieser Nacht mitbekam.

Abi sah der ausnehmend hübschen Kölnerin mit der Traumfigur nach. Er musste sich eingestehen, dass sie ihm sehr, sehr gut gefiel. Und dass er sie wirklich gerne mochte.

Aufgepasst, Abraham Flindt!, ermahnte er sich. Verlieb dich bloß nicht in sie.

Nein, natürlich nicht. Das würde er ihr nicht antun. Die Vergangenheit hatte gezeigt, dass es einer Frau nicht gut bekam, wenn er ihr zu große Gefühle entgegenbrachte. Inzwischen hatte er zwar die Ursache für diesen ominösen Fluch herausgefunden, von dem er geglaubt hatte, dass er auf ihm laste. Er wusste, dass eine zukünftige Lebensgefährtin davon nicht mehr betroffen wäre, dennoch wagte er es noch nicht, sich auf dieses Risiko einzulassen. Dazu saß die Erfahrung früherer Tage zu tief.

Abi drehte sich zu dem Fresko um, das Ira nach dem Aufwachen so angstvoll betrachtet hatte. Er streckte die Hand danach aus, verspürte den Drang darüberzustreichen, zuckte aber zurück. Schließlich wollte er Iras Arbeit nicht ruinieren.

Er seufzte. Was trieb er hier eigentlich? Er sollte auch zu Bett gehen, anstatt hier mitten in der Nacht in Teilen seiner neuen Ausrüstung durch das Kastell zu schleichen.

Aber er konnte nicht anders. Er wurde das Gefühl nicht los, dass etwas in der Luft lag. Zu ruhig, zu friedlich war es in den letzten Tagen gewesen. Zumindest wenn man von Dorian Hunters Gereiztheit absah, mit der er in der vergangenen Woche seiner Umwelt gegenübergetreten war. Der Dämonenkiller schob es auf wiederkehrende Albträume, die ihm den Nachtschlaf verdarben und ihn tagsüber unausgeglichen machten. Dabei sollte Dorian lieber froh sein, dass sein Sohn Martin dank Cocos Einsatz endlich nicht mehr unter dem Einfluss der Vampirin Rebecca stand.

Abi trat einen Schritt zurück, um den Dämonenkopf in seiner gesamten Scheußlichkeit bewundern zu können. Hatte Iras Albtraum mit denen des Dämonenkillers zu tun? Nein, gewiss nicht. Beruhigen konnte das den Dänen aber auch nicht.

Etwas würde geschehen, dessen war er sich sicher. Aber was?

Er beschloss, weiterhin die Augen offen zu halten. Denn Dorian, so sehr er ihn bewunderte, erschien ihm in der letzten Zeit zu abgelenkt, um sich dieser Aufgabe ausreichend widmen zu können.

»Wer ins Castillo Basajaun will, muss erst an mir vorbei.« Er grinste, als ihm ein...

Erscheint lt. Verlag 20.7.2024
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-7237-5 / 3751772375
ISBN-13 978-3-7517-7237-2 / 9783751772372
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