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G. F. Unger Sonder-Edition 298 (eBook)

Powder River Trail

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7145-0 (ISBN)

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G. F. Unger Sonder-Edition 298 - G. F. Unger
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Ringo Rock kennt dieses Land, denn er wurde hier in Wyoming geboren. Er kennt den Atem dieses Landes, und er hat einen feinen Instinkt, der auf geheimnisvolle Weise den Pulsschlag dieses Landes spürt.
Er kennt auch die Zeichen, die das Land ihm gibt - hundert verschiedene Arten von Zeichen sind es, und er weiß sie fast immer richtig zu deuten.
Deshalb lebt er noch.
Sein riesiger Minniconjou-Wallach steht unterhalb eines Hügelkammes. Der große Mann sitzt bewegungslos im Sattel und späht über den Kamm hinweg in die Runde. Er lässt sich Zeit, denn nichts ist in diesem Lande gefährlicher als Ungeduld und Hast.

Powder River Trail

Ringo Rock kennt dieses Land, denn er wurde hier in Wyoming geboren. Er kennt den Atem dieses Landes, und er hat einen feinen Instinkt, der auf geheimnisvolle Weise den Pulsschlag dieses Landes spürt.

Er kennt auch die Zeichen, die das Land ihm gibt – hundert verschiedene Arten von Zeichen sind es, und er weiß sie fast immer richtig zu deuten.

Deshalb lebt er noch.

Sein riesiger Minniconjou-Wallach steht unterhalb eines Hügelkammes. Der große Mann sitzt bewegungslos im Sattel und späht über den Kamm hinweg in die Runde. Er lässt sich Zeit, denn nichts ist in diesem Lande gefährlicher als Ungeduld und Hast.

Ringo Rock wittert wie ein misstrauischer Wolf. Nur manchmal wirft er einen Blick in die Senke hinunter. Dort sind die rauchenden Trümmer einiger Conestoga- und Mervile-Wagen zu sehen. Und einige mit Pfeilen gespickte Körper liegen im grünen Gras verstreut. Die Toten sind nackt und skalpiert.

Ringo Rock hat das alles schon einige Male gesehen. Es passiert immer wieder in diesem Lande, und je weiter man sich dem Powder River nähert, umso schlimmer wird es.

Ein anderer weißer Mann wäre an seiner Stelle sofort hinuntergeritten. Oder er hätte die Flucht ergriffen. Die Furcht wäre ihm in die Knochen gefahren.

Ringo Rock aber sitzt regungslos auf seinem narbigen Riesenwallach und lauscht auf den Atem, auf den Pulsschlag und auf die geheimnisvollen Signale des Landes.

Der Wind kommt von Norden.

Im Nordwesten entfernt sich eine Staubsäule.

Das sind Reiter.

Aber im Süden und Osten sind ebenfalls Staubfahnen.

Und hier im näheren Umkreis von zwei oder drei Meilen rührt sich nichts. Hier sind keinerlei Zeichen. Nur die Trümmer der Wagen qualmen dort unten in der Senke, durch die sich der Powder River Trail nach Norden zieht.

Hier sind keine Zeichen.

Gar nichts!

Als wenn das Land aufgehört hätte zu atmen. Als wenn der Puls aufgehört hätte zu schlagen.

Aber auch das ist für Ringo Rock ein Zeichen. Es ist das schlimmste Zeichen überhaupt.

Deshalb hält er sich in Deckung des Hügelkammes, bleibt regungslos im Sattel und versucht herauszufinden, wo die Kriegshorde sich versteckt hält.

Es kann nur ein kleiner Rest des großen Ungewitters sein, das über die Wagen dort unten hergefallen ist. Aber sie sind da.

Sie sind irgendwo versteckt.

Die Sonne sticht heiß hernieder. Ringo Rock schluckt trocken. Dann starrt er auf die Ohrenspitzen seines grauen Wallachs.

Sie zittern leise.

»Nun gut, Colonel«, sagt Ringo Rock sanft zu seinem Pferd, »nun gut, dann werden wir eben sehen, ob wir sie schlagen können, nicht wahr?«

Er macht eine leichte Körperbewegung, und das riesige Tier setzt sich sofort wieder wie eine geschmeidige Katze in Bewegung. Es wiegt sicherlich um die dreizehn Zentner. Durch sein zottiges Fell leuchten Narben. Aber es wirkt nicht schwergewichtig. Es besteht aus Muskeln, Sehnen und Knochen. Aber es läuft so leicht und mühelos wie ein langbeiniger Büffelwolf.

Der Mann ist in befranstes Leder gekleidet, aber er trägt einen Stetsonhut und Cowboystiefel, diese jedoch ohne Sporen. Er sitzt wie ein Indianer im Sattel – vorgeneigt und mit lang herniederhängenden Beinen. Er trägt zwei Colts im Kreuzgurt und hat eine gute Winchesterbüchse – das neueste Modell hier an der Grenze – griffbereit vor sich im Sattelschuh.

Unter der breiten Hutkrempe sitzen zwei rauchgraue und ziemlich weit auseinanderstehende Augen. Hohe Wangenknochen und eine kurze, gerade Nase werden von einem rötlichen Stoppelbart eingerahmt.

Das ist Ringo Rock. Einsneunzig groß, knapp zweihundert Pfund schwer, dreiunddreißig Jahre alt, von denen er zehn Jahre bei den Indianern lebte.

Er ist der Mann, der ein Frachtfuhrunternehmen gegründet hat und der nun vor der schwierigen Aufgabe steht, bis zum Winter einen Armeekontrakt zu erfüllen, der ihn entweder zum wohlhabenden Manne machen – oder ihm und seinen Leuten den Tod bringen kann.

Und jetzt reitet er, obwohl er mit Sicherheit weiß, dass Indianer in der Nähe sind, aus seiner Deckung hervor und zu den rauchenden Trümmern eines überfallenen Wagenzuges hinunter.

Es ist nicht sein Wagenzug. Seine eigenen Mannschaften sind nicht unterwegs. Sie sind alle in Laramie und warten auf seine Rückkehr.

Nein, das dort unten war ein Treck mit Siedlern.

Sein Wallach schnaubt unruhig, als er den ersten leblosen Körper passiert. Es ist eine Frau. Sie muss um ihr Leben gerannt sein. Ringo Rock blickt schnell wieder weg und schluckt schwer. Das, was er sieht, kann auch ein harter Mann, der sich fest in der Hand hat, kaum ertragen.

Er reitet näher an die Wagen heran, umkreist sie und findet auch das Dutzend toter Kavalleristen. Man hat ihnen die blauen Uniformen ausgezogen, aber Ringo Rock erkennt sie an dem roten Armeeunterzeug. Und Sergeant Pat Longfish kennt er sogar persönlich.

Aber jetzt ist Pat Longfish tot. Alle sind tot.

Hier ist kein Leben mehr.

Und das wollte Ringo Rock genau wissen. Es war seine Menschenpflicht, nachzusehen, ob vielleicht nicht doch ein armer Teufel noch am Leben blieb und Hilfe brauchte.

Der Mann starrt auf die bunt gefiederten Pfeile – und auf die abgeschlagenen Armstümpfe der Toten.

Cheyenne!, denkt er bitter. Das waren Black Dogs Hundesoldaten!

Dann sieht er sich um.

Und er erblickt sie sofort.

Sie kommen drüben über den Hügel und bilden auf dessen Rücken eine Kette. Es sind zwölf.

Und der dreizehnte Mann reitet ein Stück vor der Kette seiner Krieger. Er trägt ein schwarzes Hundefell und die drei Federn, an denen man die Hundesoldaten der Cheyenne gut erkennen kann.

Es ist Black Dog.

Ringo Rock sieht sich um. Er rechnet schon damit, dass rings um ihn weitere Indianer auftauchen, aber die Hügelkämme im Norden, Osten und Süden bleiben leer.

Ringo Rocks Zähne werden sichtbar, als er die Lippen zurückzieht. Es ist ein grimmiges Zähneblecken.

Er will sein Pferd herumziehen und sich auf den Weg machen, damit ihm die roten Gentlemen nicht zu dicht auf den Pelz kommen – da sieht er, wie Black Dog die Hand hebt. Seine Reiter bleiben zurück, und er selbst kommt langsam auf Ringo Rock zugeritten.

»Aha, er will mit mir reden«, murmelt Ringo und wartet.

Der Rote kommt langsam heran.

Sie kennen sich gut. Als Ringo Rock noch ein Knabe war und in den Zelten der Hunkpapa-Sioux leben musste, trafen sich die Stämme manchmal an den Ufern des Platte River. Auch Black Dog war damals noch ein Knabe.

Er grinst den Weißen an, als er dicht vor ihm sein scheckiges Pferd verhält.

»Hookahey, Big Fox«, sagt er freundlich. »Ich werde deinen Skalp schon noch bekommen.«

Ringo Rock grinst zurück und sagt noch freundlicher: »Ni'inaei, Black Dog – gute Jagd, Schwarzer Hund! Eines Tages werde ich dich in das Schattenreich schicken.«

Black Dog nickt freundlich und wünscht nun ebenfalls »Ni'inaei« – »Gute Jagd«.

Nachdem sie sich auf diese Art begrüßt haben, starren sich beide eine Weile an. Dann deutet der Indianer langsam auf die rauchenden Trümmer und die verstreut im Gras liegenden Toten.

»Das war ich!«

»Die Seelen dieser Menschen werden bald aus dem Schattenreich auf dich niederspucken«, murmelt Ringo Rock grimmig. »Und der Adler-Häuptling, der Colonel, wird mit vielen Pferdesoldaten kommen und dich an einen Baum hängen.«

Black Dog schüttelt unmerklich den Kopf. In seinen dunklen Augen beginnt es zu glühen.

»Es ist Krieg, es ist schon lange Krieg. Und der Krieg wird anhalten, solange weiße Männer in dieses Land kommen. Großer Fuchs, ich weiß viele Dinge. Ich weiß, dass du der Mann bist, der bis zum Winter genügend Proviant, Kleidung und andere wichtige Dinge zu den friedlichen Dörfern schaffen soll. Du willst viele Wagenzüge durch dieses Land führen, deren Ladungen für die Abtrünnigen unserer Stämme bestimmt sind. Der große Soldatenhäuptling hat versprochen, dass er alle zahmen Indianer beschützen wird, dass sie Proviant und Kleidung und viele andere Dinge erhalten, wenn sie friedlich in ihren Dörfern bleiben und sich nicht darum kümmern, dass die Weißen ihr Land in Besitz nehmen, die Büffel töten und überall Forts errichten. So ist es doch?«

Ringo Rock nickt.

»So ist es! Für alle friedlichen Indianer sorgt die Regierung der Vereinigten Staaten. Sie bekommen alles Notwendige, um in Ruhe leben zu können. Sie werden nicht hungern. Es wird ihnen im Winter gutgehen. Sie teilen mit uns ihr Land. Also teilen wir mit ihnen alles, was zum Leben notwendig ist. Aber du willst das nicht, Black Dog?«

»Wagh! Iho! Niemals! Wir sind die Herren! Wir wollen euch nicht. Immer haben eure großen Häuptlinge gelogen! Wir wollen Krieg, bis kein Weißer mehr in unserem Lande ist. Das will ich! Das will Rote Wolke! Das will Crazy Horse! Und das will Tatanka Yotanka, den ihr Sitting Bull nennt. Krieg!«

»Aber viele andere große Häuptlinge wollen Frieden«, murmelt Ringo Rock...

Erscheint lt. Verlag 13.7.2024
Reihe/Serie G. F. Unger Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • abenteuerromane kindle • abenteuerromane kindle deutsch • abenteuerromane kindle für erwachsene • alfred-bekker • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Cassidy • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • für Erwachsene • g f barner • gf unger • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Indianer • Jugend • karl-may • Karl May • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Romanheft • Roman-Heft • Serie • spannend • Western • western country • western country exklusiv • western deutsch • western ebook deutsch • western e books • western hefte • Western Klassiker • Westernreiten • Western-roman • Westernroman • Western Romane • western romane bastei • western romane deutsch • western romane kindle deutsch • western romanhefte • Wilder Westen • Wilder-Westen • Wild West • Wildwestromane • Wild West Romane • Winnetou • Wyatt Earp
ISBN-10 3-7517-7145-X / 375177145X
ISBN-13 978-3-7517-7145-0 / 9783751771450
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